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Das Schwein in Tora und KoranDu bist, was du nicht isst

Im Islam und Judentum gilt das Schwein als unheilig – nicht nur, weil es sich im Dreck suhlt. Früher war der Verzicht auf das Fleisch eine Abgrenzung zu anderen Völkern.

Saustark: Das Schwein hat weder von jüdischen noch muslimischen Gläubigen was zu fürchten. Bild: dpa

BERLIN taz | Was hat das Schwein eigentlich falsch gemacht? In Saudi-Arabien und im Iran hat es grundsätzlich Einreiseverbot, in Israel darf es nicht den Boden berühren, sodass es nur auf Rollbrettern durch das Heilige Land fahren kann. Wieso die Tora und der Koran ausgerechnet das Schwein verbieten, wissen sogar die meisten Gläubigen nicht.

Jüdische und muslimische Gelehrte missbilligen das Schwein gleichermaßen für seine unreine Lebensweise. Unrein ist es ihrer Meinung nach, weil es sich gerne im Dreck suhlt, Krankheiten überträgt und Abfall, Aas und selbst die eigenen Exkremente frisst. Aber Ziegen und Hühner fressen in Notzeiten ebenfalls ihren eigenen Kot und können auch Krankheiten auf den Menschen übertragen und wurden trotzdem nicht verboten. Warum traf es also das Schwein?

Die schmuddelige Lebensweise der Schweine halten viele Wissenschaftler nicht für den Grund ihrer Unbeliebtheit. Sie haben andere Erklärungen. Zum Beispiel diese: Als Allesfresser konkurriert das Schwein in Zeiten der Not mit dem Menschen um Nahrung. Weil es außerdem keine Milch geben, keinen Pflug ziehen und niemand auf ihm reiten kann, nützt das Schwein wenig. Laut dem amerikanischen Anthropologen Marvin Harris verzichteten die Israeliten im Altertum deshalb schon vor dem Verbot auf die Schweinezucht.

Im frühen östlichen Mittelmeer bedeutete das eine klare Abgrenzung zu anderen Völkern. Den Israeliten kam das entgegen, weil sie sich als monotheistische Gemeinschaft von den polytheistischen Schweinefans um sie herum abgrenzen wollten. Auf den Verzicht folgte das Verbot des Schweinefleischs, das bis in die Gegenwart Gruppengefühl und Identität unter den Juden stiftet.

Der Islam übernahm diese Ernährungsvorschrift, um sich bewusst in die Tradition des Judentums zu stellen. Gleichzeitig entstand aber auch das muslimische Alkoholverbot zur Abgrenzung vom Judaismus, erklärt der Religionswissenschaftler Michael Blume. "Durch das, was wir nicht essen, zeigen wir Menschen einander an, woran wir glauben und was uns wichtig ist."

In den Jahrhunderten bis zur Entstehung des Christentums wuchs das Judentum zu einer der stärksten Religionen im Orient heran, gegen die sich die neu formierte Glaubensgemeinschaft der Christen durchsetzen musste. Also hob das Neue Testament die Ernährungsvorschriften einfach wieder auf.

Nur wenige gläubige Menschen kennen den Hintergrund oder die Entstehung ihres Nahrungsgebots. Aise Aikova von der Islamischen Gesellschaft Milli Görüs erklärt, dass "es ein eindeutiges Verbot im Koran ist und deswegen die Hintergründe auch nicht groß hinterfragt werden. Das ist auch Sinn und Zweck der Religiosität." Ähnlich sieht das der Münchener Judaist Korbinian Spann: "Den Ursprung der Nahrungsgebote kennt keiner so genau. Im Prinzip befolgt man sie, weil es einfach so ist."

Dieser Artikel entstand im Rahmen des 5. taz Panter Workshops, bei dem 20 Teilnehmer vier Seiten der Printausgabe zum Thema Wurst und Käse gestalteten.

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35 Kommentare

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  • Das Schwein ist in schlechten Zeiten kein Nahrungskonkurrent.

