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Neue Heitmeyer-StudieDas Bürgertum verroht

Fremdenfeindlichkeit nimmt in der Schicht zu, die sich politisch eher moderat einordnen würde – auch in der gut situierten Linken. Es herrscht eine "Ideologie der Ungleichwertigkeit".

Islamfeindlichkeit hat genauso zugenommen wie Antisemitismus und die Feinschaft gegen sozial schlechter Gestellte. Bild: dpa

Das Bürgertum verroht - und die liebsten Opfer sind schon ausgemacht: die Muslime. Das ist im Kern die neue und alarmierende Auskunft der größten und ältesten repräsentativen Umfrage Deutschlands, der "Deutschen Zustände" von den Bielefelder Soziologen um Wilhelm Heitmeyer. Die neuesten Zahlen der mittlerweile im neunten Jahr aktualisierten Umfrage zeigen, dass sich die Islamfeindlichkeit in Deutschland im Vergleich zum vergangenen Jahr klar erhöht hat. Besonders stark war der Anstieg bei den knapp 20 Prozent Wohlhabenden oder Reichen im Lande. Und die Islamophobie steigt deutlich auch im politisch sich links oder in der Mitte verortenden Milieu. Heitmeyer sprach bei der Vorstellung der Studie am Freitag in Berlin von einer "zunehmend rohen Bürgerlichkeit". Sein Kollege Andreas Zick sah eine "Radikalisierung der Mitte".

Nach den Zahlen der Forscherinnen und Forscher zeigt sich eine zunehmende Islamfeindlichkeit insbesondere bei höheren Einkommensgruppen: "Bildung wirkt in diesem Fall der Abwertung nicht entgegen", warnen die Sozialwissenschaftler, "Islamfeindlichkeit ist konsensfähig, auch bei jenen, bei denen es bisher nicht zu erwarten war." Die Umfrage belegt zugleich eine geradezu sprunghafte Zunahme rechtspopulistischer Einstellungen vor allem bei den Bürgerinnen und Bürgern mit höheren Einkommen (ab 2.598 Euro im Monat). Heitmeyer, Zick und ihre Kollegin Beate Küpper erklären: "Rechtspopulistische Einstellungen verbinden sich mit islamfeindlichen Einstellungen und sind aggressiv aufgeladen."

Eine im Vergleich zu den Niederlanden, Dänemark, Frankreich und Portugal ausgesprochen hohe Rate an Islamophobie in Deutschland hatten am Donnerstag bereits Religionssoziologen des "Exzellenzclusters ,Religion und Politik'" der Universität Münster nach repräsentativen Umfragen in diesen fünf Ländern festgestellt. Küpper sagte, dass sich dies mit ihren Ergebnissen einer Studie aus dem Jahr 2008 deckt. Die Deutschen scheinen, so die Expertin, im Vergleich zu den westeuropäischen Nachbarvölkern weniger tolerant gegenüber dem Islam zu sein.

Insgesamt, so Heitmeyer, greife eine "Ideologie der Ungleichwertigkeit" um sich - und das schon vor der Sarrazin-Debatte. Denn die telefonischen Umfragen wurden, als Grundlage der Bielefelder Studie, unter repräsentativ ausgewählten 2.000 Personen schon im Mai und Juni dieses Jahres geführt, also lange vor der öffentlichen Diskussion über die Integration, die der ehemalige Bundesbanker Sarrazin mit seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" angestoßen hatte. "Insbesondere höhere Einkommensgruppen verweigern schwachen Gruppen ihre Unterstützung", so die Experten der "Deutschen Zustände". Diese Entsolidarisierung treffe vor allem die, die als "Fremde" wahrgenommen würden, also "Ausländer" und "Muslime". "Zivilisierte, tolerante, differenzierte Einstellungen in höheren Einkommensgruppen scheinen sich in unzivilisierte, intolerante - verrohte - Einstellungen zu wandeln."

Warum aber findet diese Verrohung statt? Die Soziologen sehen diese Erklärung: Im Kern gehe es dabei vor allem bei den wohlhabenden und reichen Bürgern im Lande um die Sicherung oder Steigerung eigener sozialer Privilegien "durch die Abwertung und Desintegration volkswirtschaftlich etikettierter Nutzloser sowie um die kulturelle Abwehr durch Abwertung", heißt es etwas kompliziert. Insofern ist es wohl nur logisch, dass sich die Abwehr durch Abwertung etwa in Islamfeindlichkeit zeigt, werden doch gerade Muslime von vielen als sowohl ökonomisch nutzlos sowie auch als fremd gewertet.

Etwas konkreter gesagt, zeigt sich diese Dynamik in drei Zahlen, die in letzter Zeit angestiegen sind. Beispiel Islamfeindlichkeit. In der Umfrage sagten im Jahr 2009 schon immerhin 21 Prozent der Befragten: "Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden." In diesem Jahr waren es bereits 26 Prozent der Deutschen, die dies forderten. Küpper unterstrich: Die Islamfeindlichkeit sei zwar im rechten Spektrum besonders ausgeprägt, also in dem Milieu, das sich selbst als eher konservativ begreife. Aber die Islamophobie steige auch in der politischen Mitte und "links der Mitte", so die Wissenschaftlerin.

Mehr Antisemitismus

Seit 2008 deutet sich zudem ein erneuter Anstieg des Antisemitismus an, was vor allem beim israelbezogenen Antisemitismus zu sehen ist, also vor allem dann, wenn in Israelkritik antisemitische Abneigungen durchschimmern. So stimmten in diesem Jahr 38 Prozent der Befragten der Aussage zu: "Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat." Und 57 Prozent benutzen Weltkriegsvokabular, das eine Gleichstellung von Nazis und Juden unterstellt, wenn sie sagen: "Israel führt einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser." Im Vergleich zum Jahr 2003 hatte es fast in jedem Jahr einen Rückgang der antisemitischen Einstellungen in Deutschland gegeben, seit 2008 aber scheint der Antisemitismus wieder leicht anzusteigen. Dass der Antisemitismus im Vergleich zu Portugal, Dänemark, den Niederlanden und Frankreich in Deutschland deutlich höher ist, hatten die Münsteraner Fachleute am Donnerstag ebenfalls festgestellt.

Trotz dieser trüben Zahlen stellen die Bielefelder Forscherinnen und Forscher jedoch auch ein paar positive Entwicklungen fest. So ist das Ausmaß des Sexismus seit 2002 fast kontinuierlich gesunken. Auch die Abwertung von homosexuellen Menschen ist dieser Studie zufolge seit dem Jahr 2005 rückläufig. Stabil zeigten sich die Zahlen bei der Fremdenfeindlichkeit, beim Rassismus und bei der Abwertung von obdachlosen, behinderten oder schon lange Zeit arbeitslosen Menschen. All diese Phänomene untersuchen die Soziologen um Heitmeyer seit neun Jahren unter dem Begriff "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit".

Übrigens glaubt immer noch die Hälfte der Deutschen (49 Prozent): "Es leben zu viele Ausländer in Deutschland." Diese Zahl war im Vergleich zum Vorjahr stabil.

Was bedeuten diese Zahlen nun politisch? Heitmeyer zeigte sich da pessimistisch in Bezug auf eine mögliche rechtspopulistische Bewegung im Sinne Sarrazins, denn gerade die Zunahme dieses Potenzials in höheren Einkommensgruppen sei "auffällig und gefährlich": "Der Aufruf zur Gründung einer Partei rechts von der CDU ist bereits gestartet, das Potenzial dazu ist ebenso vorhanden wie die schon markierten Opfer von Abwertung und Diskriminierung aus ökonomischen wie kulturell entwickelten Gründen."

Heitmeyer zweifelte, ob eine rechtspopulistische Partei wirklich mit Erfolg gegründet werden könne: "Eine solche Partei scheint eher unwahrscheinlich, aber eine verdeckte Bewegung, die sich nicht auf der Straße zeigt, aber in den Mentalitäten aufschaukelt, existiert längst." Es fehlten den Populisten noch die charismatischen Gestalten, die dieses Potenzial massenhaft aufgreifen könnten. Und: "Der Lodenmantel will nichts mit der NPD zu tun haben."

