Sexueller Missbrauch an Schülern: Internatsschulen planen Krisentreffen
Nach der Entdeckung neuer Fälle stellen Pädagogen das "System Internatsschule" in Frage. In der Odenwaldschule wird über den Charakter der baldigen 100-Jahr-Feier nachgedacht.
Nach der Entdeckung neuer Fälle stellen Pädagogen das "System Internatsschule" in Frage. In der Odenwaldschule wird über den Charakter der baldigen 100-Jahr-Feier nachgedacht.
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Leser*innenkommentare
Frank Bln
Gast
@Kirsten
Was sexueller Missbrauch ist, habe ich selbst erlitten (und leide weiterhin unter den Folgen). Und ich kann gegen diesen Begriff auch nichts einwenden. Sexueller Missbrauch ist ja nicht das Gegenteil von sexuellem Gebrauch. Missbrauch bezieht sich darauf, dass etwas missbraucht wird, um sich sexuell an jemanden zu vergehen. Dieses Etwas sind z. B. Vertrauen, Liebe (denn so wird es tatsächlich auch genannt) oder ein Abhängigkeitsverhältnis (wie zwischen Schüler und Lehrer); natürlich kann Mehreres miteinander einhergehen. Für mich beschönigt dieser Begriff also nichts.
Natürlich gehe ich absolut konform damit, dass es sich um sexuelle Gewalttaten handelt und da sind wir im Wesentlichen einer Meinung.
Gruß Frank
Walter Schmidt
Gast
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus!
Harder hat gut reden. Gerade er, der den Mißbrauch von SchülerInnen offenkundig gedeckt hat, schreit jetzt laut auf, wenn es um die Zukunft der Odenwaldschule geht. Dieser Typ gehört hinter Gitter und nicht in die "taz"!
Kirsten
Gast
Liebe taz-Redaktion,
würdet Ihr bitte, bitte die unsägliche Formulierung vom "sexuellen Missbrauch" aus Eurem Wortschatz streichen? Da es den "Gebrauch" ja nicht wirklich gibt und es sich um schlimme Gewalttaten handelt, ist so eine Worthülse eine üble Beschönigung. Und genau in diesen Chor sollte die taz nicht einstimmen.
FKtante
Gast
ich finde es schade das sie die politik da so fein raushält...
guapito
Gast
Komisch dass plötzlich überall missbraucht wird oder? In drei Wochen hört das aber schon wieder auf. Will jemand dagegen wetten?
Rekano
Gast
Man sollte im Zusammenhang der freien Träger von Internatsschulen auch erwähnen, dass der beschuldigte Odenwald-Direktor Gerold Becker ein engagierter evangelischer Theologe war, der nach seinen Missbrauchs-Verbrechen bis in die Kammer für Bildung und Erziehung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)aufgestiegen ist und im Auftrag der EKD an Studien und -Aufsätzen zu diesem Thema mitwirkte(http://www.ekd.de/EKD-Texte/glauben/mitglieder.html). Es geht bei diesem Beispiel also voll ins Leere, wenn Politiker jetzt zum Schutz der Kirche betonen, es habe auch außerhalb der Kirche Missbrauchsfälle gegeben. Klar. Aber man sollte auch untersuchen, warum so überdurchschnittlich viele in der Kirche, die ja einen ganz anderen moralischen Anspruch vertritt als andere gesellschaftliche Gruppen oder Einzeltäter.
Tom Berger
Gast
Es wird sein wie immer: Die Meldungen über neu entdeckte Fälle sexuellen Missbrauchs an Schulen und klerikalen Einrichtungen werden nicht enden und täglich melden sich Experten und schwer betroffene Beobachter zu Wort.
Und plötzlich verschwinden die Meldungen wieder aus der Presse, aus dem Gedächtnis, aus der Gesellschaft.
Was bleibt, sind nüchterne Zahlen und Fakten, die seit so vielen Jahren öffentlich sind: jede 3. bis 4. Frau und jeder 7. bis 10. Mann wurde Opfer von sexueller Gewalt und Missbrauch - seit vielen Jahrzehnten und vermutlich Jahrhunderten. Also zerren wir mal wieder etwas ins Licht der Scheinheiligkeit, was längst zur politischen und gesellschaftlichen Chefsache erklärt werden müsste. Allein schon der Opfer willen. Sexueller Missbrauch hinterlässt bei ihnen nicht ein schlechtes Gefühl im Bauch, ein paar Alpträume oder ein paar Ängste - diese Art der Gewalt zerstört das gesamte Leben, führt zu Borderline-Persönlichkeitsstörungen, die den Opfern das Leben alltäglich zur Hölle machen. Aber darüber lesen wir nichts. Das schweigen wir lieber weiterhin tot und bedecken es zusammen mit den Missbrauchszahlen spätestens zur Fußball-Weltmeisterschaft wieder mit dem Mantel des Schweigens...
Herr von Neubabelsberg
Gast
Der fall Odenwaldschule weist auch darauf hin, dass eine zivilisierte, von demokratischen grundsätzen geprägte gesellschaft eher in urbanen zentren als auf dem flachen land, zumal hinter internatsmauern, menschenwürdiges und faires zusammenleben generiert!
Das projekt landerziehung und landschulheim hat hier auf verletzende weise seine begrenztheit erfahren.
Hans Humanist
Gast
Den naivsten unter den naiven der Alt-68-Movement galt das streicheln der genitalien von kleinen jungen zum morgendlichen wecken als praktizierte erziehung zum pazifismus, was Prof. Hartmut von Hentig natürlich niemals zugeben wird, weil es ihm peinlich ist. Dazu zählten auch die förderung des geschlechtsverkehrs unter kindern, siehe einschlägige schriften der Kommune I. Alles in allem ein ideales biotop, in das sich pädophile pädagogen wie der ehemalige schuldirektor der Odenwaldschule in Frankfurt-Heppenheim von 1971 bis 1985, der evangelische Theologe Gerold Becker, offenbar unkontrolliert einnisten konnten.
So stellt sich also das pendant zur katholischen geheimniskrämerei und vertuschung dar.