    Es frisst was der Mensch nicht fressen kann und will. Das Schwein ist in Weidehaltung durch die komplette Verwertung der vorhanden Biomasse ( vom Gras bis zum Wurm, vom Käfer bis zum Pilz ) ein deutlich effektiveres "Weidetier"

     

    Schaf Ziege Kuh braucht viel Fläche, sie drängen den Bauern in direkte Abhängigkeit zum Großgrundbesitzer ( Adel, Klerus )

     

    Ein Schwein kann auf kleinster Fläche in einem Jahr 20 Nachkommen erzeugen.

    Das Schaf für 2 Nachkommen einen kleinen Stadtpark. ( 2500-3000m² ). In trockenen Regionen eher noch mehr.

  • L
    lasstgutsein

    "damals war es soundso"

    ach ihr habt also alle eine zeitreise hinter euch, gut. Wie wäre es wenn alle mal runter kommen und sich eines klar machen: wir können vermuten, wir können nicht wissen, wie es damals gewesen ist.

     

    Schweinefleisch gehört zu den am wenigsten nahrhaften fleischsorten und übertrug /überträgt viele krankheiten. das verhalten von schweinen löst bei muslimen ekel aus, es ist so als wolle man europäern marden oder würmer zu essen geben. marden und würmer werden in anderen ländern aber auch gerne gegessen - müssen sich europäer deswegen rechtfertigen warum sie die eiweißhaltigen tiere zertreten und nicht futtern? nein. also lasst den anderen doch bitte auch ihre vorlieben.

     

    und wenn jetzt jemand argumentieren möchte "ja, aber das ist keine religionssache blabla" super, es ist aber erziehungssache, kleine kinder essen mit vorliebe würmer und dreck bis mama sagt "pfui, das ist ekelig!" und wer sagt mama, dass es "pfui" ist? das ist dann eine kultursache - ist das nicht irgendwo gleichwertig? kultur und religion? Wollen wir jetzt anfangen wieso es kulturhistorisch richtig oder falsch ist zu würmern pfui zu sagen und warum man sie heute, wo sie doch fachmännisch gesäubert werden können, doch nicht verzehrt? Lasst es doch EINMAL einfach nur gut sein, Leute. Einmal.

  • B
    britta

    Ich bin entsetzt über diesen schlecht recherchierten und wenig fundierten Artikel. Das passiert eben wenn man über so bedeutende Themen mal schnell was in Kürze zusammenschreibt. Nicht umsonst gab es so viele kritische Anmerkungen und Korrekturen. Warum Schweinefleisch im Islam verboten ist, wurde bereits von vielen Kommentaren sehr dezediert dargestellt. Die kurze Fassung: es ist einfach ungesund! Der Islam hält die Menschen dazu an, seinen Körper gesund zu halten und nicht zu schädigen. Daher sind auch Tätowierungen und viele Piercings und Narben als eine Art der Körperverletzung nicht erlaubt. Alkohol ist nicht aus Abgrenzungsgründen verboten, sondern weil er den Menschen die Sinne vernebelt und infolgedessen zu Taten verführen kann, die unmoralisch oder strafbar sind oder andere schwerwiegende Folgen haben (man sehe sich nur die Zahl der Verkehrsopfer an!). Außerdem birgt Alkohol ein hohes Suchtpotential. So einfach ist das. Der Islam enthält viele Regeln und Gebote, der den Menschen das Leben vereinfachen und eine gesellschaftliche und friedliche Ordnung herstellen soll. Leider werden immer wieder einzelne Fragmente aus dem Koran herausgezogen und ohne diesen Kontext mit unserer westlichen Lebensart gegenübergestellt, was jedesmal in einer katastrophalen Beleidigung und Diskriminierung des Islams und der Muslime endet. Ich bin sehr froh, dass sich viele bemüht haben, diesen Artikel zu korrigieren.

  • T
    Tanja

    Der Titel ist undifferenziert. Schweine gelten im Judentum nicht als unheilig, sondern als unrein. Das sind zwei verschiedene Kategorien.

