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KMK-Präsident über Schulsysteme"Ich verteile überhaupt niemanden"

Der neue Präsident der Kultusministerkonferenz, Ludwig Spaenle (CSU), will die Durchlässigkeit des Schulsystems verbessern – und aus der Hauptschule eine Mittelschule machen.

"Gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund bietet die Hauptschule niederschwellige Bildung", sagt der neue KMK-Präsident. Bild: dpa
Anna Lehmann
Interview von Anna Lehmann

taz: Herr Spaenle, Sie wollen sich als KMK-Präsident dafür einsetzen, dass jedes Land die gleichen Bildungsstandards einführt. Glauben Sie, das schaffen Sie in einem Jahr Amtszeit?

Ludwig Spaenle: Ich bin ein tief gläubiger Mensch. Ich glaube, dass man solche Prozesse vorantreiben muss. Die Standards gibt es bereits für mehrere Abschlüsse, jetzt müssen sie implementiert werden. Damit ich von Hamburg nach Berlin umziehen kann, ohne dass mein Kind durchfällt.

Der aktuelle bayerische Bildungsbericht zeigt, dass Bayern Deutscher Meister im Abschulen ist: Auf einen Schüler, der in eine höhere Schulform aufsteigt, kommen 11, die absteigen. Was macht Bayern da falsch, Herr Spaenle?

Ludwig Spaenle

49, legte das Abitur am humanistischen Gymnasium in München ab und studierte Theologie und Geschichte. Er promovierte zu den bayerisch-griechischen Beziehungen des 19. Jahrhunderts. Seit 2008 ist der CSUler bayerischer Kultusminister und ab Freitag ein Jahr Präsident der Kultusministerkonferenz.

Das ist in dieser pauschalen Form nicht richtig. Wir haben einen Anteil von 40 Prozent jungen Menschen, die pro Jahrgang ihre Hochschulzugangsberechtigung nicht übers Gymnasium erreichen. Wir haben neben dem klassischen Abitur 15 Möglichkeiten, die Hochschulzugangsberechtigung zu erwerben. Aber selbstverständlich wollen wir leistungsbezogene Auf- und Abstiege in den Fokus nehmen und wollen die Schüler noch stärker auf ihrem Weg begleiten.

Also, was wollen Sie ändern?

Der Staat soll und muss sich an den Übergängen stärker engagieren. Ganz konkret: Wir haben ein Modell "Lotse im Übertritt". Das heißt, wir haben mehrere hundert Grundschullehrer, die an weiterführenden Schulen, etwa am Gymnasium oder an der Realschule, in der Unterstufe tätig sind und die Schüler unterstützen. Dieses System wollen wir weiterentwickeln.

Sie stärken personell also das mehrgliedrige Schulsystem. Der Hamburger CDU-Bürgermeister Ole von Beust hat dieses kürzlich als ständisch gebrandmarkt. Irrt er?

Ole von Beust, den ich sonst sehr schätze, ist da der Linken auf eine jahrzehntelang ausgelegte Leimrute gegangen. Wenn ich das dreigliedrige Schulsystem für ständisch halte, habe ich den klassenkämpferischen Ansatz der anderen Seite internalisiert. Das ist politisch bedauerlich.

Wie bezeichnen Sie denn die Tatsache, dass ein Akademikerkind fünfmal bessere Chancen hat, das Gymnasium zu absolvieren, als jemand, dessen Eltern als Arbeiter gelten?

Wir haben ein vielgliedriges Schulsystem, dessen Durchlässigkeit weiter verbessert werden muss. Wir haben in Bayern da unsere Hausaufgaben zu machen. Wir können aber durchaus darauf verweisen, dass die Abkoppelung der Bildungsabschlüsse von einer bestimmten Schulart auf einem guten Weg ist. Das ist ja der indirekte Faktor für Durchlässigkeit. Ich definiere das als Handlungsfeld, wo wir eine nicht befriedigende Situation verbessern müssen.

Die Übergangsquote von jungen Türken aufs Gymnasium beträgt in Bayern 11 Prozent, die von Deutschstämmigen 39 Prozent. Wie wollen Sie das ändern?

Wir wollen den Anteil derer, die auf anderen weiterführenden Schulen ihren Weg nehmen, steigern. Gleichzeitig verbessern wir die Schulart, die im Moment noch für gut die Hälfte der Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Bildungsheimat ist.

Die Hauptschule soll künftig Mittelschule heißen. Ein Versuch zur Rettung?

Mir wird Etikettenschwindel unterstellt. Aber das ist nicht der Fall. Wir setzen mit der Mittelschule auf einen Anreizprozess: Wir wollen einen weiterentwickelten mittleren Abschluss anbieten und zusätzliche Förderelemente flächendeckend zur Geltung bringen. Jede Mittelschule hat Ganztagsangebote.

Gut. Aber glauben Sie, das überzeugt die Eltern, die sich gerade in Scharen von der Hauptschule abwenden?

Hier geht es nicht um "glauben". Das eine ist das Wahlverhalten der Eltern; dem kann man inhaltlich ein Stück entgegenwirken. Ich halte es geradezu für eine Pflicht, dass ich für ein Drittel der Schüler, oder vielleicht perspektivisch für ein Viertel, ein Kernschulangebot vorhalte, dass den Ansprüchen insbesondere der Vorbereitung auf die duale Ausbildung gerecht wird. Aber das andere ist die Demografie: Die Schülerzahlen sinken, es droht eine Abnahme von rund 250.000 auf rund 200.000 Schüler. Wir haben 1.000 Hauptschulstandorte, davon sind 300 einzügig. Wir wollen möglichst viele von denen weiterentwickeln und erhalten, weil wohnortnahe Schulen ein Stück Lebensqualität sind. Aber das ist teuer.

Können Sie es sich denn leisten, angesichts zurückgehender Schülerzahlen weiterhin Schüler auf drei Schulformen zu verteilen?

Ich verteile überhaupt niemanden, lassen Sie mich das sehr deutlich sagen, schon gar nicht auf drei Schularten. Wir haben eine breite Palette von Angeboten, die dem Einzelnen eine optimale Ausschöpfung seiner Talente und Begabungen eröffnen sollen.

Optimale Ausschöpfung? Fast 4 von 10 Hauptschülern können in der 9. Klasse gerade mal auf Grundschulniveau lesen.

Wenn ich mir die Hauptschulen in Ballungszentren anschaue, sehe ich es als zentralen bildungspolitischen Auftrag für diese Schulart, dass sie unseren Schülerinnen und Schülern ein niederschwelliges Bildungsangebot macht, das auch zu weiterführenden Abschlüssen führt. Gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Wir bauen die Sprachförderung aus, wir haben ein eigenes Programm zur Integration und schulischen Bildung, wir haben einen landesweiten Modellversuch, der Islamunterricht in den Regelunterricht einbettet. Ihre Einschätzung von der Leistungsfähigkeit unserer Hauptschüler ist sicherlich falsch.

Aber mit dieser Strategie zementieren Sie doch die Teilung - Haupt- und Mittelschulen für Migranten, Gymnasium für die deutsche Mittelschicht?

Überhaupt nicht. An allen Schulen findet individuelle Förderung statt. In der Grundschule gehen wir einen anderen Weg. Wir wollen in der Grundschule erste und zweite Klasse jahrgangskombiniert unterrichten, ein reformpädagogischer Ansatz. Das ermöglicht es, dass Kinder ein, zwei und ohne sitzenzubleiben auch drei Jahre im sozialen Verband lernen können.

Könnten Sie sich auch vorstellen, die Grundschulzeit auf sechs Jahre auszudehnen?

Ich halte bildungspolitische Maßnahmen, die für alle dasselbe fordern, für Retropädagogik.

Ihre bayerische Grundschule ist also reform- und retropädagogisch?

Das einzelne Kind soll die bayerische Grundschule so lange in Anspruch nehmen, wie es sie braucht. Aber wir müssen uns von dem Denken befreien, dass wir mit organisatorischen Maßnahmen, die für eine Kohorte eines Jahrgangs dasselbe vorschreiben, den Ansprüchen einer sich weit ausdifferenzierenden Schülerschaft in Zukunft gerecht werden.

Wenn Sie Differenzierung mit früher Auslese auf verschiedene Schulformen gleichsetzen, stehen Sie gegen den Trend, der sich gerade in Deutschland abzeichnet: Schüler länger gemeinsam fördern.

Als tief Überzeugter mit einem bildungspolitischen Auftrag mag das so sein.

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12 Kommentare

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  • GH
    G. H. Pohl

    24.01.2010 12:24 Uhr von elisabeth schleier:

     

    Meine Meinung: Leute wie Schavan und Konsorten können und wollen es nicht lernen!

