Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Vielleicht sollte man hier vom Projekt Stadtumbau Ost bzw. West lernen: Nach der Wende wollte steckte man Steuergelder in den Wohnungsbau, um die Wohnungsnot zu beheben, bis man zehn Jahre später merkte, dass man eine Subventionsblase geschaffen hatte weil es inzwischen über eine Million Wohnungen leer standen. Die wurden dann - unter dem Motto "Stadtumbau" per Abriss beseitigt.
Sobald für die globale Autoflotte eng wird mit der Ölförderung und der Sprit entsprechend teuer dürften sich auch hier immer mehr Leute fragen, ob wir unsere Steuergroschen tatsächlich am besten für das Flicken überdimensionierter Rennstrecken verwenden sollten. Falls nicht bekäme die Tiefbauindustrie dann eine neue Aufgabe: Mit einem Rückbauprogramm namens "Straßenumbau".
Als alleinerziehende Mutter ist unsere Autorin auf die Tafel angewiesen. Doch sie geht dort nicht mehr hin, weil sie sich gedemütigt fühlt.
Kommentar Straßennetz: Schluss mit neuen Autobahnen
Rationale Argumente haben in der Verkehrspolitik leider noch nie eine Rolle gespielt. Die klammen Kassen könnten jetzt den wahnhaften Straßenbau ausbremsen.
Die Bevölkerung schrumpft und Deutschland hat eines der dichtesten Straßennetze überhaupt. Trotzdem werden in diesem Jahr noch einmal 5,3 Milliarden Euro für neue Asphaltpisten ausgegeben. Was heute neu ist, muss in 20 Jahren gründlich saniert werden - schon jetzt reicht das Geld dafür bei weitem nicht aus, wie unzählige Schlaglöcher belegen. Doch ab nächstem Jahr dürfte die prekäre Kassenlage dafür sorgen, dass endlich Schluss ist mit neuen Autobahnen.
Schon jetzt ist natürlich absehbar, dass viele zeter und mordio schreien werden - von der Bau- bis zur Transportindustrie, von der FDP bis zur SPD. Möglicherweise hat Minister Peter Ramsauer genau das einkalkuliert und hofft, doch noch mehr Geld für Verkehrswege abzugreifen. Denn mit seinen zahlreichen sozialdemokratischen Vorgängern teilt er die Überzeugung, dass der "Verkehrsbedarf" geradezu naturgesetzlich wächst und das Wohl der Wirtschaft davon abhängt, dass immer mehr transportiert werden kann.
So soll die Brummiflotte im Jahr 2025 doppelt so viele Kilometer in Deutschland herunterreißen wie heute - all das basiert auf Gutachten wie dem von Intraplan Consult, das mit hanebüchenen Annahmen wie einem Ölpreis von maximal 60 Dollar pro Barrel in zwanzig Jahren kalkuliert.
Die Autorin
Annette Jensen ist freie Autorin und schreibt für die taz.
Rationale Argumente haben in der Verkehrspolitik leider noch nie eine Rolle gespielt. Stattdessen ging es stets um den Bau von teuren Prestigeprojekten und die isolierte Betrachtung einzelner Verkehrswege. Doch verbessert es die Lebensqualität wirklich, wenn Butter tausende von Kilometern zurücklegt, obwohl es sie genauso gut in der nahen Umgebung gibt?
Die klammen Kassen könnten jetzt dazu führen, dass der Wahn, das Straßennetz immer weiter vergrößern zu wollen, nolens volens gebremst wird.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Annette Jensen
Autor*in
Themen