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Wissenschaftler und EugenikerSarrazins Vordenker

Eugenik als Mittel gegen eine angeblich drohende "Verdummung und Verschlechterung" der Bevölkerung? Eine Idee mit langer Tradition - auch innerhalb der SPD.

Von der Gesellschaft abgeschirmt, von "Sozialhygienikern" verachtet: geistigbehinderte Kinder in einer Diakonie-Anstalt in Schwäbisch Hall. Bild: dpa

Das Interessante an den Äußerungen Thilo Sarrazins und der vielen Kommentatoren ist, dass sie ein Dilemma unserer Zeit spiegeln. Das Dilemma der Zeit heißt: Die kategorialen Unterscheidungen von Natur- und Sozialwissenschaften, Körper und Geist, Natur und Kultur führen nicht weiter. Was aber passiert, wenn man das Dilemma mehr reflexhaft oder affektiv erahnt, als es zu denken? Davon erzählt die Debatte auf eine fast schon idealtypische Weise.

Vielleicht kann es in diesem Moment ja hilfreich sein, erst einmal mit dem Teil von Sarrazins Gedankengang anzufangen, mit dem er richtig liegt. Sarrazin hat nämlich recht, wenn er behauptet, er bewege sich mit seinen Thesen in einer Linie der sozialdemokratischen Tradition und er sei deshalb kein Nazi.

Die sozialdemokratische Traditionslinie, auf der Sarrazin sich bewegt, hat Anfang des vergangenen Jahrhunderts der Mediziner und Professor für Sozialhygiene in Berlin, Alfred Grotjahn (1869-1931), begründet. Grotjahn saß für die SPD von 1921 bis 24 im Reichstag. Er hat entscheidend an den gesundheitspolitischen Maßgaben der SPD in der Weimarer Republik mitgearbeitet und mit seinem 1926 erschienenen Lehrbuch "Die Hygiene der menschlichen Fortpflanzung. Versuch einer praktischen Eugenik" die wesentlichen Thesen Sarrazins vorbereitet.

Alfred Grotjahns Anliegen war es, die Verdummung und Verschlechterung der Bevölkerung aufzuhalten und dann durch Eugenik umzukehren. Dafür wollte er die "vorwiegend auf Gefühlsregungen, Wünschen, Befürchtungen oder fragwürdigen Forderungen des Tages" aufbauenden Meinungen versachlichen und politisch-praktisch handhabbar machen.

Die Grundlagen der Eugenik, die Alfred Grotjahn wissenschaftlich für so geklärt hielt wie Sarrazin die Sache mit der Vererbbarkeit der Intelligenz, sollten zum "Gemeingut auch nicht-fachmännischer Kreise" werden, weil sie übergreifen auf "Politik, Volkswirtschaft und die aktuellen Fragen der nationalen Existenz und Geltung namentlich unseres Landes".

Auch Sarrazin will nichts anderes. Die Übereinstimmung mit Grotjahn geht aber bis in die zitierten Quellen. Beide erwähnen Charles Darwin und Francis Galton und bei beiden schlägt die Sympathie in Richtung Galton aus.

Sir Francis Galton, ein Vetter Darwins, der 1909 wegen seiner Verdienste um die Eugenik geadelt wurde, hatte ab der Mitte der 1860er Jahre die Eugenik systematisiert. Gesichtsvermessungen und durchdeklinierte Ratschläge, welche Menschen sich am besten mit bestimmten anderen verpaaren sollten, beließ Galton nicht nur im Stand von Wissenschaft und Theorie.

Er verlieh allen Ernstes Preise an besonders fortpflanzungstaugliche Familien, um sie zu weiterer Zucht zu bewegen. Im Unterschied zu Darwin, für den sich die Vererbungsproblematik auf die Formel "like begets like" und die Mutationsannahme einer "Abstammung mit Modifikationen" beschränkte, hielt Galton alle menschlichen Eigenschaften für vererbt.

Denkt man Sarrazins Zahlenspiel, nach dem 50 bis 80 Prozent der Intelligenz vererbt seien, mit der Erwähnung Galtons zusammen, wird ein Schuh daraus. Intelligenz ist damit naturgegeben und kann durch keinen Fortschritt der Volksbildung verbessert werden. Konkret geht das bei Sarrazin so: "Ich würde aus Berlin eine Stadt der Elite machen … Die Zahl der Studenten sollte gesenkt werden, und nur noch die Besten sollten aufgenommen werden."

