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Deutscher WM-Gegner GhanaDie "Black Stars" wollen leuchten

Deutschlands afrikanischer Gruppengegner startet am Sonntag mit großen Hoffnungen ins Turnier. Aber das Interesse an dieser WM ist in der Heimat geringer als vor vier Jahren.

Nervös? Ghanas Team bei der Ankunft am Flughafen von Johannesburg. Bild: ap

ACCRA taz | Als Ghana zum allerersten Mal bei einer Fußballweltmeisterschaft auftrat, in Deutschland vor vier Jahren, kam es als einziges afrikanisches Team in die zweite Runde. Diesmal, logischerweise, soll die Reise noch weitergehen: Mindestens einen Viertelfinalplatz erhofft sich Kwesi Nyantakyi, Präsident des ghanaischen Fußballverbandes, für die "Black Stars" in Südafrika, trotz der Abwesenheit des Schlüsselspielers Michael Essien.

"Da die Weltmeisterschaft in Afrika stattfindet, erwarten wir, dass ein afrikanisches Team bis ins Halbfinale kommt und sogar den Titel holt. Alle Augen richten sich auf Ghana", behauptete der Ghanaer. Damit war er deutlich optimistischer als Trainer Milovan Rajevac, der darauf hinweist, dass Ghana mit Serbien, Australien und Deutschland schwieriger Gruppengegner hat. Sein Ziel: überhaupt erst einmal die Gruppenphase überstehen. "Dann machen wir uns über den Rest Gedanken."

Die Fußballfans in Ghana selbst sind eher zurückhaltend. Es wehen längst nicht so viele Fahnen wie 2006. Insgesamt stößt diese WM in Ghana auf deutlich weniger Interesse als die von 2006, obwohl sie erstmals in Afrika stattfindet. Man wartet erst mal das erste Spiel ab, und besonders überzeugend ist die ghanaische Mannschaft in den Augen des Publikums noch nicht. Der Konsens: Deutschland wird sowieso Gruppensieger, und es gibt einen wilden Kampf um den zweiten Platz.

Und wenn Ghana diesen Kampf verliert? Ghanaer sind nicht daran gewöhnt, andere afrikanische Teams zu unterstützen. Auf dem Papier hat die Elfenbeinküste einige der stärksten Spieler, aber sie versagen immer wieder, wenn es darauf ankommt. Kamerun hat eine alternde Mannschaft, die in ihren Testspielen enttäuscht. Nigeria könnte der Überraschungskandidat aus Afrika werden. Das finden jedenfalls die zahlreichen Nigerianer, die in Ghana leben.

Es gibt allerdings auch die These, dass Ghana durchkommt. Traditionell steigern sich ghanaische Fußballteams im Verlauf eines Turniers: sie spielen erst mal unentschieden oder mühen sich zu einem knappen Sieg, aber ab dem zweiten Spiel wird es besser. Dieser These zufolge wird Ghana gegen Serbien nicht gewinnen, aber gegen Australien und dann Deutschland zu Hochform auflaufen. Das Spiel gegen Deutschland ist ohnehin jetzt schon das, worauf sich alle konzentrieren.

Verteidiger John Pantsil meint, die Black Stars hätten eine Chance, aus der WM als Überraschungssieger hervorzugehen. "Es gibt bei Weltmeisterschaften immer Überraschungen", sagt er. "Vielleicht wird es dieses Jahr eine afrikanische. Hoffentlich wird es Ghana sein, und ich glaube, wir haben eine Chance. Und wir haben einen leichten Vorteil, weil das Turnier auf afrikanischem Boden stattfindet."

Ghanas Regierung will nichts anbrennen lassen. Sie hat ein Sonderbudget von umgerechnet knapp 16 Millionen Euro bewilligt, um die Black Stars zu "motivieren". Damit sollen neben den Testspielen und dem Aufenthalt in Südafrika auch fette Siegesprämien bezahlt werden. Falls Ghana in die zweite Runde kommt, winken pro Spieler 117.000 US-Dollar. Teamkapitän Stephen Appiah findet das völlig gerechtfertigt, aber in Ghana selbst gibt es derzeit massiven öffentlichen Unmut über rapide steigende Strompreise und Ausfall staatlicher sozialer Dienstleistungen. "Wir müssen das Team ausreichend vorbereiten", erklärte dazu Sportminister Akua Sena Dansua. "Die Leute sollten die Anstrengungen der Regierung, ein Lächeln auf die Gesichter der Ghanaer zu zaubern, würdigen und nicht zu viel in die Kosten hineinlesen."

Außerdem hat Ghanas Regierung 2000 WM-Tickets gekauft, damit mehr Fans die Black Stars in Südafrika anfeuern können. Bislang hatten es die ghanaischen Fanclubs nicht geschafft, mittels Sponsoring aus der Wirtschaft genug Geld für Match- und Flugtickets zu mobilisieren, ein Teil des ghanaischen Ticketkontingents der Fifa wurde unverkauft zurückgeschickt. Es droht die Gefahr, dass Ghana seine drei Gruppenspiele ohne nennenswerte Unterstützung aus der Heimat absolviert.

Jetzt sind für den erneuten Ticketkauf bereits 120.000 US-Dollar investiert worden. Allerdings will die Regierung damit wohl vor allem die politische Klasse bedienen. "Wir geben sie Abgeordneten, politischen Parteien, Regierungsbeamten und einigen Fangruppen", sagt Vizesportminister Nii Nortey Dua.

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