Spezialistenschreck

Anni Friesinger gewinnt zwei Weltcuprennen über 1.000 Meter und stellt einen neuen deutschen Rekord auf

SALT LAKE CITY dpa ■ Sie ist auch über die 1.000 Meter eine ganz große Nummer: Mit einem bemerkenswerten Doppelschlag holte sich Anni Friesinger in Salt Lake City ihre ersten beiden Weltcup-Siege über die Kilometerdistanz. Vor einer Woche in Calgary hatte die Inzellerin schon mit Sieg und Weltrekord über 1.500 Meter geglänzt und ihre Anwartschaft auf einen zweiten Olympiasieg über ihre Spezialstrecke unterstrichen.

Nun zeigte die 28-Jährige auch über die Kilometerdistanz, dass sie nach Platz zwei bei der Einzelstrecken-WM in der Vorsaison reif für Titel ist. „Ich war mal wieder wildern bei den Spezialistinnen“, sagte die derzeit kompletteste Eisschnellläuferin der Welt und zeigte sich „total überglücklich“, als erste Frau zweimal unter 1:14 Minuten gelaufen zu sein. In deutscher Rekordzeit von 1:13,95 Minuten am Freitag sowie 1:13,99 Minuten am Samstag verpasste Friesinger den Weltrekord (1:13,83) der amerikanischen Olympiasiegerin Chris Witty zweimal nur knapp.

Nach dem 29. Weltcup-Sieg ihrer Karriere gestand die Alleskönnerin aber auch: „Ich bin ganz schön fertig. Über die 1.500 Meter werde ich noch mal alles geben, dann freue ich mich ganz doll auf Daheim.“ Am Weltcup der Sprinter in Milwaukee am kommenden Wochenende nimmt Anni Friesinger nicht mehr teil. Sie will erst einmal eine kleine Pause einlegen. Wie erwartet purzelten in Salt Lake City am Wochenende erneut die Rekorde. Auf der Olympia-Bahn von 2002 schraubte der erst 19-jährige Niederländer Sven Kramer über 5.000 Meter den Weltrekord auf 6:08,78 Minuten. Auch sein Landsmann Carl Verheijen (6:08,98) blieb im direkten Duell noch unter der nur sechs Tage alten Bestmarke (6:09,68) des Amerikaners Chad Hedrick aus Calgary. Der Dresdner Jens Boden (6:20,15) entthronte als Dritter der B-Gruppe den Erfurter Robert Lehmann wieder als deutschen Rekordhalter. Lehmann (6:20,16) verpasste die Revanche als Zwölfter der A-Gruppe danach nur knapp.

Japans 500-Meter-Weltmeister Joji Kato holte sich am Samstag in 34,30 Sekunden den fast fünf Jahre alten Weltrekord (34,32) seines Landsmanns Hiroyasu Shimizu. Hedrick hatte am Freitag über 1.500 Meter in 1:42,78 Minuten die Bestmarke seines US-Landsmanns Shani Davis geknackt. Allround-Weltmeister Davis fehlten als 1.000-Meter-Sieger in 1:07,48 Minuten drei Zehntel zum Weltrekord. Der Grefrather Christian Breuer steigerte seine deutsche Bestmarke über 1.500 Meter auf 1:45,49 Minuten und buchte mit Platz 13 das Olympia-Ticket.

Die bisherige deutsche 1.000-Meter-Rekordlerin Sabine Völker überzeugte nach überstandener Bronchitis mit zwei fünften Plätzen und Rang sechs über 500 Meter. Olympiasiegerin Claudia Pechstein konnte über 3.000 Meter zwar nicht den zweiten Saisonsieg von Weltrekordlerin Cindy Klassen aus Kanada verhindern, hielt sich mit geschwollenen Lymphknoten und einer aufziehenden Erkältung als Vierte aber wacker. Danach sagte die Berlinerin ihren 1.500-Meter-Start ab. „Besser jetzt als kurz vor Olympia“, kommentierte sie ihre Beschwerden. Auch die Berlinerin Jenny Wolf präsentierte sich am Freitag mit Rang vier über 500 Meter stark, Anni Friesinger wurde Siebte.