Rassistischer Pädagoge als Namenspate: Der Petersen-Platz bleibt
Ein Platz darf weiter den Namen des rassistischen Pädagogen Peter Petersen tragen. Dienstagabend stimmte der Kulturausschuss der Stadt Jena gegen die Umbenennung.
BERLIN taz | Der Kulturausschuss der thüringischen Stadt Jena hat am Dienstagabend gegen die Umbenennung des Peter-Petersen-Platzes gestimmt. Damit ist die fast zwei Jahre andauernde Diskussion über den Reformpädagogen mit Nazivergangenheit in der Stadt formal beendet.
Petersen hatte in den 20er Jahren in Jena eine moderne Reformpädagogik entwickelt. Über 40 Schulen arbeiten noch heute nach seinem "Jenaplan". Gleichzeitig konnten Wissenschaftler 2009 belegen, dass Petersen vom NS-Regime ideologisch überzeugt war. Noch nach Kriegsende beklagte er die "rassische Verunreinigung des deutschen Volkes". Als dies bekannt wurde, benannten sich bundesweit zahlreiche nach ihm benannte Schulen um. Auch in Jena hatte man intensiv diskutiert und im November einen Workshop veranstaltet. Das Votum im Ausschuss spiegelt nun wider, wie gespalten die Stadt ist: Fünf Ausschussmitglieder stimmten für die Umbenennung, fünf dagegen - Patt und Freispruch für Petersen. Nun will der Ausschuss darüber beraten, ob eine Tafel aufgestellt wird, die Petersens Glorie relativiert.
Für den Frankfurter Erziehungswissenschaftler Benjamin Ortmeyer, der die Debatte mit initiiert hat, ist der Fall Petersen nicht beendet: "Inhaltlich kann ich die Entscheidung des Kulturausschusses nicht akzeptieren", sagte er. Petersen habe mit seinen Einlassungen zur NS-Zeit eine Grenze überschritten, Jena sei die einzige Stadt, die dies übergehe. Ortmeyer will sich nun an internationale Holocaustgedenkstätten wie Jad Vaschem in Israel und das Holocaust Memorial Museum in den USA um Unterstützung wenden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
USA
Effizienter sparen mit Elon Musk
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“