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52 Kommentare

 / 
  • M
    Mike

    Erstens: Kritische Einstellung gegenüber des Islam stereotypisch als "rechts" hinzustellen, ist absolut oberflächlich und genau betrachtet geradezu paradox.

    Der Appell an Religiosität ist ein Appell an niedere Instinkte und das gilt für den Islam genauso wie für die anderen, Unterwerfung fordernden Offenbarungsreligionen. Europa ist eben nicht "chistlich" oder sonstwie religiös gesteuert, wir Europäer wissen warum. Wenn jemand glaubt, ein neuerer Messias wisse das besser, dann wird es sehr wohl Konflikte geben; und das hat mit "Islamophopie" nicht das geringste zu tun; das ist berechtigte, wehrhafte Vorsicht gegenüber Aufklärungsfeindlicher, absolutistischer und immer und ausschließlich gewalttätiger Ideologie.Um mal ein Thema anzuschneiden, das aus mir unerfindlichen Gründen überhaupt nicht vorkommt; wieviel des allerdings wieder virulenten Antisemitismus und sozialdarwinistischen Drecks kommt denn eben exakt aus muslimischer Richtung? Die sogenannte "Islamomphopie" hat für mich sehr viel mehr mit Paranoia zu tun, und das ist eher wohlwollend betrachtet. Man kann es auch als perfide Taktik einer schleichenden Aggression sehen, nach dem Motto:" ab 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen"...Ich habe innerhalb der türkischen Gemeinde zu viel an primitivstem Rassismus und offener Hitler-Verehrung erlebt, eben weil es gegen die Juden geht, um so einen oberflächlichen Humbug einfach so hinnehmen zu können. Wohlfeil politisch korrekt wäre wohl die treffendste Bezeichnug.

  • J
    J.R.

    Langzeitarbeitslose auspeitschen!

     

    Studie »Deutsche Zustände 9« zeigt: Bürger wollen »Back to the Roots«

     

    Wer hätte es nicht schon ge­wusst, bevor diese Stu­die es nun allen be­stä­tigt: Der Bür­ger, als we­ber­scher Ide­al­ty­pus zumal, ist ge­walt­tä­tig und skru­pel­los, ver­kom­men und roh; und diese »Roh­heit« birgt eine dop­pel­te Be­deu­tung: Die Rauh­baut­zig­keit, die der neu-al­ten Bür­ger­lich­keit eigen ist. Roh­heit also, nicht nur als wie­der un­ver­blüm­te Bru­ta­li­tät, son­dern auch als Re­duk­ti­on auf das We­sent­li­che.

  • B
    BiBo

    Ich finde es immer wieder interessant, wenn auch schockierend, wie viele Menschen hier Ihren Senf dazu geben, die meinen, man koennte deutsche Verhaeltnisse auf andere Laender uebertragen. Klar, wenn man warm und satt irgendwo sitzt, dann faellt es leicht andere Einstellungen und Vorstellungen zu verteufeln, ja auf Basis der eigenen Meinung zu diskreditieren. Das gilt fuer nahezu alle Artikel und Kommentare der letzten Zeit.

     

    Aber die Welt, sie ist nun mal nicht so. Es gibt Laender in denen das alles ganz, ganz anders laeuft. Daher braucht man nicht, sofern etwas zwar erschreckenderweise sich verschlechtert, einen Abgesang auf die Demokratie allgemein anstimmen. Allein die Tatsache, dass wir hier so diskutieren koennen, ist ein gewaltiger Vorteil gegenueber anderen Laendern. Das Vorhandensein oder die Intensivierung schlimmer Tendenzen, auch und besonders vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte, ist zwar nicht schoen, aber gleich ins Extreme abzugleiten, Motto "Alle Nazi ausser ich" geht schon ein wenig zu weit. Eine gute Demokratie haelt das aus. Ein guter Kumpel von uns, in Deutschland geboren, Tuerke per Ausweis und der sogenannten Mittelschicht selbst zugehoerig, wird im Freundeskreis nur der Tuerke oder Hennes genannt. Und? Wir lachen darueber.

  • S
    Scottberlin

    Fragwürdige Studie, schwache Journalistenarbeit.

    In der Studie spielen so unwissenschaftliche, nicht greifbare Kriterien wie Menschenfeidlichkeit und Islamfeindlichkeit eine Rolle, deren Anwachsen angeblich durch Umfragen belegt sein soll. "Ja wie denn?" habe ich mich als kritisch denkender Mensch natürlich sofort gefragt. Wie soll das denn gehen? Wird da möglicherweise z.B. aufgeklärte Religionskritik mit Rassismus verwechselt, wie so oft? Wird vielleicht auch nicht differenziert zwischen begründeter Angst vor dem politischen Islamismus und dem eher harmlosen Alltags-Islam? Und wie, zum Henker, misst man eigentlich "Menschenfeindlichekit"?

    DAS, lieber TAZ-Redakteur Philip Gessler, zu hinterfragen wäre Ihre Aufgabe gewesen, und nicht einfach nur unkritisch wiederkäuen, was ein offenbar sendungsbeauftragter Scheinwissenschaftler Ihnen da vorsetzt. DAS, lieber Gessler, ist es, was ich von meiner TAZ erwarte. Merken Sie sich das gefälligst!

  • HH
    Helga Hahnemann

    Vorsicht mit der verallgemeinerten Aussage zu Verrohrung und Fremdenfeindlichkeit.

     

    Schaue ich mir mein Wohnumfeld an, dann sehe ich 18000 Einwohner, ca. 1 % "Ausländer", eine Arbeitslosenquote von 9 % in Summe und 80 % arbeitslose Russlanddeutsche. Andere Ausländer haben wir hier nicht. Irgendwas scheint also faul im Staate Deutschland. Es scheint ein Zuzug in die Sozialsystem stattzufinden, der bisher immer klein geredet wurde.

     

    Wird aber die Decke kürzer, die Mitte weiter ausgepresst, muss man sich nicht wundern, dass die Inländer die Augen öffnen und staunend nach links und rechts sehend erstarren, wer alles mit durchgefüttert wird, ohne auch nur minimale Ambitionen zu entwickeln, sich selbst aus dem Sumpf zu ziehen.

     

    Warum werden in Deutschland russische Kindergartengruppen eingerichtet (öffentliche = städtische Einrichtung)??? Werden in Russland im Gegenzug für schlecht integrierte Deutsche, die Sozialhilfen beziehen ebensolche Leistungen angeboten???

     

    Nun könnte man sagen, Russlanddeutsche sind in Russland die Deutschen und in Deutschland die Russen. Nur wird dies kaum allein an den Russen und den Deutschen liegen. Aber als Opfer lebt es sich in einer Sozialdiktatur wie der deutschen eben recht bequem. Man muss sich nur ducken, Anträge stellen und schön auf die Tränendrüsen drücken.

     

    Ich bin (bisher) Grünwähler und keineswegs rechts positioniert, sehe aber, dass von 1 € Gehaltserhöhung nur noch 42 Cent bei mir ankommen, gleichzeitig rings herum alle Preise für KITA, Hort, Müll, Wasser, Strom etc. explodieren, andere aber eben Trittbrett fahren. man muss sich dem entsprechend nicht wundern, wenn Michel irgendwann der Kragen platzt.

     

    Ein Platzen geschieht dabei immer unverhofft, ebenso, wie die DDR unverhofft verreckt, obwohl 1989 sicher nicht das schlechteste Jahr der DDR war. Aber es fiel eben der Tropfen, der das fass überlaufen lies.

  • B
    bobinbrooks

    Wir sind doch seit Jahren der Demütigungsmaschinerie aus Wirtschaft, Politik und Medien ausgesetzt. Ob es nun Muslime sind oder die Bildungsferne, ob es Arbeitslose sind oder die unflexibelen Arbeitnehmer, egal.

     

    Es wird diffamiert, gehetzt und verhöhnt dass es seine Bewandtnis hat. Und die wohlhabenden Schichten gerieren sich mehr und mehr als gnädige Herrschaften, die dem Pack die Brosamen hinwerfen dürfen.

     

    Nachdem der mündige Bürger sich hat zurückentwickeln lassen zu Pack und Pöbel, wen wundert es, dass die, die davon profitieren sich für Herrenmenschen halten?

     

    Vielleicht sollte man einmal untersuchen, was die Nazi-Ideologie von Herrenrasse und Untermensch, die den Elternpimpfen beigebogen wurde, mit der Verrohung ihrer Nachkommen zu tun hat. Und das meine ich ernst, denn wenn ich Frau von der Leyen so unfaßbar erbarmungslos über Hartz 4 Bezieher sprechen höre, dann höre ich ganz andere Herrschaften über die Kosten unwerten Lebens räsonnieren.

  • G
    Gerit

    @ 04.12.2010 20:51 Uhr von Manfred G. Schneidereit

     

    Irgendwo habe ich gelesen, dass der Begriff "Islamophobie" von Khomeini im Zusammenhang mit seiner Machtergreifung im Iran als Kampfparole gegen die aufgeklärte Kultur des Westens erfunden und im Umlauf gesetzt worden sein soll.

     

    Angesichts Zehntausender Ermordeter, u.a. iranische Kommunisten, die sich vom Sturz des Schahs eine bessere Welt erhofft hatten, hat die islamische Revolution Khomeinis selber dafür gesorgt, dass man vor dem Islam Angst haben muss, und zwar gesunde, weil sachlich berechtigte Angst, wie sie zum Selbstschutz gehört. "Phobie" ist eine pathologischer Begriff, der sich auf kranke Wahnvorstellungen betrifft und in diesem Zusammenhang gar nicht sachgemäß ist. Im Iran sind ja tatsächlich Zehntausende ermordert worden.

  • PA
    Peter Alexa

    In Krisenzeiten zeigt sich eben, was bürgerliche Werte und bürgerliche Moral schon immer waren, Makulatur, die Maske vor der Raubtierfresse. Es ist ein bitterer Treppenwitz der Geschichte, dass mit der Auflösung des kommunistischen Blocks und dem Siegeszug des Neoliberalismus eine weltweite Brutalisierung und Verrohung stattgefunden hat, die jetzt auch vor ihren größten Befürwortern nicht halt macht. Da bekommt der Satz "die Revolution frisst ihre Kinder" eine ganz neue Bedeutung. Das Bürgertum war noch nie in der Lage, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu begreifen und so prügelt es in seinem geschichtslosen Selbstverständnis, von Verlustängsten getrieben, auf die Schwächsten in der "Nahrungskette" ein. Die "tendenzielle Proletarisierung" der von Verlustangst getriebenen Mittelschicht, hat sie im letzten Jahrhundert schon immer sowohl zum Spielball, als auch zum Protagonisten der reaktionärsten und Menschenfeindlichsten Ideologien werden lassen. Und wie wir wissen, endete jede dieser Episoden in einer Menschheitskatasrophe.

    In "Ökonomie und Klassenstruktur des deutschen Faschismus" schreibt Alfred Sohn-Rethel zu dieser Geisteshaltung:

    "Was aber der Proletarisierung noch vorangeht, ist der Widerstand gegen sie, die Angst vor ihr und die Emotionen, welche die Bedrohung erzeugt und denen die emotional verwüstete Geistesart von Hitler selbst paradigmatisch verwandt ist."

  • N
    nakam

    der artikel weckt bei mir assoziationen aus der weimarer zeit. ohne dadurch generell einen neuen faschismus heraufbeschwören zu wollen, stellen vor allem die radikalisierung der ansichten innerhalb des bürgertums in bezug auf vermeintlich oder tatsächlich schwächere eine parallele dar. diese verachtung des "fremden und nutzlosen" steht eigentlich in wilhelminischer tradition, die alles schwache, alles emotionale und menschliche abwertete und eine rebarbarisierung in deutschland mit bekannten folgen einleitete. der faschismus als ideologie war ein zutiefst bürgerliche ideologie, die jede form von gleichheit ablehnte. paradoxerweise lehnten sich hier bürger gegen ihre eigene emanzipation auf, denn das kernproblem war/ist aus deren sicht die französische revolution. auch das ökonomische argument ist nicht neu. das bürgertum hat von je her alles daran gesetzt seine wirtschaftliche stellung zu verteidigen, vor allem gegen arbeiter bzw. minderheiten wie juden. sicher gibt es innerhalb des bürgertums viele widersprüche und man handelt nicht mit einer stimme. doch sind bestimmte reflexe und strömungen leicht zu provozieren und reaktivieren.

  • M
    minnieknox

    Hallo,Karl Kraus,

     

    könnte es nicht sein,dass eine ganze Menge Leute eine solche oder ähnliche Kindheit hatten,heute noch nach diesen Erfahrungen nicht nur reden ,sondern auch leben,bloß eben,weil es die Leisen,die im Hintergrund sind(Konstantin Wecker"Es sind nicht immer die Lauten stark")statistisch nicht zu Wort kommen?

  • A
    Alexander

    @ taz-Leser

     

    Dein Beitrag ist nicht mehr als Hetze, da du mit keinem einzigen Argument gegen die vorgestellten Thesen antrittst. Stattdessen pathologisierst du den hier nur als Wissenschaftlicher - und nicht als Privatperson - vorgestellten Heitmeyer ("krank"). Zudem ignorierst du den Fakt, dass die ARbeit in einer Forschergruppe an der Uni Bielefeld im Kollektiv gemacht wird. Wenn du dir die INhaltsverzeichnisse aller neun bisherigen Ausgaben durchsiehst, wirst du feststellen, dass Heitmeyer zwar mit seinem Namen auftritt, aber faktischn nur die Funktion des Projektleiters übernimmt: die Kollegen arbeiten unabhängig in ihren Teilprojekten, sammeln Daten, werten sie aus und führen ihre Interpretation durch. Dass bei diesen Auswertungen dann ein Ergebnis herauskommt, dass dir oder jenen, die du zu vertreten müssen glaubst, nicht gefällt, ist ja nur Beleg dafür, dass Sozialwissenschaft mehr ist als ein Plaisierstück. DAher ist auch der Einwand unredlich, wonach hier nur "Alt-68er" am Werk seien. Das hat mit den Ergebnissen auf subjektiver Ebene rein gar nichts zu tun; wenn belegt es doch eher, wie konservativ noch heute manches Denken sich fortbewegt. Jedenfalls liefert deine Kommentar, lieber "taz leser" keine Erhellung, wirft aber ein bezeichnendes Licht auf eine neue, unangeneheme Klientel.

     

    @ Friedrich und Christian K.

     

    Wenn man davon ausgehen darf, dass rund 76 Prozent aller Juden in Israel leben, so kann diese statistische Verallgemeinerung doch durchgehen. Im übrigen ist es nach meiner Lesart der bisherigen Ausgaben nicht das Anliegen der Autoren, Antisemitismus gegen Islamophobie auszuspielen. Es werden beide Ideologien kritisiert, sodass es für die Stichhaltigkeit des Arguments nicht des Verweises auf die Trägerschaft der Ideologie bedarf. Wenn "die Muslime" im eigenen Umfeld gegen Israel wettern, ist das umso schlimmer und zeigt doch nur auf, was noch an Verständigung zu erbringen sein wird. Dazu können die Studien zu den deutschen Zuständen nicht mehr leisten als Erkenntnisse und Einsichten. Für sich persönlich muss man seine eigenen Konsequenzen daraus ableiten; eine Verschiebung im Diskurs ist aber schon ein wichtiger Anfang, denn wie vic schreibt, muss man berits im Familien- und Bekannten(freundes)kreis gegen diese Ideologien argumentieren.

