Junge Kunst ist noch da

Berufsverband Bildender KünstlerInnen (BBK) konnte kurzfristig doch wieder eine KölnKunst bestücken

Mit dem hektischen Abriss der städtischen Kunsthalle war der Kölner Berufsverband Bildender Künstler und Künstlerinnen (BBK) heimatlos geworden. Seit 20 Jahren organisierte er hier im Dreijahresrythmus die jurierte Ausstellung „KölnKunst“. Es fehlten zwar immer die großen Namen wie Gerhard Richter oder Sigmar Polke (Rosemarie Trockel war 1985 die Ausnahme), doch war der aktuelle Überblick über die „2. Reihe“ immer voller Überraschungen. Drei Jahre lang suchte der BBK für die 7. Auflage der KölnKunst eine neue Heimstatt. Weder die Stadtverwaltung noch die lokale Wirtschaft boten eine Alternative. Erst vor wenigen Monaten zeigte sich eine Lösung: Im Colonius Carré, einem von vielen leerstehenden Bürohäusern in der Stadt, fanden sich überraschenderweise neue adäquate Ausstellungsräume.

Aus Zeit- und Finanznot machte der BBK eine Tugend: Statt einen Bewerbungssturm unter den Kölner Kunstschaffenden auszulösen – deren Zahl wird auf rund 2.000 geschätzt, schrieb er erst im September die Teilnahme ausschließlich für künstlerischen Nachwuchs aus. Dennoch bearben sich rund 120 KünstlerInnen, 41 wurden am Ende ausgewählt, weit über die Hälfte davon Frauen – ein gewaltiger Fortschritt zu den vergangenen Jahren. Gezeigt werden alle irgendwie vorstellbaren Genres: Von Malerei und Skulptur bis zu Fotografie und Video.

Mag die Ausstellung auch so manche Wunde zukleistern, die die Möchtegern-Kulturhauptstadt Europas in den letzten Jahren beim Nachwuchs erlitten hat – viele davon sind selbst zugefügt: Radikale Sparmaßnahmen im Kulturbereich, der Weggang namhafter Galerien, fehlende Ateliers und die offensichtliche Unfähigkeit von Kulturpolitikern. Nach der Schließung der Fachhochschule für Kunst und Design vor rund 15 Jahren war es um die junge Kunstzene Kölns deshalb still geworden. Die Absolventen der Nachfolgerin Kunsthochschule für Medien haben zumindest in der breiten Öffentlichkeit noch keine vergleichbaren Spuren hinterlassen. Zwar stellen sie, vor allem mit Fotografien ein gutes Viertel der Ausgewählten, die anderen aber sind Zugezogene. Denn Köln ist bei jungen Künstlern immer noch ein beliebter Wohn- und Arbeitsort. Sei es wegen der lockeren Atmosphäre oder nur, weil die Stadt günstig im Zentrum der Rhein-Main-Schiene zwischen Frankfurt und Düsseldorf mit kaufkräftigen Kunst-Sammlern liegt.

Der BBK hat mit dieser Ausstellung seine wichtige Funktion für das Kulturleben der Stadt unter Beweis gestellt. Doch steht zu befürchten, dass sich die Politik mit Blick auf diese Ausstellung selbstgefällig wieder ins Nichtstun flüchtet. JÜRGEN SCHÖN

Bis 27. November 2005