Das ist das uralte Elitekonzept, nach dem Wissenschaft und Wahrheit ihrem Wesen nach nur Wenigen zugänglich sind und den Vielen auf immer verschlossen bleiben. Das widerspricht zwar dem alten Arbeiterbildungsideal der frühen SPD, geht aber gut zusammen mit den aktuellen Exzellenzinitiativen an den Universitäten, die nichts anderes sein wollen als eben die Schulen der Besten.

Sarrazin hängt in diesem Fall nur mit dem Konjunktiv der Entwicklung hinterher, die von Rot-Grün genauso betrieben wurde wie von der großen Koalition und allen Länderkoalitionen. Sarrazins Elitismus ist politischer Mainstream. Peinlich wirkt er vor allem, weil er mit deutschem Beamtendünkel sich paart. Da scheut man dann auch nicht davor zurück, mal kurz die aktuelle Genetik zum Gemeingut "nicht-fachmännischer Kreise" zu machen.

Interessant ist aber auch ein Blick auf die Veröffentlichung in der Nature-Ausgabe vom 8. Juli dieses Jahres, aus der Sarrazin sein "Juden-Gen" falsch abstrahiert hat. In der Studie geht es um die Struktur des Genoms der über die Welt verstreuten jüdischen Gemeinden. In deren Genom fanden die Forscher einige Gensequenzen, die unter den Juden ähnlich waren und wesentlich häufiger auftraten als unter nichtjüdischen Vergleichspopulationen. Die entsprechenden Gensequenzen kamen aber überall vor, es lag lediglich eine Häufigkeitsverschiebung vor.

Ein Phänomen, das Populationsbiologen auch bei Inselpopulationen wie den Isländern finden. Das wars, mehr steht in dem Text nicht und interessant ist er zuerst für Historiker, die mit dem Material nämlich die These stützen können, dass alle jüdischen Gruppen ihren Ursprung in der Levante hatten. Von einem Juden-Gen ist darin nirgendwo die Rede. Was auch nicht verwunderlich ist, weil es ein Juden-Gen genauso wenig gibt wie ein Intelligenz- oder Faulheits-Gen.

Die Genetik hat sich von der Vorstellung einer eindimensionalen Lesart, die vom Gen zum Phänomen führt, verabschiedet. Wie weit sie dabei mittlerweile geht, kann man an der Nature-Studie ablesen, an der auch Linguisten und Kulturwissenschaftler mitwirkten. Die Biologisierung des Menschen, das wissen die Nature-Autoren, lässt sich nicht ohne seine kulturelle Prägung denken. Die Biologisierung des Menschen ist selbst ein Teil der modernen Kultur, und eine wirkliche Kritik Sarrazins müsste hier ansetzen.

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28 Kommentare

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  • X
    XYZ

    die zeitschrift "nature" hat übrigens keine autoren wie der autor am schluiss des artikels schreibt.

     

    "nature" ist das renommierteste wissenschaftliche journal der welt und publiziert viel grundlagenforschung erster qualität. natürlich hat jede publizierte studie eigene autoren (= team der forscher). die "jewish genome" -studie bestätigt daß juden eine volk, eine ethnische gruppe sind, und nicht nur--wie gerne angenommen wird--eine religionsgemeinschaft.

    man soll nicht "rassismus" schreien wemm man das wort "genetik" hört. den autor hat recht wenn er meint daß moderne genetik weder mit eugenik noch mit rassentheorien zu tun haben.

  • S
    Soziologin

    Sehr guter Artikel. Bitte mehr zu dem Thema. Leider sind Sarrazins Äußerungen nämlich kein Einzelfall. In der Wissenschaft, wenn auch weit weniger polemisch und sachlicher, wird dieses Thema nämlich gerade in ähnlicher Form wieder entdeckt: Der Einfluss von Genen bzw. deren Zusammenhang mit sozialer Ungleichheit und Intelligenz.

    Ein Schelm, wer Arges dabei denkt!

  • A
    Apollo

    Nun wissen wir schon mal wer Sarrazins Vordenker waren.

    Aber es irritiert schon, wenn die taz sich selbst auf Vorbilder wie die Massenmördern Stalin, Mao und Pol-Pot kapriziert.

