Unsicherheit in Südafrika: Keine Panik!

Südafrika ist ein gefährliches Land, aber die Horrormeldungen sind übertrieben: Während der Weltmeisterschaft hat sich die Sicherheitslage insgesamt verbessert.

Übertriebene Gerüchte: Wachmann vor einem Geldautomaten in Kapstadt. Bild: reuters

PRETORIA taz | Südafrika hat nicht nur eine der höchsten Verbrechensraten der Welt. Ein besonderes Kennzeichen der südafrikanischen Kriminalität ist der hohe Anteil an barbarischen Morden, Kidnapping und Vergewaltigung, vor allem in den Großstädten. Und es sieht nicht so aus, als sei dies während der Fußballweltmeisterschaft anders. "Wir haben gelernt, mit Verbrechen zu leben", sagt Rhulani Macchave, ein Geschäftsmann. "Sogar Polizisten sind daran beteiligt. Aber seit dem Beginn der Fußball-WM hat die Kriminalität zugenommen."

Jeder überfallene Besucher, ob Fußballfan oder Journalist, wird in den internationalen Medien groß aufgemacht. Allerdings ist es keineswegs so, dass WM-Touristen davon stärker betroffen wären als die Bewohner Südafrikas selbst.

Sunungurayi Mureriwa erzählt, wie er am Montag von Polizisten in Uniform ausgeraubt wurde. "Drei Beamte stoppten mich am Park-Station-Busbahnhof und verlangten meinen Ausweis", sagt der Simbabwer, der als Flüchtling in der Methodistenkirche im Zentrum Johannesburgs lebt. "Ich wollte in den Bus nach Harare steigen, aber als sie sahen, dass ich 5.000 Rand (500 Euro) bei mir trug, nahmen sie es mir weg und sagten, ein Flüchtling hat nicht so viel Geld. Sie drohten mir, meinen Flüchtlingsausweis zu zerreißen, verhafteten mich, nahmen mich mit und ließen mich dann in einem kleinen Ort namens Jeppe laufen."

Aufsehen erregt derzeit der Fall eines angolanischen Milliardärs, dessen fünfjähriger Sohn gekidnappt wurde. Der in Johannesburg lebende Vater, Faustino Amoes, musste 125.000 US-Dollar Lösegeld zahlen. Zwei Geiselnehmer, ein in Südafrika eingebürgerte Angolaner und ein Mosambikaner, wurden am Montag dem Haftrichter vorgeführt und bleiben wegen Fluchtgefahr vorläufig in Haft.

Aber trotz dieser Geschichten herrscht insgesamt das Gefühl vor: Die Kriminalität soll bitte nicht die gute, einmalige WM-Stimmung verderben! Viele Südafrikaner finden, dass die Polizei eigentlich viel tut, um Verbrechen während der Weltmeisterschaft zu verhindern. "Kriminelle Elemente wird es immer geben", sagt der 22-jährige Kabelo Nizel, der in einem Restaurant arbeitet. "Aber es gibt eine sichtbare Präsenz von Polizisten und Freiwilligen in und um die Stadien. Das beruhigt uns und auch die Ausländer, dass wir auf sie zählen können."

Als drei Journalisten, zwei aus Portugal und einer aus Spanien, am vergangenen Mittwoch Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls wurden, griff die Polizei ungewöhnlich schnell durch. Die zwei Räuber, der 20-jährige Bright Madzidzi uznd der 28-jährige George Magubane, wurden in einem Eilverfahren zu jeweils 15 Jahren Haft verurteilt. Ein dritter, der 20-jährige Ndubuisi Odungwa, bekam noch vier Jahre wegen Besitzes gestohlener Güter. Die Journalisten waren, während sie schliefen, mit vorgehaltenen Pistolen in ihren Hotelzimmern in der Nut Bush Lodge in Heekpoort überfallen worden. Die Räuber hatten Pässe, Kameras, Laptops und Bargeld erbeutet.

Die schnelle Reaktion von Polizei und Justiz in diesem Fall freut die südafrikanische Öffentlichkeit, die eine solche Effizienz sonst nicht gewohnt ist. "Es dauerte nur drei Tage und schon waren die Verbrecher hinter Gitter", sagt Sithembi Phakhati aus dem Johannesburger Township Alexandra, ein Brennpunkt von Gewaltkriminalität. "Sie sollen im Knast verrotten, sie haben unschuldige Menschen ausgenutzt."

Südafrikas Generalstaatsanwaltschaft hat 56 Sondergerichte eingesetzt, mit speziell designierten Staatsanwälten und Richtern, um schwere Verbrechen während der Weltmeisterschaft unverzüglich aufzuklären. Polizeiminister Nathi Mthetwa sagt, der Fall der drei Journalisten beweise die Effizienz dieses Systems: "Die Polizei brauchte 24 Stunden, um die Verdächtigen festzunehmen, und die Justiz 48 Stunden, um sie zu verurteilten. Dies sollte eine klare Botschaft aussenden, dass unsere Drohungen gegen Verbrecher keineswegs leer sind."

Und während der Spiele selbst gibt es auch kaum Zwischenfälle. Beim Eröffnungsspiel Südafrika gegen Mexiko gab es drei Festnahmen, zwei wegen Drogenbesitzes und eine wegen einer gestohlenen Eintrittskarte. Wenn das alles so weitergeht, so die allgemeine Zuversicht, wird das Turnier ein großer Erfolg.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.