Kolumne Das Tuch: Mit dem Klavier zur Mutter Jesu
Im Londoner Osten träumte mir von starken muslimischen Frauen. Sie sind mitten unter uns. Wir reisen viele Jahrhunderte zurück zu Asiya, die das Kind vom Nil bei sich aufnahm.
Es ist dunkel. Ein bisschen violett, dann färbt ein blaues Licht die Bühne und die Silhouette einer Frau wird sichtbar. Sie trägt ein langes weißes Kleid und einen weißen Schal. Leise ertönt Geigenmusik, dann eine Querflöte, dann Klavier. Die Bühne erhellt sich und ich erkenne nun ein Gesicht. Die tiefschwarzen Haare sind zu einem losen Dutt zusammengebunden, prüfend schaut sie ins Publikum. Alia beginnt zu erzählen.
Klatsch! Rotes Licht flutet die Bühne. Mit Schwung schellt Alias Hand in die Höhe. Sie beschreibt, wie Abu Jehil mit voller Wucht Fatima schlug. "Vater der Ignoranz", so nennen Muslime diesen Mann, der Fatima, die Tochter des Propheten Mohammed, grundlos ohrfeigte, als er ihr zufällig auf der Straße begegnete.
Die Musik hält inne.
Alia schaut in das Publikum und lässt uns den Schmerz fühlen, den die kleine Fatima spürte. Wie sie ihre Tränen unterdrückte und mit erhobenem Kopf den Ort der Erniedrigung verließ.
Ich bin in einem Kulturzentrum im Osten Londons und höre mir traditionell islamische Geschichten zu westlicher klassischer Musik an. Alia, die Erzählerin, spricht von starken Frauen im Koran. Von der Jungfrau Maria und der Liebe, mit der sie ihren vaterlosen Sohn, den Propheten Jesus, aufzog.
Wir reisen viele Jahrhunderte zurück zu Asiya, der Frau des Pharaos, die das Kind vom Nil, den späteren Propheten Moses, bei sich aufnahm, ihn aufzog. Eine Frau, die für ihn und ihren Glauben viel ertrug. Und wir reisen zu Hatice, der erfolgreichen Geschäftsfrau und ersten Frau des Propheten Mohammed, die selbstbewusst dem Propheten einen Heiratsantrag machte.
Der Klang von Alias Stimme trägt meine Gedanken in einem Tagtraum fort. Zu meiner Freundin Myriam, einer quirligen französischen Britin: Als Kind eine Schauspielerin, setzt sie sich heute als Akademikerin und Journalistin für Frauen, den Islam und Gleichberechtigung ein. Sie ist direkt, ehrlich und schlagfertig. Genau wie Sultana, die hübsche Anwältin, die seit einigen Tagen auf Postern in ganz London zu sehen ist - als Teil einer Kampagne gegen Islamophobie in Großbritannien.
Da ist Hacer, die alleinerziehende Mutter von drei Söhnen, die sich gegen ihren Exmann durchsetzte und heute auf eigenen Beinen steht. Da sind die beiden Schwestern, die sich dem Kopftuchverbot an türkischen Universitäten nicht beugen wollten und heute in England ohne Eltern und Bekannte ein neues Leben aufbauen und studieren. Und da ist …
Klatsch! Wieder ist Alias Hand oben. Dieses Mal war es Abu Jehil, der perplex dastand und nicht wusste, wie ihm geschah. Fatima hatte sich beim Stammesführer beschwert. "Führ mir genau vor, was vorgefallen ist", bat er. So ging das kleine Mädchen zurück zu Abu Jehil und schlug ihm ins Gesicht. Nicht aber die Ohrfeige schmerzte Abu Jehil, sondern von einem kleinen Mädchen vor seinen Stammesleuten bloßgestellt zu werden. Von der kleinen Fatima wusste man seitdem, dass sie Ungerechtigkeit nicht duldet. Von den muslimischen Frauen heute sollte man auch noch mehr hören. Es wäre schön, wenn das kein Traum bliebe.
