Kolumne EC-Karten: Macht euch mal nützlich, Banker!

Das Desaster mit den EC-Kartenchips wäre doch mal ein guter Anlass für die Banken, ihren Kunden schnell und tatkräftig zu helfen. Wie das gehen könnte, lesen Sie hier.

Der ehemalige US-Notenbankchef Paul Volcker hat kürzlich die Bankiers daran erinnert, dass ihr wichtigster Beitrag zum gesellschaftlichen Fortschritt in den vergangenen 25 Jahren der Geldautomat gewesen sei. Der sei "wenigstens nützlich". Was man von Kreditverkäufen, Derivaten und ähnlichen Innovationen ja nicht behaupten könne.

Und jetzt dieses Desaster. Der Sicherheitschip auf den EC- und Kreditkarten kann das Datum 2010 nicht richtig lesen. Ein Steinzeit-Computerfehler macht dreißig Millionen Plastikkarten von Bundesbürgern teilweise unbrauchbar. Die stehen am Automaten und bekommen kein Geld oder, schlimmer noch, sie sind mit ihrer Familie Essen gewesen und können die Rechnung nicht bezahlen.

In der Theorie ist der Umgang mit einem solchen Karten-GAU einfach. Wenn ein Gerät streikt, dann repariert man es oder tauscht es aus. Das kennen Sie von ihrer Digitalkamera. Für die Kosten kommen selbstverständlich Händler und Hersteller auf.

Ganz so einfach ist die Sache bei den Banken und den Karten wieder mal nicht. Denn erstens brauchen die Kunden die Karten im Alltag, um an Bargeld heranzukommen, um ihren Sprit an der Tankstelle zu bezahlen oder das oben erwähnte Abendessen im Restaurant. Sie können nicht Wochen auf den Austausch warten.

Und zweitens ist bei den Banken mal wieder keiner da, der über das Umtauschen oder Reparieren entscheiden mag. Direkt nach Neujahr weilen die Herren der Banken alle im wohlverdienten Urlaub. Junge Frauen werden mit beruhigenden Wischiwaschi-Meldungen vorgeschickt. Bloß kein Wort darüber, dass der Verursacher des Ärgers für das Versagen seines Produktes geradesteht. Stattdessen wird herumgedoktert. Anfang der Woche schalteten die Banken in Deutschland an den Automaten den Sicherheitschip auf den Karten sozusagen aus. Das Geldabheben würde ab Mittwoch wieder klappen, lautete die frohe Botschaft. Da wussten die Kunden aber immer noch nicht, ob ihre Karte von dem Problem überhaupt betroffen ist und ob sie jetzt auch wieder mit ihr bezahlen können.

Vor allem wissen sie nicht, ob ihr Plastikgeld beim Skiurlaub in Österreich und Italien - oder gar im Nicht-Euro-Ausland, also in der Schweiz, in Polen, Tschechien oder den USA - funktioniert. Hinter den Kulissen heißt es, wer unbedingt in Urlaub wolle, solle vielleicht doch Travellerschecks mitnehmen, wie in den Siebzigern. Notfalls müssten Kunden das Geld mit Western Union transferieren und die Quittung aufheben.

Es gäbe ein einfachere Lösung. Erstens: Anruf bei der kartenausgebenden Bank, die muss ja acht Tage nach dem GAU sagen können, ob die eigene Karte gestört ist. Zweitens: Falls ja, entschuldigt sich die Bank, macht Vorschläge, wie der Schaden schnell behoben werden kann, und sichert zu, dass sie etwaig entstehende Kosten trägt. Drittens: Die Bank richtet eine kostenlose 24-Stunden-Hotline ein, die entstehende Kundenprobleme lösen hilft. Reden ist besser als schweigen, helfen billiger als zahlen, und Banken wären wenigstens nützlich!

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