    Oder nicht?

    Verstehe. Wir müssen hier sicherlich vielschichtig differenzieren zwischen negativem und positivem Mord.

  • GK
    Gerhard Krueger

    Vielen Dank, ein wirklich lesenswerter Artikel zur politischen Rezeption der Aussagen der Genetik.

    Herr Gabriel und Frau Nahles haben ja unmissverständlich klar gemacht, was der heutige Stand der SPD-Führung zur Genetikabhängigkeit geistig-charakterlicher Funktionen ist: Es gibt sie nicht, alle möglichen Unterschiede sind ausschließlich erzieherisch-kulturell bedingt.

    Genau das habe ich in meiner Schulzeit in der DDR gelernt, es hat bei mir so einen tiefen Eindruck hinterlassen, dass ich mich heute 60 Jahre später noch in vielen Einzelheiten erinnere.

    Diese Lehrmeinung wurde im Zuge der sozialistischen Erziehung von unserer Brudernation Sowjetunion vorgegeben, sie ist ein zentrales Element der kommunistischen Wissenschaftslehre vom Menschen.

    Einzelheiten siehe Stichwort: Lyssenkoismus. Leicht nachzulesen z.B. bei Wikipedia. Weltberühmte sowjetische Genetiker mit anderer Meinung wurden brutal verfolgt. Ich bin jedenfalls erleichert, dass die Negierung der Bedeutung des Genotyps von Menschen nicht die alleinige Tradition bei der SPD ist.

  • H
    Hanna

    Eine Ergänzung zum Thema: Als in der Weimarer Republik sich die Menschen in Irrenanstaltaten vermehrten, verschreckte dies die Ärtzte und natürlich die Eugenetiker. Die Debatte zielte schnell auf die Zwangssterilisation bzw. Kastration ab, denn es erschien den Politikern und Medizinern einfach aberwitzig, dass sich Behinderte auch noch im Rahmen einer Anstalt fortpflanzen konnten.

    Aber dann: Es bliebt nicht lange dabei. Am Ende folgte die Debatte, wann es legetim sei, einen Behinderten auch zu töten. Da war die Weimarer Republik Geschichte und diese Mediziner kamen schnell überein, dass dies auch nur der Volksgesundheit nutzen würde und dann begannen sie Behinderte zu töten. Dabei gerieten, wie so oft, genu Menschen in den Strudel, die heute gar nicht in einer Irrenanstalt wären, aber das war ja egal. Auch die ersten Menschenvergassungen spielten sich unter dieser Debatte ab.

    Deswegen, liebe taz, das dürft ihr gerne recherchieren. Es ist eine Tatsache, dass aus dieser Debatte über wertvolles und krankes Leben, über Normale und Irre, ein organisierter Tod entstand und dass gerade die Volkshygiene nicht bei einem sauberen Waschbecken in x Haushalten stehen bleibt, sondern in ein vollkommen inhumanes, extremes Monstrum ausgeartet ist.

    Die Ermordung von Kranken in Deutschland ist beispiellos auf der Welt und deswegen zählt der erste Paragraph GG "Die Würde des Menschen ist unantastbar" auch soviel. Für Sarrazins Lösungsandeutungen müsste m.M. das Grundgesetz durch eine andere Verfassung ersetzt werden. Und das wäre m.M. auch eine richtig braunes NS-Dokument.

    Und das will selbst die debile SPD nicht. Die sind vielleicht in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik fehlgeleitet, aber im Kern sind sie nicht wie Sarrazin. Der Mann ist in Gebiete vorgedrungen, von denen er nichts versteht und er hat auch sonst eine mangelhafte Bildung und deswegen stöbert er auch im Giftschrank und posaunt Dinge heraus, die dort zu recht gelagert werden.

  • PC
    Peter Christian Nowak

    @Helmut

     

    nur,...wenn Otto-Normalo solche Äußerungen getätigt hätte wie Herr Sarrazin, dann wäre wohl der Staatsanwalt andern Tags auf der Matte gestanden.

  • A
    Abonnenent

    Ich lach mich wech.....

     

    Was dafe und Konsorten schreiben, heißt doch nur: Faschismus ist erlaubt, wenn die Mehrheit faschistisch ist. das hatten wir schon mal.

     

    Solche Faschisten verbiete ich mir!

