SOUNDTRACK

Viele wohlklingende Künstlernamen hätten sich für den Radsportfan Johannes Sigmonds angeboten: Schleck, Dinter, Longo und natürlich unvergessen: Merckx, der „Kannibale“. Er wählte allerdings den Nachnamen eines nur mittelbekannten dänischen Fahrers. Deshalb ist der Mann mit der lustigen Bart-Brille-Kombination in seiner niederländischen Heimat seit seinem Debütalbum 2008 als Blaudzun ein Begriff, füllt zunehmend größer werdende Hallen und platzierte sich mit seinem jüngst erschienenen dritten Album weit vorne in den dortigen Charts. Es geht dabei sicherlich nicht ausgesprochen innovativ zu; mehr liegt Sigmonds’ Musik auf den, nun ja, mittlerweile recht gut erschlossenen Pfaden, die Bands wie Bon Iver auch schon nicht als erstes gegangen sind. Aber sein US-amerikanischer Indiefolk ist gut gemacht, zeichnet sich durch feine Instrumentierung und schöne Harmonien aus und Sigmonds würde in einem Gesangswettbewerb, zum Beispiel mit Win Butler (Arcade Fire) in den Disziplinen Vibrato und Passagio jetzt auch nicht ganz schlecht abschneiden. Do, 14. 2., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30

Frisch aus der Tonne. Aufreizend leichtfüßig, mit verzerrt-verhalltem Gesang und Harmlosigkeit nun gerade nicht ausdrückender Gitarre in Surf- oder Psychedelic-Modus „erfreuen“ die aus Kalifornien stammenden Cosmonauts vermutlich die ansässigen Jugendlichen, die kein Surfbrett besitzen, weil sie a) kein Surfbrett besitzen wollen oder b) ihr Geld lieber für bewusstseinserweiternde Drogen ausgeben. Hier haben die jungen Leute noch schmutzige Jeans an, tragen langes Haar, sagen Rock und meinen es auch. Man kann auch sagen: da scheißen welche so richtig auf was. Kurt Cobain hätte sie geliebt. Mo, 18. 2., 20 Uhr, Molotow Bar, Spielbudenplatz 5

Was Noel und Adrian so machen oder gemacht haben, ist zumindest der größeren popkulturellen Öffentlichkeit bislang verborgen geblieben. Gesichert ist, dass die beiden Sons of Noel and Adrian Tom Cowan und Jacob Richardson in südenglischen Badeort Brighton noch ein paar „Kinder von“ (derzeit 13) um sich geschart haben, um sich an einem äußerst komplexen und gleichzeitig fließenden Entwurf kollektivistischen Musikmachens zu versuchen. Das Fundament – Folk – gerät dabei eher zum eher allgemeinen Referenzpunkt, denn die Entstehung eines eindeutigen Stils wird durch den exzessiven Einsatz noch jeden Instruments und noch jeder Idee nicht einmal in Grundzügen zugelassen. Eher lässt sich von einer opulenten Feier der Schwermut sprechen, in der irgendwo Musik beginnt (von klassischen Songs lässt sich eher nicht sprechen) diese Musik irgendwo vorbei- und nirgendwo ankommt. Dazu eine wunderbar vagabundierende tiefe Stimme, schön gesetzte Chöre, ein fortwährendes Schichten von Melodien und Baden in musikalischer Monumentalität. Das soll erst einmal jemand nachbauen. Mo, 18. 2., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20

Das Minimal Klezmer Trio wurde 2011 zunächst wohl nur als kurzlebiges Projekt gegründet. Mittlerweile haben die drei Venezianer allerdings eine ganze Reihe internationaler Festivals bespielt und dort für die Präsenz einer abseits orchestralen Tschingderassabums angesiedelten neuzeitlichen Spielart osteuropäischer Klesmer-Musik gesorgt. Die für diesen „kleinen Klesmer“ charakteristische puristische Instrumentierung – Klarinette, Melodica, Klavier, Cello und vereinzelte Percussion-Einsätze – verbindet sich hier mit Free-Jazz-Elementen und Improvisationslust, ohne dabei den Kern. d.h. in Traurigkeit gehüllte Tanzmusik, zu beschädigen. Mi, 20. 2., 21 Uhr, Frappant, Zeiseweg 9NILS SCHUMACHER