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Arbeitsbedingungen in der BiobrancheEin Ökokapitalist sahnt ab

Alnatura hat seinen Umsatz um 18 Prozent gesteigert. Statt Tariflöhne bekommen die Mitarbeiter Yoga-Kurse. Der Chef meint, das genüge. Ver.di meint: "Fair" sieht anders aus.

Verkauferin in einem Darmstädter Alnatura-Supermarkt: Die Bezahlung sei zwar schlechter, das Arbeitsklima aber besser, bekommt man von den Alnatura-Beschäftigten zu hören. Bild: dpa

BERLIN taz | Götz Rehn eröffnet gerade die bundesweit 54. Filiale seiner Biomarktkette Alnatura. Im Bergmannviertel des Berliner Bezirks Kreuzberg. Hier wird schon lange mehrheitlich Grün gewählt, man hat Geld - ein Traumstandort für einen Ökomarkt. Unzählige Scheinwerfer tauchen den 600 Quadratmeter großen Laden in gleißendes Licht, alles ist sauber, geräumig und gediegen. Rehn spricht vor geladenen Gästen über das Wachstum der Biobranche, das gut für Mensch und Umwelt sei.

Alnatura jedenfalls floriert. Im Geschäftsjahr 2008/2009 nahm Deutschlands größter Ökofilialist 361 Millionen Euro ein - 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Über den Gewinn schweigen sich die Hessen aus, aber dass es einen gibt, ist unstrittig. Dennoch werden die Mitarbeiter oft schlechter als ihre Kollegen in konventionellen Läden bezahlt. Obwohl das 26 Jahre alte Unternehmen mit mehr als 1.300 Beschäftigten etabliert ist, akzeptiert es wie offenbar alle anderen Biohändler auch immer noch nicht die Tarifverträge mit ihren teils höheren Löhnen (die taz berichtete). Mehr als zwei Drittel des Personals im deutschen Einzelhandel werden laut Branchenverband HDE nach Tarif bezahlt. Das an der anthroposophischen Weltanschauung ausgerichtete Unternehmen Alnatura wirbt jedoch wie viele Ökofirmen u. a. damit, "fair mit unseren Partnern in Produktion und Handel" zusammenzuarbeiten.

Rehn - 60 Jahre, weißgraue Haare unterhalb der Glatze, ruhige, tiefe Stimme, "Prof. Dr." auf dem Namensschild - ist Gründer, Geschäftsführer und alleiniger Eigentümer von Alnatura. "Uns war es wichtig, sehr stark den Leistungsbezug zu beachten", antwortet der Biopatriarch in einem Interview der taz am Rande der Eröffnungsparty auf die Frage, warum er nicht nach Tarifvertrag zahlt. Junge Mitarbeiter, die besonders schnell aufsteigen, wolle Alnatura höher entlohnen, als die Tarifkonditionen es vorsähen.

BIOMACHT

Marktanteil: Bisher beträgt der Marktanteil von Bio in Deutschland nur 3,2 Prozent. Deutschlands größte Biosupermarktkette war Ende vergangenen Jahres nach Angaben des Internetmagazins Bio-Markt.info Alnatura mit 53 Filialen. An zweiter Stelle stand Denns Bio mit 37 Geschäften. Die einst größte Kette, Basic, lag mit 24 Niederlassungen auf Platz 3. Es gibt 18 Unternehmen, die mindestens fünf Verkaufsstellen für Biolebensmittel betreiben. Zusammen haben sie 240 Läden - das sind 46 Prozent aller Ökomärkte.

Expansion: Während immer mehr kleine, unabhängige Geschäfte aufgaben, expandierten elf dieser Filialisten auch im vergangenen Jahr und eröffneten mindestens eine weitere Niederlassung. Im Schnitt waren die neuen Märkte etwa 500 Quadratmeter groß. Der wichtigste Vorteil für die Kunden besteht darin, dass Supermärkte eine größere Auswahl von Produkten anbieten können. (jma)

Das mag sich unverfänglich anhören. Aber in Wirklichkeit verbietet natürlich kein Tarifvertrag, einen Beschäftigten höher zu bezahlen. So argumentiert auch Peter Henlein, Betriebsrat bei Basic, der drittgrößten Biosupermarktkette. Alnatura-Chef Rehn braucht die Flexibilität eben vor allem, um den Leuten weniger als Tarif zu überweisen.

Tarif 33 Prozent höher

Der niedrigste Lohn beträgt nach seinen Angaben auf die Stunde umgerechnet 7,50 Euro. Das liegt 16 Prozent unter dem geringsten Gehalt, das die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di) und der Arbeitgeberverband im Tarifvertrag für die Hauptstadt festgelegt haben. Für die anderen Gehaltsgruppen nennt Rehn lediglich Mittelwerte, die sich schwer mit den Tariflöhnen vergleichen lassen. Er wisse nicht, wie viele Beschäftigte ein Gehalt mindestens in Höhe des Tarifs bekommen, sagt der Chef.

Die Verkäuferin, die an der Kasse der Kreuzberger Filiale sitzt und sich um die Abteilung für Milchprodukte kümmert, erhält auf jeden Fall weniger: 9,73 Euro pro Stunde. Gemäß Tarifvertrag müsste sie mit ihren Berufserfahrung mindestens 12,98 Euro verdienen - also 33 Prozent mehr.

Selbst wenn man die Extraleistungen Gewinnbeteiligung, Urlaubs- und Weihnachtsgeld einbezieht, geht die Alnatura-Kassiererin für die gleiche Arbeit mit rund 19 Prozent weniger Geld nach Hause als eine nach Tarif bezahlte. Immerhin: Ihre Schichtleiterin im ersten Berufsjahr verdient 2 Prozent mehr als Tarif: 12,14 Euro pro Stunde. Lehrlinge bekommen laut Rehn 200 Euro mehr im Monat als im Tarifvertrag vorgesehen.

