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SPD-Parteitag in DresdenGabriel räumt Fehler ein

Aussprache über das Wahldebakel beim SPD-Parteitag in Dresden: Münteferings Ursachenanalyse fällt wolkig aus. Gabriel setzt auf Selbstkritik und Aufbruchsrhetorik.

"Es war falsch, die Leiharbeit auszudehnen": Sigmar Gabriel. Bild: dpa

Den lautesten Applaus bekam der scheidende SPD-Chef Franz Müntefering nicht für sich, sondern für Frank-Walter Steinmeier. Steinmeier habe als Kanzlerkandidat viel für die SPD getan, rief Müntefering. 525 Genossen applaudierten lange - und fast konnte man den Eindruck haben, dass die sozialdemokratische Familie intakt ist.

Münteferings Abschiedsrede hielt eine mittlere Linie. Die Wahl war eine schlimme Niederlage für die SPD, ist aber kein Grund zur Verzagtheit, so die Botschaft. Der Ex-SPD-Chef, den viele in der Partei für den Hauptverantwortlichen des Wahldebakels halten, stellte fest: "Die Dimension der Niederlage ist das Erschreckende." Und: "Die Niederlage war selbst verschuldet." Doch wer in der SPD woran schuld war und an welchen Fehlern Müntefering selbst in den letzen elf Jahren teilhatte, das blieb ungesagt.

Auch Münteferings Ursachenanalyse fiel wolkig aus. Die SPD habe es nicht vermocht, "Abstiegsängste der Mittelschicht" aufzufangen und glaubhafte Aufstiegshoffnungen zu wecken". Doch warum, blieb offen.

Der Zweck dieses Auftritts war klar. Müntefering verzichtete auf eine offensive Rechtfertigung, um den Unmut der Delegierten und der SPD-Linken nicht zu schüren. "Der will löschen, damit hier nicht das Dach brennt", so ein SPD-Stratege. Müntefering fügte sich damit in die Dramaturgie des Parteitags ein. Er hielt eine moderate Rede, die nicht viel Angriffsfläche bieten sollte. Die Ansage, was die SPD nun tun muss, überließ er dem neuen SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Ziemlich still wurde es, als Müntefering in höchsten Tönen die Vorzüge innerparteilicher Demokratie und der Parteigremien lobte und die SPD vor zu viel "Vorabsprachen" warnte. Das war aus dem Mund Münteferings, der die Partei jahrelang resolut mit "Vorabsprachen" auf Linie gebracht hatte, ein Satz hart an der Grenze zur Bigotterie.

Der Beifall für Müntefering war höflich, ausdauernd, aber auch pflichtschuldig. Danach durften die Delegierten Dampf ablassen. 66 Genossen debattierten über fünf Stunden lang die Lage. Vor allem von der Parteilinken hagelte es Kritik. Doch was aus der Fundamentalkritik an der neoliberalen Wende konkret folgt, blieb ebenso undeutlich wie Münteferings Fehleranalyse.

Nach siebeneinhalb Stunden trat Sigmar Gabriel ans Rednerpult und bekundete, betont bescheiden, dass er "Lampenfieber" habe. Seine Rede hatte einen anderen Sound als die von Müntefering: Sie war aggressiver, auch schärfer. Die SPD müsse begreifen, warum sie ausgerechnet in der tiefsten Krise des Finanzkapitalismus eine historische Wahlniederlage erlitten habe.

Die Mehrheit der Gesellschaft, sagte Gabriel, sei doch "für Mindestlöhne, gegen Atomenergie und gegen eine Zweiklassenmedizin" und trotzdem habe sie nicht SPD gewählt. Warum? Weil wir, so Gabriel unter lautem Beifall, uns zu sehr an "die herrschende Lehre der Neoliberalen" angepasst haben. Der neue SPD-Chef verteidigte zwar mit den üblichen rhetorischen Floskeln die SPD-Regierungszeit - doch seine Intonation war anders, kritischer, frischer als sonst üblich. "Es war falsch, die Leiharbeit so auszudehnen, dass Armutslöhne alltäglich geworden sind", kritisierte Gabriel in Dresden mit viel Verve. "Wir dürfen uns nicht in Vorstandsetagen und Sitzungsräume zurückziehen", so Gabriel. Die SPD muss wieder "Antennen für die Stimmung im Volk entwickeln." Die Antenne für die Stimmung in der SPD hat ihr neuer Chef jedenfalls.