    Allein die Bezeichnung Einheitsschule ist reine Demagogie.

    Unter rd. 18 Mio. Einwohnern in NRW sehen Sozialverbände hier 800.000 arme Kinder,

    arm sind auch ihre Eltern. Das zu Ändern, darum geht es.

    Eine Ursache für die Armut ist das Schulsystem und der Geist, mit dem es betrieben wird.

    Kürzlich wurde bekannt, daß 70% der Gesamtschul-Abiturientia von

    Profi-Kaffeesatzlesern als nicht geeignet für weiterführende Schulen

    eingestuft worden war, dank lernresistenter und „klassenbewußter“

    Bildungsideologen besonders in der CDU und CSU: Auslese statt Förderung.

    Kein Gedanke an das Beispiel skandinavischer Bildungssysteme,

    die seit Jahren bei „Pisa“ erfolgreich sind.

    Erfolg:

    Die „Elite“ ist gesichert, viele kleine, wohlhabende Blödbaddel werden mit Nachhilfe

    – koste es was es wolle - zum Abitur gepeitscht.

    Leute dieses Schlages sind unwillig und skrupellos. Sie ignorieren bewußt,

    daß in unserem gesamten Staatswesen unüberschaubare menschliche

    und auch wirtschaftliche Schäden zugefügt werden.

    Tja, ist wohl Klassenkampf von oben…

    Das von o.a. Klientel ideologisch verbrämte, von keiner Wissenschaft

    seriös goutierte, dreistufige Schulsystem ist ungeeignet, menschenunwürdig und

    wirtschaftlich nicht vertretbar.

  • ES
    elisabeth schleier

    Lernen beginnt nicht erst in der Grundschule! Das Vorbildungniveau, mit dem die Kinder unser Schulsystem betreten, ist viel zu unterschiedlich, um darauf mit einer Einheitsschule zu reagieren.

    Das ideologische Deckmäntelchen der Gleichbehandlung über alle Schüler zu legen, wird die vorhandenen Bildungsprobleme der benachteiligten Kinder nicht befriedigend beseitigen.

    Wir brauchen eine kostenlose Elementarbildung im Kindergartenalter für alle. Ganzheitliches Denken ist bei den Bildungspolitikern noch nicht angekomme, weil statt Bildungssenatoren noch Schulsenatoren ihr Unwesen treiben dürfen, die einer Verzahnung von Vorschulerziehung und Schulbildung im Wege stehen.

    Sechs Jahre wird nahezu tatenlos zugesehen, wie die Bildungsschere sich rasant öffnet, die dann in der verspäteten Schulpflichtzeit messerscharf zuklappt und ein Viertel der Bildungsbedüftigen vom Schulerfolg abzuschneidet. Ein Entschärfen dieser Bildungsschere durch übereilte Maßnahmen, wie die aus dem Boden gestampfte Primarschule in HH oder das Mißbrauchen werbewirksamer Schlagwörter wie "individualisiertes Lernen" oder das vordergründige Abschaffen von Hauptschulen unter Beibehaltung des Hauptschülers und des Hauptschulanschlusses, ist nicht möglich. Die vom Elternhaus und vom Staat 6 Jahre lang geschärfte und geöffnete Bildungsschere muss durch den Aufbau einer staatlichen Elementarbildung aus dem Verkehr gezogen werden.

  • A
    Atilla Özokyay

    Es ist wirklich erschreckend, was der Präsident der KMK da von sich gibt. Er bringt nicht ein positives, stichhaltiges Argument, welches für die frühe Aufteilung von Kindern (!) nach der 4. Grundschulklasse sprechen würde! (Es gibt auch keines!)

