Patienten ziehen in die Baukastenklinik

GESUNDHEIT Das Bettenhochhaus der Charité wird saniert – als Ersatz dient eine modulare Klinik

Fernseher, Telefon und hinterm Bett sogar Buchsen für die Internetnutzung: „Ich habe schon viele Krankenhäuser besucht – das hier ist wirklich guter Standard“, sagt ein Besucher des Krankenhausmoduls, das die Charité zurzeit auf einem Parkplatz in der Luisenstraße ausstellt. Aus diesen Klinikeinzelteilen entsteht ab Mittwoch ein Ersatzstandort für das Bettenhochhaus der Universitätsmedizin, das ab dem Herbst saniert wird. Das 1982 errichtete Hochhaus soll bis auf den Rohbau zurückgebaut und dann grundlegend modernisiert werden.

Bis zum Spätsommer soll die sogenannte Campus-Klinik bezugsfertig sein, erklärt Charité-Sprecherin Manuela Zingl. Jedes ihrer Module besteht aus zwei Patientenzimmern: einem mit zwei und einem mit drei Betten. Der fertige Ersatzbau soll vier Stockwerke haben und 339 Betten beherbergen. Ab 2017 soll die Campus-Klinik wieder abgebaut werden, die Patienten werden wieder ins Hochhaus verlegt.

Der Senat hat im Rahmen des „Masterplans Charité“ 330 Millionen Euro für die Sanierung der Universitätsmedizin bewilligt. Die Sanierung des Bettenhochhauses verschlingt rund 185 Millionen, der Rest fließt in ein neues OP-Gebäude in Mitte und die Sanierung des Steglitzer Campus Benjamin Franklin und des Virchow-Klinikums in Wedding.

Die Gesamtzahl der Betten wird von um 200 auf 3.000 reduziert. „Die Zahl richtet sich nach dem Bettenbedarf, der für eine gute medizinische Krankenhausversorgung der Bevölkerung prognostiziert wird“, so Regina Kneiding, stellvertretende Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit. Der geltende Berliner Krankenhausplan sehe als Zielgröße für die Charité sogar nur 2.700 Betten vor.

Finanziert wird die Campus-Klinik von der Charité selbst, sagt Thorsten Metter, Pressesprecher der Senatsverwaltung für Bildung und Wissenschaft: „Die Mittel dafür sind nicht in den 330 Millionen enthalten.“ Tatsächlich braucht das Unternehmen laut Gesamtentwicklungsplan von 2014 bis 2024 rund 600 Millionen Euro mehr, denn bis dahin sollen auch die Strahlenklinik, der spezialchirurgische Bereich, die Röntgenabteilung und das chirurgische Bettenhaus saniert werden. Das Defizit will die Charité unter anderem durch ein Miet-Leasing-Modell decken: Jährlich werden dabei 3 Millionen Euro für Bau, Betrieb und Abbau der Campus-Klinik gezahlt. IGOR MITCHNIK