Leser*innenkommentare
Hulda
Gast
@Irene:
ja, stimmt, scheint mir auch so. Ich gebe Deutschkurse, und da sitzen alle friedlcih nebeneinander. Besonders die Türken behaupten von sich, sehr sehr tolerant zu sein, und das erlebe ich auch so. Wobei Ausnahmen natürlcih die Regel bestätigen...
mfG Hulda
Irene
Gast
@Hulda
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Ich wohne in einem Gebiet mit vielen MigrantInnen und für mich sieht es aus als ob die muslimischen Frauen selber die geringsten Probleme mit dem Thema haben. Ob eine ein Kopftuch trägt oder nicht spielt im Umgang miteinander, innerhalb einer Familie oder unter Freundinnen und Nachbarinnen schlichtweg keine Rolle.
Hulda
Gast
@Irene
Zitat:
"Selbstverständlich konnte sie die Augen nicht niederschlagen, wenn sie mit Männern gesprochen hat, das wäre unhöflich und geht heute im Berufsleben sowieso nicht und sie musste männliche Patienten, auch unbekleidete, bei Untersuchungen auch anfassen."
Also, sicher gibt es diesbezüglich auch fundamentalistische Ansichten, aber meines Wissens ist im Islam die grundsätzliche Einstellung sehr weit verbreitet, dass nur das Allerwenigste wirklich unumstößlich ist. Sehr sehr viele Riten und Regeln hängen von den jeweiligen Umständen und (dies immer!) auch von den Intentionen ab(letzteres ist eine sehr bekannte Überlieferung).
So gilt beim ARzt oder in Notsituationen manches nicht (z.B. ist dann auch das Schweinefleischessen erlaubt und Medizin mit Alkohol darf, sofern notwendig, auch genommen werden). Anderes Beispiel: Fasten im Ramadan ist Pflicht - fastet man aber trotz Krankheit oder wenn frau schwanger ist, dann ist es genauso verboten, wie es andernfalls vorgeschrieben wäre. Auch im Wachstum befindlcihe Kinder dürfen übrigens nicht fasten.
Und was das "Augenniederschlagen" angeht - meine Güte, wer das wörtlich nimmt, müsste ja dauernd gegen Pfosten laufen! Es geht einfach darum, ganz normal, leicht reserviert und sachlich, wie es in unseren Breitengraden üblich ist, mit dem anderen GEschlecht umzugehen. Ich denke, Mitteleuropäer brauchen da (im Gegensatz z.B. zu Latinos, mit denen ich mich auch gut auskenne :-)) wenig dazuzulernen.
Zitat:
"Warum wird ein Teil der Sure 24:23, das Tuch, so bitter ernst genommen, als sei es beinahe schon die sechste Säule des Glaubens und andere nicht?"
Ha-ha!! mit der Frage bist du genau an der richtigen Adressatin! Das frage ich mich selbst schon sehr lange! Die Antwort ist vermutlich: Die Männer hatten 1400 Jahre Zeit, um die vermeintlich wichtigsten Verse und Ahadith zusammenzustellen und in aller Welt als der Weisheit letzter Schluß zu verbreiten!
PS. Im Zweifelsfall ist, ganz allgemein gesagt, der EInsatz des gesunden MEnschenverstandes bei der Interpretation der islamischen Lehre sehr hilfreich. Was im übrigen auch in Einklang mit der 91 Sure steht :-)
mfG Hulda
Irene
Gast
@Hulda
Ich habe mal eine Frage, kann man sich denn aus religösen Vorschriften das herauspicken, was einem passt? Bei uns im Krankenhaus hat eine junge Ärztin im Praktikum mit Kopftuch gearbeitet. Selbstverständlich konnte sie die Augen nicht niederschlagen, wenn sie mit Männern gesprochen hat, das wäre unhöflich und geht heute im Berufsleben sowieso nicht und sie musste männliche Patienten, auch unbekleidete, bei Untersuchungen auch anfassen.
Warum wird ein Teil der Sure 24:23, das Tuch, so bitter ernst genommen, als sei es beinahe schon die sechste Säule des Glaubens und andere nicht? Da sind junge muslimische Mädchen in der Lage, ganz alleine im Ausland zu studieren, das Kopftuch um eines Studiums oder Jobs abzunehmen scheint aber absolut unmöglich. Dabei muss man sich hier weder vor Sandstürmen schützen, noch herrscht Sklaverei und wehe dem deutschen Mann, der es wagen würde, eine unverschleierte Frau zu belästigen.
Das interessiert mich wirklich. Ich war als Jugendliche in einer christlichen Gemeinschaft und da lief es so: Bibelsprüche, die zur Lehre gepasst haben, mussten wörtlich genommen werden und solche, die nicht gepasst haben, waren "symbolisch" gemeint und hatten auf das tägliche Leben keine Auwirkungen. Und bei manchen Regeln hieß es einfach: das ist bei uns so und das durfte nicht weiter hinterfragt werden.
Hulda
Gast
@StPauliWoman:
es ist toll, wenn man von nichtmuslimischen Feministinnen Unterstützung bekommt! Mainstream-Feministinnen argumentierenja in der Regel (allen voran Alice Schwarzer), dass nur eine DEfinition der Frauenemanzipation geben kann. Und das ist selbstverständlich die eigene!
In der Tat gibt es aber in der islamischen Welt - schon im Frühislam - äußerst selbstbewusste , emanzipierte Frauen. Da zu behaupten, die ließen sich von Männern instrumentalisieren, ist einfach nur hohl.
Ich finde persönlich die islamische Version der Frauenemanzipation überzeugender, denn sie basiert auf der (auch in der hiesigen ersten Frauenbewegung vertretenen) These der Unterschiedlichkeit der Geschlechter. Schon als Kind habe ich nicht eingesehen, warum ich immer Fahrräder reparieren, stark sein und mich für Jungenkrempel interessieren sollte, wo meine NEigungenund Bedürfnisse ganz woanders lagen.
Der springende Punkt ist folgender: Die These von der Gleichwertig- aber Unterschiedlichkeit der Geschlechter wurde oft als Vorwand zur Benachteiligung und Ausgrenzung von Frauen benutzt, deshalb wehren sich viele Feministinnen dagegen. Zu Recht! Diesem Denken liegt aber die christliche Lehre zugrunde, derzufolge die Frau von Anbeginn der Quell der Sünde war. DIeses dualistische Denken, demzufolge ein Pol (männlich, also auch Gott)immer gut, der andere dagegen (weiblich) der GEgenspieler sein musste, hat sich durchgesetzt, obwohl sich ja auch weibliche Aspekte Gottes aus der Bibel herauslesen lassen.
Im Islam dagegen ist das ganze Welt - und Gottesbild anders. Satan ist z.B. nicht Gegenspieler , sondern GEschöpf Gottes (Gott ist also nicht "männlich" und hat auch keinen "Gegenpol"). Eva hat auch Adam nicht zur Sünde verführt...
Alles, was gemeinhin dem Islam unterstellt wird, stammt eigentlich dem christlich-abendländischen Denken. (Tatsache ist natürlich, dass davon in der islamischen WElt vieles mit Kusshand übernommen wurde...)
mfG Hulda
StPauliWoman
Gast
@L.A.Superwoman
Du bist also beleidigt anstelle der Frauen, die "jahrhundertelang für ihre Rechte kämpfen mussten", wenn du Frauen mit Kopftuch siehst? In dir steckt wohl noch die OberammergauWoman, die jetzt ein auf hip macht, vom
Selbstverständnis gläubiger Musliminnen aber keinen blassen Schimmer hat und auch nicht haben will. Da ist frau natürlich um so cooler, wenn sie auf dahergelaufene Kopftuchfrauen herabsehen kann, gell?
"Aber um das zu verstehen, gehört ein bißchen mehr Bildung dazu, als die bisher von Kübra Yücel in Anspruch genommene.
Sie kann noch lernen." Selbstgefälliger geht's wohl nicht. Und unverschämter auch nicht. Da du ja so gebildet bist (auch dein Schreibstil lässt eher nicht darauf schließen), weißt Du
sicher, womit ein gewisser Herr Ardono Unverschämtheit in Zusammenhang gesehen hat ...
Zu allem Überfluss bedankst du dich bei rahman "für die sehr herablassende Belehrung." Hier erübrigt sich jeder weitere Kommentar, Nur soviel: lernen scheint wirklich nicht d e i n Ding zu sein.
Zur Verschleierung: In der Gesetzgebung des Hammurabi kann man/frau nachlesen, was es mit dem Kopftuch in der Zeit vor den monotheistischen Religionen auf sich hatte: Sklavinnen trugen k e i n Kopftuch, "ehrbare" Bürgerinnen aber schon - so konntenn sie in der Öffentlichkeit unterschieden werden. Ich vermute, dass auch die klimatischen Bedingungen
(Sonne/Sandstürme) ein "guter" Grund für die Verschleierung war.
Ich würde das Kopftuch vermutlich nicht anlegen (wenn ich Muslima wäre), aber ich respektiere es, wenn eine Frau sich selbst dazu entschließt. Ich finde es super, wenn sich Musliminnen - ob mit oder ohne Kopftuch - weiter
freischwimmen und emanzipieren. Ich bin sowieso davon überzeugt, dass die großen noch anstehenden Reformen in den überwiegend muslimisch geprägten Regionen von den Frauen ausgehen wird (ist ja auch schon sichtbar, siehe
Iran oder Ägypten). Als Feministin sage ich deswegen: lasst euch nicht beirren und dreht euer Ding!
Hulda
Gast
@L.A. woman
ja, in der Tat wäre es einer fruchtbaren Diskussion zuträglich, wenn du dazuschreiben könntest, wer da irgendwas geschrieben haben soll und wo es steht...
Zum Vers 4:34 gibt es mehrere Übersetzungen. Naheliegend, dass solche, die von a) nichtmuslimischen männlichen Wissenschaftlern und b) männlichen islamischen Theologen, die angesichts weltweiter emanzipatorischer Bestrebungen von Frauen Angst haben, dass ihnen die Felle davonschwimmen, vorgenommen wurden, möglicherweise weniger frauenfreundlich sind.
Und das trifft auf die allermeisten Übersetzungen und Interpretationen zu. Man kann sagen, dass westliche Islamophobe und islamische Fanatiker an einem Strang ziehen.
Was sagst du aber zu dieser Version?
"Männer stehen in fester Solidarität den Frauen zur Seite. Angesichts der vielfältigen Gaben, die Gott ihnen gegenseitig geschenkt hat, und angesichts des Reichtums, den sie in Umlauf bringen. Integere Frauen, die offen sind für die göttliche Gegenwart, sind Hüterinnen des Verborgenen im dem Sinn, wie Gott bewahrt. Die Frauen aber, deren antisoziales Verhalten ihr befürchtet, gebt ihnen guten Rat, überlaßt sie sich selbst in ihren privaten Räumen und legt ihnen mit Nachdruck eine Verhaltensänderung nahe. Wenn sie aber eure Argumente einsehen, dann sucht keinen Vorwand sie zu ärgern. Gott ist erhaben und groß."
www.huda.de/frauenthemen
Ich weiß schon, was du sagst. Da sie nicht ins (negative) Bild passt, muss sie falsch und/oder schlecht sein. Stimmts?
mfG Hulda
Anonyma
Gast
Wow, was für ein toller Text! Bin begeistert und stolz auf all die starken Frauen, ob Muslime oder nicht, ob bekopftucht oder nicht, die ich kenne! Weiter so, Kübra!!