  • G
    Gläubiger

    wenn man anfängt die Gesetzte und Riten einer Religion zu hinterfragen und für alles eine Erklärung verlangt, ist das auch kein Glaube mehr sondern Wissenschaft und Philosophie...die Tiefgläubigkeit liegt im Vertrauen und in der Hingabe zu Gott...das ist wohl im Islam genauso...das soll nicht heißen, dass man sein Gehirn ausschalten soll. Im Koran wird mehrmals zum Nachdenken aufgefordert...

  • J
    Jack

    Tja, Juden und Muslime werden nie erfahren, wie lecker ein auf Holzkohle gegrilltes Schweinekotelett ist! P)

  • B
    Benjamin

    @Dice

     

    Schön, dass Sie in Ihrem bemüht zynischen Kommentar versuchen, alte Feindbilder heraufzubeschwören. Man kann zu Milli Görüs stehen, wie man will, aber natürlich hat die Muslima Akova (die Dame schreibt man ohne "i") recht, wenn sie behauptet, dass die Hintergründe von Speisetaboos "nicht groß hinterfragt werden". Ähnlich sieht das auch, wie Sie ja eigentlich selbst gelesen haben müßten, der Jude Spann: "Im Prinzip befolgt man sie, weil es einfach so ist." Tja, so ist das halt mal mit der Religion. Nur gut, dass Sie uns daran erinnern, ganz besonders dem Muslimen den bedingungslosen Schweinefleischverzicht verübeln zu müssen. Echt praktisch... da kann man ihn ja auch gleich mit dem Sprengstoffgürtel zum Metzger schicken. Bravo, weiter so! Beati pauperes... Sie wissen schon...

  • T
    Trixie

    Lt. Marvin Harris ist das Schwein nicht Nahrungskonkurrent "in Notzeiten", sondern in unbewaldeten Gegenden. Er zitiert Carlton Coon, der im Vorderen Orient einen Rückgang der bewaldeten Fläche vom Neolithikum bis zur Neuzeit erkannt haben will, bis zur Desetifikation. Dort sind Wiederkäuer nahrungstechnisch im Vorteil. Wo kein Wald vorhanden ist, sind Schweine als Nicht-Wiederkäuer schlecht an die klimatischen Bedingungen angepaßt und fressen dasselbe wie der Mensch, sind somit unwirtschaftlich zu halten.(M. Harris:Wohlgeschmack und Widerwillen, 1988 Cotta)

  • DB
    Du bist was Du isst....

    Das gerade die radikale Milli Görüs hier befragt wird kann ich auch nicht nachvollziehen. Auch die Wissenschaft wird viele Dinge nie ganz verstehen und erklären können - frei nach Shakespeare: Es gibt viel mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als sich unsere Weisheit träumen lässt. Nun, warum befragt die taz nicht auch einen Islam-Gelehrten, wenn es Fragen zum Islam gibt?

    Jetzt, natürlich gibt es nachvollziehbare Gründe für ein Schweinefleischverbot. Dafür muss man etwas das Herz des Islams kennen und verstehen. Im Islam kommt der Reinheit (körperliche UND geistige) eine sehr große Bedeutung zu. Beispielsweise sind Waschungen vor jeglichem Gottesdienst eine Pflicht. Da das Schwein sich nur im Dreck wohl fühlt und seinen eigenen Abfall verzehrt und das nicht nur in Notzeiten, wie das bei anderen Tieren der Fall ist, wurde im Islam das Schwein als unrein bezeichnet und zum Verzehr verboten. Dies ist im Koran an mehreren Stellen eindeutig nierdergeschrieben. In den letzten Jahren hat außerdem die Forschung immer mehr Zusammenhänge zwischen Zivilisationskrankheiten und dem Verzehr von Schweinefleisch nachweisen können. Es gibt noch weitere, tiefere Gründe die jedoch den Rahmen dieses Kommentares sprengen würden.. Doch 1 ist sicher, der Verzehr von Schweinefleisch ist nicht gut für den Menschen und das weiß Gott und hat es seinen Gläubigen verboten.

  • V
    vic

    Na und, wo ist das Problem?

    Hier werden keine Hunde, Spinnen oder Käfer gegessen. Anderswo schon.

    Geht nicht ständig davon aus, dass die westliche "Kultur" die einzig normale ist.

