Kulinarisches Theater

Designierte Schauspielintendantin in Köln: Karin Beier

Ein kölsches Gewächs musste es offenbar sein. Eine, die die Mentalität der Kölner versteht, ihre Erwartungen ans Theater, und eine, die darüber hinaus die Begrenzungen des Hauses kennt und mit dem Personal bereits vertraut ist. Die Kriterien des Oberbürgermeisters und seines Kulturdezernenten für die Besetzung der Intendanz des Kölner Schauspiels wirken provinziell. Dabei soll Karin Beier (39), deren Nominierung Fritz Schramma und Georg Quander gestern in Köln bekannt gaben, nicht nur Publikum zurück gewinnen, sondern das Ensemble möglichst „international aufstellen“ und am Puls der Zeit inszenieren.

Noch handelt es sich um einen Vorschlag. Um aber „mögliche Diskussionen“ im Vorfeld dieser „wichtigen Personalentscheidung“ zu vermeiden, habe man sich die Zustimmung der kulturpolitischen Sprecher und Fraktionschefs im Kölner Rat bereits gesichert, sagte Schramma. Ende Januar will das Duo Schramma/Quander seine Wunschkandidatin, die ihr Amt im September 2007 in Nachfolge des scheidenden Intendanten Marc Günther antreten soll, dem Kölner Stadtrat präsentieren, der über die Besetzung abstimmen muss. Anders als in jüngster Vergangenheit, als sich Köln anlässlich der Besetzung wichtiger Kulturämter regelmäßig der Lächerlichkeit preisgab, macht die Auswahl diesmal Hoffnung. Mit Karin Beier kommt eine der renommiertesten deutschen Regisseurinnen an den Rhein. Nach Engagements in Düsseldorf, München, Bonn, Hamburg und Bochum arbeitet die gebürtige Kölnerin, die mit 21 Jahren ihr erstes Stück inszenierte und 1994 von der Zeitschrift Theater heute zur Nachwuchsregisseurin des Jahres gekürt wurde, seit 1999 fest am Burgtheater Wien. Dort hat sie in der Regel pro Spielzeit eine Inszenierung heraus gebracht.

In Köln möchte Karin Beier „sinnliches, lebendiges, kulinarisches Theater“ machen, wie sie selbst sagt. „Das impliziert aber keineswegs leicht Verdauliches.“ Sie will in ihren Inszenierungen die „verschiedenen Gesichter“ Kölns, die ethnisch-kulturelle Vielfalt der Stadt abbilden, Sparten übergreifend mit Gesang und Orchester arbeiten sowie eine Autorenwerkstatt begründen, um Autoren und Zuschauer am Schaffensprozess teilhaben zu lassen. Nur Mut. HENK RAIJER