Unzufrieden wirkt auch die schlechter entlohnte Alnatura-Kassiererin nicht. "Bei dem Discounter, wo ich früher gearbeitet habe, war die Bezahlung besser. Aber das Klima war sehr unkollegial, und es gab Mobbing. Bei Alnatura nicht", sagt sie. Gut findet die Verkäuferin außerdem das Seminarprogramm, das die Kette ihren Beschäftigten bietet. Darauf hebt auch ihr Firmenchef Rehn gern ab. "Wir haben eine Bieneninitiative. Wir haben Theatergruppen. Wir haben einen Chor. Wir haben die Yoga-Gruppe. Wir haben Winterseminare", zählt er auf. "Das bedeutet ja alles eine Erhöhung des Gehalts." Sein Fazit: "Ich glaube, wir müssen uns da nichts vorwerfen lassen."

Gewerkschafter Ulrich Dalibor ist anderer Meinung. "Keines dieser Goodys kann eine so große Differenz zum Tarifgehalt wettmachen. Das scheint mir kein fairer Kompromiss zu sein", erklärt der Leiter der Ver.di-Bundesfachgruppe Einzelhandel. Die Tarifverträge gäben den Mitarbeitern auch einen Anspruch, den sie im Zweifelsfall vor Gericht einklagen könnten. "Was nicht vertraglich vereinbart ist, kann schnell verschlechtert oder abgeschafft werden von der Seite, die am längeren Hebel sitzt. Und das sind die Arbeitgeber." Außerdem gebe es auch tarifgebundene Unternehmen, die sich über das Obligatorische hinaus für ihre Mitarbeiter engagieren.

Höhere Lohnzahlungen, meint Rehn dazu, seien aber bei den aktuellen Biolebensmittelpreisen nicht möglich. Er redet dann von den vielen kleinen Ökoläden, die "aus Idealismus" arbeiten. "Wenn man sich diese Läden anschaut, kann man nicht den Eindruck haben, dass sie sich irgendwie bereichern oder eine goldene Nase verdienen, sondern die Kunden lassen nicht mehr zu." Ver.di lässt dieses Argument nicht gelten, schließlich stelle sich die Biobranche mittlerweile genauso wie konventionelle Unternehmen in großen Ketten auf. Tatsächlich ist Alnatura weder klein noch unprofitabel, sondern das erfolgreichste Biohandelsunternehmen Deutschlands.

Da kommt Rehn etwas ins Schwimmen. Er antwortet nicht direkt. Stattdessen sagt er Sätze wie: "Wir machen nicht unser Unternehmen, um Gewinn zu machen, sondern um einen Gewinn an Sinn in die Welt zu bringen." Alnatura arbeite aus Idealismus. Der alleinige Alnatura-Gesellschafter betont, dass es nicht um Profitmaximierung gehe: "Die gesamten Erlöse bleiben im Unternehmen." Er bekomme natürlich ein Gehalt - wie hoch das ist, lässt er aber offen.

Doch sollen Tarifverträge nicht auch die schwächere Position der Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber ausgleichen? "Der Schutz ist ja dann notwendig, wenn die Menschen schutzbedürftig sind", meint Rehn. Bei Alnatura seien die Bedingungen aber so gut, dass die Mitarbeiter diesen Schutz nicht brauchten.

Deswegen hält er es auch nicht für nötig, einen Betriebsrat in seiner Firma zu gründen. "Wir haben ein Unternehmen mit einer sehr flachen Hierarchie", betont der Chef und ergänzt: "Wir haben eine Kultur der Selbstverantwortung mit starken Persönlichkeiten. Und die Mitarbeiter gestalten ihr Unternehmen."

Basic-Betriebsrat Henlein hat allerdings andere Erfahrungen gemacht. "So gut kann ein Unternehmen gar nicht sein, dass es keinen Betriebsrat braucht", sagt der Arbeitnehmervertreter. Firmen wie Basic oder Alnatura hätten so viele Filialen und Mitarbeiter, dass die Unternehmensleitung ein Sprachrohr der Beschäftigten brauche, um zu wissen, was an der Basis passiere. Rehn wiederholt auf diesen Einwand hin im Wesentlichen nur, dass Alnatura ja so flache Hierarchien habe.

Betriebsräte könnten natürlich auf Ideen kommen, die dem Firmenchef überhaupt nicht passen. Etwa Tarifverträge durchzusetzen.

Genau daran arbeitet Basic-Mann Henlein gerade. Auch für das Unternehmen wäre das ein Vorteil, meint der Arbeitnehmervertreter. Schließlich würden immer mehr Biofirmen mit dem Label "fair" werben. Fair sollten seiner Meinung nach aber nicht nur die Bedingungen etwa für Kaffeebauern in Afrika, sondern auch die Arbeitsbedingungen der Verkäufer in Deutschland sein. "Wenn wir der erste Biolebensmittelhändler wären, wo Tarifbindung erreicht würde, würde das das Image heben", meint Henlein.

Unter den derzeitigen Bedingungen könnte die Werbung mit dem fairen Image aber auch wie ein Bumerang wirken. Ver.di-Funktionär Dalibor hält es für "einen Bruch in der Glaubwürdigkeit", wenn Ketten wie Alnatura mit dem Attribut "fair" werben, aber dann unter Tarif zahlten.

Zu einem Boykott der Biobranche, die ja etwa Bauern in Europa und Entwicklungsländern höhere Einkommen beschert und die Umwelt entlastet, ruft der Gewerkschafter die Verbraucher jedoch ausdrücklich nicht auf. Er hat eine andere Forderung an die Konsumenten: "Sie sollten", sagt Dalibor, "ihre Ansprüche bezüglich fairer Arbeitsbedingungen formulieren und das dann auch den Unternehmen sagen."

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48 Kommentare

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  • Ich habe bei alnatura gearbeitet und es war absolut grausam es gab keine. Dienstplan, man sollte immer hüpfen wenns ihnen grad eingefallen ist der tön und die Stimmung war Schlecht. Man müsste ständig unbezahlt Überstunden machen.als ich mich beschwert habe wurde ich mit dem Kommentar "wer ein Privatleben hat ist bei alnatura falsch" gekündigt. Ich war Teilzeitkraft aber sollte mir trotzdem immer die ganze Woche freihalten. Eine mitarbeitervergütung gab es nicht.bezahlung ist auch schlecht

  • BN
    Bitte Nicht

    Man kann nur hoffen das endlich die Gewerkschaft einzieht und uns hilf!

     

    Organisieren heißt es!

