Neue TV-Serie "Good Wife": Der real existierende Sexismus

Ally McBeal ist erwachsen geworden: Immer Mittwochs auf ProSieben entlarvt die Anwältin Alicia in der neuen US-Serie "Good Wife" den fiesen Geschlechterkrieg im Job.

Julianna Margulies als Alicia. Bild: prosieben.de

Hier geht es nicht mehr um Leben und Tod. Hier geht es um das Leben danach. Nach den Kindern, nach dem Betrug, nach dem Fall. Nach der Emanzipation. Willkommen im real existierenden Sexismus!

Denn während bei ProSieben ab sofort immer mittwochs erst die Ärzte in der sechsten Staffel von "Grey's Anatomy" um das Leben ihrer Patienten kämpfen, kämpft danach Alicia Florrick in der neuen US-Serie "Good Wife" (22.15 Uhr, ProSieben) um ihr eigenes - und gegen Vorurteile, Vorverurteilungen, gegen ihre Vergangenheit.

Eine gute Ehefrau, genau das war Alicia 13 Jahre lang. Für ihren Mann, den großen Staatsanwalt, gab sie ihre eigene Karriere als Juristin auf, erzog eifrig die zwei Kinder und rief stets brav an: Schatz, das Essen ist fertig. Sie steht ihrem Mann sogar noch stoisch bei, als dieser Buße tut für außerehelichen Sex und Korruption. Bis sie im Schützengraben seines Medienkriegs zu Bewusstsein kommt: Ihr Mann geht in den Knast und sie bricht aus. Alicia kehrt in ihren Job als Anwältin zurück. Ally McBeal ist erwachsen geworden. Und ernüchtert auf Lebenszeit.

In der Kanzlei konkurriert sie mit dem soeben frisch aus der Eliteschmiede Harvard entlassenen Cary um den Job. Und Cary lobt sie für ihr Lebenswerk: Zwei Kinder großgezogen, und was für ein Mut, nun wieder einzusteigen - und seine Mutter plane ja Ähnliches. Doch ihre gemeinsame Assistentin im Anwaltsbüro ist natürlich ihm hörig, schließlich ist die Aussicht größer, dass er als Chef bleibt - Alicia kann nur staunen und versuchen, nicht umzufallen.

Dann steht sie nach 13 Jahren zum ersten Mal wieder vor Gericht. Wow, sagt die Kanzlei-Privatdetektivin Kalinda, die bei schwierigen Recherchen gern mal die Bluse etwas weiter aufknöpft, da war ich zwölf. Na danke. Die Senior-Partnerin bietet an, Alicia als Mentorin beizustehen, das sei das Einzige, was für Frauen an die "Old-Boys-Clubs" der Kerle heranreiche. "Denk daran, Männer dürfen faul sein, Frauen nicht - und du schon gar nicht", sagt die ältere Kollegin und zeigt aufs Foto von Hillary Clinton: "Wenn sie das schafft, dann schaffst du das auch." Es sind die Verweise auf echte Polit-und Promiaffären, aber vor allem all diese kleinen, fiesen Spitzen, Machtdemonstrationen und Benachteiligungen, die "Good Wife" so großartig machen.

Die verhandelten Fälle sind zwar eher Durchschnitt, aber wie Alicia ankämpfen muss gegen Richter, die ihren Mann noch nie leiden konnten, gegen Kollegen, die ihr vorwerfen, ihr Mann spiele ihr immer noch die Informationen zu, das lässt zumindest die Zuschauerin fast aufschreien vor Wut.

Julianna Margulies, bekannt als Krankenschwester Carol in "Emergency Room", spielt Alicia zwischen Taumeln und Festkrallen, in jeder Szene sieht man ihr an: Sie war auf all das nicht vorbereitet, sie versteckt sich hinter der Maske ihres Make-ups, aber sie muss das schaffen. Chris Noth tut als ihr Ehemann all das, was er als Traummann Mr. Big in "Sex and the City" nicht durfte, und will am liebsten schnell zurück zur Normalität. Bloß nicht. Dann doch lieber der Studienfreund und Chef. Da könnte doch was … Langsam erinnert Alicia sich: Es gibt ein Leben vor dem Tod.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.