  • E
    eugenikerFeind

    Ist euch die Eugenik in seinem Buch nicht aufgefallen ?

  • WR
    Werner Runde

    Eugenik als "eine Idee mit langer Tradition - auch innerhalb der SPD" zu bezeichnen, ist einfach Unsinn. Diese These wird mit Gedanken aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts begründet. Mit dem Gedankengut der heutigen Sozialdemokratie hat dies absolut nichts zu tun, sondern ist eine unglaubliche Unterstellung.

  • GK
    Gerhard Krueger

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    Vielen Dank, ein wirklich lesenswerter Artikel zur politischen Rezeption der Aussagen der Genetik.

    Herr Gabriel und Frau Nahles haben ja unmissverständlich klar gemacht, was der heutige Stand der SPD-Führung zur Genetikabhängigkeit geistig-charakterlicher Funktionen ist: Es gibt sie nicht, alle möglichen Unterschiede sind aussxhließlich erzieherisch-kulturell bedingt.

    Genau das habe ich in meiner Schulzeit in der DDR gelernt, es bei mir so einen tiefen Eindruck hinterlassen, dass ich mich heute 60 Jahre später noch in vielen Einzelheiten erinnere.

    Diese Lehrmeinung wurde im Zuge der sozialistischen Erziehung von unserer Brudernation Sowjetunion vorgegeben, sie ist ein zentrales Element der kommunistischen Wissenschaftslehre vom Menschen.

    Einzelheiten siehe Stichwort: Lyssenkoismus. Leicht nachzulesen z.B. bei Wikipedia. Weltberühmte sowjetische Genetiker mit anderer Meinung wurden brutal verfolgt. Ich bin jedenfalls erleichert, dass die Negierung der Bedeutung des Genotyps von Menschen nicht die alleinige Tradition der SPD ist.

  • V
    vic

    Sarrazin unterteilt Menschen in (ökonomisch) wertes und unwertes Leben.

    Nennt es wie ihr wollt, es ist ekelhaft.

  • AI
    alles im Lot

    Friedmann ist in die eine Waagschale gehüpft, Broder in die andere.

    Das genetische Gleichgewicht ist also hergestellt.

    Ich hab das Welt am Sonntag-Interview gelesen, nach der nicht so geglückten Interpretation aktueller Genforschungsergebnisse bezeichnet er sich selbst sogleich als Promenadenmischung.

    Politisch korreckt hätte er natürlich die Frage in frage stellen sollen.

    Verstehe nicht wieso das so im Vordergrund stehen muss, gibt wohl am meisten Punkte.

  • V
    vorp

    "Sarrazin hat nämlich recht, wenn er behauptet, er bewege sich mit seinen Thesen in einer Linie der sozialdemokratischen Tradition und er sei deshalb kein Nazi."

     

    Ich will nur kurz anmerken, dass die Traditionen, die sich in der Linie der SPD finden lassen vielfältig sind und auch der Nationalsozialismus zum Teil in einer Traditionslinie mit der SPD steht, nämlich dem Flügel der Nationalen Sozialisten ab ca 1890.

     

    siehe dazu z.B.: http://de.wikipedia.org/wiki/Nationaler_Sozialismus

  • KS
    Karola Schramm

    Schade, ein guter Artikel, der irgendwie mitten drin aufhört.

    Habe mal im Internet gestöbert und Ïnterssantes gefunden.

    Rassismus-KurzDefinition= Wem die Verpackung des Menschen mehr zählt als der Inhalt, der ist Rassist.

     

    Rassismus ist, wenn jemand einen anderen Menschen wegen dessen Abstammung verdächtigt, beschimpft und benachteiligt.

    Wikip: Rassismus ist unabhángig von der Herkunft.

    Rassismus kann jeden treffen.

    ...institutioneller Rassismus verweigert bestimten Gruppen Vorteile und Leistungen oder privilegiert andere.

    Rassistische Theorien und Argumentationsmuster dienen der Rechtfertigung von Herrschaftsverhältnissen und der Mobilisierung von Menschen für politische Ziele.

    DieFolgen von R. reichen von Vorurteilen, Diskriminierung über Rassentrennung, Sklaverei u. Pogrome bis hin zur s.g. Ëthnischen Säuberung'und Völkermord.

    So, sehe ich mir vor diesem Hintergrund die Politik der vergangen Jahrzehnte und dem jetzigen Sparpaket an - was haben wir dann ?