     

    Das mit dem Aufhebungsverträgen und anderen Vertraglichen Schweigepflichten ist Tagesordnung!

     

    Der Angst wegen das die Kunden das Unternehmen abmahnen!!!! Ich verlasse das Unternehmen nun auch weil, schade ist das alles nur Fassade ist.

     

    Ich sage nur eines, wir haben es selber in der Hand, wie Schlecker abzumahnen, Bio ist mehr als nur Erträge einzufahren!

     

    Und jeder schaut am Ende selbst in sein Antlitz im Spiegel !!!

  • M
    Manu

    als langjährige mitarbeiterin bei alnatura kann ich nur sagen, es ist nicht alles gold was glänzt! schlimm wie man mittlerweile behandelt wird! tariflöhne gibts ja nun. aber wie es wirklich hinter den kulissen aussieht, wissen nur die mitarbeiter selbst! ich bin sehr enttäuscht darüber wie alnatura sich entwickelt hat! einst ein vorbildliches unternehmen, nun ein haus voller phsychisch angeschlagener mitarbeiter! man wird unter druck gesetzt, man wird gezwungen aufhebungsverträge zu unterzeichnen, spurt man nicht wird man gemobbt, für alleinerziehende hat alnatura kein verständnis, flexibiliät wird vorraus gesetzt! ich hoffe sehr das alnatura wieder das wird was es mal war!

  • K
    öki

    gerade höhre ich im lokalen alnatura markt. eine mitarbeiterin ist empoert das sie dauern ueberstunden macht. Anscheinend mit ihrer cheffin. traurig. das sollte irgendwie alles besser besprochen werden. Und irgendwie. Die produkte bei alnatura sind leider manchmal billig bio. Da wird besseres verkauft als es scheint. Vieleicht ist es auch gut. Trotzdem. Sie koennten bestimmt ein besseres konzept vorlegen. wenn sie es wollen. Es gibt so eine sektentendenz in der deutschen biowirtschaft. Das scheint auch fuer alnatura zu zutreffen. wobei sektentendenz. So eine verkapselung meint. Alnatura ist keine sekte.

  • B
    bene

    Ich finde es schon lange an der Zeit, dass wir einen neue COOP (BIOOP?) gründen!

     

    Oder eine KONSUMGENOSSENSCHAFT neuer Art!

     

    Vielleicht beteiligt die sich auch nur an alnatura, basic, biocompany, superbiomarkt, vierlinden und genossInnen?

     

    Mit genossenschaftlichem Gruß

     

     

     

    Bene

  • C
    claudia

    @Frank:

    Sie möchten also suggeríeren, wer die reale Arbeitswelt hinter den Fassaden der "Firmenphilosphien" durchleuchtet müsse gleichzeitig die DGB-Gewerkschaften über den grünen Klee loben?

    Oder wer doch mal Kritik am DGB wagt, solle dann aber permamente Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für richtig halten?

     

    Ein billiger Trick.

    Und uralt dazu.

  • M
    Mathilde

    Interessant, anscheindend werden Leserbriefe hier zensiert, oder warum erscheint meiner zum wiederholten Mal nicht.... wohl zu kritisch.

     

    Gerne stelle ich den Wortlaut nochmal zur Verfügung:

     

     

    Der Lohn ist das eine, die dauernde Arbeitsüberlastung durch zu wenig Personal das andere. Zudem keine Arbeitszeitmodelle. Entweder man beugt sich oder kann zusehen, wie man Job und Familie unter einen Hut kriegt.

    Willkürliche Urlaubsgenehmigungen bzw. Ablehnungen, Nichteinhaltung von gesetzliche vorgeschriebenen Ruhezeiten gehören leider auch zur Tagesordnung.

     

    Und Yoga Kurse finden in der Zentrale in Bickenbach statt, also für die meisten Mitarbeiter unerreichbar bzw. zum Selbstkostenpreis für die Bahnfahrt. Von z.B. Berlin aus dann ein verdammt teurer Yogakurs.

    Der Vergleich mit Lidl und Co. hinkt doch. Alnatura selber hat sich auf Fahnen geschrieben: Sinnvoll für Mensch und Natur. Das gilt nur leider nicht für die eigenen Mitarbeiter.

    Traurig genug, wenn die Arbeitsbedinungen schon als gut gelten, weil sie besser als bei Schlecker sind.

    Der Widerspruch zwischen Außenbild und dem, wie es tatsächlich aussieht, ist leider unerträglich.

  • C
    claudia

    "BIO COMPANY - Ihr Biosupermarkt mit günstigen Preisen ..."

     

    @Florian:

    >>Der Biomarkt in Deutschland ist knallhart umkämpft. Jeder Kunde sollte sich fragen, warum manche Biolebensmittel günstiger sind als andere.>...wie oft man die halbe Stunde nach Geschäftsschluss und Dienstende die man/frau länger bleiben muss weil die Kasse gestreikt hat/ noch Kunden im Laden waren/ noch Dinge zu erledigen sind zu denen die anderen Schichten nicht kamen.

  • U
    ULF

    Die Biocompany zahlt für Fachverkäufer nur 8,70€ Stundenlohn ( ich bin betroffen )

  • F
    Frank

    Soso der Betriebsrat von Basic meldet sich also zu Wort.

    Schön, daß das Unternehmen Tariflöhne zahlt bei den ca. 20 Mio.€ Verlust, die in den Jahren 2007 bis 2009 "erwirtschaftet" wurden.Bei einer Eigentümerstruktur von Saudi-Arabischem Geld mit einem italienischen Aufsichtsratsvorsitzenden würde ich auch einen Betriebsrat wählen, um den Sozialplan voranzubringen.

    Da lobe ich mir doch lieber ein Unternehmen mit gesundem Wachstum und einem fairen Umgang zu den Mitarbeitern und wenn eine Arbeit bei höherem Lohn von einer Maschine gemacht werden würde, dann sollte sich der Karrierist Herr Briske ruhig mal fragen lassen, ob sein Wunschdenken überhaupt Sinn macht.

    Ich verstehe den Bericht als ein Stänkern und Stimmungsmachen und ich bin kein Alnatura MItarbeiter oder eine Führungskraft aus dem Hause.

