Fairtrade-Murks der Kaffeeketten: Tchibo nur ein bisschen fair
Nach Starbucks bietet jetzt auch die deutsche Kette Tchibo fair gehandelten Kaffee an. Große Worte, denn die Zertifizierung ist teils umstritten.
Nach Starbucks bietet jetzt auch die deutsche Kette Tchibo fair gehandelten Kaffee an. Große Worte, denn die Zertifizierung ist teils umstritten.
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Der Krieg zwischen Israel und der Hamas lässt alte Konflikte in der linken Szene wieder aufbrechen. Ein Dialog erscheint so gut wie unmöglich.
Leser*innenkommentare
vic
Gast
Für zu hause kaufe ich nur Fair Trade Caffé der Handelsgemeinschaft Gepa.
Bei Tchibo trinke ich keinen, an meiner bevorzugten Caffé-Bar muss ich eben trinken was es dort gibt. Das ist nicht optimal, aber die Baristi dort können zaubern...
avelon
Gast
@Muesligang
Lange Zeit zweifele ich bereits bei den NGOs, ob es wirklich nur darum geht, worauf diese sich berufen und ob sie wirklich noch ´unabhaengig´ waren, sind und bleiben werden.
Seit meinen Zweifeln gehen Spenden meinerseits nur noch an NGOs, deren Arbeit ich persoenlich kennenlernen durfte. Das kostet Fahr- und Unterbringungskosten, die sich nicht alle von uns leisten koennen, oftmals fehlt es auch an Zeit. Sie sind nach wie vor auf Informationen hier im Internet, auf Broschueren und das Fernsehen angewiesen.
Müsligang
Gast
Wie soll man als Konsument die Vergleichbarkeit von Gütesiegeln oder gar die tatsächlichen Anteile fair gehandelten Kaffees beurteilen..? Schwierig... In Öktotest und anderen Publikationen wird darüber ja einiges geschrieben und der Academy Award für die "reinste" Gutmenschen-Kaffehauskette ist noch nicht verliehen. Zumal sich, gerade auf internationaler Seite (UK, USA, F), immer mehr Fairtrade-Kritiker melden, die bezweifeln, dass vom tollen, garantierten Premium tatsächlich beim Bauern so viel ankommt. Das Geld geht ja primär wohl erst mal an die Kooperativen-(Verwaltung)…
Sicher gibt es auch bei der einen oder anderen Organisation jeweils Punkte, die man bemängeln kann. Industrienähe hier, Finanzierung durch die Kirchen (!) dort, Chemikeulen bei Fairtrade-Plantagen in Costa Rica etc.pp.
Die von Ihnen gescholtene Rainforest Alliance arbeitet nach meinen Recherchen (ja, ich verlass mich nicht mehr auf den ganzen Skandalisierungs- und Alles-ist-doof-außer-Journalismus) auch mit hoch anerkannten, öffentlichen oder regierungsnahen Organisationen wie USAID und der deutschen GTZ sowie mit einigen UN-Institutionen zusammen. Da ist mE öffentliche (teils wohl auch behördliche) Kontrolle gegeben. Und in Sachen Erhaltung der Artenvielfalt tut die Rainforest Alliance als Co-Erfinder von FSC wohl mehr als der Biolandbau tun kann: Bei den Rainforestlern darf kein Betrieb, keine Plantage zertifiziert werden, die nach dem 1.1.2005 Ökosysteme zerstört hat (Wälder, Busch- und Gras- oder Marschland, Flusssysteme, Seelandschaften etc.). Die Jagd von Wildtieren und Vogelkäfighaltung sind verboten. Es braucht nachweisbar 12 verschiedene, endemische Baumarten (pro Ha) auf den Plantagen und in den Wäldern. 40% anteilige Beschattung muss gewährleistet sein, plus 2 vertikale Vegetationsschichten, es gibt dezidierte Wasserschutz- und Wideraufbereitungsregeln, und es müssen Habitats regeneriert werden, wenn sie auf Plantagen nicht mehr genutzt werden. All das gibt es bei Bio wohl nicht, und ich habe mir die Standards mal wirklich nebeneinander gelegt. Immerhin auch: GMO sind bei der Rainforest Alliance auch verboten. Die Arbeit machen sich ja viele Journalisten nicht, sonst würden sie den fairen Kitkatriegel nicht uneingeschränkt beklatschen. Hat mal einer gefragt, wie hoch der faire Mengenanteil tatsächlich nachweislich im Nestle-Riegel ausfällt? Ich empfehle mal, die Flo-Cert-Standards anzuschauen, und zwar für Mischprodukte. Schaut man sich den Wust von Subunternehmen und outgesourcten Quasi-Tochterunternehmen (Ziel: den Grundsatz "Gleicher Lohn für Gleiche Arbeit“ zu durchbrechen) hierzulande an, dann muss man echt froh sein, dass sich viele der genannten Organisationen für bessere Arbeitsbedingungen und ein schrittweises Anheben von Lohnstandards in der zumeist dritten Welt einsetzen. Zudem kann ich mir nur schwerlich vorstellen, dass Greenpeace ein ihr gewogenes Unternehmen (wie Fairtrade?), das nach Nähe sucht, öffentlich oder offiziös brüskieren würde. Hier ist sich wohl jeder selbst der nächste...
