die wahrheit: Schwabinger Krawall

Volljährig die Zweite.

Am Samstag wird der Jackie 36, also praktisch das zweite Mal volljährig, das will er genauso feiern wie beim ersten Mal in den Achtzigern. Der Hubsi hat eingewandt, dass das erst 1992 war, aber der Jackie hat gesagt, er sei praktisch mit 12 schon 18 gewesen, in Schwabing hätten die Achtziger bis 1999 gedauert, und er wolle genau so eine Sause wie damals, mit denselben Leuten, vor allem der blonden Anschi, die bestimmt immer noch eine Granate sei, und die Jacqueline sei übers Wochenende eh in so einem Wellnesslager. Dann, hat der Hubsi gesagt, wolle er die Kimmie dabeihaben, die ebenfalls eine Granate gewesen sei. Also hat der Jackie die Anschi und die Kimmie angerufen, und beide haben gekichert, ob er immer noch so ein Hallodri sei und dass sie sich total supi freuen.

Am Freitag haben der Jackie und der Hubsi nachmittags vorgefeiert, dann ist um zehn die Kimmie gekommen und hat offenbar auch vorgefeiert gehabt, weil sie den Jackie mit dem Hubsi verwechselt hat, und wie sie beim vierten Sekt war, hat sie gejammert, dass sie eigentlich damals den Jackie lieber gehabt hat als den Hubsi und mit dem einen bloß rumgemacht hat, weil der andere mit der Anschi rumgemacht hat, und dass sie inzwischen viel größere Brüste habe als die Anschi damals.

Dann ist sie eingeschlafen, und der Hubsi hat gesagt, ihm reiche es mit der Kuh und er gehe zum Renato. Der Jackie wollte eh noch einen Batida de Coco und zehn Hinterbimser trinken, weil man das mit 18 macht. Der Renato hat aber gesagt, dass er ihnen keinen Batida gebe, weil er keinen habe und sie schon total asphaltiert seien, also hat der Jackie ein Taxi gerufen und dem Fahrer angeschafft, er solle von der Tankstelle drei Flaschen Batida holen, und der Hubsi hat gemeint, das werde die teuerste Kotzerei in seinem Leben.

Der Jackie hat gesagt, er solle nicht so dumm daherreden, die erste Flasche auf ex getrunken und gemerkt, dass der Batida wahrscheinlich an seinem 18. schon in der Tankstelle gestanden ist. Wie er im Klo war, ist der Hubsi reingestürmt: Gerade sei die Jacqueline gekommen und habe gekeift, in ihrer Wohnung liege eine besoffene Keule und sie suche das Arschloch, das die angeschleppt habe, und es sei ihr aber eigentlich egal, wo sich die Drecksau herumtreibe, weil sie zu ihren Eltern ziehe und das Schloss auswechseln lasse.

Da hat der Jackie gebrüllt, der Renato solle ihm sofort einen Hinterbimser geben, und wie der Renato gesagt hat, er wisse gar nicht, was ein Hinterbimser ist, hat er drei Flaschen Wodka ins Spülbecken geschüttet und je eine Flasche Orangen-, Apfel- und Pfirsichsaft dazu, einen Strohhalm genommen und dem Hubsi auch einen gegeben, und dann sind sie am Samstagabend in seinem Wohnzimmer aufgewacht, weil es an der Tür geklingelt hat, die aber offen war, weil irgendwer das Schloss herausgebrochen hatte. Draußen ist die Anschi gestanden und hat Happy Birthday gesungen, und da hat der Jackie gesagt, sie solle ihm die nächsten 18 Jahre den Schuh aufblasen, und sich wieder hingelegt. Am Montag war er saufroh, dass er nicht noch mal erwachsen werden muss.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.