    War es nicht Verdi, die Wachdienst unter Mindestlohn beschäftigte? War es nicht Herr Bsirske, der mit Lufthansvorteilen in seinen privaten Urlaub flog und war es nicht die TAZ, die durch den Haftbefehl gegen einen Rechtsanwalt ihn in den Tod trieb? Ich lasse mich gerne überzeugen, aber bei Scheinheiligkeit tue ich mir leid.

  • M
    Mathilde

    Der Lohn ist das eine, die dauernde Arbeitsüberlastung durch zu wenig Personal das andere. Zudem keine Arbeitszeitmodelle. Entweder man beugt sich oder kann zusehen, wie man Job und Familie unter einen Hut kriegt.

    Willkürliche Urlaubsgenehmigungen bzw. Ablehnungen, Nichteinhaltung von gesetzliche vorgeschriebenen Ruhezeiten gehören leider auch zur Tagesordnung.

     

    Und Yoga Kurse finden in der Zentrale in Bickenbach statt, also für die meisten Mitarbeiter unerreichbar bzw. zum Selbstkostenpreis für die Bahnfahrt. Von z.B. Berlin aus dann ein verdammt teurer Yogakurs.

    Der Vergleich mit Lidl und Co. hinkt doch. Alnatura selber hat sich auf Fahnen geschrieben: Sinnvoll für Mensch und Natur. Das gilt nur leider nicht für die eigenen Mitarbeiter.

    Traurig genug, wenn die Arbeitsbedinungen schon als gut gelten, weil sie besser als bei Schlecker sind.

    Der Widerspruch zwischen Außenbild und dem, wie es tatsächlich aussieht, ist leider unerträglich.

  • LM
    Lisa May

    Meine Reaktion auf den Alnatura-Artikel- ich hab ordentlich gelacht! Die Berliner Biocompany zahlt grandiose 6,50€/h (8,50 Euro/Stunde Brutto, Anmerkung der Redaktion) für Aushilfen. Und da die Arbeitszeit (entgegen der Bestimmungen für 400€Jobs) auch nicht gesondert elektronisch- sondern nur durch die Chefs- erfasst wird, kann man sich ausrechnen wie oft man die halbe Stunde nach Geschäftsschluss und Dienstende die man/frau länger bleiben muss weil die Kasse gestreikt hat/ noch Kunden im Laden waren/ noch Dinge zu erledigen sind zu denen die anderen Schichten nicht kamen... also wie oft man die eingetragen bekommt. Insofern: Geradezu paradiesische Zustände bei Alnatura! Nimmt man dazu, dass in der Stellungnahme von Herr Rehn steht,dass die Lohnstruktur auf Tarifvertragsverträglichkeit geprüft wird...davon können Biocompanymitarbeiter nur träumen!

  • F
    Florian

    Jede Medaille hat zwei Seiten. Schade, dass dieser Artikel nicht beide beleuchtet. Ich hätte mir etwas mehr kritische Reflexion der dargestellten Tatsachen gewünscht. Tarifverträge und Gewerkschaften sind nicht immer das Allheilmittel (werden aber gerne als dieses verkauft) und es gibt auch andere Indikatoren (wie z.B. Mitarbeiterzufriedenheit oder Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung)anhand derer man Unternehmen bewerten kann.

     

    Der Biomarkt in Deutschland ist knallhart umkämpft. Jeder Kunde sollte sich fragen, warum manche Biolebensmittel günstiger sind als andere. Antwort: Man kauft immer das Gesamtpaket (vom Anbau bis zum Verkauf). An irgendeiner Stelle der Kette muss das Geld eingespart werden und nicht alles ist mit der Effizienz in der Prozessorganisation erklärbar. Wären Sie bereit eine Lohnerhöhung für Alnatura-Mitarbeiter in Form von höreren Produktpreisen mitzutragen oder wandern Sie dann doch lieber zu Penny, Aldi oder Lidl ab und decken sich dort mit günstigeren "Bio"-Lebensmitteln ein? Es ist ähnlich wie in der Bankenkrise: Jeder möchte hohe Zinsen auf sein Guthaben erhalten, aber keiner macht sich die Mühe darauf zu schauen, auf wessen Kosten diese zustande kommen. Wenn dann die Blase platzt, waren es die "bösen" Banker, die mein unschuldiges Geld in hochspekulativen Wertpapieren angelegt haben. Denken Sie doch bitte mal nach, was Ihr (Konsum-)Verhalten mit den Missständen in der Wirtschaft zu tun hat. Nur wer sich diese Frage ernsthaft stellt, hat auch das Recht die Bezahlung bei Alnatura anzuprangern.

  • C
    claudia

    >>Alnatura zwingt schließlich niemanden bei sich zu arbeiten!!!>...aber hat mal jemand daran gedacht, dass es viele Menschen gibt, die von einem anderen Unternehmen zu Alnatura gewechselt haben und sich ABSICHTLICH für eine schlechtere Bezahlung und dafür aber auch bessere Bedingungen bei Alnatura entschieden haben?

  • B
    biohazard

    Hallo Leutz!

     

    Ich habe mal ne Zeitlang in einem dieser Biodiscounter gearbeitet. Stundenlohn EUR 6,- netto. Das war vor zwei Jahren. Da wurde bewußt Verbraucherverarschung betrieben, von wegen große Poster an der Wand "unsere Mitarbeiter werden regelmäßig geschult" und so. Alles Quatsch. Hat's nie gegeben. Oder: vorne wird Mondwasser verkauft und hinten Saskiaquelle getrunken. Oder: verderbliche Ware am Wochenende nicht an die Tafel gespendet, sondern retourniert zum Wegschmeißen. Überhaupt Retoure: da wird nach Strich und Faden betrogen, um die Kosten zu senken. Spenden? Nie. Aber überall von Verantwortung gelabert. Krankgemeldete Mitarbeiter werden zu Hause angerufen und zum Kommen überredet, egal was Sache ist. Alles in Allem: Hör mir auf den Heuchlern! Kauft lieber bei den Kleinen, die beuten wenigstens nicht absichtlich aus, sondern weil sie zu wenig Umsatz machen. Diese Discounterseuche ist der Untergang der ökologischen Bewegung. Könnt ihr voll vergessen.