avelon
Gast
Bessere Preise und langfristigere Vertraege fuer die Kleinbauern sagen noch nicht aus, wie viel Chemie auf den Anbauflaechen landet. So wird der Kleinbauer als auch die Kaeufer nachhaltig vergiftet.
Arbeiterschutz: Handelt es sich um die Arbeits-Vertraege oder um den oekologischen Anbau ohne Chemiegifte? Das geht aus dem Artikel nicht hervor.
´Wenn eine Kuh den Schwanz hebt, dann heben alle Kuehe ihn (oder: ... dann heben sie ihn alle.)´.
Bio liegt im Trend. Solange ich nicht mit eigenen Augen sehe, daß KaffeeherstellerInnen weder ausgebeutet noch vergiftet werden, traue ich Niemandem.
sinDY
Gast
Grade bei Mc Donald's oder Starbucks ist es den Kunden so oder so wurscht, wo der Kafee wie angebaut wird... hab bei beiden Unternehmen gearbeitet, und nie hat jem. danach gefragt.
Reggi
Gast
Bei www.cafe-libertad.de gibt es Rohkaffee direkt von Kleinbauern-Kooperativen in Mexiko bzw. Costa Rica für 5 bzw. 6 Euro das Kilo, billiger kriegt man das auch im Supermarkt nicht. In dünner Lage aufs Backblech und bei Stufe 5-6 ca 20 Minuten rösten, bis er je nach Geschmack mittelbraun bis dunkelbraun-glänzend ist. Zugegeben, die Küche muß hinterher gelüftet werden, aber der Kaffee ist superlecker. Wem das zu viel Arbeit ist, es gibt auch leckeren gerösteten, aber der kostet dann eben das doppelte (was für die Qualität immer noch nicht viel ist).
Udo Radert
Gast
Wenn wir in Deutschland flächendeckend faire Löhne hätten, dann würden die Leute sicher auch gerne fair gehandelten Kaffee kaufen.
Mein persönlicher Kompromiß, obwohl ich nicht zu den "Reichen" gehöre:
Es kommen seit 2 Jahren nur noch Eier aus Freilandhalthung bei mir auf den Tisch, Käfig natürlich sowieso nicht aber auch keine aus "Bodenhaltung".
Beim Kaffee dagegen, gehe ich nach dem Geschmack (was Aldi-Kaffee also z.B. schon mal auschließt) und an zweiter Stelle auch nach dem Preis/-Leistungsverhältnis.
Die Welt ist halt nicht nur in Südamerika und Afrika unfair, sondern durchaus auch bei uns, angesichts von sogenannten "Löhnen" von vier oder fünf (Brutto).
Christian D.
Gast
und wieder wird eine grundsätzlich gute Sache kritisiert...dann ist das Label halt noch nicht ganz so streng wie das von fairtrade, na und? ist doch ein guter Anfang, meine Güte!
WhiskeyBernd
Gast
Wobei das ein Problem unserer gesamten Konsumkultur ist, nicht nur von Tchibo @Daniel.
bEn
Gast
...und wenn Reportagen wie die von Wallraff über Starbucks auch nur zum Bruchteil wahr sind dann wird der Kaffee dort nie Fair.
Daniel Lang
Gast
Ich finde nicht, dass Kaffee wirklich Tchibos Kernproblem auf der Einkaufsseite ist. Viel eher sollte man mal danach fragen, mit welchen Methoden die "jede Woche eine neue Welt"-Produkte besorgt werden, wieviele chinesische ArbeiterInnnen da ausbluten und für Hungerlöhne arbeiten, damit wir unseren Pfannenschaber und ähnliches auch wirklich für 1,99 kaufen können...