    Daneben kann man seine Äußerungen durchaus als rassistisch betrachten: Was bitte schön haben Herkunft, Zuwanderung, Abstammung etc. a priori mit intellektuellen Fähigkeiten und Lernkapazitäten zu tun??? Statt einen gesunden und befruchtenden "Lern- und Lehrmix" aus allen Schülerinnen, Schülern und LehrerInnen (!) zu bilden, fällt diesem "Schreibtischtäter" nichts besseres ein, als Gruppen und Individuen auszusortieren und dem preußischen Staatsbeamtentum des 19.Jhds. gemäß zu kategorisieren, undifferenziert als Gruppe zu bewerten, und so von vorneherein zu stigmatisieren. Das Wort "Bildungschancen " oder "Chancengerechtigkeit" fällt nicht einmal! Was hat "Migrationshintergrund" (ein abscheulicher, denunziativer Begriff, ohne irgendeinen objektiv verwertbaren Inhalt!) mit Denk- und Lernvermögen, geschweige denn Wissensvermittlung, zu tun??? Ist das ein objektives Kriterium für irgendetwas? Traurig, auf welchem niederen Niveau sich mittlerweile viele Politiker und Staatsbeamte bewegen. Eine "fortschritts- und entwicklungsorientierte Wissensgesellschaft des 21.Jahrhunderts" sollte sich von anderern Gedanken und objektiven, allgemeingültigen, Erkenntnissen leiten lassen. Im derzeitigen, noch dazu ideologisch und dogmatisch verbrämten, föderalen Bildungs- und Schulwirrwarr wird dies allerdings wohl kaum möglich sein. Eine grundlegende Reform unseres Bildungs- und Schulsystems ist notwendig!!! 16 Administrationen mit 600 Schul- und Lehrplänen und Undurchlässigkeiten aller Art können wir uns einfach nicht mehr leisten - weder intellektuell noch materiell noch personell (grandiose Ressourcenverschwendung!). Ein anachronistisches Spiegelbild des Stände- und Fürstenstaats des 19.Jhds., der von einer bestimmten Klasse des sogenannten "(liberalen?)Bildungsbürgertums" kooptiert und vereinnahmt wurde... So werden auch noch die letzten verbleibenden Ressourcen für die Zukunft leichtfertig verspielt!

  • GH
    G. H. Pohl

    Diese Unsäglichen sollen endlich ihre Geschwafel beenden oder abtreten.

    Ein Kind muß sich selbst entdecken, seine Fähigkeiten, Vorlieben aber auch Schwächen. Beginnend im Elterhaus über vorschulische Einrichtungen bis zur Schule.

    Stärken gilt es zu festigen und zu fördern, das Lernen zu erlernen, ist integraler Bestandteil. So kann man auch die Schwächen angehen und mehr oder weniger beheben, nicht zuletzt, weil das Kind das Lernen erlernt (hat).

    Die Organisationsformen des Schulsystems müssen so angelegt werden, daß Kinder auch nach dem 4. Schuljahr jede Chance zur weiteren Entwicklung haben.

    Neben den verfehlten Organisationsformen muß dem verwaltungsbestimmten Geist der Schule Einhalt geboten werden ( das einzige was stört, sind die Schüler/innen, gelegentlich auch Lehrpersonal ) und engagierte Lehrer/innen mit Fachautorität vorhanden sein.

    Lernstoff und soziale Kompetenz – sind zu vermitteln. Skandinavien sei beispielhaft dafür.

    Wie man das Ganze letztlich nennt, darüber können sich die Damen und Herren Klugscheißer einen Kopf machen und ihr Planstelle sichern – Hauptsache den Kindern wird geholfen.

  • K
    Kalle

    Ich bin enttäuscht, dass man mit solch einer Überzeugung und Ignoranz tatsächlich zum Kultusminister berufen wird.

     

    Auf dem Attac-Kongress "Arme Kinder - Reiches Land" in Karlsruhe hatte Frau Friedrich von ihren schockierenden Beobachtungen an Förderschulen berichtet. Es ist wahnsinn, dass man derartige Schulen überhaupt noch zulässt. Die Kinder sollten von Anfang an richtig gefördert werden und nicht zu früh unter Druck gesetzt werden. Eine Verlängerung der Grundschulzeit auf 6 Jahre wäre sicher ein guter Ansatz.

     

    Prinzipiell halte ich es nicht für sinnvoll, Kinder schon zu früh mit Noten und "sitzenbleiben" auf Leistung zu trimmen. Mit freier Entfaltung hat das nichts mehr zu tun. Grundkenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen sollte sicherlich jeder haben, weitere Vertiefungen sollte allerdings jeder Schüler selbst ermessen können oder zumindest empfohlen bekommen. Aber Schüler kategorisch in eine Bildungsschicht zu drängen ist der falsche Weg.

     

    Was mich aber doch an der ganzen Diskussion sehr wundert ist die niemals auftauchende Forderung nach mehr "ethischer Bildung" an Schulen. Kein Wunder dass unsere Gesellschaft mehrheitlich aus gierigen und egoistischen Menschen besteht, wenn sie es doch jeden Tag so vorgelebt und nicht anders beigebracht bekommen. HIER beginnt doch der wahre Bildungsauftrag!