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34 Kommentare

 / 
  • H
    Hamlet

    Diese ewige Litanei das Oskar Lafontaine

    schuld am Zustand der SPD sein sollte,

    kann man nur noch als Grenzdebil bezeichnen.

    Oskar Lafontaine hat 1999 das einzig Richtige

    getan,nämlich zurücktreten.

    Ursache war der Schwenk Schröders/Fischer zur

    Liberalisierung der Finanzmärkte.Das sind jene

    Märkte die ganze Volkswirtschaften in Bedrängnis

    gebracht haben.Die durch ihre Gier Hundertausende

    von Arbeitplätzen vernichtet haben.Die rot-grüne

    Regierung Schröders ist direkt für dieses

    Desaster verantwortlich.Die Agenda 2010 war nur

    noch der nächste logische Schritt,die Volksmassen

    in die Armut zu treiben und dem Großkapital

    nach Belieben Billigstarbeitskräfte zu zutreiben.

    Flankiert wurde dies noch durch völkerrechts-

    widrige Angriffskriege.

    Oskar Lafontaine als Dauerbuhmann dafür verant-

    wortlich zu machen ist mehr als primitiv.

  • SE
    Stephan Ebers

    Das mag wohl schon ein Eiertanz auf diesem Parteitag sein. Ein Fähnlein der Aufrechten ist neben den Auflinken zur Schrumpfpartei zusammen zu halten. Vor 50 Jahren begann der politische Abstieg. Erst einmal unmerklich, weil Antikommunismus ein Programm ersetzte und da versuchte die SPD stets die CDU zu übertreffen. Als ob dadurch das konservative Volk zu beeindrucken wäre. In den 60er Jahren war der Machterhalt wichtiger als der Widerstand gegen die Notstandsgesetze und in den 70ern wurde die SPD-Idylle, endlich einmal stubenrein geworden zu sein, auch nicht durch die Berufsverbote getrübt.

    Aber die Identifikation mit einer linken Partei war längst verschwunden. Die SPD wurde nur gewählt, weil die CDU noch furchtbarer war. Sie wurde ein Sammelbecken verkrachter Existenzen, die in der Partei Karriere machten. Jene Diktatoren, die jetzt langsam vom Sockel gestoßen werden. Sie begriffen schnell, dass in dieser Partei alles erlaubt war - außer gegen die Parteiräson zu verstoßen. Diese kam von ganz oben. Aus dieser Ignoranz heraus entstanden die Grünen und wiederum etliche Jahre später die Linkspartei. Die Sozialdemokratie hat ein Glaubwürdigkeitsproblem seit Jahrzehnten. Deshalb haben sich die Wähler von ihr abgekehrt. Oder sollte es jemand honorieren, wenn frei gewählte Abgeordnete genötigt werden ihre Stimme, entgegen ihrer Überzeugung, für eine Sache abzugeben, weil der oberste Zampano mit Rücktritt droht?

    Mit dieser Erblast müssen sich die Genossen in Dresden herumschlagen und ohne diese Befreiung davon wird diese Partei eine 18%-Partei bleiben. Das hieße aber auch sein eigenes Handeln der letzten 11 Jahre einer selbstkritischen Würdigung zu unterziehen. Am 1. Mai 2006 schimpfte Othmar Schreiner auf die Agenda 2010 und die Hartz-Gesetze, prangerte die schreiende Ungerechtigkeit an - merkwürdig es war doch seine Partei, die diese Gesetze mit Gewalt durchgedrückt hatten. So etwas fällt auch dem schlichtesten Wähler auf.

  • P
    Potzblitz

    Fehler einräumen...und dann weiter wie bisher. Nu abba ab unta 20 %.

  • A
    Adebar

    "Deswegen hält sich dann das Mitleid in Grenzen, wenn die SPD nächstens an der 5-Prozent-Hürde scheitern wird..."