Sandra
Gast
Liebe taz,
ich kann nicht glauben, was ich hier vorfinden muss. Was genau ist die Aussage dieser Kolumne? "Islam ist voll schön"? Passt das nicht eher in ein Islam-Forum zusammen Beiträgen wie "Kopftuch ist cool"?
Ich persönlich fühle mich um die 2 oder 3 Minuten betrogen, die ich für diesen Artikel aufgebracht habe. Wenn ihr jetzt noch einen von Bibel TV bei euch reinsetzt, dann ist die Katastrophe perfekt!
Sandra
Gast
Liebe taz,
ich kann nicht glauben, was ich hier vorfinden muss. Was genau ist die Aussage dieser Kolumne? "Islam ist voll schön"? Passt das nicht eher in ein Islam-Forum zusammen Beiträgen wie "Kopftuch ist cool"?
Ich persönlich fühle mich um die 2 oder 3 Minuten betrogen, die ich für diesen Artikel aufgebracht habe. Wenn ihr jetzt noch einen von Bibel TV bei euch reinsetzt, der einen mit sanfter Stimme und Jesus-Begeisterung zum Konvertieren überreden möchte, dann ist die Katastrophe perfekt!
L.A.WOMAN
Gast
11.06.10 um 10.45 Uhr:
ich habe gestern ab mittags zwei Kommentare gepostet,
die nicht erschienen sind.
Eine Zensur kann ich mir nicht vorstellen, da ich auf a.-rahmann geantwortet habe u.a. mit zitaten aus dem koran.
@rita stimme ich teilweise zu, nur komisch finde ich das thema nicht mehr, nachdem ich aus nächster Nähe Schicksale von türkischen Frauen kenne, die mir an die Nieren gehen.
Hier ein neuer Versuch mit meinem Kommentar:
@a.-rahman
danke für die sehr herablassende Belehrung.
Zum besseren Verständnis:
Das Christentum ist für mich genauso diskriminierend wie der Islam.
Wenn bestritten wird, dass die Frau hier wie dort sich unterordnen muss,
dann ein Auszug aus einem Vers des Koran:
"Im Vers 4:34 heißt es: "Die Männer sind den Frauen überlegen wegen dessen, was Allah den einen vor den andern gegeben hat, und weil sie von ihrem Vermögen (für die Frauen) auslegen. Die rechtschaffenen Frauen sind gehorsam und sorgsam in der Abwesenheit (ihrer Gatten), wie Allah für sie sorgte. Diejenigen aber, für deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet, warnet sie, verbannt sie aus den Schlafgemächern und schlagt sie. Und so sie euch gehorchen, so suchet keinen Weg wider sie; siehe, Allah ist hoch und groß."
---
Und was den Schleier angeht, da gibt es so vielfältige Ausführungen, dass es den Raum hier sprengen würde, alles zu zitieren.
Nur soviel: Mit dem Schleier drückt die Frau aus, dass sie für den muslimischen Mann nur als Sexualobjekt fungiert, und darüber sind sich die meisten ganz jungen Mädchen, die sich auch modisch mit Schleier verkleiden, vermutlich überhaupt nicht im Klaren.
Zitat:
"Die Sexualisierung der Frau erreicht einen Höhepunkt mit dem Begriff al-fitna. Al-fitna bedeutet Unruhe stiften. Das geschieht, wenn die Frau etwas zeigt, was im Prinzip nicht ausdrücklich verboten ist, aber denselben Effekt wie das Verbotene hat, z.B. das Gesicht. Die Verschleierung des Gesichtes ist umstritten, alle Gelehrten sind sich aber darüber einig, dass das Gesicht, wenn es hübsch ist, verschleiert werden muss, um die fitna zu vermeiden."
Die Quellen hierzu nenne ich gern bei Nachfrage.
Rita
Gast
Kleine Ergänzung übrigens: Jesus war doch nun wirklich nicht vaterlos!
