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ImmobiliendealSeefahrtschule frisst Park

Das denkmalwürdige Gebäude am Elbhang könnte erhalten bleiben, wenn der dazu gehörende Park bebaut wird. Stararchitekt und Sternekoch sind interessiert.

Soll nach den Plänen zweier Investoren erhalten bleiben: Die Seefahrtschule am Elbhang. Bild: Hendrik Doose

Im Kampf um die Seefahrtschule in Altona zeichnet sich eine Lösung ab. Das denkmalwürdige Bauhaus-Gebäude am Elbhang, das der Senat seit Jahren verkaufen will, könnte erhalten bleiben, wenn der zum Grundstück gehörende Park bebaut würde. Das sehen die Pläne zweier Investoren vor, die am heutigen Donnerstag im Altonaer Rathaus vorgestellt werden sollen.

"Die CDU in Altona würde dieses Konzept außerordentlich begrüßen", sagt der Chef der Bezirksfraktion, Uwe Szczesny. Beide Investoren wollten mit dem Hamburger Stararchitekten Meinhard von Gerkan zusammenarbeiten, der in der Seefahrtschule seine Architekturakademie unterbringen möchte. "Es besteht ein Interesse, das Haus für die Akademie zu kaufen", heißt es aus Gerkans Büro, das wenige hundert Meter entfernt an der Hamburger Elbchaussee sitzt.

Noch im vergangenen Jahr wollte die Reederei Rickmers die Seefahrtschule abreißen und auf dem Elbhang einen großformatigen Glaskoloss bauen. Nach dem Rückzug der Reederei forderten SPD und Linke im schwarz-grün regierten Altonaer Rathaus, den Abriss des Gebäudes zu überdenken. Die Bürgerinitiative Annaelbe schlug vor, das Haus zu einem "Zentrum des kulturellen Austauschs" zu machen. Im Juli dieses Jahres lenkte die CDU ein: Man könne sich "vorstellen, das Gebäude zu erhalten", sagte Szczesny damals. Die schwarz-grüne Bezirkskoalition favorisiere eine kulturelle Nutzung, denkbar sei etwa "eine Architekturakademie".

Auch der von Szczesny geäußerte Wunsch nach einem Restaurant scheint sich inzwischen konkretisiert zu haben. Der Hamburger Sternekoch Ali Güngörmüs hat im Abendblatt erklärt, er wolle an der Seefahrtschule "erstklassige Qualität, aber für ein breites Publikum" anbieten. Güngörmüs kocht bisher nur im Le Canard Nouveau - in Sichtweite von Gerkans Architekturbüro.

Realisieren ließen sich diese Pläne aber nur, wenn das zur Seefahrtschule gehörende Parkgelände bebaut würde, sagt Szczesny. Das sei der Nachteil dieser Planung. "Ohne die zusätzliche Bebauung würde nicht genug Geld hereinkommen", sagt auch die Altonaer GAL-Fraktionsvorsitzende Gesche Boehlich. Der benachbarte Heinepark sei von den Bauplänen nicht betroffen, es gehe allein um das Gelände der Seefahrtschule.

Ihr CDU-Kollege Szczesny möchte dennoch die Bevölkerung befragen. Es werde ein Anhörungsverfahren geben, sagt er. Und vielleicht könne die Bürgerinitiative Annaelbe sogar mit einziehen: "Die Akademie allein macht die Seefahrtschule ja noch nicht voll."

Die Bürgerinitiative hat vorgeschlagen, 10 Millionen Euro zu sammeln und die Seefahrtschule damit in eine Stiftung zu überführen. "Offensichtlich ist das zu wenig für die Stadt", heißt es in einer am gestrigen Mittwoch verbreiteten Erklärung. Das könnte stimmen. Nach Informationen des Abendblatts rechnet die Finanzbehörde mit einem Preis von 18 Millionen Euro.

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4 Kommentare

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  • RP
    Ralf Pflaume

    Ein Trauerspiel wie hier innerhalb von wenigen Jahren Fläche um Fläche in Altona von unfähigen Hobbypolitikern verschleudert wird.

  • TS
    Tanne statt Wanne

    Die derzeitige Kofferraumpartei der CDU wäre schlecht beraten, den Park zu opfern. - Hat die Stadt tatsächlich das Geld so nötig - oder wird hier genötigt???

     

    Bürgermeister Ahlhaus, bitte übernehmen Sie. Zeigen Sie den HamburgerInnen, dass Sie kein Immobilien-Lobbyist sind.

  • WO
    Wild One

    Man kann gar nicht so schnell schauen wie Ottensen sich verändert. Nicht nur das ganz Eppendorf scheinbar geschlossen dorthin gezogen ist, auch die schönsten Lagen werden von der medial präsenten Banalelite besetzt.Ich warte noch auf die neuen Bebauungsideen für den Altonaer Balkon.Die Übernahme gerade des öffentlichen Eigentums,sprich des Eigentums der Bürger darf nicht geduldet werden. Gerade an solchen Orten wie den Rainvilleterrassen wäre eine Möglichkeit eine neue Kultur der Öffentlichkeit zu etablieren. Mich wundert auch wie wenig Widerstand diesen Plänen entgegengesetzt wird. Wir erleben im Moment erst den Anfang.In ganz Altona gibt es Zukunftspläne, die zu einem weiteren massiven auch sozialen Umbau des Viertels führen werden.

  • H
    Hugo

    Dort, wo jetzt das Büro von Gerkan und Partner steht, war vor Jahren eine schönes Café mit Blick auf die Elbe, für Jeden zugänglich. Jetzt will das Büro eine weitere Sahnelage für eine Architekturakademie, die auch in der Hafencity Platz fände, Drum herum solls dann lebendig werden, darum können sich die prekären Künstler kümmern.

    Die CDU Altona und ihr grüner Pudel diktieren die Konditionen, und zum Schluß dann ein Anhörungsverfahren. Huch wie putzig.