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die wahrheitSchizophrene Raumpfleger

Führe ich ein geheimes Doppelleben als Betreiber einer Reinigungsfirma? …

… Mit dieser Frage fühlte ich mich neulich konfrontiert, als ich den Inhalt eines USB-Sticks begutachtete. Meine Freundin hatte mich nach einem Ersatz für ihren verlorenen Stick gefragt und ich bot leichtfertig einen aus meiner umfangreichen Werbegeschenke-Sammlung an. Vorher musste ich nur noch schnell prüfen, ob sich auf dem Speicher nicht doch etwas Wichtiges verstecken könnte.

Auf den ersten Blick fand ich nur das Übliche: Fotos, alte Zeugnisse, abgelehnte Kolumnen. Doch dann entdeckte ich den völlig unbekannten, kryptischen Ordner "RS35", in dem sich weitere Verzeichnisse, unter anderem ein geheimnisvolles "Bover", versteckten. Der Inhalt des Ordners war ausgesprochen umfangreich - dutzende Excel- und Textdateien tummelten sich darin. Beim Öffnen der Dokumente wurde schnell klar, dass es hier um Unappetitliches geht. So wies man in einer der Dateien explizit darauf hin, dass ein bestimmtes Treppenhaus in der Danziger Straße in Berlin wöchentlich von Urin und Erbrochenem zu befreien sei.

Stirnrunzeln machte sich breit. Wie kommt so etwas auf einen USB-Stick, der seit Monaten in meiner Schublade liegt? Sollte das etwa von mir sein? Oder ist jemand eingebrochen und hat die Sachen abgespeichert? Wenn ja, wozu? Kommt der Datenmüll aus den Weiten des Internets? Es könnte ja sein, dass eine Trojaner-Software meinen Stick mit Putzberichten infiziert hat. Man kommt auf die irrsinnigsten Ideen, wenn man sich etwas nicht erklären kann. Doch dann erkennt man, dass niemand so einen Aufwand treiben würde, nur um bei einem Wildfremden nutzlose Daten abzuspeichern.

Oder hat die unschuldig fragende Freundin etwas damit zu tun? Hat sie etwa diese Daten dort versteckt? Sie weiß natürlich von nichts - wie es eben immer ist, wenn man sie nach der Herkunft oder dem Verbleib von diesem oder jenem fragt: "Keine Ahnung, Schatz!" - "Also kann ich es löschen?", fragt man behutsam. "Von mir aus", sagt sie. Ich formatiere den ominösen Putz-Stick. Dann kommt sie ins Zimmer zurück und grinst erleuchtet: "Ich weiß doch, woher das Zeug kommt!" - "Ach, woher?" - "Ich hab den Stick jemandem von einer Reinigungsfirma geliehen!" - "Hä? Wieso das denn? Und woher kennst du bitte diesen Reinigungsfuzzi? Und überhaupt, wusstest du, dass da noch Daten von mir drauf sind?" - "Die hat er sicher nicht angeschaut!" - "Aha, da bin ich mir aber nicht so sicher. Ich weiß jetzt schließlich auch über die Kotzflecken in der Danziger Straße Bescheid." Sie geht wortlos.

Trotz allen Unmuts über die Nachlässigkeit meiner Liebsten in Sachen Datenschutz beruhigt mich die Erklärung. Zumindest dahin gehend, dass ich vermutlich kein schizophrenes Alter Ego habe, das sich als Raumpfleger verdingt. Gutmütig lächelnd übergebe ich der Freundin den USB-Stick und sage: "Hier, jetzt darfst du ihn auch verleihen." - "Ach, nicht mehr nötig, ich hab meinen eigenen Stick wiedergefunden." Der Raumpfleger in mir bleibt gelassen und sagt nur: "Schwamm drüber!"

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