     

    Und da ist nur der Oskar und die Linkspartei schuld.........

    Klar. Die Spezialdemokraten braucht keiner mehr. Die nur noch wenigen wirklichen sozialdemokratischen Genossen gehören bald der Linkspartei an. Der Seeheimer Spezialdemokratenklüngel ist besser beim Arbeitnehmerflügel der CDU angesiedelt und Netzwerker, die genauso überflüssig sind wie eigentlich auch die FDP, gehören auch besser zur Für Dicke Posten Partei (FDP).

  • W
    Wolf

    Da die SPD sich nicht wirklich zu einer radikalen neuen Programmatik und unbelasteten Personalwechsel entschieden haben, wirkt sie weiter unglaubwürdig und ist absolut nicht wählbar.

    Fast alle die gleichen alten Leute mit unsozialer Gesinnung in neuer Verpackung, das wars wohl auch.

    Und die Masse an dummen Deligierten, welche wiederholt nur die Abnicker sind !

     

    Keine konkrete Abkehr von den sozialen Untaten i.d. letzten Jahren und öffentliche Darlegung zur Umkehr in ihre sozialdemokratischen Grundwerte.

     

    Bekanntlich beginnt der Fisch vom Kopf her an zu stinken und ein bereits verdorbener Fisch stinkt

    von vornerein und ist ungenießbar.

     

    Göthe: "An den Taten sollst du sie erkennen".

    Schwätzer und Pöstchenjäger hat die SPD genug.

     

    Arme SPD, wer hat die Arbeiter wieder verraten, es waren die schwätzenden Sozialdemokraten !

     

    Die "Gabriele" ist der Totengräber und sein eigens bester Kunde für seinen eigenen Sarg !

  • KD
    K.- D. Tangl

    ein Schritt aber auch nur ein Schritt in die Richtung in die es gehen sollte, nach den neo liberalen Vorbereitungen in der Schröder Ära scheint die Selbstzufriedenheit einer Selbstkritik gewichen zu sein, die jetzige Politik der schwarz gelben Regierung hat die SPD eingeleitet.

    Ich schau mir das mal an

  • VR
    Volker Rockel

    Zweifelsohne ist die Rückwärtsgewandtheit und die Anhängigkeit einiger GenossenInnen an die eigenen Entscheidungen der letzten Jahre - in Teilen der Fraktion wie auch der alten/neuen politischen Führungsriege der Partei - die größte Herausforderung die auf Sigmar Gabriel wartet!

     

    Die Tatsache, dass es offensichtlich immer noch GenossenInnen gibt, die sich verweigern die Ursachen des Wahldesasters in ihrem eigenen Handeln zu erkennen, macht die Aufgabe der sich Simar Gabriel stellt nicht einfach!

     

     

    Es ist also, wie auch auf dem Dresdner Parteitag deutlich wurde, offensichtlich nicht nur eine Orientierungslosigkeit, die die alten Führungsriege der SPD zeitweise befallen hat und dem Wahldesaster vom 27.09.2009 Vorschub leistete; sondern es scheint auch weiterhin eine Art kognitive Dissonanz zu geben, die offenbar den einen oder anderen Spitzenpolitiker in der SPD noch belastet!

     

     

    Dennoch bleibt festzustellen: Die Wahl des Sigmar Gabriel in den Vorstandsvorsitz ist eine gute Entscheidung, die der SPD weiterhelfen wird!

     

    Und ohne Frage ist eine wiedererstarkte SPD, nach dem was sich in der Koalition von CSU/CSU und FDP auf der Bundesebene an desaströser politischer Ausrichtung abzeichnet, wichtiger denn je für Deutschland!

  • D
    duck

    guter artikel!! ich bin ein linkswaehler. aber mich interessiert es sehr was in der spd abgeht. ich hoffe nur das der linke fluegel in zukunft sich mehr durchsetzen wird. man kann es aber nur hoffen... was an sich total verrueckt ist wenn man sieht was in der welt passiet. schroeder hat das grab geschaufelt.und wie wir alle wissen hat die spd nur eine chance wenn wir wieder fuer das kaempfen was eine gerechte geselschaft ausmacht. der gewinner muss seinen beitrag leisten. anders funktioniert es nicht. aber das wissen die meisten tazleser eh....guten tag

  • C
    Comment

    Da mich diese Partei wegen meines Geschlechtes bereits überwunden hat, sollte es mir egal sein was aus ihr wird.