  • T
    Thomas

    "Homeschooling" ist jenseits der Vorstellungskraft.

     

    Freie zugängliche Prüfungen, ohne einer Institution anzugehören, sind ebenfalls jenseits der Vorstellungskraft.

     

    Und dann wird von Integration bzw. Durchlässigkeit gesprochen.

     

    Was für ein Spießer.

  • HH
    Herbert Hausmann

    Herr Spaenle hat Mut und passt sich nicht einem Mainstream an, der mit Gleichmacherei eine ganze Schülergeneration verheizt.

    Wenn in einer Klasse der Wissensstand der einzelnen Schüler zu weit auseinanderdriftet, ist eine Klasse nicht mehr unterrichtbar. Die einen sitzen gelangweilt in der Ecke, die anderen schreien ständig um Hilfe. Und hier setzt die schreiende Ungerechtigkeit ein: es wird von den Begabteren gefordert, sie mögen doch bitte schön etwas von ihrer Begabung den Schwächeren abgeben (gemeinsames Lernen). Damit wird den Begabten eine angemessene Förderung vorenthalten. Das geht eben nur in einem differenzierten Schulsystem, das Herr Spaenle beschreibt.

    Begabte junge Menschen zu vernachlässigen und sie als Katalysator für weniger begabte Menschen zu benutzen ist ein Fall für das Antidiskriminierungsgesetz! Das ist Diskriminierung!

  • DL
    Dr. Ludwig Paul Häußner

    Zurück ins 19. Jahrhundert oder ab nach Hamburg?

     

    --------------------------

     

    Das was der bayerische Kultusminister in diesem Interview von sich gibt ist wirklich Retropolitik: zurück ins 19. Jahrhundert mit einem Drei-Schichten-Schulwesen.

     

    Dabei ist in der nachindustriellen Gesellschaft die Gefahr eines Neofeudalismus im Bildungswesen nicht von der Hand zu weisen. Aus den früheren Ständen in vordemokratischen Zeiten drohen "Bildungsstände" zu werden.

     

    Für das 21. Jahrhundert brauchen wir eine zukunftstaugliche Schulstruktur mit einer insgesamt zwölfjährigen Schulzeit: eine sechsjährige Primarstufe und eine ebenfalls sechsjährige Sekundarstufe, die aus zwei Säulen besteht.

     

    Selbst die bayerische Wirtschaft fordert diese innovative Schulstruktur schon seit Jahren! Auch das geplante neue Besoldungssystem für Bayern ermöglicht, den beamteten Lehrkräften die Durchlässigkeit.

     

    Die eine, alte und konservative Säule ist ein darauf aufbauendes sechsjähriges Aufbaugymnasium (solche gibt es nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch vereinzelt sogar schon in Bayern). Die zweite, ist die innovative Säule die allgemeinbildend, profilbildend und berufsbildend ist: die sechsjährige Kollegschule.

     

    In den Klasssenstufen 7 - 10 (früher gab es in Bayern vierjährige Realschulen) werden verschiedene Profile angeboten, technisch, kaufmännisch, sozialwissenschaftlich, sprachlich, sportlich, musisch usw. und in den Klassenstufen 11 - 12 wird die Kollegeschule zur beruflichen Vollzeitschule in einem Zweig und im zweiten Zweig zum beruflichen Gymnasium, das in der 13 Jahrgangsstufe das Abitur anbietet.

     

    Damit hätten die Kinder in Bayern nicht nur ein längere gemeinsame Schulzeit: die Klassenstufen 5 und 6 wäre eine wirkliche Orientierungsstufe, sondern auch die Kommunen im Flächenstaat Bayern könnten ihre Schulen vor Ort weiterhin betreiben. Die Hauptschulen sind inzwischen nur noch kostenträchtig und werden im Zusammenhang mit dem bevorstehenden demografischen Wandel auch in Bayern aufgelöst werden müssen. Schließlich hat Bayern durch die Pleite der Hypo Real Estate und der Hypo Alpe Adria kein Geld mehr um sich die Hauptschulideologie weiterhin leisten zu können.

     

    Aber vielleicht reicht das Geld ja noch für eine Bildungsreise des bayerischen Kultusministers nach Hamburg zu Ole van Beust und Christa Goetsch, um sich dort in Sachen zukunftstaugliche Schulstruktur weiterzubilden?

     

     

    Dr. Ludwig Paul Häußner

    Initiator von www.unternimm-die-schule.de

  • DL
    Dr. Ludwig Paul Häußner

    Zurück ins 19. Jahrhundert oder ab nach Hamburg?

     

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    Das was der bayerische Kultusminister in diesem Interview von sich gibt ist wirklich Retropolitik: zurück ins 19. Jahrhundert mit einem Drei-Schichten-Schulwesen.

     

    Dabei ist in der nachindustriellen Gesellschaft die Gefahr eines Neofeudalismus im Bildungswesen nicht von der Hand zu weisen. Aus den früheren Ständen in vordemokratischen Zeiten drohen "Bildungsstände" zu werden.

     

    Für das 21. Jahrhundert brauchen wir eine zukunftstaugliche Schulstruktur mit einer insgesamt zwölfjährigen Schulzeit: eine sechsjährige Primarstufe und eine ebenfalls sechsjährige Sekundarstufe, die aus zwei Säulen besteht.

     

    Selbst die bayerische Wirtschaft fordert diese innovative Schulstruktur schon seit Jahren! Auch das geplante neue Besoldungssystem für Bayern ermöglicht, den beamteten Lehrkräften die Durchlässigkeit.

     

    Die eine, alte und konservative Säule ist ein darauf aufbauendes sechsjähriges Aufbaugymnasium (solche gibt es nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch vereinzelt sogar schon in Bayern). Die zweite, ist die innovative Säule die allgemeinbildend, profilbildend und berufsbildend ist: die sechsjährige Kollegschule.

     

    In den Klasssenstufen 7 - 10 (früher gab es in Bayern vierjährige Realschulen) werden verschiedene Profile angeboten, technisch, kaufmännisch, sozialwissenschaftlich, sprachlich, sportlich, musisch usw. und in den Klassenstufen 11 - 12 wird die Kollegeschule zur beruflichen Vollzeitschule in einem Zweig und im zweiten Zweig zum beruflichen Gymnasium, das in der 13 Jahrgangsstufe das Abitur anbietet.

     

    Damit hätten die Kinder in Bayern nicht nur ein längere gemeinsame Schulzeit: die Klassenstufen 5 und 6 wäre eine wirkliche Orientierungsstufe, sondern auch die Kommunen im Flächenstaat Bayern könnten ihre Schulen vor Ort weiterhin betreiben. Die Hauptschulen sind inzwischen nur noch kostenträchtig und werden im Zusammenhang mit dem bevorstehenden demografischen Wandel auch in Bayern aufgelöst werden müssen. Schließlich hat Bayern durch die Pleite der Hypo Real Estate und der Hypo Alpe Adria kein Geld mehr um sich die Hauptschulideologie weiterhin leisten zu können.

     

    Aber vielleicht reicht das Geld ja noch für eine Bildungsreise des bayerischen Kultusministers nach Hamburg zu Ole van Beust und Christa Goetsch, um sich dort in Sachen zukunftstaugliche Schulstruktur weiterzubilden?

     

     

    Dr. Ludwig Paul Häußner

    Initiator von www.unternimm-die-schule.de

  • E
    Einheitsschuelr

    Was für ein Unsinn. Weiß der Mann überhaupt _irgend_etwas_ über Schule & Bildung oder hat er nur die Feuerzangenbowle in Endlosschleife laufen?

  • SB
    Siegfried Bosch

    Wieso unterlässt es die TAZ, Herrn Spaenle zu fragen, was er dagegen zu tun gedenkt, dass die Chancen von Mädchen, das Gymnasium zu absolvieren, höher sind als die von Jungen? Wieso vergisst sie so oft den Gender-Aspekt (insbesondere dann, wenn er zu Lasten von Jungen/Männern geht), im Gegensatz zum Klassen/Schichtenaspekt?

  • C
    Christian

    Da zeigt sich mal wieder, dass die Politik und ganz speziell die CSU im Bildungspolitischen Mittelalter haust. Längst werden im Kitabereich die dringend notwendigen Veränderungen, hin zu altersheterogenen Gruppen, individueller Förderung und freier, freiwilliger Bildung forciert (wenn auch lange nicht zufriedenstellend). Doch für die Schulen muss nun ausgerechnet in Zeiten von Bildungsstreik und wirklich dringenden Bildungsreformen ein Hinterwäldler aus Bayern den Vorsitz der KMK übernehmen. Willkommen in der Bildungskrise!