JOSEF WINKLER ÜBER WORTKLAUBEREIVERBRAUCHERSCHUTZHINWEIS: DIESER TEXT KANN PFERDE UND SPUREN VON ESELN ENTHALTEN
: Noch einen vom Pferd

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Die Nachrichten. Lieblingsschlagzeile der zurückliegenden Woche, gehört auf Radio Bayern 2: „Parteien nutzen Politischen Aschermittwoch zum verbalen Schlagabtausch.“ Das haut rein. Das ist ungefähr so eine Meldung wie „Mann nutzt Bierflasche zum Austrinken“. Aber gut, was soll man auch melden von dieser Veranstaltung, etwa „Seehofer beansprucht 50 Prozent der Bundesrepublik für Bayern“? Wenn wir Bayern schon die Hälfte des Länderfinanzausgleichs zahlen, hat der Herr Ministerpräsident Horst Seehofer „gesagt“ (das ist ja eh auch nicht wirklich sagen, was die da am Politischen Arschlochmittwoch tun, sondern eher … was weiß ich, schreien halt), dann gehört uns auch die Hälfte der Bundesrepublik Deutschland. Genau. Jetzt kriegen sie Fracksausen, die Preußen! Nix mehr mit bayerischem Separatismus, jetzt wird annektiert! Freilich, wenn man so was hört, Aschermittwoch hin oder her, dann denkt man sich natürlich schon: Jetzt dreht er uns durch. Aber was soll man machen? Abwählen? Jetzt kommen aber Sie mal nicht in den Schmarrn hinein.

Lieblingsmeldung der letzten Tage (anlässlich von Lieblingslebensmittelskandal der letzten Jahre): Die Sprecherin verkündet, es seien in Supermärkten Fertiggerichte gefunden worden, „die Pferde statt Rindfleisch enthalten“. Stimmt, ich hatte gestern eine Lasagne, da waren drei Pferde drin. Was dann natürlich erst anhand eines Gentests verifiziert werden konnte, aber ich hatte beim Kauen schon so ein komisches Mundgefühl (Hinweis an Radionachrichtentexter: einen „-“ wie etwa in „Pferde- statt Rindfleisch“ hört man im gesprochenen Wort nicht). Sie müssen verzeihen, das ist albern. Und das bei so einem ernsten Thema! Millionen Verbraucher, die einfach nur in Ruhe verbrauchen wollen, sind hinters Licht geführt worden und haben dort etwas essen müssen, von dem sie gar nicht wussten, was es ist. Klar, das tun sie ständig, aber ein Pferd? Natürlich ist der Verbraucher aber auch ein Depp, und drum wird er jetzt mal medial aufgeklärt, wie köstlich so ein Pferd ist. Allerorten hört man den Lobpreis von Pferdefleisch, das sei doch ganz was Feines, vor Pferdemetzgereien werden glücklich mampfende Menschen interviewt.

Ja, ich finde, wir sollten jetzt als mündige Konsumgesellschaft hart am Image, an der Rehabilitierung von Pferdefleisch arbeiten, auf dass es sich für „Landwirte“ demnächst lohne, da mal ordentlich aufzustallen und in die Großproduktion zu gehen. Zeit, dass hier Normalität hergestellt wird. Es ist doch nicht einzusehen, warum so etwas Gutes und Gesundes und vor allem Essbares wie ein Pferd dem Verbraucher bislang nicht auf breiter Front zugänglich gemacht wird. Da stehen ein paar Snobs beim Pferdemetzger und machen einen auf Feinschmecker – wir wollen das auch! Und zwar demokratisch im Fleischregal und im Dosengericht, mit ansprechendem Serviervorschlag! Und klar: Irgendwann mischt dann einer Kamel in die Pferdelasagne. Aber das kann die Verbraucherschutzministerin ja dann schonungslos aufklären und einen Nationalen Aktionsplan auflegen. Dann hat die auch wieder was zu tun.