    Solange gegenüber der verlustig gegangenen männlichen Wählerschaft nicht öffentlich und angemessen um Entschuldigung gebeten wird und entsprechende Konzepte mit denen gemeinsam erarbeitet und von dieser Partei deutlich öffentlich vertreten werden, ist´s mir auch egal.

    Könnte sein, dass manch andere Männer das ähnlich sehen wie ich.

     

    Gute Nacht!

  • A
    avelon

    Danke, Saby!

     

    Ganz meine Meinung. Von Arbeiterpartei zur Volkspartei war mit dem Godesberger Programm ein gravierender Fehler der SPD.

     

    Die SPD wird dort landen, wohin sich die FDP wuenschte. 18 Prozent ...

  • K
    Kati

    Mit 94,2 % haben sie ihn inthronisiert. Hoecker würde Grinsen über diese willfährige Masse auf dem ..äh..Schröderianer Parteitag.

    Ab gehts unter 20 %. Diese Partei braucht niemand mehr.

  • J
    joHnny

    Schröder hin, Münte her, das SPD-Dilemma begann mit dem Vertrauensbruch des Flüchtlings LaFontaine; Siegmar wird Oskar hoffentlich zeigen, wie er mit Kampfeswille und Kondition VORWÄRTS und nicht zurück in die DDR geht!...

  • L
    Lazertis

    In jeder religiösen oder sozialpolitischen Gemein-

    schaft sind diejenigen, welche die Ideale dieser

    Gemeinschaft konsequent leben stets in der Minder-

    heit. Machen aber doch Glaubwürdigkeit und

    Zugkraft derselbigen aus.

    Der SPD scheint aber auch diese Minderheit ausge-

    gangen zu sein. Ihre Amtsträger lassen lieber

    ihre "Urklientel" im Regen stehen, als selber

    einmal eine kalte Dusche zu riskieren. Bis auf

    sehr wenige Ausnahmen, die in dieser Partei auch

    nicht gerade ein leichtes Leben haben. Ich muss

    da an Frau Ypsilanti denken?!

     

    Also liebe SPD was tun. Wie wäre es mit Singen. Das erleichtert das Gemüt. Ich schlage ein Lied

    von Christian Anders vor, "Es fährt ein Zug nach

    Nirgendwo".

     

    Alles einsteigen !

  • M
    MistahJones

    Na immerhin mal Kritik.

    Vielleicht kann Gabriel ja was bewegen und die SPD in der Opposition stärken.

    Auch wenns Floskeln sind: Deutschland braucht eine starke SPD.

    Außerdem sollte die SPD zur Agenda stehen. Dieses ewige hin und her wars gerade, was sie unglaubwürdig gemacht hat und auch wenns hier niemand hören will, die Agenda war gut für Deutschland!

  • RS
    Rainer Schirmer

    Spätestens heute ist den SPD-Parteitagsteilnehmern hoffentlich deutlich geworden, vor welchen traurigen Gestalten sie jahrelang in voreilendem Gehorsam Demutshaltung eingenommen haben.

    Jeder weitere Kommentar erübrigt sich.

  • JK
    Juergen K.

    Jetzt weiss ich, was mir als Hartz4-ler fehlt:

     

    Erziehung. Ganz einfach Erziehung zur Leistung.

     

    Schade, dass ich das nicht verstehe.

    Vielleicht liegt nur ein Verrmittlungsproblem vor!?

     

    Gabriel!

    So wirst Du nicht Engel meiner Verkündigung.

  • S
    Saby

    Schon die alten Griechen wussten: Wen die Götter verderben wollen, den lassen sie erst mal der Hybris verfallen – auf deutsch: dem Hochmut, der Verblendung, der Arroganz, der Überheblichkeit.

