Stadtentwicklung: Bauakademie darf auferstehen
Vor einer Woche war sie so gut wie tot, nun soll Schinkels Bauakademie am Schlossplatz doch wieder aufgebaut werden. Für mehr kommerzielle Nutzfläche ist der Unternehmer Wall bereit, Millionen zu geben.
Karl Friedrich Schinkels "roter Kasten" könnte doch der erste Bau am Schlossplatz werden, der wieder errichtet wird. Gut eine Woche nach dem Scheitern des vom Liegenschaftsfonds durchgeführten Bieterverfahrens zur Rekonstruktion der Bauakademie haben der Unternehmer Hans Wall und das Land Berlin Bereitschaft signalisiert, den Wiederaufbau stemmen zu wollen. "Wir arbeiten an einem Konzept, das den Bau möglich machen soll", sagte Wall der taz. Schon im Sommer 2010 könnte darüber entschieden werden.
Auch vom landeseigenen Liegenschaftsfonds und aus dem Umfeld des Regierenden Bürgermeisters war zu erfahren, dass Klaus Wowereit und die Beteiligten aus der Bau- und Kulturverwaltung sich weiter für den Wiederaufbau der Berliner Architekturikone von 1836 einsetzen wollen. "Fakt" sei, dass trotz des gescheiterten Verfahrens die Senatskanzlei, der Förderverein Bauakademie mit dem Architekten Hans Kollhoff und Wall "im Gespräch sind", sagte Irina Dähne, Sprecherin des Liegenschaftsfonds. Ein Mitarbeiter der Kulturverwaltung betonte, das Land wolle die rigiden Vorgaben zum Wiederaufbau überdenken.
Es waren unter anderem diese Vorgaben, weswegen das Projekt vergangene Woche geplatzt war. Im Jahr 2009 hatte der Liegenschaftsfonds ein Vergabeverfahren ausgeschrieben. Er hoffte, einen Geldgeber für den 1962 von der DDR abgerissen Architekturkultbau zu finden. Berlin brachte das Filetgrundstück ein. Die Bausumme von zirka 15 bis 20 Millionen Euro sollte vom Investor kommen. Eine weitere Vorgabe sah vor, dass 75 Prozent des Gebäudes museal sowie für eine Architekturakademie und nur zu 25 Prozent kommerziell vom Investor genutzt werden sollten.
Dass der Deal, den sich Berlin vorstellte, selbst für potente Investoren mit Sinn für Architektur wenig attraktiv war, zeigte das Ergebnis des Vergabeverfahrens: Nur zwei Bieter gab es: Hochtief Construction und Wall. Hochtief schied aus, Wall bot dem Liegenschaftsfonds an, die Baukosten "bis zu einer gedeckelten Maximalsumme zu übernehmen", so Dähne. Für mögliche Mehrkosten müsse das Land aufkommen. Diese Bedingung akzeptierte Berlin nicht.
Mittlerweile hat man es sich im Hause Wowereit anders überlegt. "So billig wie mit Herrn Wall kriegt man die Bauakademie nie", sagte ein Mitarbeiter zur taz. Deshalb würde über mögliche "Änderungen" in der Flächenverteilung nachgedacht.
Hans Wall zeigt sich nach wie vor bereit, das Projekt zu finanzieren und zu bauen - aber unter veränderten Vorzeichen. So sollten von den insgesamt 8.500 Quadratmeter Nutzfläche weit mehr als das Viertel an den Investor gehen: "Es muss ein neues Nutzungskonzept erarbeitet werden." Welche Größenordnung es genau umfassen könnte, sagte er nicht. Außerdem sei es nötig, mit den Architekten über die Form des Innenausbaus und dessen Ausmaße zu sprechen.
Schließlich forderte Wall, die Frage der Gesamtfinanzierung und die der Aufteilung von Betriebskosten neu zu thematisieren. "So wie vorgesehen geht die Kostenverteilung nicht", kritisierte er. Weder komme eine kostenfreie Überlassung eines Großteils des Hauses an Berlin infrage, noch könne er als Investor allein die Gesamtkosten tragen.
10 Millionen Euro ist Wall bereit, für das "revolutionäre Schinkel-Schlösschen" zu investieren. Den Rest könnten eine zu gründende Stiftung oder weitere Sponsoren aufbringen - eine Variante, die auch Senatsbaudirektorin Regula Lüscher favorisiert.
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