    Sagt vic, der Vegetarier.

  • MG
    Marco Grandmann

    Obwohl diese Theorie etwas fuer sich hat , besonders im Judaismus wo Abgrenzung historisch bereits bei der Schaffung des AT eine Hauptrolle gespielt hat (siehe Finkelstein ,etc.) ist sie nicht schluessig und ignoriert ein paar Tatsachen. Unter anderem sind ja einige andere Futterregeln vorhanden die in die gleiche Kerbe hauen: Verbot von Schalentieren z.B. und das gleichzeitige Verwenden von Milch und Fleisch. Ditto Schlachtregeln. Man sollte den Menschen in der Antike allerdings etwas mehr als Ritualbesessenheit kreditieren. Wie sie bei Pflanzen auch aus Erfahrung die guten von den schaedlichen trennten, so werden Beobachtung und Erfahrung auch hier bestaetigt haben, dass Schweinefleisch in der Hitze nicht haltbar ist und wenn es kippt, anders als Rind und Hammel, sofort boesartige Lebensmittelvergiftungen ausloest. Ditto Schalentiere, die, wenn nicht absolut frisch, sehr gefaehrlich sind.In Indien ist Schwein zwar nicht verboten aber durchaus wenig in Gebrauch so wie es auch historisch wenig Nachweis von Schweinen im gesamten Raum gibt vom Indus bis nach Assyrien.Dazu kommt , dass Schweeinezucht relativ mehr Wasser benoetigt als das weitaus brauchbarere Rind, in Laendern die notorisch unter Wassermagel litten. Es ist also nur logisch, dass das Schwein dabei etwas auf der Strecke blieb. Wie dann aber bei allen Religionen werden Regeln erstellt aber nicht begruendet weil ja sonst eventuell hinterfragt und umgangen wird. Da der Islam weitestgehend auf den Fuessen von Judaismus und Charistentum aufbaut, ist es nicht verwunderlich wenn gleiche oder aehnliche Regeln dort auftauchen wo sie wohl bereits ohne religioesen Hintergrung bekannt waren. Dass Schwein mit dem Christentum in Europa nicht als Tabu einritt ist auch logisch: Schwein war bereits weitverbreitet und mangels Hitze ungefaehrlich und nicht wegzudenken.

    Dass heutzutage religioese Regeln ungefragt weiter bestehen , nun, das ist doch nicht neu , oder? In den USA gibt es Gegenden wo Evolution als Ketzerei aus den Schulen verbannt ist .Fuer einige ist die Erde immer noch flach.

  • MG
    Milli Görüs Sympathisant

    @ Dice: Religiösität hat etwas mit Vertrauen zu tun,mit Gottvertrauen...und tatsächlich..es macht das Leben einfacher, man ist nicht in ständiger Sorge um seine Zukunft hat und klare Richtlinien im Leben.

    Gottvertrauen hat nichts mit Gleichgültigkeit und Scheuklappen gemein. Ein inniger Gottvertrauen bedeutet, um es mit einem Beispiel zu verdeutlichen, sich an die vorgeschriebene Diät des Arztes zu halten, das heißt, Maßnahmen treffen, und sich anschließend in die Fügung Gottes übergeben.

     

    @Volkan:...vielleicht weil genau diese Organisation sich am meisten mit den Alltagsthemen der Muslime auseinandersetzt und daher ein authentischer und fachkundiger Ansprechpartner für religiöse Angelegenheiten ist..Auch wenn viele ultra-assimilierten-intoleranten Pseudo-Muslime und möchtegern Integrationsprediger was dagegen haben..

  • DK
    Der kleine Lebensmittelchemiker

    Sorry, aber der Artikel ist so nicht ganz koscher:)

     

    Schweine sind Hauptüberträger von Trichinen.

    In nordischen Gefilden mit fettreicher und milchreicher Kost kann man mit Trichinellose

    leben, aber in warmen Zonen wird es schnell lebensgefährlich. Damals gab es halt noch keine Gefriertruhen und kein Amoxicillin.

