Krach an der Berliner Admiralbrücke: Mediation soll Brücken bauen
In Reiseführern wird die Kreuzberger Admiralbrücke als Tipp für Feierwütige empfohlen. Die direkten Anwohner sind genervt. Jetzt soll ein Mediationsverfahren für Ruhe sorgen
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg setzt auf ein Mediationsverfahren, um nachts für Ruhe an der Kreuzberger Admiralbrücke zu sorgen. "Wir suchen gerade einen Anbieter für die Mediation, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat die Finanzierung bereits zugesagt", sagte Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Bündnis 90/Die Grünen) am Dienstag der taz.
Die Brücke über den Landwehrkanal, die südlich vom Kottbusser Tor das Fraenkelufer mit dem Planufer verbindet, ist von Frühjahr bis Herbst ein Anziehungspunkt für Straßenmusiker, Touristen und auch viele Kreuzberger. Die direkten Anwohner in dem alternativen Kiez stören sich allerdings daran, dass dutzende Besucher fast täglich bis tief in die Nacht lärmen.
Der Vorschlag für eine Mediation sei von den Anwohnern gekommen, sagte Schulz. In der ersten Phase soll es öffentliche Informationsveranstaltungen geben, an der Anwohner und Besucher teilnehmen sollen, aber auch die Polizei, das Ordnungsamt und die Berliner Stadtreinigung (BSR). Auch Gewerbetreibende sollen eingebunden werden - etwa die Betreiber der Pizzeria Il Casolare und der benachbarten Eisdiele, die viel Umsatz mit den Brückenbesuchern machen. In weiteren Gesprächen und einer Ideenbörse vor Ort sollen dann Vereinbarungen getroffen werden.
Ein Problem dürfte sein, dass viele der Feiernden ständig wechseln - die Admiralbrücke wird inzwischen in Touristenführern aufgeführt, viele der Besucher halten sich nur für ein paar Tage in Deutschland auf. Ein Ergebnis des Mediationsverfahrens könnte aber sein, dass die Feiernden auch regelmäßig direkt angesprochen und zur Ruhe ermahnt werden, sagt Franz Schulz. Es könnte also in Zukunft regelmäßige Kiezstreifen an der Brücke geben - etwa vom Ordnungsamt, von den Mediatoren oder von Anwohnern.
Keine Lösung sieht der Bezirksbürgermeister dagegen in dem Vorschlag, die breiten Betonpoller auf der Admiralbrücke abzubauen, die derzeit zum Sitzen einladen. "Dann hätten wir mehr Verkehr auf der Brücke, und das will auch niemand", sagt Schulz. "Die Anwohner wollen die Attraktivität des Ortes nicht schmälern, aber ab 22 Uhr wollen sie auch schlafen können." Auch ein Alkoholverbot sei keine Lösung: Das sei rechtlich nicht durchsetzbar, so Schulz. "Die Mediation bei so einem Konflikt ist für uns auch Neuland." Ob es klappt, das könne er nicht vorhersehen.
Leser*innenkommentare
Ruth Thiery
Gast
Den Streit durch ein Mediationsverfahren beizulegen, halte ich für die konstruktivste Art der Konfliktlösung.
Ich bin selbst Mediatorin und weiß nach einigen Mediationsfällen, wie gewinnbringend dieses Verfahren für alle Konfliktparteien ist.
Ich bin von der Zukunft des Mediationsverfahren überzeugt.
Klaus Ritter
Gast
Da kann ich nur leise lachen. Franz Schulz tut einfach nichts gegen Lärm, dieser Mediationskram dient nur der Vertagung und der Verwässerung. Das hat Schulz auch schon im Konflikt um den unerträglichen Lärm in der Simon-Dach-Straße so gehandhabt. Wichtiger als die Anwohner ist ihm der Umsatz, den Gewerbetreibende machen. War schon so, ist so, wird weiter so sein.
Franz Gans
Gast
Wir müssen nur beten, dass sich alles mit göttlicher Fügung zum Guten wenden wird. Wenn der heilige Geist das in die Hand nimmt, wird das Problem sicher schnell gelöst.
xonra
Gast
Wer soll denn von den Feiernden als Vertreter an der Mediation teilnehmen? Das ist doch nur eine ABM Maßnahme für Mediatoren. Wie schon die Mediation zur "Zukunft des Landwehrkanals". Die Anwohner sind wie Millionen andere in dieser Stadt, vom Lärm betroffen. So könnte man nun auch beginnen den Verkehrslärm mit Mediation zu reduzieren. Es braucht eine Gesamtlösung für den Lärm in der Stadt Berlin.