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Prohibition im RegionalverkehrMetronom startet Alkoholverbot

Die Eisenbahngesellschaft Metronom verbietet ab Sonntag den Konsum von Alkohol in ihren Zügen. Das Verbot gilt jeden Tag - und auch für das Feierabend-Bier.

So soll es im Metronom ab Sonntag nie mehr aussehen. Bild: Metronom

Der Metronom ist ein blau-gelber Zug, der unter anderem zwischen Hamburg und Bremen, zwischen Hamburg und Hannover und zwischen Hannover und Göttingen fährt. Betrieben wird der Metronom von der Metronom Eisenbahngesellschaft mit Sitz in Uelzen. Der Metronom hält oft und braucht entsprechend länger als die Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn. Dafür sind die Tickets für den Metronom günstiger. Ansonsten gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen Metronom und DB-Zügen.

Das wird sich ab Sonntag ändern. Dann nämlich startet in den Metronom-Zügen das bereits lang angekündigte Verbot für den Konsum von Alkohol. Das Verbot gilt in jedem Metronom zu jeder Tages- und Nachtzeit, an allen Wochentagen, für alle Fahrgäste und für alle Varianten von Alkohol, also auch das Feierabend-Bier oder das Hausfrauen-Sektchen. Die Metronom Eisenbahngesellschaft gestaltet das Verbot so umfassend, um gerecht zu bleiben und Diskussionen vor Ort zu vermeiden.

Das Alkoholverbot ist eine Reaktion auf die Probleme, die die Metronom Eisenbahngesellschaft und die Reisenden mit betrunkenen Fans, Partygängern und Volksfestbesuchern hatten. Besonders am Wochenende verwandelten sich viele der Züge in regelrechte "Katastrophengebiete", schreibt die Metronom-Gesellschaft auf einer eigens eingerichteten Website. Es geht um Müll, aber auch um zerstörtes Inventar und verstopfte Toiletten. Die zusätzlichen Kosten, die Vandalismus und Reinigung verursachen, seien auf über 500.000 Euro gestiegen, sagt Metronom-Sprecherin Tatjana Festerling.

Alk und Deutsche Bahn

Ganz so weit wie die Metronom Eisenbahngesellschaft ist die Deutsche Bahn AG noch nicht:

In Nahverkehrszügen prüft das Unternehmen erst ein Alkoholverbot. "Wir stehen der öffentlichen Diskussion um ein Alkoholverbot im öffentlichen Nahverkehr offen gegenüber", ist das aktuelle Statement der Pressestelle. Das Thema sei aber komplex, neue Regeln müssten mit den Verkehrsverbünden abgestimmt werden.

In Fernzügen sieht die Deutsche Bahn Alkoholmissbrauch nicht als Problem an.

In der Zeit zwischen dem 15. November und dem 30. November werden Verstöße gegen das Verbot im Sinne einer Übergangsfrist mit einer gelben Karte geahndet, auf der die Beförderungsbedingungen abgedruckt sind. Ab dem 1. Dezember "werden wir ernst machen", sagt Festerling. Wer im Zug trinkt oder geöffnete Alkoholbehältnisse dabei hat, muss 40 Euro Strafe zahlen. Wer danach noch weiter trinkt, muss den Zug verlassen.

Durchsetzen soll das Verbot der private Sicherheitsdienst des Metronom, der zahlenmäßig massiv aufgestockt werden soll. An Wochenenden mit Großveranstaltungen werde man über 100 zusätzliche Sicherheitsleute einsetzen. Bereits an den Türen werde aufgepasst, dass niemand mit offener Bierflasche oder ähnlichem den Zug betrete. Ohne Flasche in der Hand aber wird jeder Fahrgast befördert, ob betrunken oder völlig nüchtern.

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18 Kommentare

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  • HI
    Hans-Dieter Illing

    Super! Ein mutiger und richtiger Schritt. Bahnfahren wird dadurch viel ungefährlicher und schöner. Zu bestimmten konnte man ohne Bodygard gar nicht mehr unterwegs sein. Ein Schritt, den alle Bahngesellschaften übernehmen sollten.

  • E
    Erin

    Ich finde das Verbot absolut SUPER, uneingeschränkt!!

     

    Auch wenn es mir selbst manchmal Spaß macht, zur Entspannung im Zug ein Bier zu trinken. Aber damit kann man ja auch mal ein bisschen warten, oder?

