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Atommüll EndlagerVerstrahlt, versenkt

Der Bund und Niedersachsen streiten über die Regeln für die Endlagerung radioaktiven Mülls. Kommende Woche beraten sie über eine Änderung der Sicherheitsregeln.

Instandhaltungsarbeiten in Gorleben: Umweltminister Röttgen (CDU) will angeblich die Sicherheitsanforderungen für das geplante Atommüll-Endlager senken. Bild: dpa

HANNOVER taz | Über die Sicherheitsanforderungen für ein Endlager für hochradioaktiven Müll ist erneut Streit entbrannt. Bund und Länder wollen nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums kommende Woche im sogenannten "Länderausschuss für Atomkernenergie" über eine Änderung der Sicherheitsregeln für die Endlagerung hochradioaktiven Mülls beraten.

Diese gehen noch auf den Sigmar Gabriel (SPD) zurück, Umweltminister der großen Koalition. Der Bund erwägt, die Forderung nach 500-jähriger Rückholbarkeit des Atommülls aus Gabriels Anforderungskatalog zu streichen. Dieser wurde zwar schon vor einem Jahr veröffentlicht, aber bis heute nicht durch Druck im Bundesanzeiger tatsächlich in Kraft gesetzt.

Die AKW-Betreiber haben in einer Versuchsanlage die Technik für eine Endlagerung in Salz ohne abschirmenden Behälter und damit ohne eine Rückholbarkeit bereits erprobt.

Wird hochradioaktiver Atommüll unter Tage ohne Abschirmung im Salz versenkt, können Menschen ihn kaum jemals wieder an die Erdoberfläche bringen. Angesichts der Erfahrungen mit dem einsturzgefährdeten Atommülllager Asse geht dies selbst dem atomfreundlichen Niedersachsen zu weit. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hatte schon vor einem Vierteljahr im Landtag für Gorleben eine rückholbare Einlagerung verlangt.

Das Fernsehmagazin "Kontraste" präsentierte vergangene Wochen einen im Hause von Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) korrigierten Entwurf der Sicherheitsanforderungen, aus dem die Rückholbarkeit gestrichen war.

Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) hat nun an Röttgens Haus einen eigenen Vorschlag zur Änderung geschickt. Dieser fordert eine Rückholbarkeit aller Abfälle für die Betriebsphase des Endlagers. Nach der Stilllegung des Endlagers müssten zumindest eingelagerte Atommüllbehälter mit abgebrannten Brennelementen 500 Jahre lang im Salz unzerstört bleiben.

Sander persönlich umschrieb dies mit den Worten: "Die Behälter müssen so konstruiert sein, dass man sie 500 Jahre lang notfalls wieder nach oben fördern kann." So lange müssten die Behälter dem Gebirgsdruck standhalten. Auch während der Betriebsphase müsse man sie bei einem Laugeneinbruch ins Endlager schnell zurückholen können.

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4 Kommentare

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  • K
    Kay

    Die Behälter gibt es schon, sie heissen Pollux. Die hochradioaktiven Brennelennte werden aus den Castoren geholt, zerlegt und dann in Polluxbehältern konditioniert. Diese werden verschweißt und können im Salzstock vom Salz eingeschlossen werden.

     

    Einfach mal in Gorleben informieren.

     

    Grüße, Kay

  • S
    Sponti

    Die Kokillen mit Transportbehältern einzulagern ist sinnlos. Erstens werden die Castoren sowieso schnell korrodieren, zweitens haben sie einen enormen Platzbedarf, reduzieren die Aufnahmekapazität des Endlagers erheblich und können nicht wiederverwendet werden, und drittens könnte man den "Müll" bei der Rückholung auch automatisiert und ferngesteuert bergen und neu verpacken. Solange man sich nicht einig ist, sollte man ihn weiterhin zwischenlagern. Möglicherweise kann man ihn später sogar verwerten, was eigentlich der Hauptgrund für die angestrebte Rückholbarkeit ist.

  • J
    JanG

    @vic

     

    Und was ist die Konsequenz aus Ihrer Ansage? Es gar nicht erst probieren? Na klar, lassen wir den Müll dich wo er ist, nach uns die Sintflut. Und bitte jetzt nicht solche Kommentare wie "sofortiger Ausstieg". Auch wenn dieser jetzt und auf der Stelle vollzogen würde, haben wir bereits nicht wenig Müll da. Und der muss weg.

     

    Leider gibt es immer wieder Leute wie Sie die immer nur meckern, alles schlecht machen und sich gar nicht die Mühe machen, das bestehende Problem zu lösen.

     

    Ich arbeite bereits seit einiger Zeit in der Endlagerforschung, ich weiss auch um die Problematik und die Schwierigkeiten. Und ich bin der Meinung, dass etwas getan werden muss. Ich denke auch, dass es sehr wohl Ansätze gibt um das Problem zu lösen. Leider sehe ich auch immer wieder Menschen wie Sie die ohne eine Ahnung zu haben einfach alles nur kritisieren und über alles schimpfen. Sehr bedauerlich, dass es von Leuten wie Ihnen immer noch viel zu viele gibt.

  • V
    vic

    read my lips:

    Es gibt keine Endlagerung und es wird keine geben.