piwik no script img

PORTRAITS AUS DEM REVIERSportiver Tourguide

Melanie Hundacker führt Touristen zu ihren Highlights. Beispielsweise mit dem Bike zwischen Hattingen und Villa Hügel.

Melanie Hundacker : GÜNTER ERMLICH

Sie ist "Ruhri aus Leidenschaft". Als Tourguide begleitet Melanie Hundacker Gruppen durch das Ruhrgebiet. Sportlich, outdoor. Rund 100 verschiedene geführte Touren hat die Inhaberin von "simply out tours" mittlerweile im Programm: Radeln, Joggen, Wandern, Trekken, Mountainbiken, Klettern. Die Palette der Angebote reicht von Mehrtagestouren und Trainingslagern bis zu Firmenevents und Geburtstagsfeiern. "komm & guck das Ruhrgebiet" lautet ihre Einladung und die ihrer ausgebildeten Gästeführer.

In ihrem Büro, auf dem Gelände einer ehemaligen Schraubenfabrik in Essen-Horst unweit der Ruhr, erzählt Melanie Hundacker, dass sie mit ihren sportlichen Ausflügen die noch immer wild wuchernden Klischees und Vorurteile über das Ruhrgebiet abbauen und ein realistisches Bild von Natur und Kultur vermitteln will. Dass die Wäsche auf der Leine nicht mehr schwarz wird. Dass die Besucher bei einer Radtour quer durch Essen überrascht sind und feststellen: "Boah, ist das grün hier!"

Dass es hier keineswegs nur flach ist und auch Mountainbiker auf ihre Kosten kommen, wenn Melanie, selbst passionierte Mountainbikerin, mit ihnen auf den Ruhrhöhen zwischen der Isenburg in Hattingen und Villa Hügel in Essen unterwegs ist. "Ich möchte fürs Ruhrgebiet positive Emotionen wecken", sagt sie im Brustton der Überzeugung. Melanie Hundacker stammt mitten aus dem Pott, wurde vor 38 Jahren in Essen-Altenessen, im Schatten von Zeche Zollverein, geboren. Noch bildlich vor Augen hat sie die vielen weißen Wolken, die vom Ablöschen des Kokses über der Kokerei in den Himmel aufgestiegen sind. Ihr Opa und Cousin waren auf dem Pütt, ihr Vater arbeitete bei den Essener Eisenwerken, sie selbst hat Aluminium-Recycling gelernt und Stahl verkauft. Heute lebt sie vom Tourismus.

"Strukturwandel in einer Person", sagt Melanie und lacht. Am Anfang stand eine Ausbildung zur Industriekauffrau, dann studierte sie Marketing und Management, war als Reiseleiterin in Island und Thailand unterwegs, ließ sich schließlich zur Trekking- und Bergsporttrainerin ausbilden. Als das Kulturhauptstadtjahr wetterleuchtete, wagte Melanie Hundacker den Sprung in die Selbstständigkeit und gründete 2006 simply out tours. Was die sportliche Allrounderin bisher nie bereut hat.

In diesem Feierjahr hat sie mehr als doppelt so viele Buchungen. "Wir sind voll ausgelastet", sagt sie und fügt im Duktus einer Leistungssportlerin hinzu: "Ich gebe alles!" Ihre Lieblingsecken? Da muss die intime Pottkennerin nicht lange überlegen. "Der idyllischste Fleck ist entlang der Ruhr zwischen Essen und Hattingen." Und klar doch, Zollverein, Inbegriff der Zechenromantik, das "Supermodel der Industriearchitektur". Sie sei immer stolz, Gäste auf Zollverein führen zu können. Das Lebensgefühl von früher rüberzubringen, das schafft sie spielend.

Wer Melanie Hundacker bei einer Besichtigungstour, vielleicht beim Sightjogging (laufen und sehen), über das weitläufige Areal schon einmal begleitet hat, kann dem nur zustimmen.

www.simply-out-tours.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen