Castro vor der Volkskammer: Lange Ovationen für den Máximo Líder

Nach vier Jahren Pause spricht Fidel Castro wieder vor der Volkskammer: über die Gefahr eines Atomkriegs. Vier Jahre Krankheit und Rekonvaleszenz sollen endgültig vorbei sein.

Castro und seine "Nachricht an die kubanische Jugend". Bild: reuters

Er sei völlig erholt, hat Fidel Castro in den vergangenen Tagen mehrmals versichert. Vier Jahre Krankheit und Rekonvaleszenz sollen endgültig vorbei sein. Als Zeichen dafür hatte er für vergangenen Samstag eine Sondersitzung der Volkskammer einberufen lassen. Dort sollte ein Thema verhandelt werden, das er seit Wochen im kleinen Kreis hin und her wälzt: die Gefahr eines Atomkriegs im Nahen Osten. Jetzt der erste offizielle Auftritt des "Máximo Líder", die erste offizielle Rede seit 2006. Pflichtgemäß übertrug das Staatsfernsehen den historischen Auftritt live.

Der Augenschein legte anderes nahe als die Selbstauskunft Castros von seiner "vollkommenen Erholung". Da wurde ein alter Herr unter "Viva Fidel"-Rufen von Helfern in den Saal geführt. Er hielt nicht, wie bei früheren Auftritten, eine Rede, die mehrere Stunden dauerte. Castro las nur zwölf Minuten ein knappes Manuskript vom Blatt. Der Wortbeitrag wäre noch kürzer ausgefallen, hätte er nicht rhetorische Pausen eingelegt und wäre er nicht mehrfach von langen Ovationen unterbrochen worden.

Es war schon immer Castros Art, Themen erst Wochen lang im kleineren Kreis zu diskutieren, sich unzählige Gedanken und Notizen zu machen und das Ergebnis dann in einer offiziellen Rede zu präsentieren. In den vergangenen Monaten hat er über die Gefahr eines Atomkriegs nachgedacht, sei es in Korea oder im Nahen Osten. Jetzt ist er davon überzeugt: Wenn die Konfrontation zwischen Washington und Teheran um dessen Atomprogramm eskaliert und Präsident Barack Obama einen Angriff auf den Iran befiehlt, ist die Apokalypse unausweichlich. "Wäre Obama denn fähig, einen nuklearen Krieg anzuordnen?" Castro gab nach einer langen Pause die Antwort: "Nein, wenn wir ihn sanft überzeugen." Es folgten lange Ovationen. Später fragte ein Abgeordneter, ob Obama in der Lage sei, einen Atomschlag der Israelis gegen den Iran zu verhindern. Castros Antwort: "Nein." Wieder lange Ovationen.

Letztlich ging es bei der Volkskammersitzung nur darum, Castros Einsichten zu feiern. Das zumindest ist genauso wie früher.

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