    Münte macht’s gerade beispielhaft vor.

    Deswegen hält sich dann das Mitleid in Grenzen, wenn die SPD nächstens an der 5-Prozent-Hürde scheitern wird...

  • H
    Hamlet

    Diese ewige Litanei das Oskar Lafontaine

    schuld am Zustand der SPD sein sollte,

    kann man nur noch als Grenzdebil bezeichnen.

    Oskar Lafontaine hat 1999 das einzig Richtige

    getan,nämlich zurücktreten.

    Ursache war der Schwenk Schröders/Fischer zur

    Liberalisierung der Finanzmärkte.Das sind jene

    Märkte die ganze Volkswirtschaften in Bedrängnis

    gebracht haben.Die durch ihre Gier Hundertausende

    von Arbeitplätzen vernichtet haben.Die rot-grüne

    Regierung Schröders ist direkt für dieses

    Desaster verantwortlich.Die Agenda 2010 war nur

    noch der nächste logische Schritt,die Volksmassen

    in die Armut zu treiben und dem Großkapital

    nach Belieben Billigstarbeitskräfte zu zutreiben.

    Flankiert wurde dies noch durch völkerrechts-

    widrige Angriffskriege.

    Oskar Lafontaine als Dauerbuhmann dafür verant-

    wortlich zu machen ist mehr als primitiv.

  • SE
    Stephan Ebers

    Das mag wohl schon ein Eiertanz auf diesem Parteitag sein. Ein Fähnlein der Aufrechten ist neben den Auflinken zur Schrumpfpartei zusammen zu halten. Vor 50 Jahren begann der politische Abstieg. Erst einmal unmerklich, weil Antikommunismus ein Programm ersetzte und da versuchte die SPD stets die CDU zu übertreffen. Als ob dadurch das konservative Volk zu beeindrucken wäre. In den 60er Jahren war der Machterhalt wichtiger als der Widerstand gegen die Notstandsgesetze und in den 70ern wurde die SPD-Idylle, endlich einmal stubenrein geworden zu sein, auch nicht durch die Berufsverbote getrübt.

    Aber die Identifikation mit einer linken Partei war längst verschwunden. Die SPD wurde nur gewählt, weil die CDU noch furchtbarer war. Sie wurde ein Sammelbecken verkrachter Existenzen, die in der Partei Karriere machten. Jene Diktatoren, die jetzt langsam vom Sockel gestoßen werden. Sie begriffen schnell, dass in dieser Partei alles erlaubt war - außer gegen die Parteiräson zu verstoßen. Diese kam von ganz oben. Aus dieser Ignoranz heraus entstanden die Grünen und wiederum etliche Jahre später die Linkspartei. Die Sozialdemokratie hat ein Glaubwürdigkeitsproblem seit Jahrzehnten. Deshalb haben sich die Wähler von ihr abgekehrt. Oder sollte es jemand honorieren, wenn frei gewählte Abgeordnete genötigt werden ihre Stimme, entgegen ihrer Überzeugung, für eine Sache abzugeben, weil der oberste Zampano mit Rücktritt droht?

    Mit dieser Erblast müssen sich die Genossen in Dresden herumschlagen und ohne diese Befreiung davon wird diese Partei eine 18%-Partei bleiben. Das hieße aber auch sein eigenes Handeln der letzten 11 Jahre einer selbstkritischen Würdigung zu unterziehen. Am 1. Mai 2006 schimpfte Othmar Schreiner auf die Agenda 2010 und die Hartz-Gesetze, prangerte die schreiende Ungerechtigkeit an - merkwürdig es war doch seine Partei, die diese Gesetze mit Gewalt durchgedrückt hatten. So etwas fällt auch dem schlichtesten Wähler auf.

  • P
    Potzblitz

    Fehler einräumen...und dann weiter wie bisher. Nu abba ab unta 20 %.

  • A
    Adebar

    "Deswegen hält sich dann das Mitleid in Grenzen, wenn die SPD nächstens an der 5-Prozent-Hürde scheitern wird..."

     

    Und da ist nur der Oskar und die Linkspartei schuld.........

