Kommentar Schulreform: Nur ein Zweckargument

Die Schulreform-Gegner wollen das Alte behalten. Ihnen ist die Aufteilung nach Klasse vier wichtig, nicht das Recht der Eltern zu wählen.

Nanu. Da predigten die Volksinitiativler monatelang das Elternwahlrecht, überzeugten viele dadurch, zu unterschreiben, und jetzt soll dieser Punkt auf einmal nicht mehr wichtig sein?

Fakt ist: Schwarz-Grün kommt den Eltern weit entgegen. Sechs statt vier Jahre Grundschule erhöhen schon mal den Bildungserfolg, vor allem für Bildungsbenachteiligte. Künftig gibt es mit Gymnasium und Stadtteilschule nur noch Schulformen, die den Weg zum Abitur bieten, nur eben einmal nach zwölf und einmal nach 13 Jahren. Und dann gibt es für alle, die auch gegen den Rat der Lehrer den schnelleren Weg probieren wollen, die Chance, das zu tun. Das Argument, in der Pubertät sei ein Probejahr ungünstig, trägt nicht. Das bestehende gegliederte System mutet Teenagern durch Abschulungen und Klassenmischungen viel härtere Wechsel zu.

Aber nein, die Scheuerl-Initiative will das Alte behalten. Ihr ist die Aufteilung nach Klasse vier wichtig, nicht das Recht der Eltern zu wählen. Das bedeutet: Nach Klasse vier geht die Hälfte der Kinder aufs Gymnasium. Bis zum Abitur muss aber jeder dritte diese Schulform wieder verlassen. Ein System, das Chancen verspielt und Kinder beschämt.

Gut fühlen können sich dabei nur jene, die sich sicher sind, zu den Gewinnern zu gehören. Die Eltern von "Wir wollen lernen" zählen dazu. Die Mehrheit der Hamburger aber nicht.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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