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Streit über Smartphone-Gefahren"Wie Süchtige"

Sind Smartphones toll? Im Streit der Woche warnt ein Therapeut vor ihnen, Netzaktivist Beckedahl schwärmt trotz Bedenken. Und Boris Palmer findet sein iPhone wichtiger als den Kühlschrank.

Markus Beckedahl: "Man ist nur so weit abhängig, wie man sich abhängig macht." Bild: dpa

BERLIN taz | Die überdosierte Nutzung von Smartphones kann nach Einschätzung eines Experten zu Zwängen und neuropsychologischen Veränderungen führen. Der Psychotherapeut und Vizevorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Entspannungsverfahren, Björn Husmann, schreibt im "Streit der Woche" in der sonntaz, Smartphones würden die Achtsamkeit stark untergraben. "iPhones & Co können zwar als therapeutisches Hilfsmittel etwa bei Krisengefahr nützlich sein, aber es gibt auch ernste Hinweise für durch sie provozierte neuropsychologische Veränderungen."

Aus seiner Praxis als Therapeut in Bremen schildert Husmann, Patienten würden auch emotional sehr bewegte Gespräche "wie auf Autopilot" verlassen, wenn ihr Mobiltelefon klingelt. "Andere Patienten wehren mit den Geräten schwierige Gefühle ab, 'phonen' wie getrieben direkt nach der Sitzung, weil sie anders kaum Spannung aushalten können, oder trennen sich per SMS." Einige hätten eine Art Zwang entwickelt, das Display kontrollieren zu müssen. "Sie haben wirkliche Ängste, etwas zu verpassen, und werden wie Süchtige ohne Verbindung unruhig und unkonzentriert."

Indes schreibt der Netzaktivist Markus Beckedahl: "Das Smartphone kann eine Versuchung sein, aber man ist nur so weit abhängig, wie man sich abhängig macht." Er finde sein Smartphone super, da es sein Leben erleichtere. Allerdings kritisiert Beckedahl, Gründer von www.netzpolitik.org, die Vorratsdatenspeicherung: Wer das Internet nutze, sende dadurch seine Geolocation, also dem Ort, an dem er sich befinde. Die werde dann auch gespeichert. Die Betreiber wie google oder Apple sendeten die Daten an zentrale Server in den USA.

taz

Den Streit der Woche lesen Sie in voller Länge in der aktuellen vom 23./24. Januar 2010 - jeden Sonnabend zusammen mit der taz am Kiosk erhältlich.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer berichtet, wegen seines iPhones lasse ihn die Informationsunfähigkeit der Deutschen Bahn völlig kalt. "Wenn andere noch auf Züge warten, die nie ankommen, bin ich schon auf anderen Wegen zum Ziel oder sitze im Café und arbeite meine E-Mails ab", schreibt der Grünen-Politiker in der sonntaz. Er fliege einmal täglich fast CO2-frei über Tübingen - virtuell mit dem iPhone. "Auf einen Kühlschrank kann ich gut verzichten, das iPhone ist überlebensnotwendig."

Im "Streit der Woche" in der sonntaz schreiben außerdem Fußballweltmeisterin Steffi Jones sowie Jörn Kabisch von freitag.de, die beide ihr Smartphone schätzen. Kritik äußern in ihren Beiträgen indes auch der frühere SPD-Chef Björn Engholm und die taz.de-User André Bitter und Jens Schlegel.

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24 Kommentare

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  • V
    vic

    Wollen wir Herrn Palmer im Sommer nochmal fragen, wenn er seine Bionade mit dem Smartphone kühlen muss.

  • W
    wuff

    Die Bild- Unterschrift "Man ist nur soweit abhängig, wie man sich abhängig macht." ist absurd und paradox zugleich.

     

    Abhängig ist abhängig, um das zu kurieren, gibt es ganze Hundertschaften von Therapeuten und Ärzten, da kommt so ein Beckedahl und sagt, man solle sich dann einfach selbst kurieren?

     

    Typisches I Phone Syndrom.

  • W
    wuff

    So, ihr ganzen OBERLEHRER, jetzt ist aber gut mit Palmer und Stuttgart !!

     

    Habt Ihr nen Knall oder was?

     

    Schreibt gefälligst mal was zur Sache oder ist Euer Gehirn eingefroren?

     

    Wahrscheinlich typisches Ergebnis von überdosiertem Smartphone-Use, womit Eure "Supi-Ich-weiß-es-besser-Kommentare" wiederum doch noch einen genialen Inhalt bekommen.

     

    Es wird alles noch viel "schlimmer" werden mit Iphone und Co. In den Schubladen sind bereits neue Spielzeuge von Apple und Konsorten, da wird unser Boris noch schneller seine Mails im Cafe checken und vielleicht auch den Zug nach Stuttgart irgendwann erwischen.