  • K
    Ökotante

    Oh Leute, jetzt macht aber mal nen Punkt! Ich denke wir alle wissen, wie wichtig es ist, dass an unserem Arbeitsplatz ein angenehmes Betriebsklima herrscht und wie bereichernd es ist, wenn man mit seinen Kollegen nach der Arbeit auch mal gemeinsam etwas unternimmt, wie beispielsweise gemeinsame Grillabende wie sie in vielen ALnatura-Filialen und der Zentrale immer wieder stattfinden! Schließlich verbringt man den größten Teil seiner Zeit auf der Arbeit und mit seinen Kollegen!

    Natürlich ist es nicht in Ordnung, dass es von Alnatura-Seite vermieden wird, einen Betriebsrat einzuführen, andererseits ist es nach den Kampfparolen des Gewerkschaftsmenschen in diesem Artikel auch wiederum etwas verständlicher geworden!

    Alnatura zahlt vielleicht unter Tarif, aber hat mal jemand daran gedacht, dass es viele Menschen gibt, die von einem anderen Unternehmen zu Alnatura gewechselt haben und sich ABSICHTLICH für eine schlechtere Bezahlung und dafür aber auch bessere Bedingungen bei Alnatura entschieden haben? Alnatura zwingt schließlich niemanden bei sich zu arbeiten!!!

    Und jetzt nicht mehr bei Alnatura einzukaufen, ist ja wohl das Blödeste, was man tun kann um die untertariflich bezahlten Mitarbeiter zu unterstützen. Machen das nämlich genügend Leute, haben die Mitarbeiter bald gar keinen Job mehr! Klar, dass das dem Basic-Mitarbeiter gefallen würde ...

  • S
    Stefan

    Stellungnahme des Herrn Rehn zum Artikel:

     

    http://alnatura.de/de/zum-artikel-in-der-taz

  • K
    Kaufmann

    Ich bin Inhaber eines kleinen Bioladens und kann bei weitem keine knapp 13 Euro zahlen, weil sonst müsste ich Apothekerpreise nehmen und das kann ich keinem Kunden kommunizieren.

     

    Man muss sich auch mal anschauen, woraus die Mitarbeiter eines Lebensmittelgeschäftes bestehen, bei mir sind als Verkäufer und an der Kasse nur sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter, aber bei größeren Supermärkten sitzen doch gerade in den späten Stunden Schüler an der Kasse, die weit weg von 13 Euro sein werden.

     

    Ebenso gilt dieses bei dem Verhältnis von VZ-Arbeitskräften zu Aushilfen und Azubis, wenn man mitbekommt, dass eine Lebensmittelkette eine Schicht mit 8 Personen betreibt, von denen 2 Vollzeitarbeitskräfte nach Tarif sind und der Rest kostenlose Praktikanten und preiswerte Azubis, dann könnte ich solche Gehälter auch zahlen, doch das ist nicht mein Anspruch als Arbeitgeber.

  • RF
    Rodriguez Faszanatas

    Es muss ein Schock für viele "Linke" sein, der ihr Weltbild erschüttert. Wie, ein Ökokapitalist ???

     

    Wenn ich jetzt Produkte bei Alnatura kaufe, bin ich nicht mehr gut, sondern helfe den bösen Kapitalisten?

     

    Oh nein....

     

    Diese schlimmen Kapitalisten.

     

    Ich bin dafür, dass der Staat allen Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen von 1000 Euro zahlt, damit jede/r seinen emanzipatorisch-selbstbestimmten Weg gehen kann. Also das Geld kann der Staat meinetwegen von den Kapitalisten nehmen.

     

    Außerdem sollte man den Kapitalismus einfach verbieten, so !!!

  • K
    Öko-Mitarbeiter

    Ich arbeite für Alantura, und es ist das beste was mir passieren konnte. Ich bin gelernte Kauffrau und werde gerecht bezahlt,bekomme Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Urlaub, wie es in den Tarifverträgen der Branche steht. Ich kann tagsüber wasser oder Kaffee trinken, unentgeltlich!Klar bekommt ein Minijobber weniger Stundenlohn, aber die gezahlten Löhne sind da nicht anders, als in anderen Lebensmittelläden/ketten.

    Viele Mitarbeiter kommen so wie ich, aus anderen Bioläden/ketten und reformhäusern und wir verdienen alle mehr als bei unseren alten Arbeitgebern!

    Fragt doch mal nach bei Biocompany, Basic(das hat einen grund warum die einen Betriebsrat wollen), Viv-Frischemarkt

  • JM
    Jost Maurin

    Kleiner Hinweis für diejenigen, die jetzt Alnatura boykottieren wollen: Auch die meisten anderen Bio-Geschäfte bezahlen teils unter Tarif. Boykott ist also nicht möglich, wenn man Bio kaufen will. Und Bio ist für Umwelt und Landwirtschaft immer noch besser als konventionell. Das bitte nicht vergessen!

     

    Zur Frage, was der Artikel soll: Er soll öffentlichen Druck aufbauen, dass Alnatura besser bezahlt. Alnatura ist "gut", weil es Bio ist. Aber es muss noch besser werden. Doch wie gesagt, Boykott geht nicht. Und bitte: Tarifbezahlung ist nur ein Aspekt von vielen, wenn man ein Unternehmen bewertet.

  • RP
    Rita Pavoni

    Die taz und ein kritischer Artikel über Alnatura? War das der Pflichtartikel bevor dann die nächste Anthroposophie-Beilage kommt? Werden das die Inserenten der Beilage vertragen? Habt ihr nicht Angst, dieses Klientel zu verärgern?

     

    Schließlich sagen doch die Alnatura-Mitarbeiter, zumindest die, die sich äußern, das wäre alles gut so. Kein Tariflohn, aber dafür Yoga, Bienchen und Chor und super Betriebsklima. Ist doch bestimmt alles total harmonisch und selbstbestimmt. Bei so einem netten Oberboss, der das alles aus total idealistischen Gründen macht.

     

    Wäre schön, wenn ihr auch mal recherchiert, wie sonst die Arbeitsbedingungen in der Welt der Gutmenschen so sind. Bei Sekem zum Beispiel. Da gibt es ja so wunderbare Bilder von Kindern, die glücklich in ihren grünen Kitteln im Kreis stehen. Ob das tatsächlich so wunderbare Bedingungen dort sind, würde mich sehr interessieren.

