Kommentar jugendliche Kriminelle: Justiz als Reparaturbetrieb

Hat das System versagt? Jedem jugendlichen Gewalttäter ein Staatsanwalt, das mag ein Ansatz sein - hinreichend aber ist es nicht.

Ein Jugendlicher ersticht einen anderen ohne jeden Anlass. Und dann kommt heraus, dass der mutmaßliche Täter seit Jahren polizeibekannt ist. Hat das System der Jugendhilfe versagt?

Zunächst zeigt der Fall, dass das "Protäkt"-Programm, das jugendliche Wiederholungstäter schnell nach der Tat vor Gericht bringen soll, einen Konstruktionsfehler hat: Es greift nur bei jenen Jugendlichen, die schon vor der Tat im Programm sind. Diesen Irrtum könnte man beheben.

Aber was hätte es gebracht, wenn der nun verdächtige Elias A. für das ihm zur Last gelegte "Abziehdelikt" schon verurteilt gewesen wäre, bevor er am vergangenen Wochenende auf Mel C. traf? A. hätte ein paar Tage gemeinnütziger Arbeit geleistet. Hätte ihn das daran gehindert, jemanden zu erstechen?

"Protäkt" mag ein Ansatz sein, hinreichend ist es nicht. Gewalttätigen Jugendlichen einen "eigenen" Staatsanwalt gegenüberzustellen, setzt erst nach der Tat an. Viel dringender wäre, solchen Jugendlichen Angebote zu machen: therapeutische, pädagogische, berufliche; in Abstimmung mit den Eltern. Im Fall Elias A. scheint schon die in Hamburg chronisch unterfinanzierte Familienhilfe versagt zu haben. Bereits als Zehnjähriger soll er gewalttätig geworden sein. Und daran hat sich in sechs Jahren offenbar nichts geändert. Staatsanwälte werden da auch nicht viel reparieren können.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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