    Sehe ich weiter die erschreckend vielen Sarrazin

    Befürworter frage ich mich, wo führt das hin?

    K.S.

  • JM
    Jörg Marienhagen

    Was Herr Sarrazin schreibt, ist vielleicht polemisch, überspitzt und unsachlich. Seine Prognosen mögen wissenschaftlich nicht haltbar sein. Doch seine Aussagen haben absolut gar nichts mit Eugenik und Rassenwahn zu tun. Wer das immer wieder behauptet und ihn somit in eine Tradition mit den schrecklichsten Verbrechen des 20. Jahrhunderts stellt, ist entweder bösartig oder einfach nur grenzenlos dumm. Letzteres lässt sich wohl von TAZ- Redakteuren nicht behaupten. Zum Glück gibt es in diesem Forum Leute, die das auch so sehen. Und , dass diese Beiträge auch veröffentlicht werden, zeigt, dass die Regeln des seriösen Journalismus noch nicht ganz vergessen wurden.

  • D
    dafe

    Sarrazin spricht doch nicht von der "Optimierung" einer Gesellschaft, erst recht nicht durch Eugenik! Warum wird dies permanent suggeriert?

    Er spricht doch davon, dass eine Gesamtgesellschaft in Bezug auf ihren Grundkonsens, auf ihre durchschnittliche Leistungsfähigkeit und auf die selbsttragende Finanzierung ihrer sozialstaatlichen Struktur mittel- bis langfristig aus den Fugen zu geraten droht.

    Liebe Taz, ich empfehle dich normalerweise grundsätzlich Kreisen mit Berührungsängsten als unabhängige Stimme. Im Moment faselst du mit leisem Stimmchen unter diffusem Konformitätsdruck, die Verhältnisse doch wieder zu ordnen und ohne Verstand.

  • PW
    Peter W.

    Sarrazin hat ein Sarazenen Gen das ist erwiesen da er ja Vorfahren hat die Sarazenen waren.

     

    Also seid ihr Rassisten wenn ihr ihn kritisiert, das wurde 1968 auf dem Gutmenschenkongress beschlossen.

     

    Also lieber mal den Mund halten!

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Halten wir erst einmal den "klasssichen K.O.", die "Fehllektüre" Sarrazins eines "jüdischen Gens" aus der sehr anngesehenen, aber mehr populärwissenschaftlichen Zeitschrift "Nature" fest, die von einer Häufigkeitsverschiebung berichten. Dass sich im Laufe der Jahrhunderte die "Juden" mit anderen Bevölkerungensteilen vermischt haben, ist auch ohne "Nature"lektüre extrem plausibel.

    Die Kontrolle durch den gesunden Menschenverstand hat Herr Sarrazin für sein Buchveröffentlichung also auch unterlassen.

    Da die Kontrolle von Taschenrechnerergebnissen auf Plausibilität schon zu den Grundanliegen von Lehrern gehört, genauso wie bei vielen anderen Anwendungen des oft mühsam und unter vielen Tränen allerseits eingebimsten Wissens, ist so eine Unterlassung an so medienwirksamer Stelle auch noch in sozialstatistischen Fragen, die in Gelddingen fast nur vorkommen, schon schwer bedenklich.

    Die Hygienefrage direkt an die Vererbung zu binden, war damals, in den 1920igern, auch schon "unterkomplex", aber natürlich noch viel "unschuldiger", in Zeiten

    von Neurologie und Psychoanalyse.

    Zur Philosophie der Genetik sind nach wie vor z.B. Nobelpreisträger Monod und Jacob extrem erhellend.

    Der Einbau dieser "dummen" Provokation in Richtung "Rassismus" in Sarrazins Buch, das Spiel mit medienwirksamen "Feuer", ist daher zurecht ein Bumerang. Auch der Lektor hätte mal Protest einlegen können.

  • H
    Helmut

    Sarrazins Buch spiegelt ein Unbehagen in breiten Teilen der Bevölkerung wider. Die Phänomene zu leugnen, die dieses Unbehagen verursachen, und Sarrazin als Mini-Hitler zu brandmarken, ist eine Reaktion, die der Debatte nicht nützt. Zu einer freien Gesellschaft gehört, daß Menschen Falsches äußern dürfen. Es ist ein großer Fehler, jemanden wie Sarrazin zum Meinungsmärtyrer zu machen. Wer an Demokratie glaubt, muss bessere Argumente vorbringen als den ewigen konstruierten Verweis auf das Dritte Reich.