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Juden#Geografische_Verteilung

     

    Das Buch erscheint ja laut Suhrkamp erst am Montag; dort wird dann aber ein breiter Appendix mit allen statistischem Material aufgeführt werden, sodass man sich bei Zweifeln ja die Erhebungsmethoden noch einmal durchsehen kann. Auch erfolgt dort die Benennung der einzelnen Trägergruppen der Ideologien. Man darf ja nicht vergessen, dass es sich hier um die Besprechung einiger zugespitzter Thesen des Buches in Form eines Zeitungsartikels handelt: so etwas kann ja nicht die Lektüre als solche ersetzen.

  • KK
    Karl Kraus

    Irgendwie ist das seltsam. Ich habe schon als Kind unter Angehörigen vieler Kulturen gelebt, und wir haben alle zusammen gespielt und es sind viele Freundschaften entstanden. Wenn wir gestritten haben, fielen dann oft Schimpfwörter, die sich auf die Herkunft der Kinder/Eltern bezogen. Danach haben wir wieder gespielt. Bei uns waren aber auch noch alle vermischt. Ich finde, wenn das Bürgertum, die Einwanderer und der Mittelschichtspießer es so leicht haben, unter sich zu bleiben, dann ist es (psycho-)logisch, dass es zu gegenseitigem Misstrauen kommt. Der Spießer hasst ja auch Langhaarige, so lange er keinen in der Familie hat. Nur schreibt da niemand mehr Hetzbücher drüber. Der Langhaarige hasst den Gepflegteren, ohne ihn zu kennen usw. Übrigens: Den größten Anti-Minarett-Erfolg in der Schweiz hatten die Gemeinden, in denen gar keine Muslime leben (Muslime sind die, gegen die wir nichts haben, aaaaaaaber....). Kurz und gut: Fremdenskepsis wird zum Fremdenhass, wenn man erstens missachtet, was es in einer "mehrkulturellen" Gesellschaft zu beachten gibt, und zweitens aus lauter künstlich erzeugter Angst meint, man brauche wieder einen Feind, und das Hetzen wieder Gesellschaftssport wird.

  • A
    AntiReligionus

    ist nicht eher das Problem, das die Menschen aus dem arabischen Raum immer insgesamt als Muslime benannt werden. Als wenn ich es akzeptabel fände, als Christ hingestellt zu werden, nicht als Deutscher. Oder als Leitkulturer.

  • TL
    taz Leser

    Heitmeyer outet sich zum wiederholten Male als Hetzer gegen die Bürgerschicht. Es ist an der Zeit, diese kranken Alt-68er von ihren Vollversorgungsposten zum Teufel zu jagen.

  • F
    Friedrich

    Der Beitrag macht nicht explizit deutlich, wer antisemitische oder antiisraelische Meinungen vertritt: das deutsche Bürgertum - oder eben die islamischen Mitbürger, die vielen Bürgern mitlerweile als Problem erscheinen. Um es ganz klar auszudrücken: Für so ziemlich alle mir persönlich bekannten Muslime - und das sind sehr viele - ist Israel der Hort des Bösen.

  • B
    Bavi

    Die zwei sogenannte Volksparteien sind verdorben, ein verdorbenen Apfel kann zu tote führen. Die grünen sind ja grün, ein grünen Apfel kann Durchfall verursachen Eine Wahl zwischen Tod und Durchfall? Kurzfristig kann ein Durchfall sogar helfen, langfristig tödlich sein.

  • CK
    Christian Koschatzky

    Ich denke in diesem Artikel liegt ein grober inhaltlicher Fehler vor: Juden werden nämlich nicht mit Nazis gleichgesetzt, wenn gesagt wird,dass Israel einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser führe. Das Judentum umfasst quantitativ und qualitativ viel mehr als Israel.

  • WR
    Weiße Rose

    Links denken - Rechts handeln!?

    Es bewahrheitet sich nur einmal mehr - Auch noch so gebildete Menschen verfallen in eher archaisches Verhalten und Emotionen, wenn ihnen andere als allzu fremd erscheinen. Da werden alle (hier die Muslime und andere Minderheiten) in einen Topf gesteckt, ausgegrenzt und - folgerichtig - bald wohl auch wieder verfolgt...Was kommt dann als nächstes?

    Deutschland hätte nach dem 2. Weltkrieg doch unter den Siegern aufgeteilt werden sollen, denn so ist es nur eine Frage der Zeit, bis hier die Öfen wieder brennen...

  • V
    vic

    Es wird immer schlimmer in diesem Land.

    Selbst in meiner Familie muss ich schon gegen diese Umtriebe argumentieren. Deutschland ist bald wieder soweit. Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

    Aus diesem Grund lehne ich Volksabstimmungen strikt ab, die Konsequenzen möchte ich mir gar nicht vorstellen.

  • HK
    Hasan Kök

    Es ist doch kein Wunder das die Islamfeindlichkeit angestiegen ist, das Volk wird ja auch seit über zehn Jahren mit islamfeinlichen tendenziellen "Nachrichten" bomberdiert.

     

    Wenn ich kein Muslim wär würde ich den Mist vieleicht auch glauben den uns die Medien täglich vorsetzen.

     

    Was ich aber nich verstehe ist, was man damit erreichen will, wem nützt mittel- bis langfristig eine Spaltung der Bevölkerung Deutschlands wirklich, die einzigen die daraus Profit schlagen könnten sind, wenn sie schlau sind, die Chienesen.

    Wer ständig öffentlich herabgesetzt, diskriminiert und beschimpft wird ist eine leichte Beute für andere Staaten wie China, Indien oder Brasilien.

  • BI
    Bertram in Mainz

    Die zunehmende Intoleranz ist beängstigend. Allerdings müssen die Fragen auch spezifisch sein. Oft sind die Fragen in den Umfragen recht allgemein und unscharf. Es gibt viele Gründe, so oder so zu antworten. Die Interpretation wird dann einseitig auf eine bestimmte Seite gezogen.

     

    Prozente muss man noch aus anderem Grund mit Vorsicht genießen. Wo ist die Grenze zwischen gut und schlecht? Die Schwelle kann man je nach Interesse beliebig wählen.

     

    Beispiel Islam: Man kann den liberalen Atheisten nicht mit Ausländerhassern am rechten politischen Rand gleichsetzen. Der Atheist hat sicher keine gute Meinung vom Islam. Vor allem dann nicht, wenn die Religion intensiv gelebt wird und mit missionarischem Anspruch daherkommt. Er hat diese negative Meinung aber auch gegenüber jeder andern vergleichbar aggressiven Religion.

     

    Beispiel Antisemitismus: Man kann dem Israel-Kritiker nicht automatisch Antisemitismus unterstellen. Das wird nur theoretisch getrennt. In der Praxis kann man Israel nur kritisieren, wenn man keine Position zu verlieren hat. Oder wenn man in Deutsch eine Eins hatte. Sonst verheddert man sich in sprachlichen Spitzfindigkeiten. Wie kritisiert man Israels Politik gegenüber den Palästinensern, wie das peinliche Veto der USA bei jeder Israel-Kritik in der UNO, ohne verrissen zu werden?

     

    Echte Intoleranz verdient Kritik. Unsere westlichen Werte sind auf Toleranz aufgebaut. Echte Intoleranz und echter Fanatismus nehmen weltweit überall zu. Da gibt es zuhauf Anlass zur Kritik, auch hier in Europa! Ich bin da gar nicht optimistisch. Wenn man jedoch Radikale sieht, wo keine sind, ist das kontraproduktiv.

  • HM
    heinrich meier

    das glaubt keiner mehr.

    hier wird gleich die gesamte Palette linker Stereotype aufgeführt.

    diese sog. "Studien" ausnahmslos linker Sozialinstitute, inzwischen im Wochenrythmus produziert, sind der hilflose Versuch, Multikulti-Kritiker zu stigmatisieren und kann kein Ersatz für eine ehrliche, sachliche Auseinandersetzung sein.