Rita
Gast
Liebe taz,
nun muss ich doch noch mal ein ernstes Wort zu dieser Kolumne sagen. Zuerst war ich erstaunt, dass die taz einer jungen muslimischen Frau das Wort erteilt, das hätte durchaus spannend sein können. Leider spulte Kübra Yücel dann wenig originell ihr "Der Islam ist so toll, das müsst ihr endlich glauben!"-Programm ab.
Das war zwischendurch unfreiwillig komisch, eben weil man das Gefühl hatte, es hat nichts mit dem Islam und einer Auseinandersetzung mit demselben, sondern eher mit dieser religiös-missionarischen Haltung zu tun, die man tatsächlich in sehr ähnlicher Weise bei vielen religiösen Menschen aller Konfessionen findet.
Die "Tuch"-Kolumne begann auf absolutes "Wir werden es euch schon zeigen, dass wir Muslime gut sind und unser Prophet Recht hat!"-Niveau abzurutschen, bis der Autorin offensichtlich jemand gesteckt hat, man müsse es mal mit interreligiösem Dialog probieren. Da kam dann der Sabbat-Aufzug zum Zuge und jetzt auch noch die Jungfrau Maria.
Ich höre den Coach rufen: Biete Ihnen Anknüpfungspunkte! Zeig, dass Du Juden tolerierst und dass Christen und Muslime Gemeinsamkeiten haben! Da werden sie nicht mehr soviel herum kritisieren. Und tatsächlich: seit die Kolumne nun auf dem Niveau vom Wort zum Sonntag ist, bleiben wenigstens die ganz stupiden, feindseligen Leserbriefe weg. Die beweihräuchernden Kommentare der Freunde sind geschenkt.
Liebe taz, wenn Du also beweisen wolltest, dass religiöse Menschen sich sehr ähneln - in ihrer oft sehr missionarischen Art und ihrer unfreiwilligen Komik, dann hast Du das geschafft. Dass ihr dafür Kübra Yücel dermaßen vorgeführt habt, finde ich fast schon diskriminierend und islamfeindlich!
L.A. WOMAN
Gast
Liebe Moderatorinnen:
Wo bleibt meine antwort auf a.-rahman???
Mein posting muss noch vor @wolke rausgegangen sein.
Danke
Hulda
Gast
Bzgl. Kopftuch als Zeichen der Unterdrückung:
@Sami, ich verstehe ihre Kritik an A.Rahman nicht - warum drücken Sie sich nicht etwas konkreter aus? Wie soll man sonst Stellung beziehen?
Wie wäre es, wenn wir hier einfach mal zitieren. Erst die Bibel, dann den Koran, und das dann für sich sprechen lassen?
"(...)Dann soll sie ihren Kopf verhüllen. Der Mann dagegen soll seinen Kopf nicht bedecken, denn der Mann ist das Abbild Gottes und spiegelt die Herrlichkeit Gottes wider. In der Frau spiegelt sich nur die Würde des Mannes (...) ( Bibel, 1,Kor 11)
"Sprich zu den gläubigen Männern, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen. Das ist reiner für sie(...) Und sprich zu den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen, und dass sie ihre Reize nicht zur Schau tragensollen(...) und dass sie ihre Tücher über ihre Busen ziehen und ihre Reize vor niemandem enthüllen als vor ihren Gatten, oder ihren Vätern, oder den Vätern ihrer Gatten oder ihren Söhnen etc...."(Koran 24.33)
"OH, Prophet! sprich zu deinen Frauen und deinen Töchtern und zu den Frauen der Gläubigen, sie sollenihre Tücher tief über sich ziehen. Das ist besser, damit sie erkannt und nicht belästigt werden. Und Allah ist allverzeihend, barmherzig."(33:60)
Weitere Verse bzw. Begründungen zum Thema Körperbedecken gibt es im Koran keine (bekannt sein dürfte, dass nach der islamischen Tradition auch Männer ihre Köpfe bedecken). Ob es in der Bibel noch mehr Stellen gibt, weiß ich nicht, wäre für Hinweise dankbar.
mfG Hulda
L.A. WOMAN
Gast
@a.-rahman
danke für die sehr herablassende Belehrung.