     

    Ach ja, allen die sich jetzt grämen, weil sie nicht vom Arbeitgeber Yoga & Co. gesponsort kriegen. Die Kurse zahlt auch die Krankenkasse, Kirchenchor ist in der Regel gratis und statt Bienchen könnt ihr ja Nachbars Lumpi betreuen. Oder fragt doch, ob ihr euerem Chef nicht bei der Gartenarbeit helfen könnt.

  • M
    Martin

    bio vom ausbeuter alnatura oder giftiges vom anderen ausbeuter lidl? dann nehm ich lieber bio.

  • C
    claudia

    @Ano Nym:

    "Insgesamt muss ich feststellen, dass es noch viel zu viele Schlupflöcher für Unternehmen gibt Löhne zu drücken und den Kündigungsschutz geschickt zu umgehen." Die Schlupflöcher gab es schon immer. Nur haben sich bei Vollbeschäftigung die Leute den Arbeitsplatz ausgesucht. Wer allzu miese Bedingungen hatte, mußte sich in den 70er Jahren mit hoher Personalfluktuation abfinden.

    Heute gilt schon als gut, was damals unzumutbar war. Das Prinzip wird manchmal mit der "Froschtheorie" erklärt:

    Wenn man einen Frosch in ein Gefäß mit 60° heißem Wasser setzt, dann spring er sofort heraus und wird mit ein paar leichten Verbrühungen überleben.

    Wenn man ihn in kaltes Wasser setzt und nur in kleinen Schritten die Temperatur erhöht, dann springt er nicht raus, sondern stirbt halt irgendwann.

     

    Weil es nicht alle gleichmäßig trifft, gibt es natürlich Leute, die zu Recht sagen: "Ich verstehe nicht was ihr wollt: Mir gehts doch gut!"

    Das ist ja bei Alnatura nicht anders als anderswo: Die paar Leute, die in "höhere Positionen" aufsteigt, verdienen natürlich sehr gut und sind rundum zufrieden. Sagt ja der Boß selber.

     

    ---

    @Manfred Bsirske:

    >>Und selbst wo BIO draufsteht, muss nicht immer BIO drin sein.>Und grundsätzlich überall ist totes Tier drin.

  • S
    Spreephilantrop

    Wollen wir mal nicht unterstellen, dass der Herr Rehn wie weiland der Chef der Berliner Treberhilfe sein Gehalt überwiegend in einen PS-starken Fuhrpark á la Maserati & Co. investiert. Indes - die schwabulierenden, ausweichenden Antworten hinsichtlich Mindestlöhnen und einer verzichtbaren Mitarbeitervertretung lassen nichts wirklich

    Gutes erahnen. Meiner Ansicht nach gibt es, auch in diesen schweren Zeiten, vorzeigbare Unternehmen, die von der Reinigungkraft bis zum Middle Management

    anständige = Tariflöhne zahlen. Yoga hin oder her - die Achtung einer Tätigkeit und Leistung beginnt nun mal mit der Entlohnung.

    Hier sollte sich Alnatura, gerade wegen des Genres und ihrer Marktführerschaft, einen neuen Kurs verordnen. Die Expansion kann warten - oder sie kommtorganisch: von hoch motivierten Mitarbeitern... Bei Einhaltung der Gesetze und Übernahme von Branchentarifen, auch wenn man sich als Unternehmer – warum auch immer – nicht wirklich daran gebunden fühlt. Alles in allem: Ein Zustand, der uns an LIDL und Schlecker erinnert, auf die die gesamte Öko- und faire Community (wohl zurecht) mit brachialer Wortgewalt einzuschlagen wusste (obschon die faire Gemeinde ja bei den Verkäufen ihrer „fairen“ Produkte in den harten Discountbuden von Aldi, Lidl & Co. kräftig mitverdient). Nun denn, also auf ihn – den Rehn! Und bevor wir Gutmenschen künftig zur Hexenjagd auf die böse Industrie aufrufen, sollten wir besser mal vor unserer eigenen Haustür schauen, was da alles schief läuft. Wir sollten uns nicht scheuen, falsch verstandenen Idealismus zum Wohle der eigenen Unternehmertasche stets lautstark „anzuzeigen“. Bei Götz Rehn setzt sich scheinbar immer noch der Geist der großen Unternehmungen wie Nestlé & Co. durch.

  • AN
    Ano Nym

    Tarifverträge sind ja schön und gut, aber solange Unternehmen wie beispielsweise Tegut Mitarbeiter über Leiharbeitsfirmen "einstellen", sind Tarifverträge eben auch nur schön und gut - der Regelfall sind sie gerade bei den untersten Gehaltsgruppen (Kassierinnen und Warenverräumer) definitiv nicht.

     

    Von einem Stundensatz wie Alnatura hier zahlt, können Leiharbeiter im Einzelhandel leider nur träumen. Nichtdestotrotz besteht auch meiner Meinung nach kein Grund für Alnatura Tarifverträge und Betriebsrat nicht einzuführen - schaden würde es sicherlich nicht!

     

    Insgesamt muss ich feststellen, dass es noch viel zu viele Schlupflöcher für Unternehmen gibt Löhne zu drücken und den Kündigungsschutz geschickt zu umgehen.

  • I
    Ich

    wenn man recherchieren kann, kann man auch mehr schreiben.

    Das Geschäftsjahr 2008/2009 ist noch nicht veröffentlicht. Sehr wohl aber das Geschäftsjahr vom 01.10.2007 bis zum 30.09.2008. In diesem Zeitraum machte Alnatura bei einem Umsatz von EUR 305.760.291,05 einen Gewinn von EUR 9.296.992,88. Davon wurden EUR 3.000.000,- ausgeschüttet. Der Herr Rehn braucht nicht mehr viel Gehalt um über die Runden zu kommen.

  • S
    Stefan

    Ein etwas einseitig gefasster Artikel.

    Ich arbeite selbst bei Alnatura und denke, man sollte bei im Rahmen solcher Vorwürfe sich mal mehr Meinungen der Betroffenen anhören.