  • D
    Denkanstoß

    Früher gab es diese Gegensätze auch. Aber sie waren nicht mit solchen Spannungen besetzt. Die Gründe sind vielschichtig, aber auch einfach: Es gab früher nicht diesen extremen Individualismus. Heute kann man 20jährige mit Kopftuch sehen, die mit dem größten Selbstbewusstsein herumlaufen, und daneben westlichen Exhibitionismus, der auch mit dem größten Selbstbewusstsein herumläuft. Früher wäre das Leuten peinlich gewesen, in so krasser Weise aufzufallen, anders zu sein, nicht dazuzugehören oder wie auch immer. Vielleicht war das falsch. Aber so wie heute, sich in der Dissonanz erst wohl zu fühlen, sich über die Provokation - egal ob konservativ oder liberal - erst zu definieren, seine Spannungen sozusagen nach außen abzureagieren, um selbst erst entspannt zu sein, das wirkt entsolidarisierend, führt zu Intoleranz, zerstört letztlich die Grundlagen des Zusammenlebens.

  • W
    Waltrun

    Feindschaft gegen Pressefreiheit, gegen Frauenemanzipation und gegen sexuelle Selbstbestimmung, wie sie von Religionsfaschisten römisch-katholischer und mohammedanischer Fixierung propagiert wird, ist im aufgeklärten Europa nicht kulturkompatibel.

     

    Der Antisemitismus ist eine Erfindung totalitärer Christen bereits in der Spätantike, der von vielen Mohammedanern und Linken übernommen wurde, heute vor allem in Gestalt einer Kritik am Staat Israel, insofern diesem das natürliche Recht auf Selbstverteidigung streitig gemacht wird.

     

    Bodenständig deutsch ist der Antisemitismus nicht, denn bereits in der Antike kämpften Juden und Germanen auf der gleichen politischen Seite gegen das ausgreifende römische Imperium. So hatte z.B. der römische Feldherr Varus in Judäa ein Blutbad unter Juden angerichtet, ehe er wenige Jahre später im Teutoburger Wald von Herrmann und den Cheruskern besiegt werden konnte.

     

    Der Antisemitismus kam erst später nach Deutschland, vor allem durch die römischen Katholen. Diese haben dann am 23.03.1933 sogar für das Ermächtigungsgesetz gestimmt und die Demokratie zerstört.

  • MG
    Manfred G. Schneidereit

    Islamophobie? - Also so etwas wie Klaustrophobie, Austrophobie usw.?

     

    Das ist schon eine recht eigenwillige Benennung! Sie kommt gleichsam wissenschaftlich (medizinisch) daher, ist es aber nicht, sondern dies alles wird vollmundig vorgaukelt. Oder ist besagter 'Heitmeyer' Mediziner? Irrenarzt, oder was?

     

    Dann sollte er sich darauf beschränken, samt seinem Stab. Zudem ist mit fremden Fachbegriffen trumpfen durchaus 'dubios', wenn diese nicht in den behandelten Zusammenhang gehören: Meinungsumfragen! Und noch 'dubioser' wird derlei, wenn die Gründe des Ergebnisses offenbar kein Wort wert sind. Das konnte bereits in der Vergangenheit beobachtet werden.

     

    Merkwürdiges Verfahren!

  • KF
    Klaus Füller

    Die taz skandalisiert mit diesem Artikel die Haltungen "Islamfeindlichkeit" oder "Islamophobie". Aber was ist eigentlich der Skandal, wenn Menschen eine bestimmte Ideologie oder Weltsicht ablehnen, abstoßend finden, ja sogar hassen? Ich bin ein Feind jeder Religion, die ihre Anhänger totalitär vereinnahmt, sei es die entsprechenden Strömungen im Katholizismus, Evangelismus oder eben im Islam.

     

    Ich bin sehr wohl der Meinung, dass man keiner Religion, und eben auch nicht dem Islam, mit Respekt begegnen sollte, da diese Weltanschauungen jeden möglichen Respekt bereits vor Jahrhunderten verspielt haben. Bin ich also ein "Islamfeind"? Wäre das ein Skandal?

     

    Besorgniserregend wäre, wenn diese Feindschaft - ja: Feindschaft! - den religiösen Ideologien gegenüber umschlüge in einen Hass auf alle ihre Mitglieder. Der Artikel erhellt dieses Problem kaum. Was "Islamfeindlichkeit" sein soll wird nur an einer einzigen Stelle durch eines der "Items" aus der Befragung illustriert: "Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden". Zustimmung zu dieser Aussage kann man in der Tat als problematisch interpretieren. Weitere Indikatoren, die belegen könnten, dass "Islamfeindlichkeit" verrohend ist, werden jedoch nicht vorgelegt.

     

    Wer bestimmte Ideologien und Religionen radikal ablehnt, frisst noch lange keine Menschen. Die Kategorien "Feindschaft gegenüber Religionen", "Verachtung von Menschen" und "Verrohung" undifferenziert zu verrühren, ist die Grund-Schwäche des Artikels - hoffentlich nicht auch der Heitmeyer'schen Untersuchung.

  • N
    nicolaus

    Es hat nichts mit Verrohung zu tun, wenn nach Jahrzehnten auch das linke bürgerliche Lager erwacht und feststellt, dass die Migration, vor allem mit mulimischem Hintergrund,gesellchaftliche Zustände,Lebenswelten und Ideologien geschaffen hat, die völlig inkompatibel mit den eigenen Werten und Optionen sind. Das ist ein gesunder und rationaler Reflex auf eine veränderte eine veränderte gesellschaftliche Wirklichkeit und damit völlig legitim. Mit solchen "Untersuchungen" leistet man linker Politik einen Bärendienst.

  • M
    Muhahaha

    Ich wohne in Berlin-Neuköln. Linke revolutionäre Zuzügler Anfang 20 mit Papas monatlichem Lehrerscheck, 68er Linksextremisten in Sozialarbeiterstellen und natürlich Islam und damit einhergehende kulturelle Bereicherung haben wir hier genug zum Schweinefüttern. Sonst fast nichts mehr. Über die meisten Zeitungsartikel zum Thema rege ich mich auf. Freunde von mir wurden schon niedergestochen und alteingesessene befreundete Familien mussten fast alle wegen der Sicherheit ihrer Kinder den Heimatkiez und Teilweise die Stadt verlassen. Das tut als Neuköllner echt weh. Bei diesem Artikel aber musste ich super lachen. Das ist Realsatire vom Allerfeinsten. Ich werde es heute abend bei einem Bierchen den anderen Reichen aus Neukölln zeigen um ihre unbewusste Abstiegsangst durch kräftiges Lachen zu mildern.Die lachen sich schlapp. Danke Jungs und Gruß an die genossen Studienmacher.

  • HN
    Huch, na sowas!

    "Nachdem in der Schweiz per Volksentscheid eine Verschärfung des Ausländerrechts beschlossen wurde, wächst auch in Deutschland die Zahl der Befürworter: Laut einer FOCUS-Umfrage sprechen sich fast 70 Prozent für eine schnellere Abschiebung straffälliger Ausländer aus. [...]".

     

    Und jetzt kommts:

     

    "Unter den Sympathisanten der Linken fand diese Forderung mit 85 Prozent die höchste Unterstützung. [...]".

     

    Großartig!

     

    http://www.focus.de/politik/deutschland/umfrage-mehrheit-fuer-schnellere-abschiebung-straffaelliger-auslaender_aid_578514.html

  • L
    Leila

    Zitat "...Nach den Zahlen der Forscherinnen und Forscher zeigt sich eine zunehmende Islamfeindlichkeit insbesondere bei höheren Einkommensgruppen: "Bildung wirkt in diesem Fall der Abwertung nicht entgegen", warnen die Sozialwissenschaftler,..."

     

    Welche "Bildung" ist hier definiert?

    Am Geldbeutel und am Schulabschluss?

    Wenn Bildung nicht nur auf angesammeltem Schulwissen und Hochschulreife, sondern auch auf ausreichender und differentierterer Infomation beruht, dann müsste selbst jenen Bürgerlichen klar werden, dass es zukünftig ohne Islam- und Migrationsfreundlichkeit nicht gehen wird.