  • LV
    Lothar vom Rhein

    Ein Superartikel, der Beste, den ich bisher zum Genthema las. Einfach genetisch gut!

  • A
    AU3R

    wow, dachte ich bei der überschrift, aber doch ein wenig infos über eugenik.

     

    ein wirklich böses thema, wenn man bedenkt das nach dem zweiten weltkrieg die eugenikbewegung in deutschland diskreditiert war, aber in anderen ländern weiter ging, nur unter anderem namen.

    in den usa wurden die institute einfach umbenannt, zum bsp. die "Eugenic Society" in "Society for the Study of Social Biology" ,die bis heute exestiert.

     

    mal googeln das ganze, aber nix für schwache nerven ;-)

  • W
    willy

    ach gen se doch weg!

  • L
    lounger

    Der Sarazin hat möglicherweise das Zumstammtisch-Gen. Ist allerdings nur eine Vermutung. Möglich wäre auch das Endlichbaden-Gen.

  • C
    Charles

    Aber eugnische Überlegungen stellt doch in der gegenwärigen politischen Landschaft nicht nur Herr Sarazin an. Auch das Bundesverfassungsgericht tut dies mittlerweile! In seiner Entscheidung zur Vereinbarkeit des Paragraphen 173 Absatz 2 Satz Strafgesetzbuch (Beischlaf unter Geschwistern) mit unserem Grundgesetz bezieht das Bundesverfassungsgericht die Frage der "Eugenik" mit in seine Überlegungen ein. Aber da sagt niemand was! Insbesondere ermittelt nicht die Staatsanwaltschaft - wie im Falle des Thilo S. aus B. ...

  • L
    linsenspaeller

    @exi: Das 'MINTGen' macht abhängig und führt früher oder später zum Burn-Out-Syndrom. Es ist glücklicherweise zu eliminieren.

     

    Ansonsten geht natürlich die gesamte Diskussion ein Stück weit an den Realitäten vorbei. Als Helmut Schmidt noch Lobreden über Bismarck hielt, hat sich keiner über beinahe dieselben Argumente aufgeregt.

     

    Was sagt denn der moderne Darwinismus wirklich zur Sache? Er sagt nämlich: In einer dynamisch veränderlichen Umgebung entwickelt sich derjenige Genpool am erfolgreichsten, dessen Gene sich am intensivsten vermischen. Dabei vergrößert sich die inclusive Fitness einer Spezies. Auch beim Menschen kommt es ja nicht darauf an, daß 50 Mill. besonders intelligente Deutsche zukünftig das Rad noch einmal neu erfinden, sondern es genügt im Grunde, wenn eine Handvoll Genies die großen innovativen Ideen zum Nutzen für die ganze Gesellschaft ausbrüten.

     

    Außerdem ist es Tatsache, daß wir von der Zukunft gar nichts wissen, es ist eben nicht völlig ausgeschlossen, daß man aggressiv, kaltblütig und kurzentschlossen sein muß, um in fünfzig Jahren noch etwas zu essen für seine Kinder abzukriegen. Ein vielfältiger Genpool garantiert, daß für jede Art von Zuklunft etwas Brauchbares dabei ist. Außer, wenn der Asteroid kommt natürlich.

     

    Ich fasse Herrn Sarrazin so auf, daß es ihm um die Frage geht, wie man die Gesellschaft richtig optimieren soll. Die Mehrheit der in diesem Staat lebenden Deutschen erwartet eben, daß unsere Zivilgesellschaft auf die Bedürfnisse von Deutschen hin optimiert wird und nicht auf die von Einwanderern, wie das in der politischen Realität seit etlichen Jahren geschieht. Man findet es nicht mehr normal, daß sich die halbe Elite in diesem Land den Kopf darüber zerbricht, wie man solchen Immigranten, die vorzugsweise in rechtsfreien Räumen leben und agieren wollen, den Aufendhalt so angenehm wie möglich macht. Da hilft es auch nicht weiter, wenn ständig krampfhaft versucht wird, wertfrei um jeden Anschein von Rechtspopulismus herum zu argumentieren. Ein Scheißhaufen wird auch durch noch soviel schöngeistige Prosa nicht zum Schokoladenpudding.

