Lärm nach Aktionsplan

EMISSIONEN Bremerhaven hat für 2012 eine Lärmkartierung als Grundlage für einen „Lärmaktionsplan“ veröffentlicht. Doch was in der Karte harmlos aussieht, kann in Wirklichkeit die Hölle sein

„Diese Berechnung ist Standart, sonst kommt es zu Verfälschungen“

Brigitte Köhnlein, Sprecherin des Umwelt-Senators

Es ist laut in Bremerhaven. Nicht überall, aber doch in der Nähe der Autobahn oder der Hafenindustrie. Eine neue Karte zeigt diese „Hotspots“ der Schallemissionen und auch, wo am meisten Menschen davon betroffen sind: In Bremerhavens Lloydstraße etwa, der Weserstraße und der Rickmersstraße mit ihrem Kopfsteinpflaster.

Gemessen allerdings wurde das nicht, sondern errechnet, zur besseren Vergleichbarkeit mit anderen Städten: Die Kartierung des Lärms folgt einer EU-Richtlinie, die dies für alle „Ballungsräume“ mit über 100.000 EinwohnerInnen vorsieht. Statt Mikrophonen am Straßenrand führte also etwa die Bauverwaltung auf, ob in einer Straße Kopfsteinpflaster, Asphaltbeton oder Flüsterbeton verlegt ist – ein großer Lärmunterschied bei vorbeifahrenden Autos. Damit kombiniert wurden die Verkehrszahlen, errechnet anhand von Modellen oder echten Zählungen. Schließlich verarbeitete ein Computerprogramm die Daten – mitsamt der Straßenneigung, die das Anfahren eines Autos mehr oder weniger laut machen kann.

„Diese Berechnung ist Standard, sonst kommt es zu Verfälschungen“, sagt Brigitte Köhnlein, Sprecherin des grünen Umweltsenators Joachim Lohse.

Nicht enthalten ist der Bahnlärm, der vielerorts doch am meisten für Ärger sorgt. Den zu berechnen, ist Aufgabe des Eisenbahn-Bundesamtes und die brauchen noch ein bisschen. Mit deren Karten ist nicht vor Anfang 2014 zu rechnen.

Ohnehin: Was in der Karte harmlos aussieht, kann in Wirklichkeit die Hölle sein. Denn Lärmempfindlichkeit ist einerseits individuell und: Menschen reagieren besonders auf unregelmäßige Spitzen. Das Quietschen eines Zuges in der Kurve dreimal in der Nacht kann mehr stören als die Belastung durch das Grundrauschen einer Autolawine. In der Cherbourger Straße reagierte die Stadt Bremerhaven auf dieses Problem mit dem Einrichten einer „Grünen Welle“, um das Anhalten und Anfahren zu reduzieren. Das soll nur so mäßig klappen, heißt es von einige AnwohnerInnen, weil es manche AutofahrerInnen zum Rasen animiert, um bei der nächsten Ampel noch schnell bei grüngelb durchzukommen.

Die aktuelle Lärmkarte ist insofern vor allem eine Grundlage für nachfolgende Diskussionen. Für einen Bremerhavener Lärmaktionsplan sollen sich die Bürger beteiligen, etwa auf Stadtteilkonferenzen, um zu berichten, wo für sie der Krach am schlimmsten ist. Dass diese Lärmkarte so öffentlich vorgestellt und diskutiert wird, „das ist neu“, sagt Ressortsprecherin Köhnlein.  JPB

Karten und Infos finden sich unter dem Punkt „Umgebungslärm und Luftgüte auf http://stadtplanungsamt.bremerhaven.de