     

    Die beschriebenen Ängste sind völlig irrational, haben mit Bildung und Wissen rein gar nichts zu tun. Da scheinen sich jene Bürger kaum von den Rechten zu unterscheiden. Die fühlen sich, gerade dort, wo es recht wenig Ausländer- und Migrantenanteile in der Bevölkerung gibt, besonders ängstlich und durch diese gefährdet. Unlogik regiert als diese Angst, keine Bildung!

     

    Schon jetzt steht fest, wenn wir Wirtschaftlichkeit und unsere halbwegs gut gefüllten Geldbeutel, unsere Gesundheitsvorsorge (Pflege) und unser halbwegs sozial abgesichertes Leben im Alter erhalten wollen, dass es ohne diese Menschen innerhalb unserer Gesellschaft nicht denkbar und machbar sein wird.

     

    Also, Bürgertum informiere dich weitblickend, nachhaltig und vernünftig, bilde dich wirklich und bilde dir nichts ein.

  • PA
    Peter Alexa

    In Krisenzeiten zeigt sich eben, was bürgerliche Werte und bürgerliche Moral schon immer waren, Makulatur, die Maske vor der Raubtierfresse. Es ist ein bitterer Treppenwitz der Geschichte, dass mit der Auflösung des kommunistischen Blocks und dem Siegeszug des Neoliberalismus eine weltweite Brutalisierung und Verrohung stattgefunden hat, die jetzt auch vor ihren größten Befürwortern nicht halt macht. Da bekommt der Satz "die Revolution frisst ihre Kinder" eine ganz neue Bedeutung. Das Bürgertum war noch nie in der Lage, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu begreifen und so prügelt es in seinem geschichtslosen Selbstverständnis, von Verlustängsten getrieben, auf die Schwächsten in der "Nahrungskette" ein. Die "tendenzielle Proletarisierung" der von Verlustangst getriebenen Mittelschicht, hat sie im letzten Jahrhundert schon immer sowohl zum Spielball, als auch zum Protagonisten der reaktionärsten und Menschenfeindlichsten Ideologien werden lassen. Und wie wir wissen, endete jede dieser Episoden in einer Menschheitskatasrophe.

    In "Ökonomie und Klassenstruktur des deutschen Faschismus" schreibt Alfred Sohn-Rethel zu dieser Geisteshaltung:

    "Was aber der Proletarisierung noch vorangeht, ist der Widerstand gegen sie, die Angst vor ihr und die Emotionen, welche die Bedrohung erzeugt und denen die emotional verwüstete Geistesart von Hitler selbst paradigmatisch verwandt ist."

  • RW
    Ralf Wünsche

    " Deutsche Zustände " sind nicht von Liberalität, Toleranz , Solidarität geprägt sondern von dumpfen

    Hass gegenüber Armen, Obdachlosen, Arbeitslosen,

    Deutschen jüd. Glaubens, Deutsch - Türken - Araber,Deutschen aus Russland , Sinti und Roma , Lesben und Schwule uva.

     

    Ein " deutsches Bildungsbürgertum" was sich wähnt

    im Sinne von Goethe , Schiller " bildungsnah " zu sein ist im eigentlichen Sinne bildungsfern , dumpf,

    dumm und moralisch verkommen verroht!

     

    Gründe mögen sein obrigkeitsstaatl. Sichtweisen seit Jahrhunderten ( die zu NS - Zeit geführt haben ), keine demokratische liberale Tradition , latenter

    Ausgrenzungsmechanismen bei Andersartigkeit , fehlende Bildung ( im Gross ,- Mittel,-Kleinbürger-

    tum ) und eine fehlende Aufarbeitung nach 1945 durch Restauration ( siehe das mit dem " Amt " und dessen" feinen gebildeten " Diplomaten )!

     

    Darum seit wachsam vor diesem Deutschtum !

  • K
    KWK

    Sicherung von Privilegien durch Abwertung angeblich Nutzloser - das ist eigentlich alles, was abläuft. Mehr ist nicht.

  • HA
    Harter Alk

    Die Gründe für diese Entwicklung des Bürgertums liegen nicht zuletzt an den stetig steigenden Zahlen des Alkoholkonsums und der damit zusammhängenden Trägheit in Bildungsfragen bezüglich globaler sozialer Humanität. Wer harte Drogen Konsumiert z.B. Alkohol ist kaum in der Lage ein sensiebles mitfühlendes Gespühr für sich, geschweige den für den Rest der Welt zu entwickeln und zu leben,da für diesen Prozess Nerven elementar wichtig sind .Wer sich selbst ausbeutet ,beutet auch andere aus.

  • CA
    Christoph Antonius

    Dieser Artikel steht dem Artikel über 'drei linke Lebenslügen' von Norbert Bolz diametral gegenüber.

    Als diplomatischer und harmoniesüchtiger Mensch, der jede Offenlegung von Massaken bedauert, überlege ich mir jetzt, anstelle meiner FAZ die TAZ zu abonnieren. Sie mag Wikileaks nicht und druckt Norbert Bolz ab...ich bin wunschlos glücklich.

    Jetzt lese ich auch noch im Guardian, dass der Jemen die USA erlaubt hat, dort Raketen und Dronen einzusetzen - aber das ist ja ne Kleinigkeit gegenüber dem Thema - hat Assange eine Profilneurose oder nicht? Gut, dass die TAZ wie Cohn-Bendit solche Kleinigkeiten (die bekannt, aber nicht bewiesen waren) locker übergeht.

    Mein diskretes Diplomatenherz lernt die TAZ immer mehr schätzen...

  • S
    sophica

    1. Wer ist das Bürgertum?

    2. Meines Erachtens erhalten alle etablierten Religionen in unserem Staat zu viele Sonderrechte und in keine der etablierten Religionen, der evangelischen Kirche, der katholischen Kirche und erst recht des Islams, hat ein Menschenbild, das Frauen und Männer gleichermaßen wertschätzt und den Frauen die gleichen Rechte einräumt wie den Männern. Und einen Rückschritt in Sachen gleiche Rechte für Frauen und Männer brauchen wir nun tatsächlich nicht!!

  • E
    Euromeyer

    Das ist typisch für das deutsche Bürgertum.

    Jedesmal wenn es gesellschaftliche Umbrüche, Emazipationsbewegungen, neue und Verlust althergebrachter Zusammenlebensweisen gab, reagierten weite Teile der Mittelklassebevölkerung mit Phobien von einer Transformation Schreberlaubiens zu Germanistan.

     

    Und genauso wie es sozialdarwinistische Selbstüberhöher schon mal taten,sehnen sie sich nach einer fiktiven´reinen´Vergangenheit.

    Statt Rittertum oder später Germanenwildheit ist das momentane Ideal die zum Heimatfilmbild verklärte

    DM-BRD.

    Hoffen wir nur , das die von Bedeutungsverlustängsten und Phobien vor einer `entwerteten`Zukunft Gesteuerten nicht wieder mal unsere Zukunft zum Horror werden lassen.

    Und wir sollten uns vor Selbstüberheblichkeit schützen.

    Man muss nicht die eigene Vergangenheit strapazieren-da schalten die `Bürgertumsverteidiger` eh auf Durchzug:

    Von Jugo bis Israel oder Irland muss man nicht weit in die Vergangenheit reisen,um zu sehen, wozu ausgelebte Minderwertigkeitskomplexe und Ent-mitmenschlichung des `schmarozenden`Anderen führen.

  • R
    Raven

    Im großen und Ganzen bestätigen diese Stuiden das, was ich auch im alltag sehe: Verharmlosungen, Verallgemeinerungen und auf mangelndem Wissen basierende Vorurteile.

     

    Ein Aspekt der Studie / des Artikels fällt mir allerdings auf, weil er zu etwas passt, was mir schon länger immer wieder auffällt:

    "Und 57 Prozent benutzen Weltkriegsvokabular, das eine Gleichstellung von Nazis und Juden unterstellt, wenn sie sagen: "Israel führt einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser.""

