Jahrestag Tiananmen: Massaker wird nicht vergessen
Während die Regierung in Peking jedes öffentliche Gedenken an die Niederschlagung der Demokratiebewegung von 1989 verhindert, wird in Hongkong wieder demonstriert.
Im autonomen Hongkong gedachten gestern, am 21. Jahrestag des sogenannten Tiananmen-Massakers wieder zehntausende Menschen mit Kerzen der Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung gedacht. Die englischsprachige South China Morning Post appellierte an die Regierung in Peking, die Tragödie vom 4. Juni 1989 nicht mehr zu verschweigen und anzuerkennen, dass die Demonstranten damals "ernst zu nehmende Probleme und Sorgen hatten, die auch von einigen der damaligen Führer Chinas geteilt wurden".
Noch immer zählt die Niederschlagung, die hunderte Todesopfer forderte, zu den großen Tabus der Volksrepublik. Die Erinnerung an die Opfer ist staatlich untersagt. Die Demonstranten hatten 1989 gegen Korruption und Vetternwirtschaft in der Kommunistischen Partei protestiert und freie Wahlen und Pressefreiheit gefordert. Der damalige Parteichef Zhao Ziyang sperrte sich gegen den Einsatz der Armee. Dafür wurde er von Konservativen in der KP abgesetzt und bis zu seinem Tod 2005 unter Hausarrest gestellt.
In Memoiren, die demnächst veröffentlicht werden sollen, verteidigt der damalige Premier Li Peng seine Rolle bei der Niederschlagung der Proteste, wurde gestern bekannt. Das Buch, das laut Herausgebern auf dem Festland nicht publiziert werden darf und nach Hongkong geschmuggelt wurde, zitiert Worte des KP-Patriarchen Deng Xiaoping: "Wir müssen den Schaden gering halten, aber wir müssen bereit sein, Blut zu vergießen."
Wuer Kaixi, ein Studentenführer von damals, wurde gestern in Tokio festgenommen, als er über den Zaun in die chinesische Botschaft klettern wollte. Zuvor hatte der 42-Jährige erklärt, er wolle in seiner Heimat vor Gericht seine Unschuld beteuern. Die Behörden verweigern ihm die Rückkehr aus dem Exil in Taiwan.
In der Volksrepublik begingen zahlreiche Bewohner den Jahrestag in stillem Gedenken. Um Aktionen von Oppositionellen zu verhindern, stellte die Polizei mehrere bekannte Bürgerrechtsanwälte unter Hausarrest. Die Gruppe "Mütter vom Tiananmen", deren Angehörige vor 21. Jahren starben, forderten erneut von der Regierung, das Verdikt aufzuheben, dass die Opfer "Konterrevolutionäre" gewesen seien. Die Zeitung Metropole des Südens veröffentlichte online eine Karikatur, die an die damaligen Bilder der Panzer erinnerte - und schnell wieder aus dem Internet gelöscht wurde.
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