Zum besseren Verständnis:
Das Christentum ist für mich genauso diskriminierend wie der Islam.
Wenn bestritten wird, dass die Frau hier wie dort sich unterordnen muss,
dann ein Auszug aus einem Vers des Koran:
"Im Vers 4:34 heißt es: "Die Männer sind den Frauen überlegen wegen dessen, was Allah den einen vor den andern gegeben hat, und weil sie von ihrem Vermögen (für die Frauen) auslegen. Die rechtschaffenen Frauen sind gehorsam und sorgsam in der Abwesenheit (ihrer Gatten), wie Allah für sie sorgte. Diejenigen aber, für deren Widerspenstigkeit ihr fürchtet, warnet sie, verbannt sie aus den Schlafgemächern und schlagt sie. Und so sie euch gehorchen, so suchet keinen Weg wider sie; siehe, Allah ist hoch und groß."
---
Und was den Schleier angeht, da gibt es so vielfältige Ausführungen, dass es den Raum hier sprengen würde, alles zu zitieren.
Nur soviel: Mit dem Schleier drückt die Frau aus, dass sie für den muslimischen Mann nur als Sexualobjekt fungiert, und darüber sind sich die meisten ganz jungen Mädchen, die sich auch modisch mit Schleier verkleiden, vermutlich überhaupt nicht im Klaren.
Zitat:
"Die Sexualisierung der Frau erreicht einen Höhepunkt mit dem Begriff al-fitna. Al-fitna bedeutet Unruhe stiften. Das geschieht, wenn die Frau etwas zeigt, was im Prinzip nicht ausdrücklich verboten ist, aber denselben Effekt wie das Verbotene hat, z.B. das Gesicht. Die Verschleierung des Gesichtes ist umstritten, alle Gelehrten sind sich aber darüber einig, dass das Gesicht, wenn es hübsch ist, verschleiert werden muss, um die fitna zu vermeiden."
Die Quellen hierzu nenne ich gern bei Nachfrage.
wolke
Gast
Die Tuch-Kolumne gefällt mir immer mehr...:))
sollen doch diejenigen, die auf ihren festen Vorurteilen haften bleiben, weiterhin beim Lesen deiner Kolumne sich in ihren -von Diskriminierung geprägten- Einstellungen eingeengt fühlen.
Sami
Gast
Erstens eine kleine Berichtigung:
"'Vater der Ignoranz’, so nennen Muslime diesen Mann”
stimmt nicht ganz, das bedeutet eher “Vater der Unwissenheit”.
Zweitens an a.-rahman: Falls Sie nichts von Zeichen verstehen, was auch die Tatsache ist, empfiehlt es sich einen kurzen Einblick in Semiotik, mit Eco od. Barthes. Dann werden Sie imstande sein, zu verstehen, was für eine Absurdität es ist, was Sie da zusammengeschrieben haben.
Drittens wiederum an die Verfasserin:
Die feministische Haltung passt wirklich nicht dem Islam, den Islamisten anscheinend aber doch. Die Stelle der Frau im Islam braucht keine Rechtfertigung, sie ist im Leben des Propheten klar u. deutlich vertreten.
Irene
Gast
Das ist doch bitte, bitte eine Satire.
Oder darf als nächstes ein evangelikales Mädchen in der taz einen Beitrag über ihre Empfindungen während des Handpuppenspiels "Starke Frauen aus der Bibel" zum Besten geben?
Chris
Gast
Wieder ein guter Artikel, vielen Dank!