    Räuchern und Dörren bringt übrigens nichts gegen Trichinellanematoden. Die Idee im Süden kein Schwein (und vor allem auch NIEMALS angemachten Salat!)zu futtern ist also medizinisch gesehen vollkommen richtig.

     

    Dafür hatten die semitischen Völker (Araber/Juden)

    einfach schon zuviele andere Parasiten wie z.b. Onchozerkose oder Scrapie (durch Schafsfleisch).

     

    Die reichen Araber/Juden assen vorzugsweise Geflügel oder Rindfleisch, das aber nur sehr aufwändig zu züchten war.

     

    Ich denke mal das die Juden das Verbot von Schweinefleisch in die Diaspora mitgenommen haben.

    Dito die heutigen Araber in Europa.

     

    Nur die Ägypter (zur Zeit der Pharaonen) hatten das Knowhow der gesunden Schweinezucht drauf. Dieses Wissen verschwand dann aber zusammen mit den Pharaonen. Trotzdem weiß man, das selbst bei den Pharaonen eine Kuh soviel kostete wie 40 Schweine oder 80 Ziegen. Schweine waren also vermutlich Nahrung für den seßhaften "Mittelstandsbeamten".

     

    Araber und Juden waren aber größtenteils arm und nomadisch. Mit dem Schwein kann man halt keine großen Wanderungen machen. Für Nomaden ist das Schwein also -abgesehen von der Gesundheitsgefahr - obendrein auch noch unbrauchbar.

     

    P.S:

    Heutzutage ist das natürlich alles bedeutungslos.

    Unsere modernen Gifte liegen vermutlich in Weichmachern von chinesischen Kinderspielzeug.

  • JD
    Jörg-Uwe Dosse

    > Na das ist doch mal endlich eine Erkenntnis:

    > Es ist Sinn und Zweck einer Religiosität,

    > Hintergründe nicht zu hinterfragen.

     

    Na klasse. Deshalb heißt es ja "Glauben" und nicht "Wissen"

     

    Richtiger dürfte jedoch folgendes sein: Zu jener Zeit kannte man keine Trichinenschau, also dürfte der Verzehr von nicht auf Trichinen untersuchtes Schweinefleisch eine Art russisches Roulette gewesen sein.

  • JK
    Johann Krähenberg

    Kommentatoren machen es sich zu einfach, wenn sie

    die jüdischen Speisegesetze auf das Schweinefleisch-

    Verbot reduzieren. In der Bibel heißt es: "Alle

    Tiere, die gespaltene Klauen haben, Paarzeher sind und wiederkäuen, dürft ihr essen." Daraus folgt,

    dass Juden das Fleisch von Büffeln, nicht aber das

    von Kamelen essen dürfen. Das soll mal jemand

    rationalisieren. Kamele sind doch in vieler Hinsicht

    nützliche Tiere! Ausserdem dürfen Juden keine

    Austern essen.

  • L
    Lisa

    In erster Linie lehnten Judentum und Islam das Schweinefleisch auf Grund seiner schnellen Verderblickeit ab. Das Verbot des Schweinefleischs sollte, dadurch, dass es gesetzlich verankert war, die Menschen vor Krankheit schützen.

    Heute, in der Zeit der Technologie (Kühlschrank), ist dieses gesetz hinfällig.

    Bibel/Koran/Talmut sind historische Werke, es sind Werke der Menschheitsgeschichte. Selber denken ist anstrengender, aber auch sinnvoller.

  • UO
    Udo Odu

    @Volkan Cidam

     

    Also Legitimität oder Hoffähigkeit haben sie sich in meinen Augen durch diese Aussage nicht verschafft. Für mich zeigt es vielmehr die Seichtheit Ihres Religionsverständnisses auf.

    Wenn die von Ihnen beschriebenen Attribute ("ultra-nationalist-religiöse") auf diese Gruppierung zutreffen, verstünde ich auch nicht wieso die taz sie als Anlaufstelle nimmt.