     

    Für jemanden mit ausreichender Bildung / Hintergrundwissen ist diese Aussage zutreffend. Für einen Großteil gerade der jüngeren Bevölkerung aber nicht. Wer den Begriff "Vernichtungskrieg" benutzt ohne die historischen Implikationen zu kennen, betreibt damit keine Gleichstellung von Nazis und Juden, sondern beschreibt was er sieht mit einem unglücklichen Begriff, dessen Bedeutung ihm nicht klar ist.

     

    Für den Großteil der unter 30 Jährigen die ich kenne sind diese Implikationen nicht erkennbar. Wenn sie also mit Fragen wie "Würden Sie der Aussage zustimmen, dass Israel einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser führt?" konfrontiert werden, sind sie weiteaus eher bereit dem zuzustimmen als ich, ohne dass sie zwingend eine andere Einstellung haben müssten. Die Unkenntnis der Geschichte reicht hier völlig aus, um eine Verzerrung der Statistik zu erzeugen.

     

    Ich würde mich daher freuen, wenn Studien und Umfragen in Zukunft eindeutigere und weniger suggestive Fragen verwenden würden, aus denen tatsächliche Meinungen anstelle von historischer Unkenntnis zu erkennen sein könnten.

     

    Alternativ könnte man zu Beginn der Umfrage ein paar Sachfragen klären, um die Antworten des Befragten besser einordnen zu können. "Sind alle Israelis Juden?" oder "Sind Juden und Israelis gleichzusetzen?" wäre ein guter Anfang. Wenn man unbedingt Worte wie "Vernichtungskrieg", "Blitzkrieg", "Endlösung" etc. verwenden will, sollte man die Fähigkeit des Befragten, diese Begriffe korrekt einzuordnen ebenfalls abfragen.

     

    Für ältere Deutsche sind diese Begriffe eindeutig besetzt, durch die zeitliche Verschiebung werden sie aber zunehmend wieder Teil des allgemeinen Wortschatzes, gerade auch, weil sie in amerikanischen Unterhaltungsmedien als normale Begriffe verwendet werden.

    Auch die Politik sorgt für eine begriffliche Unschärfe, wenn sie Israel mit dem Judentum gleich setzt oder mit Begriffen der Eugenik oder der Rassenlehre um sich wirft, als wären es unbestrittene Tatsachen.

    Hier grundsätzlich von einer Verknüpfungsebene auszugehen, aus der Rückschlüsse auf die politische Meinung zulässig sind halte ich für ungerechtfertig.

  • H
    Haazschhh

    danke taz,

     

    ich selber als hier geborener ''migrationshintergruendiger'' kann aus meiner erfahrung nur bestaetigen was aus den umfragen hervorgeht. man merkt dass immer mehr mittelinks gerichtete, einen latenten antiislamismus entwickeln(als hesse muss ich mich auf die sogenanten konservativen s. KOCH) gar nicht erst zu beziehen. doch viel schlimmer als diese traurige entwicklung, ist die tatsache dass menschen wie ich, deren eltern zum geringsten teil aus politischen gruenden, sondern aus marktwirtschaftlichen zwecken ihre heimatlaender verliessen und hier nun als potentielle gefahr wahrgenommen wird ob oekonomischer oder kultureller natur. man empfindet sich nun nicht ganz freiwillig in einem zwiespalt zwischen deutschsein und nichtdeutschsein, da einem eine vollkommene ''deutschheit'' schon zu beginn der esellschaftskarriere verweigert wird. das faengt in der grundschule an und endet mit den alltaeglichen diskriminierenden blicken der ''deutschen'' wenn sie einen meines gleichen gutes deutsch sprechen hoeren. der punkt is doch, wie es auch im bericht schon erwaehnt wurde, anstatt die rahmenbediengungen fuer eine schlechte integration und die urssachen zu nennen werden nur die symptome begutachtet. und dann fehlt es nicht an wissenschaftlichkeit und hohlen phrase. deutschland schafft mich ab...aber bin ich nicht ein teil deutschlands..anscheinend sehen dass 60% der ''deutschen'' nicht so dass ist verletzend..bedrohlich und fuehrt zu reaktion.

    ---------

     

    dass sein bestimmt das bewusstsin

     

     

    ade

  • E
    Elvenpath

    Hier zeigt sich ganz deutlich: Eine sehr ungleiche Gesellschaft ist eben starken Spannungen ausgesetzt. Und die Ungleichheit steigt immer mehr. Die Reichen werden imm reicher und die Armen immer mehr und ärmer. Die Mittelschicht droht abzurutschen.

    In diesem Spannungsfeld gedeihen Intoleranz, Neid und Angst sehr gut.

    Herzlichen Glückwunsch an die konservativen Parteien und die FDP für diese Ellbogengesellschaft.

     

     

    So long...

  • K
    Klaus

    Das Bürgertum verroht und die Medien sind zum großen Teil daran Schuld. Sie sind nicht unabhängig und sorgen mit manipulativer Berichterstattung für die Fremdenfeindlichkeit. Wer einem Sarrazin ein Podium bietet, muss sich hinterher nicht scheinheilig wundern.

  • S
    systemix

    Die vermeintliche Verrohung war stets vorhanden, weil die Nazi-Ideologie auch stets eine bürgerliche Ideologie war. Die Schamschwelle ist lediglich gesunken. Der Klassenkampf, welchen von bürgerliche Historiker längst beerdigt glaubten, hat sich in modifizierter Form durchaus erhalten.

     

    Wie lange sich die vermeintliche "Oberschicht" mit ihrer "das Boot ist voll" - Mentalität noch zu halten vermag, ist noch nicht abzusehen. In Wirklichkeit steht den "besseren" Ständen bereits das Wasser bis zum Hals. Lediglich die Oligarchen haben sich bereits abgesetzt und ihre eigene Infrastruktur erschaffen.

     

    Die Entwicklung ist derzeit offenbar noch in verschiedenen Richtungen möglich.

  • J
    Johannes

    Zwei Dinge fallen mir in dem Text auf, die ich nicht unerwähnt lassen möchte:

     

    So heißt es im Text:

     

    "also lange vor der öffentlichen Diskussion über die Integration, die der ehemalige Bundesbanker Sarrazin mit seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" angestoßen hatte."

     

    Langsam kann ich das nicht mehr hören. Wieso zum Geier reden selbst seriöse Medien wie die taz davon, dass Sarrazin eine "Diskussion angestoßen" habe? Das kann doch wohl nicht ernst gemeint sein. Wenn irgendein grenzdebiler Seminazi ein rassistisches Buch schreibt und daraufhin, aufgehetzt von den Gossenmedien, politisch verwahrloste Schwachmaten gegen "die Ausländer" zetern, dann ist das mit Sicherheit keine Diskussion. Genausowenig, wie man Sarrazins Geplapper von der "Erbdummheit" der Muslime als "Thesen" bezeichnen sollte.

     

     

    Zweitens steht im Text:

     

    „Seit 2008 deutet sich zudem ein erneuter Anstieg des Antisemitismus an, was vor allem beim israelbezogenen Antisemitismus zu sehen ist, also vor allem dann, wenn in Israelkritik antisemitische Abneigungen durchschimmern. So stimmten in diesem Jahr 38 Prozent der Befragten der Aussage zu: "Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat." Und 57 Prozent benutzen Weltkriegsvokabular, das eine Gleichstellung von Nazis und Juden unterstellt, wenn sie sagen: "Israel führt einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser."

     

     

    Ohne Frage ein lupenreines Eigentor, denn während beim ersten Besipiel der Kritikpunkt des Autors ist, dass die betreffenden Befragten Israel und Juden gleichsetzen ("Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat."), tut der Autor dies beim zweiten Beispiel selbst und wirft Israelkritikern Judenfeindlichkeit vor:

    "57 Prozent benutzen Weltkriegsvokabular, das eine Gleichstellung von Nazis und Juden unterstellt, wenn sie sagen: "Israel führt einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser.".