    Diese Kollage aus Thesen eines Basic-Betriebsrates und sicherlich gestutzten Antworten von Herr Rehn gibt jedenfalls keinen objektiven Blick auf die Arbeitsrealitäten bei Alnatura.

    Aber damit tut sich die Taz ja erfahrungsgemäß bei Branchengrößen jeder Ordnung schwer.

     

    Ich arbeite gern hier und das zu keinem schlechten Lohn.

  • AN
    Ano Nym

    Tarifverträge sind ja schön und gut, aber solange Unternehmen wie beispielsweise Tegut Mitarbeiter über Leiharbeitsfirmen "einstellen", sind Tarifverträge eben auch nur schön und gut - der Regelfall sind sie gerade bei den untersten Gehaltsgruppen (Kassierinnen und Warenverräumer) definitiv nicht.

     

    Von einem Stundensatz wie Alnatura hier zahlt, können Leiharbeiter im Einzelhandel leider nur träumen. Nichtdestotrotz besteht auch meiner Meinung nach kein Grund für Alnatura Tarifverträge und Betriebsrat nicht einzuführen - schaden würde es sicherlich nicht!

     

    Insgesamt muss ich feststellen, dass es noch viel zu viele Schlupflöcher für Unternehmen gibt Löhne zu drücken und den Kündigungsschutz geschickt zu umgehen.

  • H
    hefe

    Verdi entlohnt seine eigenen Mitarbeiter bekanntlich nicht nach Tarif. Wie diese Gewerkschaft noch die moralische Kompetenz sich für Arbeitnehmer einzusetzen legitimiert, ist mir schleierhaft. Die bestätigte Arbeitnehmerzufriedenheit bei Alnatura ist bei den heutigen Arbeitsbedingungen in der Wirtschaft gar nicht hoch genug einzuschätzen! Lieber Yoga als Arbeitsbedingungen bei Aldi oder Lidel, bei denen wir alle doch so gerne kaufen.

  • MB
    Manfred Bsirske

    Och nö!

    Jetzt kann man da auch nicht mehr kaufen.

    Verdammt noch eins!

    Wo kann ich denn überhaupt noch einkaufen?

     

    Entweder stellen sich die Waren als unfair heraus oder der Anbieter selbst.

     

    Und selbst wo BIO draufsteht, muss nicht immer BIO drin sein.

     

    Und Fair Trade ist auch Auslegungssache.

     

    Und grundsätzlich überall ist totes Tier drin.

     

    Zum kotzen!

  • H
    Holländer

    Warum macht Verdi, oder das ILO, nicht ein eigenes Siegel für Produkte wobei in der ganzen Produktionskette gute Arbeitsbedingungen herrschen? Das wäre doch eine gute Ergänzung zum Fair-Trade und Bio Label.

  • R
    Rod

    Wenn Alnatura aus Idealismus arbeitet, dann müßte doch sofort das Finanzamt das Gewerbe per Zwang abmelden. Denn dann ist Alnatura kein Unternehmen, sondern eine Liebhaberei, ein Hobby.

    Denn was ein Unternehmen, das einer Gewerbeanmeldung bedarf ist klar geregelt: Eine auf nachhaltige Gewinnerzielung ausgerichtete Organisation.

    Wenn man nun sagt, dass Alnatura aus Idealismus arbeitet, dann fehlt die Gewinnerzielungsabsicht. Konsequenterweise darf Alnatura nach gültigem Recht dann kein mit Gewerbeschein angemeldetes Unternehmen sein. Alnatura müßte dann ein gemeinnütziger Verein oder eine Stiftung sein.

    Wenn es so ist, wie der Alnatura-Chef sagt, dann müßte ihm die Gewerbeanmeldung sofort entzogen werden.

  • P
    Petra

    Geld ist nicht alles.

  • C
    claudia

    >>Junge Mitarbeiter, die besonders schnell aufsteigen, wolle Alnatura höher entlohnen, als die Tarifkonditionen es vorsähen.>Alnatura arbeite aus Idealismus>"Sie sollten", sagt Dalibor, "ihre Ansprüche bezüglich fairer Arbeitsbedingungen formulieren und das dann auch den Unternehmen sagen."

  • J
    jan

    Danke liebe Taz für diese Entdeckung, solche Zustände hätte ich nie für möglich gehalten. Dieser Okö-Lidl ist ab heute für mich gestorben.

  • N
    neukölle

    Fakten über Alnatura:

     

    Die Gesellschaft verfügt am Bilanzstichtag über eine Barliquidität von EUR 24,1 Mio., was ca. 34,1 % des Gesamtvermögens der Gesellschaft darstellt.

    Das Eigenkapital hat sich - bedingt durch den Jahresüberschuss 2007/2008 - von EUR 28,9 Mio. im Vorjahr auf EUR 37,0 Mio. im Geschäftsjahr erhöht. Die Eigenkapitalquote ist von 49,4 % auf 52,4 % zum 30. September 2008 gestiegen.

     

    Der Beschäftigungsstand per 30. September 2008 beträgt 1.062 Arbeitnehmer (Vorjahr: 1.057 Arbeitnehmer).

     

    Im Jahresdurchschnitt waren 989 Arbeitnehmer beschäftigt (Vorjahr: 996 Arbeitnehmer).

     

    Noch Fragen?

  • S
    Sidu

    Mit dem BIO-Siegel, Öko-Sprüchen, Nachhaltigkeit und das plötzlich alle Unternehmen die Welt retten wollen, habe ich mittlerweile ein großes Problem.

     

    Lest mal das Buch: "Ende der Märchenstunde" von Kathrin Hartmann. Dann schaut Euch mal Euer ach so hippes Prenzlberg, X-Berg, Friedrichshain an und analysiert den (gentrifizierten) Kiez bzw. seid ehrlich zu Euch selbst. Auch ich bin auf die ganzen Siegel & Slogans reingefallen und war der typische LOHAS.

     

    Wichtiger ist es, sich politisch zu engagieren, aufzumucken statt "gut" zu konsumieren. Deshalb finde ich die Aussage des Gewerkschafters richtig: Vertraglich festhalten, Betriebsrat gründen, organisieren, protestieren! Was ändern statt arme Bauern mit schmerzverzerrter Miene und kaputtem Gebiss auf Verpackungen drucken ("Sie unterstützen XY und seine Kaffeefarm").