  • N
    Norbert

    Also ganz klar wieder einmal eine Form des Rassismus

  • EM
    Eric Meili

    Ich erlaube mir noch eine kleine Ergänzung zum angeblichen Alkoholverbot im Islam. Im Koran steht sinngemäss geschrieben "Man fragt dich nach dem Wein und dem Losspiel. Sag: In ihnen liegt eine schwere Sünde. Und dabei sind sie für die Menschen (auch manchmal) von Nutzen. Die Sünde, die in ihnen liegt, ist aber größer als ihr Nutzen. Und man fragt dich, was man spenden soll. Sag: Den Überschuss (von dem, was ihr besitzt)! So macht Gott euch die Verse klar. Vielleicht würdet ihr nachdenken." – 2:219

    Das heisst im Koran sind Glücksspiel und Alkoholkonsum vergleichbar. Beides kann zum Gewinn oder zum Nachteil gereichen. Da aber der Mensch aufgrund seiner Natur eher ein massloses Wesen ist, wird empfohlen, vom Glücksspiel und Alkoholkonsum Abstand zu nehmen. Ich halte diese Empfehlung als grundsätzliche Regel, die bei massvollen Menschen nicht anwendbar sein sollte.

  • EM
    Eric Meili

    Zu Ihrem interessanten Bericht erlaube ich mir folgende Gedankensplitter. Der Bericht untersucht zwar den Grund des verbotenen Schweinefleischverzehrs im Islam und Judentum, greift aber meines Erachtens zu kurz, weshalb ich gerne zwei Punkte festhalten möchte:

    (1.) Der Aspekt der Gesundheit wird nicht mal gestreift. Warum ist eine absolute Einhaltung des Schweinefleischverbotes so notwendig? Weil Schwein für den Menschen hochtoxisch, also hochgiftig ist. Schweinefleisch hat einen sehr hohen Fettgehalt. Selbst sogenanntes mageres Schweinefleisch enthält noch grosse Mengen Fett, da dieses im Gegensatz zu anderen Fleischsorten, wie beispielsweise Schaf oder Rind, auch intrazellulär angereichert wird. Schweinefleisch hat einen hohen Cholesteringehalt. Schweinefleisch enthält ein Eiweiss, das aufgrund seiner Struktur eine hohe Verwesungsrate hat. Es geht sehr schnell in Fäulnis über. Die dabei entstehenden Fäulnisprodukte belasten Darm, Lymphe, Blut und Ausscheidungsorgane erheblich. Die Eiweissstruktur des Schweinefleisches ist derjenigen des menschlichen Fleisches ähnlich. Dadurch wird es bei der Verdauung vom Abwehrsystem nicht als Fremdkörper erkannt, sondern kann leicht durch die Darmwand ins Lymphsystem und ins Blut gelangen, mitsamt seinen Eiweissfäulnisprodukten und Toxinen. Schweinefleisch hat eine negative Wirkung auf das Bindegewebe (Aufquellen infolge schwefelhaltiger Verbindungen). Schleimsubstanzen des Schweinefleisches werden in Sehnen, Bändern und Knorpeln eingelagert. Dadurch entstehen typische Erkrankungen wie Rheuma, Arthritis, Arthrose, Bandscheibenschäden. Schweinefleisch enthält eine hohe Histaminkonzentration, die höchste der Schlachttiere. Histamin ist jedoch der stärkste Auslöser allergischer Reaktionen. Es unterstützt auch entzündliche Prozesse wie Abszesse, Furunkel, Darmentzündungen, Venenentzündungen aber auch entzündliche Hauterkrankungen wie Ekzeme. Ein mit Schweinefleisch ernährter Körper ist weniger stressbelastbar und neigt deswegen eher zu Magengeschwüren und zum Herzinfarkt. Die Gifte des Schweinefleisches stören Nervenfunktionen und damit alle anderen Funktionen des Organismus. Insgesamt ist das Schwein in der Massentierhaltung ein krankes, verseuchtes Tier. Das ist bei den sogenannten Bio-Schweinen nicht wesentlich anders.