    Hier geht der Autor also allen Ernstes davon aus, dass jemand, der dem Staat Israel einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser vorwirft, Juden und Nazis gleichstellt.

    Ein ziemlich peinliches Zeugnis.

     

     

    Alles in allem aber schön, dass die taz dieser wichtigen Studie Aufmerksamkeit schenkt.

    Und insgesamt ein erschreckendes Ergebnis, zun dem die Studie kommt, wenngleich es nicht unerwartet ist.

  • F
    fazitus

    "Beseht die Gönner aus der Nähe.

    Halb sind sie kalt, halb sind sie roh."

    -Goethe- (war doch schon immer so.)

     

    Die Erkenntnis aus der Studie überrascht nicht. Sie deckt sich mit dem gefühlten Wissen aus täglichem Umgang mit "Bürgern". Wer die Axt an den Baum legt, darf sich nicht wundern, wenn der hartzt. Später nadelt er dann sogar. Nur gehegte und gepflegte Bäume können Schatten spenden.

  • A
    Alex

    Ich will das einfach mal in die Runde werfen, da Religionen von Menschen gemacht sind können sie gar nicht gleichwertig sein, die Inhalte sind verschieden z.B. Moralvorstellung.

     

    Jeder kann seine Religion ablegen.

  • M
    Moritz

    Jahrelang gab es in den Gossenmedien wie BILD aber auch in den Nachrichtenmagazinen wie SPIEGEL, STERN und FOCUS massiv Islamhetze. Mit Titelstorys wie „Die Akte Islam“, „Mekka- Deutschland“, „Die schleichende Islamisierung“ oder „Der Koran – das gefährlichste Buch der Welt“, wurde das Hass auf Muslime auch in der Mittelschicht und unter den Intellektuellen salonfähig gemacht. Heutzutage ist Islamhass fast schon völlig normal. Terrorangst lässt die Deutschen auch ihre eigenen dreckigen Kriege und Völkerrechtsverbrechen vergessen. Darum ist dieser Hass politisch durchaus gewünscht. Würden wir wirklich in einem christlichen Land leben, dann wäre das unmöglich.

  • B
    Bremer

    In der Tat, ich muss es beschämt zugeben, finde ich mich in dem Artikel wieder.

    Ich, der vor Auslandsreisen die fremde Sprache büffelt, um wenigstens Bemühung zu zeigen, der sich über Sitten und Gebräuche des Gastlandes erkundigt (In manchen Ländern ist es nicht angebracht, als Schwuler öffentlich seinen Freund zu küssen oder nackt am strand zu liegen) muss feststellen, dass es mich extrem nervt, wenn sich Menschen mit fremder Sprache in der Bahn soweit es geht von einander wegsetzen und dann über 4 Sitzreihen lautstark auf Mandinka kommunizieren.

    Oder wenn wir uns vor türkischen Jugendlichen fürchten, weil sie sich gedanklich und moralisch noch in den 50er Jahren befinden, wir uns jedoch bereits in den 70er Jahren unsere Freiheit und Rechte hierzulande erkämpft haben.

    Nein, ich will mich nicht durch Ausländer in die 50er Jahre zurückkatapultieren lassen. Ich verlange, dass sie sich mit unseren Normen auseinandersetzen, genauso, wie ich nicht meinen schwulen Freiheitskampf in Antalia oder Dubai betreiben würde.

    Und ich verlange, dass sie unsere Normen und Werte respektieren. Gilt natürlich auch für Nazis, aber auf Grund der Zahl der Ausländer, geht diese Forderung zunächst an sie...

  • A
    Alexander

    Die taz verwechselt wie so häufig links mit Multikulti. Multikulti, das heißt das Hochhalten und Protektionieren verschiedenster Kulturen ist ein im Kern völkisches und reaktionäres Denken. links ist im Grunde das Gegenteil dazu, der universalistische Anspruch "alle Verhältnisse umzuwerfen in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist" und die "die Kritik der Religion als die Voraussetzung aller Kritik" zu sehen. Linke subsummieren das Individuum nie unter ein Zwangskorsett wie Religion oder Kultur.

    Wenn jetzt Linke sich offensiv gegen Muslime, also ProtagonistInnen einer Religion, die Millionen Menschen das Lebe zur Hölle macht, aussprechen, dann ist dies kein Zeichen für Fremdenfeindlichkeit, sondern nur für eine Abkehr von dem grünalternativen Kulturrelativismus eines Heitmeyers oder einer taz. Und diese ist nur zu begrüßen.

  • W
    Wundertuete

    Ich brauche weder Moscheen, noch Kirchen oder Lobbyisten.

    In welcher Schublade wäre ich nach dieser Studie wohl gelandet, wenn mir diese Antwortmöglichkeit nicht zur Verfügung gestanden hätte?

     

    Mich würde einfach mal interessieren, welche Fragen überhaupt gestellt wurden. Vielleicht wurden die Fragen ja so gestellt, dass am Ende solch ein Ergebnis herauskommen musste. Daher würde ich das Ergebnis dieser Studie nicht überbewerten. Wenn schon die Ergebnisse von Studien veröffentlich werden, dann bitte auch mit den gestellten Fragen.

  • TT
    Tim Thaler

    Immer wieder erstaunlich, was man min Umfragen alles machen kann.. Das dies keine wissenschaftlich-neutrale Untersuchung ist, kommt deutlich zum Ausdruck.Ich habe das Gefühl, hier soll auf Biegen und Brechen alles als "verroht" diskredittiert werden, was irgendwie politisch rechts von der taz steht.

  • MF
    Maria Fuchs

    Was mich immer wieder überrascht, wie die negative Einstellung sämtlicher etablierter Religionen, deren nicht wertschätzende Haltung gegenüber Frauen und die Selbstgerechtigkeit, die sie an den Tag legen, mit den Werten die sie vertreten, das diese ja von Gott kommen. Leider muss ich dies immer wieder erleben bei streng gläubigen Menschen, auch gerade bei muslimischen Männern und Frauen.

    Nie erlebe ich, dass da meiner Sicht der Dinge, z. B. dass es ja wohl ein engstirnige Schöpfer sein muss, der mehr als der Hälfte seiner Geschöpfe vorschreibt, ihr Harr zu verhüllen, dass er ja dann wohl auch geschaffen hat.

    Als Frau kann ich nur sagen, ich und viele andere Frauen waren froh, dass in der Gesellschaft viele nicht wertschätzende Haltungen nach der Frauenbewegung gegenüber Frauen aufgebrochen wurden und in der Verbreitung des Islams sehe ich leider Schritte zurück in dieser Hinsicht.

     

    Von daher sollten die Religionen einfach weniger Raum einnehmen. In ihrem Namen wurden viele Verbrechen begangen. Es wird Zeit, auch einmal darauf hinzuweisen, wieso deren Werte besonderer Raum gegeben wird, während einer humanistischen Haltung nicht der gleich Platz wird.

     

    Ich kann auf die etablierten Religionen gut verzichten und dass hat nichts, aber auch garnichts mit Verrohung zu tun und die genannten Untersuchungen erscheinen mir zum einen fraglich und zum anderen frage ich mich, wem nützen diese?

  • NS
    N. Scholz

    Ein guter Artikel, der einen Trend bestätigt, der mir auch bereits aufgefallen ist: Islamismus und Antisemistimus sind absolut salonfähig. Traurig!

     

    Was mich jedoch geärgert hat, ist der Vergleich, der Kritiker, die Nazivokabular in den Mund nehmen, automatisch als Antisemiten darstellt. Über die Bedeutung von Worten und ihre Benutzung kann man streiten, aber Kritik an israelischer Politik darf niemals mit Kritik am Judentum oder mit Kritik an Angehörigen jüdischen Glaubens gleichgesetzt werden.

     

    Dieser Schluss erinnert mich persönlich an jene (vielleicht auch bürgerlichen) Kritiker, die Terrorismus und Islam gleichsetzen und somit Islamfeindlichkeit und Misstrauen in der Bevölkerung schüren.