Nach Druck der EU-Kommission: Eon verkauft Hochspannungsnetz

Der Konzern verkauft sein Hochspannungsnetz für rund eine Milliarde Euro an einen niederländischen Netzbetreiber. Viele begrüßen das Geschäft. Es könne mehr Wettbewerb bringen.

Eon verkauft sein Stromnetz, Greenpeace findet's gut. Bild: ap

BERLIN taz | Der Energiekonzern Eon hat sein Hochspannungsnetz in Deutschland verkauft. Für rund eine Milliarde Euro geht es an den niederländischen Netzbetreiber Tennet. Dies bestätigte der Konzern am Dienstag in Düsseldorf. Bis zum Jahresende soll der Verkauf dann abgeschlossen sein.

Eon ist damit der zweite große Energiekonzern in Deutschland, der sich von seinem Übertragungsnetz trennt. Denn auch Vattenfall steht kurz vor einer endgültigen Besiegelung des Verkaufs an ein Konsortium aus Goldman Sachs und Tochtergesellschaften der Allianz und der Deutschen Bank. Während Vattenfall jedoch freiwillig verkauft, wurde Eon von der Europäischen Kommission dazu gedrängt, die mit einer Kartellrechtsstrafe gedroht hatte.

Tennet übernimmt von Eon komplett die Konzerntochter Transpower zum vorläufig vereinbarten Kaufpreis von 1,1 Milliarden Euro. Das regionale Verteilernetz bleibt in Eons Händen.

Eon und Vattenfall hätten ohne den Verkauf vor großen Investitionen gestanden. Da ihre Gebiete an der Küste liegen, hätten sie wegen des geplanten Ausbaus der Offshore-Windkraft in den kommenden Jahren Milliarden in den Ausbau ihrer Leitungen anlegen müssen.

Der Verkauf an die Niederländer wird von vielen Seiten begrüßt. "Wichtig für uns ist, dass Netzbetreiber neutral und effizient sind", sagt die Sprecherin des Bundesverbands neuer Energieanbieter, Kerstin Rippel. "Tennet hat gute Erfahrungen, denn in den Niederlanden sind Stromvertrieb und Netzbetrieb komplett getrennt."

Energieexperte Andree Böhling von der Umweltorganisation Greenpeace bewertet den Schritt aus ökologischer Sicht: "Die Stromnetze sind das Nadelöhr beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die Übertragungsnetze den Ausbau nicht verhindern." Wettbewerb sei dafür ganz wichtig. Als Nächstes müssten auch die beiden Energiekonzerne RWE und EnBW ihre Netze abtreten.

Eine unmittelbare Folge für den Endverbraucher durch den Leitungsverkauf sieht Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung nicht, die auch Professorin für Energieökonomik in Berlin ist. "Weder positiv noch negativ", sagte sie der taz. Potenziell könne dadurch mehr Wettbewerb entstehen, die von der Bundesnetzagentur geregelten Netzentgelte würden davon allerdings unberührt bleiben.

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