Putschist wird Saubermann

MALI Kapitän Sanogo, der 2012 die Regierung stürzte, soll nun das Militär reformieren, das er damals durch seinen Putsch selber spaltete

BERLIN taz | Kurz vor Beginn der geplanten EU-Ausbildungsmission für Malis Armee hat Übergangspräsident Dioncounda Traoré den Führer der Militärputschisten von 2012 zum faktisch stärksten Mann dieser Armee gemacht. Kapitän Amadou Haya Sanogo wurde am späten Donnerstag bei einer Zeremonie im Präsidentenpalast in das Amt des Vorsitzenden des „Militärkomitees zur Umsetzung der Reform der Streitkräfte“ eingeführt.

Somit sind die Putschisten von 2012 nun auch formell die wichtigsten Ansprechpartner der internationalen Gemeinschaft in Malis Armee. Kapitän Sanogo hatte in der Nacht zum 22. März 2012 den gewählten malischen Präsidenten Amadou Toumani Touré gestürzt, woraufhin im Norden des Landes Tuareg-Kämpfer und islamistische Rebellen die Kontrolle übernommen hatten. Auf internationalen Druck hatte Sanogo die Macht im April an eine Übergangsregierung abgegeben, sich aber in deren Belange seitdem immer wieder eingemischt. Seine Berufung zum Chefreformer der Streitkräfte war im August 2012 erfolgt, zusammen mit einer Amnestie. Damals galt dieser Schritt noch als Hindernis für eine internationale Zusammenarbeit mit Malis Armee gegen die Rebellen und wurde erst mal nicht umgesetzt. Heute, nachdem Frankreich militärisch in Nordmali eingegriffen hat, gelten diese Vorbehalte offenbar nicht mehr.

In seiner Antrittsrede sagte Sanogo, seine Aufgabe sei die Schaffung „professioneller und republiktreuer“ Streitkräfte. Sein Komitee habe keine politischen Befugnisse und trete auch nicht an die Stelle der Kommandohierarchie. Als Erstes aber muss er ein Problem lösen, das er mit seinem Putsch selber schuf. Ein Teil der ehemaligen Garde des gestürzten Präsidenten, genannt Bérets Rouges, erkennt Kapitän Sanogo und seine Getreuen nicht an und sitzt zum Teil in Haft, zum Teil in einem Militärlager. Erst vor einer Woche gab es um dieses Lager Kämpfe. Die Bérets Rouges lehnen einen Beschluss ab, ihre Einheit aufzulösen, auf andere Armeeeinheiten zu verteilen und an die Front im Norden zu schicken – unter Androhung des Entzugs der Staatsbürgerschaft.

Am vergangenen Dienstag gab es darüber erste Verhandlungen. Die Gardisten schlugen vor, zwecks Versöhnung ein Fußballspiel zwischen Teams der rivalisierenden Armeeflügel abzuhalten. Aber solange sie Kapitän Sanogo für die Ursache der Krise in Malis Armee halten, Sanogo nun aber für die Lösung der Krise zuständig ist, sind eine schnelle Annäherung und damit ein Erfolg der Armeereform nicht zu erwarten. DOMINIC JOHNSON