    (2.) Im Buch Mose Kapitel 11, 7-8, ist Folgendes sinngemäss festgehalten: Das Schwein, denn es hat wohl durchgespaltene Klauen, ist aber kein Wiederkäuer; darum soll es euch unrein sein. Vom Fleisch dieser Tiere dürft ihr weder essen noch ihr Aas anrühren; denn sie sind euch unrein. - In der Bergpredigt, z.B. in Matthäus Kapitel 5, 17-19, hält Jesus Christus selbst fest, dass die alten Gebote (von Moses) weiterhin vollumfänlich gültig seien und er nichts Neues bringe ("17 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. 19 Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich."). So kommt es, dass die Urchristen über Jahrzenhnte kein Schweinefleisch verzehrten und auch die Knabenbeschneidung kannten. Erst mit der Christianisierung der unbeschnittenen, schweinfleischverzehrenden Griechen und Römer wurden die genannten Gebote und Verbote - wohl auch "marketingtechnischen" Gründen - im 3. Jh.n.Chr. fallen gelassen mit der Begründung: Wichtiger ist, was aus Mund rauskommt und die Beschneidung des Herzens statt eines Körperteils. Dagegen ist ja nicht einzuwenden, wenn nicht gleichzeitig - um den Römern zu gefallen - der Mord an Jesus Christus nicht den Juden angelastet worden wäre, womit der Antisemitismus seinen unseligen Lauf fand.

  • W
    Wahrheit

    Das NT hebt das Schweinefleischverbot überhaupt nicht auf. Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube, der hin und wieder mit einigen Ausschnitten versucht wird zu bestätigen, aber die meisten fußen auf Übersetzungsfehlern und aus dem Kontext gerissenen Zitaten, die auf etwas ganz anderes hinaus wollen. Dafür gibt es hunderte Beispiele, die hier keinen Platz haben.

     

    Am wichtigsten erscheinen mir und und den Gläubigen sollte das auch so gehen das Wort Jesu. Hier sei die Bergpredigt zu nennen (besonders Matthäus 5, 17), in der Jesus sagt, er sei nicht gekommen, um die Gesetze oder Propheten zu ändern (oder aufzulösen), sondern um sie zu erfüllen.

     

    Es war der Mönch Eleuter im 2.Jh der die Speisevorschriften aufgehoben hat.

     

    Mir ist es wichtig, diese Dinge zu benennen, weil deutlich werden muss, dass es keine biblische Abgrenzung zwischen Juden und Christen gibt, sondern die Spaltung das Ergebnis einer späten Diskussion um die Richtung des Glaubens ist, in der Machtkämpfe und Einfluss eine Rolle spielten.

     

    Versucht man die Abgrenzung von Juden und Christen biblisch zu belegen ist das der erste Schritt zum religiösen Antijudaismus.

     

    Fakt ist aber, dass es bis 200 Jahre nach Christus noch keine Abgrenzung zwischen Christen und Juden gab und die ersten Christen sich keinesfalls als solche gesehen haben, sondern als Juden.

     

    Es bleibt also festzustellen, dass das NT keinesfalls Christen von Juden abgegrenzt. Es sind die Menschen, die das nachträglich tun. Aber immer wenn zwei Dinge von einander ersteinmal abgegrenzt werden, wird auch schnell damit angefangen zu vergleichen und zu werten.

     

    Das ist auch der Grund, warum die Einteilung der Menschen in Rassen überholt ist und seit 2006 auch nichtmehr im Brockhaus steht. Schon die Einteilung nährt die Wertung und damit auch den Hass. Vor allem, wenn man davon ausgeht, dass es "göttlich" bestimmt ist und daher gedankliche Basis so ist.

     

    Die Trennung zwischen Juden und Christen ist aber nicht im AT oder NT zu finden, wo sich auch die Worte Gottes finden, sondern lediglich in theologischen Schriften, die zeitlich danach einzuordnen sind.

     

    Damit wird begründet, dass die Trennung nicht von den Vätern der Religionen (gedankliche Basis) gemacht, sondern Produkt unterschiedlicher Auslegung ist.

     

    Im Zuge dessen ist auch interessant, dass der Streit um die Auslegung der Richtung der Religion in eine Zeit fällt. Das betrifft die Zeit zwischen 200 und 400 nach Christus. Erst hier wird auf christlicher Seite durch die ersten ökumenischen Konzile abgegrenzt (bspw. Nicäa) und auf jüdischer Seite der Babylonische Talmud geschrieben. In diese Zeit fällt auch die Aufhebung des Schweinefleischverbots durch Eleuter.