Und auch ein Hinweis, dass die Diskriminierung von Frauen im Islam nicht unbedingt auf die islamische Lehre zurückzuführen ist, sondern vielleicht viel mehr auf rein menschliche Gründe und Schwächen - und in den muslimischen Gesellschaften im Laufe der Zeit in diese Form gewachsen ist - wie übrigens auch in vielen anderen Gesellschaften.
An L.A. WOMEN: Ich bin zwar nicht unbedingt für Verschleierung, aber neben den paar verschleierten Frauen sehe ich immer mehr, überwiegend junge Frauen, die bei Wind und Wetter halbnackt mit tiefem Ausschnitt bis zum Bauchnabel über die Straßen trippeln, in der Hoffnung, so etwas Anerkennung für Ihren durch Magersucht ausgezehrten Körper, auf den sie sich selbst reduzieren, zu bekommen. Wäre es nicht besser, diese Frauen, die ein "Produkt" der freiheitlichen, westlichen Kultur sind, auf Ihre etwas andere, aber auch sehr unfreie Art der Unterwerfung aufmerksam zu machen und in ihrem dringend notwendigen Befreiungskampf zu unterstützen?
a.-rahman
Gast
sehr geehrte L.A. Woman,
wussten sie, dass in der paulusgeschichte (bibel) das kopftuch als symbol für unterdrückung steht? die frau solle das tuch tragen als zeichen dafür, dass sie dem manne untertan ist.
wir reden hier vom christentum, nicht vom islam. im islam steht es nirgendwo und wird es auch nicht als zeichen oder symbol der unterdrückung gedeutet. nicht von muslimen, die es ja letztendlich was angeht. aber von vielen anderen, die es ja allessamt besser wissen. aber die quelle des ursprungs dieser symbolik nicht kennen. alle die, die meinen, den frauen mit tuch ihren intellekt und ihre eigene entscheidungsfähigkeit absprechen zu müssen, sind eine beleidigung für all die frauen, die selbstbestimmt leben wollen. denn nicht das tuch ist das problem, sondern die reaktionen darauf,
aber um das zu verstehen, gehört ein bisschen mehr bildung (und weitblick) dazu.
aber auch sie, sehr geehrte frau L.A. WOMAN können ja noch lernen!
seyma
Gast
Diese Veranstaltung war wirklich etwas tolles. Ich war beeindruckt wie Muslime und Nichtmuslime beidermaßen begeistert den Geschichten und der Musik lauschen konnten. In der Hoffnung auch derartiges in DE zu erleben...ein schöner Kommentar!
L.A. WOMAN
Gast
Das gibt es auch:
G-String mit der Bezeichnung 'bismillah'.
Ist das was für Kübra Yücel?
Nachdem nun mit viel Recherche versucht wurde, den Schleier
zu rechtfertigen mit Verweis auf inzwischen Maria aus
der Bibel, sind diese Versuche alle sowas von an den Haaren (!)
herbeigezogen.
Alles nur, um dieses Symbol der Unterwerfung irgendwie
zu rechtfertigen!
Inzwischen gibt es( leider) eine männliche islamische Autorität, die
den Schleier nicht haben will:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31513/1.html
All die verschleierten Frauen hier in Europa sind in meinen
Augen eine Beleidigung für all die Frauen, die jahrhundertelang
um ihre Rechte kämpfen mussten.
Aber um das zu verstehen, gehört ein bißchen mehr Bildung dazu,
als die bisher von Kübra Yücel in Anspruch genommene.
Sie kann noch lernen.
Mirko
Gast
" Von der kleinen Fatima wusste man seitdem, dass sie Ungerechtigkeit nicht duldet. "
Ich bin mir ziemlich sicher was nach der Ohrfeige z.Bsp. in der Türkei aufm Dorf mit ihr passieren würde...
Junge, junge...und ich dachte immer Christenbratzen sind naiv. Danke, TAZ.
Katharina Stökl
Gast
Ein interessanter Einblick in die Geschichte der starken Muslimin und ein toller Schlenker in die Gegenwart. Sehr gelungen :)