     

    Ich finde es total rücksichtslos, im Zug Alkohol zu trinken und dann in der Gruppe immer lauter und enthemmter zu werden. Zugfahren machen viele nicht zum Spaß, sondern um zur Arbeit und zurück zu kommen. Wenn man das jeden Tag macht und oftmals angestrengte Arbeitstage von 10 h hinter sich hat, mag man sich nicht noch das pöbelhafte Gerede von Betrunken anhören, den Gestank und Müll ertragen.

     

    Und an die Adresse der "unbescholtenen" 70-Jährigen: Meiner langjährigen Erfahrung nach nerven den berufstätigen, sein Geld schwer verdienenden 30 - 60 Jährigen genau zwei Gruppen unter den Zugfahrern:

    Jugendliche mit aggressivem Gehabe

    und angetrunkende Rentnergruppen

     

    Letztere sind in Zügen wirklich die Pest und sie verhalten sich meistens noch viel unverschämter als junge Leute, weil sie oft über keine Selbstreflektion verfügen.

  • JB
    John Beton

    Zugfahren mit Saufen bringt doch viel mehr Spass, so ein Scheiss-Verbot. Mein Mitgefühl gilt den vielen Alkoholikern. Tipp: Rotwein in Colaflaschen, wahlweise auch mit der Cola gemischt. Schmeckt vorzüglich, ist günstig und man kann es farblich kaum unterscheiden. Prost!

  • H
    Holländer

    Super! Sollte man in alle Züge machen. Diese alkoholisierte Schreigruppen gehen einem richtig auf dem Keks (was auch mein Captcha ist :-)

  • JW
    Jochen Wagner

    Das Problem, den Alkoholmissbrauch, sehe ich wohl. Die Durchsetzung des Verbots in den Waggons wird aber m.E. grotesk: Wer ohnehin auf den Drink verzichten kann und kooperativ ist, wird nicht trinken. Dieser Personenkreis ist vermutlich aber auch nicht der, der das Waggon-Inventar ruiniert.

    Die Anderen, die sich bisher im Zug vollaufen ließen, werden nicht kooperieren. Ich, ein Nicht-Trinker, bin kreativ genug, mir in Sekunden ein Duzend Tricks auszudenken, wie man sich im Zug besaufen kann, ohne überführt zu werden. Glauben die Metronom-Ordner, die Säufer und Gröhler seien weniger einfallsreich?

    Und was machen wir mit Alkoholkranken? Die konnten bisher unauffällig trinken. Künftig sollen sie für ihre Krankheit bestraft oder vom öffentlichen Personenverkehr ausgeschlossen werden? Sie glauben nicht, welchen Einfallsreichtum Suchtkranke zeigen, wenn es um die Verheimlichung geht. Und wenn die Ersten doch erwischt und mit je 40 Euro für ihre Zwangshandlung bestraft werden, werden wir bald die ersten Verfassungsklagen haben. Denn das Hausrecht erlaubt nicht, Menschen wegen ihrer Krankheit zu inkriminieren.

    Das Verbot wirkt unbeholfen.

    Joe

  • F
    Flo

    Scheißverbot. Ich behaupte die große Mehrheit kann RUHIG auf ihrem Vierer sitzen und ihr Bierchen trinken ohne alles zuzumüllen und jeden anzupöbeln. Und so wird sich halt schon vor der Fahrt betrunken. Wer was kaputtmachen will, macht es somit so oder so. Da hilft auch ein Alkverbot nicht.

    Naja dann halt statt Bier zu trinken einfach die Cola mit einem "kleinen Schuss" anreichern. Oder wollen die an jeder Cola/Fanta/Sprite Flasche riechen?

  • JL
    Jay Loh

    Wer's eine Zuglänge nicht mehr ohne Alkoholkonsum aushalten kann, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

  • M
    MiBi

    Ganz ehrlich: das Verbot find ich gut, aus den im Artikel genannten Gründen und darüber hinaus, weil mein Sohn Bahnfahren als etwas Positives vermitteln möchte - die Abwehr trinkender Mitreisender und Flaschendrehenn mit halboffenen Spirituosenbehältnissen, "Reise nach Jerusalem" zum nicht verdreckten Sitzplatz gehören da jedenfalls nicht zu...

    Mika

  • TI
    Tells It Like It Is

    Ich hoffe doch wohl, dass offensichtlich Alkoholisierte gar nicht erst mit dürfen bzw. den Zug verlassen müssen...

  • M
    Marius

    Eine Unverschämtheit den Fahrgästen gegenüber, aber auch den SchaffnerInnen, die den ganzen Mist auch noch durchsetzen müssen (als ob da ein paar Securitys ausreichen würden...)

    Dann werden die Trinker eben demnächst ins Klo ausweichen, oder noch mehr pöbeln, wie es die Raucher bereits machen.

