Platzverweis in Sachsen-Anhalt: Brauner Trainer ist unerwünscht
Lutz Battke sitzt für die NPD im Stadtrat des sachsen-anhaltinischen Laucha. Bezirksschornsteinfeger durfte er bleiben – als Fußballtrainer darf er jetzt nicht mehr arbeiten.
Der "schwarze Mann" mit dem Zylinder aus Laucha in Sachsen-Anhalt ist eigentlich ein brauner. Bezirksschornsteinfegermeister Lutz Battke sitzt für die NPD im Stadtrat und im Kreistag des Burgenlandkreises, gehört allerdings der NPD nicht an. Nachdem das Landesverwaltungsamt vergeblich versucht hatte, Battke aus dem Amt des Bezirksschornsteinfegers zu drängen, hatten der Landessportbund und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) jetzt mehr Erfolg.
Der Sportverein BSC 99 Laucha setzt Battke zumindest als Fußball-Nachwuchstrainer ab. Battke bleibt aber Vereinsmitglied. Der erste Versuch, den rechtsextremen Schornsteinfeger von öffentlichen Funktionen fernzuhalten, schlug im April fehl. Das Landesverwaltungsamt entzog Battke den Kehrbezirk, der klagte dagegen. In erster Instanz gab ihm das Verwaltungsgericht Halle recht. Seine politische Gesinnung habe sich nicht auf die Erfüllung seiner beruflichen Pflichten ausgewirkt, urteilte das Gericht. Dagegen hat das zuständige Wirtschaftsministerium in Magdeburg Berufung eingelegt.
Wegen Battkes Ehrenamt als Fußball-Jugendtrainer hatte der DOSB schriftlich Druck auf den Landessportbund Sachsen-Anhalt ausgeübt. Präsident Thomas Bach schrieb im Juni einen Brief, in dem er den Sportbund um Konsequenzen bat und den Verein zur Trennung von Battke aufforderte. Nach langem Zögern kam der Verein dem jetzt teilweise nach. Landessportbundpräsident Andreas Silbersack kündigte eine Satzungsänderung an. Vereine, die rechte Trainer beschäftigen, sollen demnach mit Kürzung von Fördergeldern oder Ausschluss bestraft werden.
Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) bezeichnete die Vereinsentscheidung als "überfällig". Man wolle im Ansatz verhindern, dass neonazistische Aktivisten ein Leben als geachtete Mitbürger mit Ehrenämtern führen könnten, erläutert sein Sprecher Martin Krems. Deshalb habe man auch auf den Entzug des Kehrbezirks hingewirkt.
Der Burgenlandkreis gilt in Sachsen-Anhalt als Hochburg der NPD. Bei den Kommunalwahlen 2009 erreicht die Partei in Laucha 13,5 Prozent der Stimmen. Der Name Battkes war im April auch im Zusammenhang mit der Attacke auf einen 17-jährigen Israeli in Laucha aufgetaucht. Der mutmaßliche Schläger ist Mitglied im Fußballverein BSC 99.
Leser*innenkommentare
Sachsen-Anhalter
Gast
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bitte mal merken, danke
iBot
Gast
In der ZEIT war vor ein paar Wochen ein ausführlicher Artikel über den Kollegen. Kann man googlen, und da steht auch etwas eindeutiger drin, wieso Battke als Fußballtrainer nicht tragbar ist. Beispielsweise ist von einem Fall die Rede, in der ein "Negerkind" nicht mittrainieren durfte. Und das ganze Dorf schweigt.
Dass er allerdings als Schornsteinfeger geschasst werden sollte, ist mehr als bedenklich. Da fängt dann gezielte Verfolgung aufgrund politischer Ansichten an, die ja eigentlich grundgesetzwidrig ist........
Volker Vonssen
Gast
Dem Berliner Tagesspiegel habe ich entnommen, dass der Mann die F-Jugend trainiert. Ich trainiere auch eine F-Jugendmannschaft und kann den interessierten taz- Mitlesern mitteilen, dass man dort hauptsächlich die Jungs Fussballspielen lässt, Schuhe zubinden muss und zum Teil die Schniefnasen noch putzt. Es erschliesst sich mir nicht wirklich, wie der Mann dort den Nachwuchs indoktriniert haben soll. Diese Hetzjagd politisch anders Denkender finde ich sehr bedenklich.
Seim
Gast
In was für einem menschenverachtenden Land leben wir eigentlich.
Weil diese Person rechts ist, wird ihr direkt jede Grundlage versucht zu entziehen: Beruf, Hobby und Co.
Hat man denn nichts aus 33-45 gelernt? Genau der artverwandte Blödsinn wird dort durchgezogen.
Nette Satzungsänderung: bist du nicht konform = weniger Geld/ keine Förderung
Diese Systematik gleicht dem, was versucht wird als "rechts" darzustellen.
arabella
Gast
10.8.2010: "Braune Erzieherin freigestellt"
11.8.2010: "Brauner Trainer unerwünscht"
Geht das jetzt so weiter? Ist die Jagd auf unbescholtene Bürger mit nicht genehmer Gesinnung wieder eröffnet?
Jürgen Orlok
Gast
Es kann wohl unterstellt werden, daß das Verhältnis des Innenministers zu seiner Partei enger ist als das des Schornsteinfegers ( je höher desto enger ).
"Innenminister Holger Hövelmann (SPD) bezeichnete die Vereinsentscheidung als "überfällig". Man wolle im Ansatz verhindern, dass neonazistische Aktivisten ein Leben als geachtete Mitbürger mit Ehrenämtern führen könnten, erläutert sein Sprecher Martin Krems. "
Wenden wir den Satz an auf "sozialdemokratische Aktivisten" !
Die Sozialdemokraten unterstützen den Angriffskrieg in Afghanistan, UNO hin oder her.
Also sollten wir schon im Ansatz verhindern, das Mitglieder der SPD Ehrenämter bekleiden. Schornsteinfeger dürfen sie ja NOCH sein.
Oder ist der Unterschied nur gegeben durch den jeweils Herrschenden ?
Im Moment sind die Kriegsbeführworter deutlich gefährlicher als die Rechtsradikalen ..
Carl
Gast
Gilt das Trainerverbot auch für Ex-Stasi-Mitarbeiter?
Squirrel
Gast
So weit ich weiß ist die NPD nicht verboten. Warum also der Ausschluss? Es steht nichts darüber das er war verbrochen hat. Erst die Rechten dann die Linken. Warum nicht gleich die Sharia als Recht?
Armes Deutschland
naraesk
Gast
Ich muss sagen, ich finde das ganze sehr grenzwertig. Natürlich bin ich auch daran interessiert, dass kein rechtes Gedankengut verbreitet wird, und schon gar nicht an unbedarfte Kinder.
Aber dass er dies gemacht hat, wird zumindest nicht im Artikel gesagt. Und solange er dahingehend nicht negativ auffällt, darf in der freiheitlichen Bundesrepublik meiner Meinung nach niemand aufgrund seiner politischen Meinung benachteiligt werden. Wenn mit rechtem oder rechtsextremen Gedankengut Einfluss auf die betreuten Kinder genommen hat, ist das natürlich etwas anderes!
Bernd
Gast
Solange er die Klappe hält und sein Arbeit macht kann er doch von mir aus Schornsteinfeger bleiben.
Aber als Trainer für Kinder ist er durch seine politischen Ansichten ungeeignet.
(Das gillt aber auch für Linksextreme.)