  • LW
    Lord, wieso so bescheiden

    Oh mein Gott..

    wie lang gibts die Dinger schon? 1,2 Jahre und schon sind alle abhängig... Die Zeitspannen werden immer kürzer in denen wir uns an Dinge gewöhnen und sie für unabdingbar halten. Ob das so gesund ist? Braucht wirklich jeder so ein Teil? Wir werden zu abhängigen manipulierbaren Idioten wenn ir so weitermachen.

    Wie sagte einst der alte Grasshüpfer:

    "Ich glaube, daß Zukunft nur dann möglich sein wird, wenn wir lernen, auf Dinge, die machbar wären, zu verzichten, weil wir sie nicht brauchen."

  • M
    Michael

    Kleiner Korrektur-Vorschlag:

     

    Boris Palmer (Grüne) ist Oberbürgermeister in Tübingen und nicht in Stuttgart.

     

    Der OB von Stuttgart heist Wolfgang Schuster (CDU).

  • FB
    Frank, B

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    Boris Palmer = Oberbürgermeister von Stuttgart ? Interessant

  • V
    vonhohenlohe

    Boris Palmer ist OB von Tübingen, nicht von Stuttgart.

    Stuttgart hat einen Schwarzen als OB.

  • MS
    Martin Schulz

    Liebe TAZ'ler,

    ... kleine Korektur am Rande.

    Boris Palmer wäre gerne Oberbürgermeister in Stuttgart, ist aber Oberbürgermeister - ohne Dienstwagen - in Tübingen :-)

  • E
    Erich

    Ob der "Grünen-Politiker" grob eine Vorstellung hat, was die Vorhaltung der Infrastruktur für sein IPhone an CO2 produziert?

     

    Da wankt mal wieder mein Bild von der Besserverdiener-mit-Ökogewissen-Partei ... ;-)

  • HG
    Herbert Gutzer

    Also der Palmer Boris ist, glaub ich, OB von Tübingen und nicht von Stuttgart, oder?

  • SH
    Stefan Hunger

    Boris Palmer ist OB in Tübingen.

  • M
    Malte

    Poris Palmer ist Oberbürgermeister von Tübingen, nicht von Stuttgart! Dort hat er die Wahl verloren.

  • LM
    Lukasz Michalski

    Palmer ist Bürgermeister in Tübingen, nicht Stuttgart!

  • B
    Burger

    Boris Palmer ist zwar Oberbürgermeister, aber nicht von Stuttgart, sondern Tübingen

  • G
    Georg

    Mir ergeht es aehnlich als Herrn Palmer,

    auf den Apple-Schrott und gruene Politiker kann ich gut verzichten, aber auf ein schoenes kuehles Getraenk im Sommer nicht.

     

    ...

  • U
    urlauber

    @Redaktion: Boris Palmer ist sicher nicht OB von Stuttgart. Oder warum sollte er sonst CO2-frei über Tübingen fliegen?

  • DG
    Daniel G.

    Ihr Pflaumen!!

     

    Welcher Praktikant hat denn bitte den Artikel geschrieben??

     

    Boris Palmer ist nicht Oberbürgermeister in Stuttgart, sondern in Tübingen!

  • T
    TomBazz

    Palmer ist wohl eher der OB in Tübingen, das mit Stuttgart hatte damals nicht geklappt.

  • J
    JanItor

    mit verlaub, aber boris palmer ist der ob von tübingen. sein stuttgarter kollege ist wolfgang schuster.

  • J
    Jan

    Kleine Korrektur: Boris Palmer (Grüne) ist OB von Tübingen, nicht Stuttgart. In Stuttgart regiert Wolfgang Schuster (CDU).

  • SK
    Steffen K.

    Bremen hat wohl auf die Selektion seiner Vpn großen Wert gelegt.

  • B
    Benjamin

    Kleine Anmerkung am Rande: Boris Palmer ist der grüne Oberbürgermeister der Stadt Tübingen.

    Hier in Stuttgart müssen wir uns leider nach wie vor mit unserem größenwahnsinnigen Kaputtgart-21 Oberbürgermeister Schuster herumschlage...

  • H
    Hanno

    OB von Stuttgart ist Boris Palmer noch nicht (auch wenn er dafür schonmal kandidiert hat).

  • KK
    Karl K

    Danke für die erhellend-überflüssige Seite und Björn-Ikea-Klappstuhl-Engholm: im schweren Kulturmantel, Pip in brand und wie immer petitessengenau neve de cap: “Und ich bin der Einzige, der Wein trinkt“ - schnüff, so de´leine?

    Mensch Alter, ´n i-phone kannst selbst du zu hause lassen wie dein handy - “ mit nem headphon obendrauf“?

    Meine Mitschüler aus der lübschen POST-ler-Siedlung Kücknitz, gehörten jedenfalls nicht der Kategorie an: Personen ohne sinnvolle Tätigkeit, sondern sind Ingenieure oder Lehrer geworden.