    Klar. Die Spezialdemokraten braucht keiner mehr. Die nur noch wenigen wirklichen sozialdemokratischen Genossen gehören bald der Linkspartei an. Der Seeheimer Spezialdemokratenklüngel ist besser beim Arbeitnehmerflügel der CDU angesiedelt und Netzwerker, die genauso überflüssig sind wie eigentlich auch die FDP, gehören auch besser zur Für Dicke Posten Partei (FDP).

  • W
    Wolf

    Da die SPD sich nicht wirklich zu einer radikalen neuen Programmatik und unbelasteten Personalwechsel entschieden haben, wirkt sie weiter unglaubwürdig und ist absolut nicht wählbar.

    Fast alle die gleichen alten Leute mit unsozialer Gesinnung in neuer Verpackung, das wars wohl auch.

    Und die Masse an dummen Deligierten, welche wiederholt nur die Abnicker sind !

     

    Keine konkrete Abkehr von den sozialen Untaten i.d. letzten Jahren und öffentliche Darlegung zur Umkehr in ihre sozialdemokratischen Grundwerte.

     

    Bekanntlich beginnt der Fisch vom Kopf her an zu stinken und ein bereits verdorbener Fisch stinkt

    von vornerein und ist ungenießbar.

     

    Göthe: "An den Taten sollst du sie erkennen".

    Schwätzer und Pöstchenjäger hat die SPD genug.

     

    Arme SPD, wer hat die Arbeiter wieder verraten, es waren die schwätzenden Sozialdemokraten !

     

    Die "Gabriele" ist der Totengräber und sein eigens bester Kunde für seinen eigenen Sarg !

  • KD
    K.- D. Tangl

    ein Schritt aber auch nur ein Schritt in die Richtung in die es gehen sollte, nach den neo liberalen Vorbereitungen in der Schröder Ära scheint die Selbstzufriedenheit einer Selbstkritik gewichen zu sein, die jetzige Politik der schwarz gelben Regierung hat die SPD eingeleitet.

    Ich schau mir das mal an

  • VR
    Volker Rockel

    Zweifelsohne ist die Rückwärtsgewandtheit und die Anhängigkeit einiger GenossenInnen an die eigenen Entscheidungen der letzten Jahre - in Teilen der Fraktion wie auch der alten/neuen politischen Führungsriege der Partei - die größte Herausforderung die auf Sigmar Gabriel wartet!

     

    Die Tatsache, dass es offensichtlich immer noch GenossenInnen gibt, die sich verweigern die Ursachen des Wahldesasters in ihrem eigenen Handeln zu erkennen, macht die Aufgabe der sich Simar Gabriel stellt nicht einfach!

     

     

    Es ist also, wie auch auf dem Dresdner Parteitag deutlich wurde, offensichtlich nicht nur eine Orientierungslosigkeit, die die alten Führungsriege der SPD zeitweise befallen hat und dem Wahldesaster vom 27.09.2009 Vorschub leistete; sondern es scheint auch weiterhin eine Art kognitive Dissonanz zu geben, die offenbar den einen oder anderen Spitzenpolitiker in der SPD noch belastet!

     

     

    Dennoch bleibt festzustellen: Die Wahl des Sigmar Gabriel in den Vorstandsvorsitz ist eine gute Entscheidung, die der SPD weiterhelfen wird!

     

    Und ohne Frage ist eine wiedererstarkte SPD, nach dem was sich in der Koalition von CSU/CSU und FDP auf der Bundesebene an desaströser politischer Ausrichtung abzeichnet, wichtiger denn je für Deutschland!

  • D
    duck

    guter artikel!! ich bin ein linkswaehler. aber mich interessiert es sehr was in der spd abgeht. ich hoffe nur das der linke fluegel in zukunft sich mehr durchsetzen wird. man kann es aber nur hoffen... was an sich total verrueckt ist wenn man sieht was in der welt passiet. schroeder hat das grab geschaufelt.und wie wir alle wissen hat die spd nur eine chance wenn wir wieder fuer das kaempfen was eine gerechte geselschaft ausmacht. der gewinner muss seinen beitrag leisten. anders funktioniert es nicht. aber das wissen die meisten tazleser eh....guten tag

  • C
    Comment

    Da mich diese Partei wegen meines Geschlechtes bereits überwunden hat, sollte es mir egal sein was aus ihr wird.

    Solange gegenüber der verlustig gegangenen männlichen Wählerschaft nicht öffentlich und angemessen um Entschuldigung gebeten wird und entsprechende Konzepte mit denen gemeinsam erarbeitet und von dieser Partei deutlich öffentlich vertreten werden, ist´s mir auch egal.

    Könnte sein, dass manch andere Männer das ähnlich sehen wie ich.

     

    Gute Nacht!

  • A
    avelon

    Danke, Saby!

     

    Ganz meine Meinung. Von Arbeiterpartei zur Volkspartei war mit dem Godesberger Programm ein gravierender Fehler der SPD.

     

    Die SPD wird dort landen, wohin sich die FDP wuenschte. 18 Prozent ...

  • K
    Kati

    Mit 94,2 % haben sie ihn inthronisiert. Hoecker würde Grinsen über diese willfährige Masse auf dem ..äh..Schröderianer Parteitag.

    Ab gehts unter 20 %. Diese Partei braucht niemand mehr.

  • J
    joHnny

    Schröder hin, Münte her, das SPD-Dilemma begann mit dem Vertrauensbruch des Flüchtlings LaFontaine; Siegmar wird Oskar hoffentlich zeigen, wie er mit Kampfeswille und Kondition VORWÄRTS und nicht zurück in die DDR geht!...

  • L
    Lazertis

    In jeder religiösen oder sozialpolitischen Gemein-

    schaft sind diejenigen, welche die Ideale dieser

    Gemeinschaft konsequent leben stets in der Minder-

    heit. Machen aber doch Glaubwürdigkeit und

    Zugkraft derselbigen aus.

    Der SPD scheint aber auch diese Minderheit ausge-

    gangen zu sein. Ihre Amtsträger lassen lieber

    ihre "Urklientel" im Regen stehen, als selber

    einmal eine kalte Dusche zu riskieren. Bis auf

    sehr wenige Ausnahmen, die in dieser Partei auch

    nicht gerade ein leichtes Leben haben. Ich muss

    da an Frau Ypsilanti denken?!

     

    Also liebe SPD was tun. Wie wäre es mit Singen. Das erleichtert das Gemüt. Ich schlage ein Lied

    von Christian Anders vor, "Es fährt ein Zug nach

    Nirgendwo".

     

    Alles einsteigen !

  • M
    MistahJones

    Na immerhin mal Kritik.

    Vielleicht kann Gabriel ja was bewegen und die SPD in der Opposition stärken.

    Auch wenns Floskeln sind: Deutschland braucht eine starke SPD.

    Außerdem sollte die SPD zur Agenda stehen. Dieses ewige hin und her wars gerade, was sie unglaubwürdig gemacht hat und auch wenns hier niemand hören will, die Agenda war gut für Deutschland!

  • RS
    Rainer Schirmer

    Spätestens heute ist den SPD-Parteitagsteilnehmern hoffentlich deutlich geworden, vor welchen traurigen Gestalten sie jahrelang in voreilendem Gehorsam Demutshaltung eingenommen haben.

    Jeder weitere Kommentar erübrigt sich.

  • JK
    Juergen K.

    Jetzt weiss ich, was mir als Hartz4-ler fehlt:

     

    Erziehung. Ganz einfach Erziehung zur Leistung.

     

    Schade, dass ich das nicht verstehe.

    Vielleicht liegt nur ein Verrmittlungsproblem vor!?

     

    Gabriel!

    So wirst Du nicht Engel meiner Verkündigung.

  • S
    Saby

    Schon die alten Griechen wussten: Wen die Götter verderben wollen, den lassen sie erst mal der Hybris verfallen – auf deutsch: dem Hochmut, der Verblendung, der Arroganz, der Überheblichkeit.

    Münte macht’s gerade beispielhaft vor.

    Deswegen hält sich dann das Mitleid in Grenzen, wenn die SPD nächstens an der 5-Prozent-Hürde scheitern wird...