Kommentar Migranten im Ehrenamt: Weg mit dem Tendenz-Betrieb

Es nicht zu rechtfertigen, dass Migranten zwar kostenlos der guten Sache dienen dürfen, bei vielen bezahlten Diakonie-Jobs aber ohne Chance wären.

Wenn im Sozialbereich überall am Personal gespart wird, ist es nur logisch, dass die diakonischen Träger verstärkt Ehrenamtliche rekrutieren, um den Standard ihrer Leistungen zu halten. Aber immer weniger Menschen fühlen sich den Kirchen so verbunden, dass sie allein daraus eine Verpflichtung zum Engagement ableiten. Und auch auf dem Ehrenamts-Markt macht sich der demografische Wandel bemerkbar.

Schon seit geraumer Zeit baggern soziale Träger fitte Alte an - das Angebot: Sinnstiftung gegen unbezahlte Arbeit. Migranten sind einfach die nächste Reserve, auf deren Erschließung zu verzichten sich niemand leisten kann. So weit, so legitim.

Allerdings kommen die kirchlichen Träger in Argumentationsnöte, da die große Mehrheit der Einwanderer einen muslimischen Hintergrund hat. Wie ist zu erklären, dass sie zwar kostenlos der guten Sache dienen dürfen, bei einem Großteil der bezahlten Diakonie-Jobs aber ohne Chance wären, weil der Tendenz-Betrieb hochgehalten wird? Gerade im Behindertenbereich, wo zunehmend ehrenamtlich passiert, was früher Festangestellte gemacht haben, ist das nicht zu rechtfertigen.

Wenn die Diakonie Migranten will, muss sie sie ganz wollen. Der konfessionelle Tendenz-Betrieb muss weg. Ein Wertekonsens muss stattdessen über die Eignung für den Dienst am Menschen entscheiden.

Warum sollten Migranten kostenlos dienen, wenn sie keine echten Jobs kriegen?

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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