     

    Man sieht also, dass das Schweinefleisch zwar geeignet ist, die Religionen abzugrenzen, aber das passiert nicht durch das NT, weil das NT keine Abgrenzung zum AT ist und aus sich heraus keine neue Religion gegründet hat.

     

    Nochmal: Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, darauf aufmerksam zu machen, um gegen religiösen Hass und Antisemitismus vorzugehen!

  • KB
    karin bryant

    Nicht nur das Schwein ist unrein fuer gewisse Religionen sondern alle Aasfresser wie Muscheltiere etc.,

  • WW
    Weizmann William

    Es ist erschreckend wie unfundiert dieser Artikel geschrieben ist und welch unkenntnis der Sachlage er zu Tage fördert.

     

    Wo sind die Authentischen Quellen?

    Ist das nicht ein Gebot aller Buchreligionen?

     

    Wo bleibt die Frage nach der Wissenschaft? Was sagt die Medizin über den Verzehr des Schweinefleisches?

    http://www.vgt.ch/vn/0403/schweinefleisch.htm

  • G
    Gott

    Muhahahah kein Bacon für Euch! In your face !

  • S
    Soeren

    Und wie verhält es sich mit Alkohol, sind die Trauben auch so schmuddelig, dass der Koran sie verboten hat. Also, langsam geht die biedere und billige Anbiederung an den Islam zu weit.

  • A
    Arife

    Ich merke total das ein Ateist das geschrieben hat.

    Ich finde es nicht gut wenn immer gegen Religion gehetzt wird.

  • JS
    Joachim Schmidt

    "Das ist auch Sinn und Zweck der Religiosität."

     

    Das werde ich mir einrahmen!

  • F
    falk

    dass "es ein eindeutiges Verbot im Koran ist und deswegen die Hintergründe auch nicht groß hinterfragt werden

     

    so gefällt mir das,*würg*

  • EA
    Eser A.

    So what?

     

    Die Chinesen wundern sich, warum Europäer keine Hunde und Katzen fressen.

     

    Ich möchte mich nicht integrieren, indem ich Bier saufe und Schweinshaxe fresse....

  • H
    Henrik

    Und dann gibt es die Asatru, wo die Schwein heilig ist und die Verzehr quasi eine Sakrament ist....na ja.

  • RT
    Raul Taler

    Hi,

    ich dachte immer das das Schweinefleischverbot auf die Schweinepest zurückzuführen ist, also einen ganz praktischen Grund hat?

  • NF
    ned flanders

    Religion ist klasse. Hirn aus, Befehle befolgen, abgrenzen, sich toll fühlen.

  • MS
    Markus Schipke

    So ist das also - frei nach Zsupán (Schweinezüchter aus einer bekannten Operette): "Mein idealer Lebenszweck - bei Hintergründen schau ich weg!"...

  • D
    Dice

    Na das ist doch mal endlich eine Erkenntnis: Es ist Sinn und Zweck einer Religiosität, Hintergründe nicht zu hinterfragen. Vielen Dank an Aise Aikova von der Islamischen Gesellschaft Milli Görüs, die uns diese Erkenntnis geschenkt hat. Religiosität macht unser Leben einfacher, besser, übersichtlicher, weil wir mit ein paar Scheuklappen links und rechts nicht mehr so viele Probleme mit der Welt haben. Zum Beispiel beim Fleischer. 50% der Theke brauchen einen Moslem gar nicht zu interessieren. Echt praktisch. Auch gut wenn man im Krieg ist und weiß, warum man den Feind gerne in die Luft sprengen möchte. Hintergründe interessieren nicht.

  • VC
    Volkan Cidam

    "Milli Görüs"

     

    Der Artikel ist schön und gut; ich verstehe jedoch nicht, warum ausgerechnet TAZ der Meinung von Milli Görüs Wert beimessen sollte und dieser ultra-nationalist-religiöse Organisation dadurch Legitimität / Hoffähigkeit verleihen sollte...