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Rentenlücke verringert sichFrauen arbeiten sich an Männer ran

Männliche Rentner bekommen eine Billion Euro mehr als weibliche - doch der Vorsprung schrumpft. Im Osten gibt es eine Angleichung auf niedrigem Niveau.

Auf der Parkbank auf einer Höhe, finanziell noch nicht: Männliche und weibliche Rentner. Bild: dpa

Eine gute Nachricht für Westfrauen: Ihre Rentenlücke im Vergleich zu Westmännern wird sich künftig verringern. Das hat das Institut für Altersvorsorge (DIA) in einer Studie festgestellt. Auch der Unterschied zwischen Frauen- und Männerrenten im Osten wird kleiner. Grund: steigende Berufstätigkeit von Westfrauen und stabile Erwerbsarbeit von Ostfrauen.

Noch aber ist die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern groß: Insgesamt beträgt sie eine Billion Euro. Anders gesagt: Eine Westfrau bekommt im Laufe ihres Rentendaseins mit durchschnittlich 107.000 Euro 77.000 Euro weniger als ein Westmann (184.000 Euro). Im Osten beträgt die Differenz "nur" 6.000 Euro: 167.000 Euro erhalten Frauen, Männer 173.000 Euro.

Maßgebliche Ursache für die Rentenlücke ist die aktuelle Einkommensungerechtigkeit: Der Gender Pay Gap beträgt in Deutschland 23 Prozent.

Die Renten der Westfrauen werden steigen, während die der Westmänner kaum sinken, sagte die Mathematikerin und Marktforscherin Eva Kreienkamp. Sie hat für das DIA die Studie durchgeführt. Damit verringere sich die Lücke für Westfrauen künftig auf 40.000 Euro. Im Osten gibt es eine Angleichung auf niedrigem Niveau: Die Renten der Männer werden aufgrund hoher Arbeitslosigkeit sinken.

Derzeit arbeiten rund 50 Prozent der Frauen laut Statistischem Bundesamt. In der DIA-Studie bezeichneten sich aber auch jene Frauen als berufstätig, die gerade in Elternzeit sind. "Frauen definieren sich heute nicht mehr über das Mutterdasein", sagte Eva Kreienkamp. Und: Erziehungszeiten, die mit einer beruflichen Pause verbunden sind, verkürzen sich. So nahmen Mütter der "Generation Golf" (40 bis 45 Jahre) eine drei Mal längere berufliche Auszeit wie die Generation der "Sozialen Internet-Netzwerker" (bis 29 Jahre).

"Die finanzielle Emanzipation von Frauen schreitet voran", sagte Eva Kreienkamp. Das heißt auch, dass Frauen sich verstärkt um ihre Rente kümmern: 60 Prozent der Befragten sparen dafür.

Damit ist der Staat aber nicht aus seiner Verantwortung entlassen, sagte Kreienkamp. Richtig wäre: Weg mit dem Gender Pay Gap und dem Ehegattensplitting, weg von der Teilzeit vor allem für Frauen und hin zur gleichen Verteilung von Erziehungsphasen für Mütter und Väter.

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7 Kommentare

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  • M
    Momo

    Horst, würden sie sich bitte die Zahlen von Wolfgang ansehen.

    Finden Sie ersthaft dass es richtig ist, dass die meisten Frauen in diesem Land in Zukunft (mit Abschmelzen der Witwenrente) in Armut leben werden ?

     

    Zu Franzi

    Die Botschaft des DIA ist bei Ihnen angekommen.

    Aber ist ihnen klar, dass die Berechnung getürkt war.

    Tatsächlich verringert eine Erhöhung des Renteneintrittsalter die Differenz der Gesamtrentensumme der Frauen gegenüber den Männern. Spätestens mit Erhöhung des Rentenneintrittalters auf 87 haben Frauen Männer überholt. D.h spätestens mit dem Tod der Hälfte der Männer.

     

    Tatsächlich hat sich aber die Rentensituation der Frauen trotz gestiegener Erwerbstätigkeit kaum verbessert. Hauptgründe sind, dass Frauen in frauenspezifischen Berufen schlecht bezahlt werden und eine prozentuale Erhöhung von Löhnen die Schere weiter öffnen lässt.

     

    Das DIA über sich selbst

    "Ziel des Instituts ist es, Chancen und Risiken der Altersvorsorge bewusst zu machen und die private Initiative zu fördern."

     

    D.h Es handelt sich hier klar um Werbung und irreführende Information !

     

    Verheimlicht wird die wirkliche Durschnittsrente der Frauen, denn gerade junge Frauen sollen zur Privatvorsorge überredet werden. Für die meisten ein Verlustgeschäft, da sie ohnehin nicht über Grundsicherung hinauskommen.

     

    Private Initiative ist ein Euphemismus, es steht für

    Sozialabbau.

  • H
    Horst

    Das in deutschen Sozialversicherung jedes Jahr Milliarden von Mann zu Frau verschoben werden, wurde im Artikel leider vergessen...

  • F
    Franzi

    Das Ehegattensplitting kostet uns jedes Jahr an die 22 Mrd. Euro. Wofür? Hinzu kommen die Tatsache, dass Hausfrauen über ihre Männer mitversichert sind und nach deren Ableben ihre Rente erhalten. Und wieder: Wofür?

    Die Hausfrauen-Ehe bringt uns nichts. Wir haben in Europa die meisten Hausfrauen und erstaunlicherweise auch die niedrigste Geburtenrate. Merke: Viele Hausfrauen, wenige Kinder! Seltsam, oder?

     

    Wir müssen umdenken! Die qualifizierten Frauen und Männer müssen arbeiten. Wir brauchen Kinderbetreuung wie in Schweden (und das möglichst früh), Männer müssen ebenso an Teilzeit denken wie Frauen. Wir brauchen gleiche Löhne für gleiche Arbeit! Das ist auch für die Rentenzahlungen wichtig!

    Frauen und Männer wollen keine Hausfrauen-Ehe mehr. Ich kenne viele CDU-Wähler, die spätestens nach einem Jahr wieder arbeiten gehen. Und das auf Wunsch der Ehemänner. Die Hausfrauen-Ehe ist einfach tot. Fordern tun dies nur noch jene, die über 40 sind. Das sagt alles.

  • W
    wegener

    Ihren Kommentar hier eingeben

    taz muß lernen schneller die rechte und ungerechtigkeiten des staates aufzudecken und die

    meinungen der politiker mitteilen.

  • C
    Comment

    Alle Jahre wieder...

    die Märchen von den Ungerechtigkeiten, die Frauen widerfahren.

     

    Männliche Renter bekommen nicht einen Cent, wenn diese fünf Jahre vor der Gattin ableben.

    Nö, dann geht was in Richtung Gattin. Wie auch bei nachehelichen Unterhalten und Übertragungen von Rentenasprüchen per Versorgungsausgleich.

     

    Da aber Frau Schmollack selbst bereits solche historischen Modelle nicht mehr zu kennen scheint, wird´s halt "vergessen" zu erwähnen.

     

    Nu ja, und auch bei der Mär vom Ölmulti Mann und dem Aschenputtel Frau hat sich bei ihr nicht eine einzige neue Erkenntnis eingestellt.

    Frau will nur sehr langsam mehr und auf eigenen Beinen stehen.

    Das hat mit Ungerechtigkeit nichts zu tun, sondern mit Muttis Wunsch, die Kinder zu hüten und möglichst weitgehend im Haus zu bleiben, während Papi sich aufgrund seiner vollschichtigen Erwerbsätigkeit möglichst und somit dem Kindeswohl entsprechend fern der Brut aufhält und sich so nicht in innere Angelegenheiten einmischen kann.

    Aus dem Grund wählt sie auch überwiegend Kür-Berufe, denen es an Versorgungscharakter in Form von ausreichend hohem Einkommen mangelt, als Pflicht-Berufe, die vermutlich weit weniger Spaß machen und ggf. auf die Knochen gehen.

     

    Konform gehe ich aber mit Eva Kreienkamp:

    "...weg von der Teilzeit vor allem für Frauen und hin zur gleichen Verteilung von Erziehungsphasen für Mütter und Väter."

     

    Allerdings, einhergehend mit einer entsprechenden Veränderung in der deutschen Familienrechtsprechung.

    Solange aber Väter per Geschlecht diskriminiert werden, empfehle ich auf´s zeugen von Kindern zu verzichten.

  • W
    Wolfgang

    Angleichung der Renten für Frauen? - in der Deutschland AG? - nur für Staatsbeamtinnen!

    Die Durchschnittsrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung liegt für Männer bei 1049 Euro und für Frauen bei 528 Euro!

    Für Frauen im Saarland bei 390 Euro und Baden-Württemberg 516 Euro. In Sachsen und Berlin über der Grundsicherung bzw. Hartz-IV-Rente, mit 683 bzw. 684 Euro. - Bei geringen Arbeits- und Stundenlöhnen unter 12 Euro und nach 35 Arbeitsjahren und Einzahlung in die Renten-Zusatzversicherung, erfolgen die Abzüge und die Verrechnung mit der gesetzlichen Grundsicherung. Für jedes vorzeitige Rentenjahr minus 2,8 % und noch die Abzüge für die Kranken- und Pflegeversicherung.

     

    Für die Bevölkerungsmehrheit in Lohnarbeit, insbesondere für Frauen, gibt es keine auskömmliche Altersrente!

     

    Merke: Gleichberechtigung und Emanzipation vs. Versorgungs- bzw. Renten-Ehe in der bürgerlichen Germania AG.

  • M
    Momo

    Liebe Frau Schmollack,

     

    Sicher ist ihnen nicht entgangen, dass es sich bei der DIA um ein Institut der Deutschen Bank handelt.

    Sicher ist ihnen nicht entgangen, dass hier wieder für private Altersvorsorge geworben wird.

    Sicher ist ihnen nicht entgangen, dass nun nicht mehr tatsächliche Monatsrenten verglichen wurden, sondern auf die durchschnittliche Lebenserwartung (die ja bei Frauen etwas höher ist) errechnete Gesamtrentenerwartung von Männern und Frauen. (Eine neue Art der Milchmädchenrechnung von propagandistischen Vernebelern)

     

    Sicher ist ihnen nicht entgangen, dass die eigentliche Botschaft der Studie ist, das Abschaffen des Ehegattensplittings zu fordern (freundlich verpackt in die lauwarme Forderung nach gleichen Löhnen).

     

    Splitting ist keine Reichenförderung. Es gibt keine Freibeträge. Es gleicht den Progressionsunterschied der vor allem im unteren und mittleren Bereich am größten ist, aus.

     

     

    33 Milliarden weniger Familienförderung ----

    kinderreiche, arme , pflegende oder teilzeitbeschäftigte Eltern sollen eben sehen wie sie über die Runden kommen.

     

    Lobbyismus, wie gehabt (solange es nur in den eigenen Kram passt).