     

    SCHWACHSINN!

  • W
    wayne

    Oder erwägt den Gang zum Therapeuten...

    Wer bitte muss sich denn in der Haltezeit eines Zuges schnell Alkohol zuführen?

    Gegen das nervöse Zittern oder was?

  • M
    Mark

    Ich finds schade hab aber eigentlich kein Argument für Alk im Zug. Ausser das ich selbst gerne mal n Bier trinke auffem Weg zum Fussball oder Ähnlichem.

    Ich plädiere eher für ein Verbot von lauer Rapmusik aus Mobiltelefonen mit nicht jugendfreien Texten...

  • DN
    Dieter Niggemann

    Ich fahre sehr viel mit der Bahn. Sicherlich stören mich auch angetrunkene Mitfahrer.

    Aber welcher Personenkreis ist das denn?

    Ich könnte sie an dieser Stelle nennen. Sie findet man nur zu bestimmten Anlässen auf wenigen Strecken. Und wegen dieser Minderheit darf ich als unbescholtener Bürger (70 Jahre) fortan in den Metronom-Zügen kein Bier mehr trinken?

    Das finde ich - gelinde ausgedrückt - eine Schweinerei. Ich muß dafür büßen, daß sich eine Minderheit beim Genuß von Alkohol im Zug nicht benehmen kann. Das generelle Verbot ist der absolut falsche Weg. Das kann man nicht mit einem generellen Rauchverbot vergleichen, wo man von vernherein andere Fahrgäste belästigt.

    Metronom wird sich in Zukunft wundern, was sich dieser Personenkreis in Zukunft einfallen läßt. Die werden schon vorher auf dem Bahnhof zechen. Und dann herscht im Zug der gleiche Zustand. Ich möchte nicht wissen, wie dieser Personenkreis reagiert, wenn sie dann vom Personal der Metronom zur Ordnung aufgefordert werden. Und wie stellt sich Metronom denn die Kontrolle im Zug vor? Will das Personal an jeder Flasche schnuppern? Sonst kann man nicht feststellen, ob sich in einer Wasserflasche nicht etwa Wodka befindet. Der ist auch noch geruchsneutral, so daß auch noch probiert werden muß. Und mit den ganzen Proben ist nachher das Personal betrunken. Scherz beiseite, das generelle Alkoholverbot ist der absolut falsche Weg.

    Das Personal bei Metronom hat genug damit zu tun, auf einer Strecke von Bremen nach Hamburg, alle Fahrgäste zu kontrollieren.

    Vernünftiger wäre: Die Fahrgäste (ob nüchtern oder betrunken) die im Zug randalieren, eine Verwarnung erteilen und wenn das nicht greift, an der nächsten Haltestelle raus aus dem Zug.

    Und wenn das konsequent durchgeführt wird, hat dies langfristig eine bessere Wirkung.

  • B
    Bernd

    Wie sieht es wohl mit Alkohol gefüllten Pralinen aus?

  • H
    humboldt

    Alles klar !

    Das ist das Hausrecht der Metronom-Betreiber, keine Diskussionen mehr, egal, ich brauch auch nicht mit dem Metronom zu fahren.

    €500.000,-- im Jahr kosten sufende und randalierende Fahrgäste, aha, was kostet die Aufstockung des Sicherheitsdienstes ?

     

    Hoffentlich geht ihr pleite ! Zugfahren macht schonlange KEINEN SPASS MEHR.

  • S
    Stefan

    Ungeöffnet darf ich das Bier also mitnemen?

     

    Dann trifft man sich halt draussen vor dem Zug mit den Rauchern.

     

    Wer das Bier in der Haltezeit nicht packt steigt eben auf kurze um.

  • L
    luisa

    soso, der "private" sicherheitsdienst wird kontrollieren, und kassieren.

    nun ja, was ist mit der flasche sekt die ich zum geburtstag mitnehme, oder meinem einkauf der aus drei flaschen wein besteht? ? muß ich die dann in verwahrung geben oder 40 euro zahlen falls die bei einer taschenkontrolle gefunden wird ?

    darf überhaupt ein privater sicherheitsdienst einfach so mein reisegepäck filzen? fragen über fragen. darf ich als frau einem typen der mir an die wäsche will um eventuell geschmuggelten alkohol zu finden in die eier treten oder werde ich dann mit pfefferspray behandelt?

  • V
    vic

    Wo ist das Problem? Es sollte doch möglich sein, eine Nahverkehrsbahn zu benutzen ohne dabei zu saufen.