  • F
    Fraumeier

    Auch wenn ich jetzt wie ein naives Gänseblümlein auf der Frühlingswiese rüberkomme: das ist doch alles nicht mehr schön!

  • U
    Udo

    Es ist nicht alles Gold was glänzt im Zeitalter der Bio-Kapitalismus! Es lohnt immer wieder Zeitungen wie die TAZ zu lesen um aufgeweckt zu werden! Danke für den Artikel "Ein Ökokapitalist sahnt ab." in Ihrer heutigen TAZ Ausgabe. Als langjähriger Bioladenkunde (auch Alnaturakunde) bin ich überrascht über die von Ihnen geschilderten Infos (für einige keine Mindestlohnbezahlung und keine Duldung von Betriebsräten...) in den Alnaturaketten. Es zeigt mir, es ist wichtig als Konsument, die Welt nicht in Schwarz und Weiss (hier Bio-alles Gut- dort konventionell alles schlecht --- die "Aldisierung der Gesellschaft" macht auch in der Bioszene keinen Halt...") zu teilen, sondern die Strukturen in unserem System immmer aufs Neue zu hinterfragen und prüfen. Ich habe nur diese kleine Wahl, zu entscheiden wohin ich mit aller Regelmäßigkeit meine monatliche Kaufkraft lenke. Ich weiss, ich werde damit die WElt nicht retten, aber dennoch mein Einkaufsverhalten auf neue hinterfragen und ggf, verändern....

    Insofern gibt es gleich auch eine nette Email an die nächstgelegene Alnaturafiliale.

    Danke! So soll uns Ihre Zeitung immer wieder aufwecken!

    Schöne Grüsse aus Hamburg!

    Udo

  • K
    Konsument

    Und was will uns dieser Artikel nun sagen? Was soll die reisserische Überschrift "Ökokapitalist"? Ist jezt alles, was über einen Kleinbetrieb hinausgeht ein Kapitalist? Wir sind alle Kapitalisten, wenn wir wegen dem Geld arbeiten gehen. Und die Arbeitsbedingungen sind doch bei Alnatura offensichtlich gar nicht so schlecht, oder? Entgegen der Überschrift geht es nicht um Arbeitsbedingungen, sondern um Bezahlung. Und wie wird die Friseuse, der Schreibwarenverkäufer, Taxifahrer oder sonstwer bezahlt? Man hat hier den Eindruck, es geht nur mal wieder darum, auf einen "Kapitalisten" einzudreschen. Oder möchte ver.di seinen Einfluss erweitern? Natürlich brauchen wir Gewerkschaften, aber meine persönlichen Erfahrungen als Arbeitnehmer mit Betriebsräten und Gewerkschaften sind nicht besonders gut. Man kann das so oder so sehen.

     

    Und was hat der Leser davon? Sollen wir jetzt nicht mehr bei Alnatura kaufen? Wird in den kleineren Bioschuppen das Personal besser bezahlt? Haben die einen Betriebsrat? Oder sollen wir doch lieber zu Aldi, Lidl und Co. gehen?

     

    Mir wird der Sinn des Artikels nicht klar. Die taz lässt immer mehr nach.......

  • K
    kleinerhobit

    Danke für diesen interessanten Artikel. Biosupermarkt-Ketten sollten ihre Leute grundsätzlich nach Tarif bezahlen. Die Fairniss muß nicht nur den Erzeugern der Bioprodukte und den Kunden gegenüber gelten, sondern auch den Beschäftigten gegenüber. Mag sein, das Herr Rehn das anders sieht. Doch sollte er seine Sichtweise schleunigst ändern, sonst kaufe ich als Kunde woanders ein! So einfach ist das! Ich erwarte nämlich von meinem Biosupermakrt einen guten Umgang mit der äußeren Ökologie, sowie auch mit die innereren Ökologie der Mitarbeiter. Wenn die nämlich nicht stimmt, will ich da nicht Kunde sein.

  • K
    käthe

    ich glaube, ich möchte auch keinen tariflichen lohn mehr. ich stelle mir das ganz toll vor, nach der arbeit noch mit meinen kollegInnen im chor zu singen oder an bienenkörben herumzupöseln, allein schon für das gruppengefühl.

    vielleicht fühlen sich ja noch mehr konzerne bereit, diesen weg zu gehen, das wird bestimmt ganz, ganz toll.

  • P
    pEt

    komplett boykott von alnatura geht ja auch gar nicht, wenn mensch sich bio ernähren will.

     

    allerdings ist es zumindest bei mir so das ich immer viel lieber die kleinen unterstütze als die großen

    und wenn im regal neben alnatura noch ein anderes bioprodukt von einem anderem hersteller seht, welches dann auch noch günstiger ist kauf ich selbstredend dieses

  • A
    Anneliese

    Ja, die oekologischen Gutmenschen. Solange man mit fairem Handel - den letztendlich der Verbraucher bezahlt - das Image aufpolieren kann, sind sie vorn dabei. Wenn es ans eigene Geld geht, vergisst man die hehren Grundsaetze.

     

    Merke: Kapitalismus in gruen ist auch nicht besser.

  • CC
    Claus Carstensen

    Das ist halt ein Grüner vom Schlage des Ex-Grünen Metzger.

     

    Nur weil sich jemand das Etikett 'Grün' aufklebt, heißt das noch lange nicht, daß er ein GutMensch ist.

     

    Aktuell sind diese Leute verstärkt im Vormarsch in der Partei, man beobachte den Trend zum Koalieren mit der CDU.

  • Y
    Yogai

    Es ist eben doch nicht möglich, den Kapitalismus von innen zu verbessern. Alnatura und Co sind für mich im Moment das geringere Übel, aber sie unterliegen eben dennoch den Grundprinzipien dieses Wirtschaftssystems und die heißen eben: "Profitmaximierung, sonst machts ein anderer für dich und du bist weg vom Fenster."

  • J
    johannes

    Gut zu wissen.

    dann werd ich mein geld nicht mehr alnatura in den rachen werfen

     

    gibt ja genügend andere geschäfte die bio und fairtrade verkaufen