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Lenas Lied ist nachzulesen im Alten Testament im Buch Das Hohe Lied Salomos. Die Autorin hat sich ganz offensichtlich davon inspirieren lassen und die in dem alttestamentarischen Text enthalten Bilder in die heute gängigen Vorstelllungen der Menschen übertragen. Dazu gehört auch der Satellit, der die Erde umkreist und dem Sender und den Empfängern folgt. Lenas Interpretation ist gelungen.
Ich seh mich aufstehn und die Stadt durcheilen,
durch Gassen streifen, über leere Plätze -
ich sehne mich nach ihm und suche ihn...
(aus dem Hohelied Salomos)
Überall bin ich rumgerannt wegen dir, ...
(aus Lenas Song Satellite)
Es gibt darüber hinaus noch viele andere Paralellen zu entdecken!
Ich wundere mich sehr, bereits vor dem Sieg vertrat ich die meinung, dass ich ihr am liebsten ein Dixieklo auf die Bühne bringen möchte, weil Tanz ist sowas ja wohl nicht. Desweiteren trifft sie kaum eine Note. Mit so einem Mist zu gewinnen ist schon sehr seltsam. Europa bedankt sich auf seine Weise für die vielen Rettungsschirme. Wir dürfen auf unserer Titanic auch nochmal feiern und "fröhlich" sein, nicht anders ist das Ergebnis zu bewerten. Von Natürlichkeit kann auch hier keine Rede sein, alles wirkt doch einstudiert und (gekonnt) in Szene gesetzt
Lena Mayer-Landrut, wenn ich sie korrigieren darf, Herr Bargs.
Seit ihren Erfolgen bei den Landtagswahlen im Osten werden wieder Forderungen nach einem Parteiverbot der AfD laut. Wäre das eine gute Idee?
Kommentar "Lena": Das neue deutsche Wunderfräulein
Präsentiert es sich ein wenig ungelenk, fliegen Deutschland die Sympathien zu. Der Erfolg von Lena Meyer-Landrut hat das Zeug, den Eurovision Song Contest zu revolutionieren.
Perplex waren nicht nur die meisten Kommentatoren und die Konkurrenz, sondern auch die Sängerin selbst. Ungläubig bis freudig geschockt reagierten fast alle spontan auf den deutschen Überraschungserfolg beim Eurovision Song Contest. Denn mit diesem Ergebnis war nicht ernsthaft zu rechnen gewesen.
Ihr Song war nicht unbedingt der originellste, ihre Performance sicher nicht die aufregendste und die 19-jährige Abiturientin aus Hannover besitzt auch sicher nicht die tollste Stimme, die in Oslo zu hören war. Doch alle Kriterien, denen sonst viel Gewicht beigemessen wird, spielten am Ende nur noch eine untergeordnete Rolle, denn Lena Meyer-Landsrut machte sie mit schnoddrigem Charme und konsequenter Mädchenhaftigkeit wett. Es war ein Sieg der Bodenständigkeit über Testosteron und tiefe Dekolletes der Bühnenprofis, der Schlichtheit über perfektes Show-Kalkül.
Parallelen zum letzten deutschen Grand-Prix-Erfolg von Nicole vor fast dreißig Jahren drängen sich auf. Denn politisch und wirtschaftlich mag Deutschland in Europa das meiste Gewicht besitzen. Die Sympathien der Nachbarn fliegen dem Land aber erst dann zu, wenn es, statt aufzutrumpfen, auf internationaler Bühne ein wenig ungelenk, beinahe unbedarft und betont bescheiden auftritt. So gesehen, hat Lena Leyer-Landshut das Merkel-Prinzip erfolgreich in die Musikwelt übertragen.
Dass das System der Punktevergabe verändert wurde und das Publikums-Voting durch das Votum einer Jury ergänzt wurde, dürfte Lenas Erfolg begünstigt haben. Sicher ist aber auch, dass sie ein positives Stereotyp über Deutschland mit neuem Leben füllt. Das neue deutsche Wunderfräulein ist jung, frech, modern und selbstbewusst. Es weist damit all jene Eigenschaften auf, die schon in den 50ern den Mythos vom deutschen "Fräuleinwunder" begründen halfen.
Der Erfolg von Lena Meyer-Landrut hat aber auch das Zeug, den Eurovision Song Contest zu revolutionieren. Zwar müht man sich seit Jahren unbestritten, ihn vom altbackenen Schlagerfestival zum zeitgemäßen Pop-Contest zu wandeln. Trotzdem waren "Natürlichkeit", "Authentizität" und "jugendliche Frische" bislang keine Attribute, die man mit diesem größten TV-Musikwettbewerb der Welt so ohne weiteres hätte in Verbindung bringen können. Seit diesen Samstag ist auch das anders.
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Kommentar von
Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”