Prager Streit um Jackson Denkmal: Jackson statt Stalin
Fans wollen dem King of Pop an der Moldau ein Denkmal errichten. Doch es regt sich Widerstand.
PRAG taz | Prag ist die Stadt der hundert Türme und tausend Denkmäler. Eines zu viel soll demnächst hoch über der Moldau errichtet werden: Michael Jackson, der King of Pop, soll dort thronen, wo einst Stalin über die Tschechen wachte: auf der Letna-Ebene.
Da hat Michael Jackson 1996 ein Konzert gegeben. Grund genug, finden hartgesottene Jackson-Fans, um ihr Idol dort nun in einer Büste auf Sockel zu verewigen. Noch sind die benötigten 150.000 Kronen (6.000 Euro) zwar nicht gesammelt.
Ein Termin für die Denkmalseinweihung steht aber schon fest: am 29. August, dem Geburtstag des im vergangenen Jahr verstorbenen Sängers. Am besten sollte jemand aus Michaels Familie das Denkmal enthüllen, träumt Organisatorin Helena Babicka.
Der Realität scheint Babicka etwas entrückt. Das mag daran liegen, dass sie ohne größere Probleme den scheidenden Prager Oberbürgermeister Pavel Bem für die Schirmherrschaft der Jackson-Büste gewinnen konnte. "Seinetwegen stieß ich überall auf offene Türen", freut sich Babicka.
Dass sie bei Bem, nach eigener Bekundung kein Jackson-Fan, auf offene Ohren gestoßen ist, führt in Prag zu Kopfschütteln. Und der Widerstand wächst: Innerhalb weniger Tage sind sich per Facebook Tausende einig geworden: "Wir wollen keine Michael-Jackson-Statue auf der Letna!".
Sollen die Jackson-Fans sich doch eine Parzelle auf dem Friedhof kaufen und dort ihr Denkmal erreichten. Aber nicht auf der Letna, so der Konsens.
Die Letna, Großstadtoase über dem nördlichen Moldauufer, ist für ein Denkmal jedenfalls schon berüchtigt. In den 50er Jahren stand hier die größte Stalin-Statue der Welt, 50 Meter hoch und 17.000 Tonnen schwer wachte sie über die Prager. Michael Jacksons Denkmal soll mit zwei Metern zwar um einiges kleiner ausfallen. Provozieren tut es dennoch.
Vor allem wegen eines Denkmals, das in absehbarer Zeit nicht dort stehen wird: Der inzwischen verstorbene Architekt Jan Kaplicky gewann 2007 die Ausschreibung für den Neubau der Tschechischen Nationalbibliothek, die auf der Letna gebaut werden sollte.
Das futuristische Gebäude wurde von den Pragern größtenteils mit Begeisterung aufgenommen und gleich liebevoll "Blob" getauft - bis Oberbürgermeister Pavel Bem dem Bau einen Strich durch die Rechnung machte, weil der Bau zu "arrogant" sei.
Leser*innenkommentare
Siggi
Gast
Hupe,
als studierter Germanist muss ich sagen, du liegst falsch.
Hupe,
dein Minderwertigkeitskomplex in allen Ehren, aber das Wort "tut" ist in diesem Fall ganz ok.
Siehe Zwiebelfisch:
"Die Verwendung des Wortes "tun" als Hilfsverb ist in bestimmten Fällen zulässig; zum Beispiel, um das eigentliche Verb zu betonen: "Rauchen tu ich schon lange nicht mehr", "Sterben tut jeder irgendwann einmal." In diesen Fällen wird das Verb in seiner Grundform an den Satzanfang gestellt, beugen tut sich dann dafür das Verb "tun"."
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,390485,00.html
MfG
Siggi
Hupe
Gast
"Provozieren tut es dennoch."
Tuut tuut, lieber SASCHA MOSTYN. Sorry, aber bei ihnen scheint es auch zu tuuten und ganz recht, es provoziert- Lachen oder Weinen, ich kann mich kaum entscheiden. Journalist woll'n sie sein? Tuuuut!