  • T
    T.V.

    Selbstverständlich gibt es Gene, welche die Entwicklung vorbestimmen. Lediglich die Bedeutung wird in der Mundart gern bis zum Ge(n)Genteil verdreht!

     

    Bspw. kenne ich ein EuGen (im common slang fälschlicherweise männlich), eines von vielen, wovon die erwähnte Wissenschaft ja erst ihren Namen hat.

    Weniger bekannt ist auch das HomoGen, Schwule und Lesben träumen leider noch davon eines zu haben - es ist sehr sehr selten.

    Vermutlich aus Fernost kommt das WaGen, eine ganze Industrie hat sich darum gebildet, so daß es mittlerweile welt und weit verbreitet ist.

    Das oben erwähnte HartzIVGen gibt es allerdings nicht, es ist in Wahrheit das BewerbUnGen und ist tatsächlich bei Menschen vorhanden die im WettBewerb wirklich unbegabt sind und sich nur höchst unGe®n bewerb(G)en. Merkwürdig wie die Sprache die echten Worte verändert... Achja, es IST ein dominantes Gen.

     

    Auch die Wissenschaft wird ge®n verkehrt: die Ge(n)Genwissenschaft zur EuGenik, welche an den ganzen Unfug um die Gene nicht glauben mag, nennt sich OiGenik.

    Diese ist vor allem dafür bekannt die GenTrifizierung der deutschen Sprache aufzudecken, beispielsweise in dem zitierten Satz:

    "[...] "vorwieGen(d) auf GefühlsregUnGen, Wünsch(G)en, BefürchtUnGen oder fragwürdiGen ForderUnGen des Tages" [...]"

     

    Grausame VerzerrUnGen des Alltags. Besonders vor den -UnGenen sollten wir uns in acht nehmen!

  • L
    Letterman

    Was es mit den Thesen des ollen Thilo auf sich hat, erkennt man schon an der Ausdrucksweise: Gefährliches Halbwissen!

     

    Ein Teil der angeführten Fakten stimmt, aber sie werden in einen falschen zusammenhang gestellt oder in ihrer Bedeutung überschätzt. Wo kein belastbares Material gefunden wird, hilft auch mal die bloße Vermutung oder eine kleine Phantasiegeschichte weiter (Beispiel genetische Eigenständigkeit der Basken. Da stehen sogar gestandenen Berufs-Eugenikern die Haare zu Berge).

     

    Es ist einerseits unerwünscht, sich als Fachidiot zu geben, aber dieses muntere Dilletieren abseits des eigenen Fachbereichs ist einfach nicht zielführend.

     

    Trotzdem ist es eine weit verbreitete Unsitte, der wahrscheinlich fast jeder schon mal verfallen ist, und viele Leute machen daraus eine schlechte Angewohnheit. In jeder Generation gibt es Mythen, und Thilos Generation glaubt halt an die Macht der Gene.

     

    Mich wundert es übrigens, dass Thilo ein Angebot von der NPD bekommen hat, wahrscheinlich ist den NPD-Oberen jedes Mittel recht, Aufmerksamkeit zu erregen. Der Basis dürfte anders empfinden, am Schluss des Artikels wird ja auf die teilweise unterschiedlichen Sichtweisen eingegangen.

     

    Nach meiner Einschätzung würde er zu den REPs besser passen, die sind auch so klassenbewusst wie er und können nicht so mit dem Mob.

  • E
    exi

    Puh, danke für die Aufklärung! Ich fing schon leicht an, an mir selbst zu zweifeln. Denn, zwar besitze ich nicht nur das 'Akademikergen', sondern ganz speziell das 'MINTgen', dennoch plagt mich die Arbeitslosigkeit, das 'HartzIVgen'. Es irritierte mich schon seit längerer Zeit, ob ich im Auftrag des TS mein 'Akademikergen' an 20 Kinder vererben sollte, oder, ebenfalls auf Kommando des TS, mein 'HartzIVgen' an kein weiteres Kind weiterreichen (und die jetzigen aus dem Verkehr ziehen) sollte. Kurz, ganz kurz, plagte mich die Befürchtung, 'Akademiergene' könnten rezessiv sein, 'HartzIVgene' dagegen dominant. Gottlob sind sie nur Wahnsinn.