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die wahrheitIch, die Geschichte

Was macht eigentlich der Expolitiker Jockel Fischer?

Joschka Fischer hält Journalisten für "Schnarchnasen", "Nasenbären" und "Fünf-Mark-Nutten". Diese Anleihen aus der Physiologie, der Zoologie und des Rotlichtbetriebs zur Bezeichnung von Journalisten hindern ihn nicht daran, sich viel Zeit zu nehmen für Interviews mit "Schnarchnasen", zuletzt mit Tina Hildebrandt in der Wochenschnarche Die Zeit. Fischer weiß, wer ihn hochgeschrieben hat.

Er hat heute eine Beratungsfirma mit Sitz am Berliner Gendarmenmarkt - die "Joschka Fischer and Company". Wie sein ehemaliger Chef Gerhard Schröder betreibt Fischer eine Ich-AG, mit der er seinen Amtsbonus und seinen Namen zu Geld macht. "Wenn ich Instinkte an der Börse hätte wie in der Politik, wäre ich steinreich", meint Fischer. Auf dem "Langen Marsch zu mir selbst" - so der Titel eines seiner Bücher - wurde er vom Messdiener und fünffachen Ehemann nun zum Berater von Siemens, RWE und BMW. Der Grüne ist jetzt für Atomstrom, Autos und russisches Erdgas unterwegs und glaubt, er habe mit dem Ausscheiden aus der Politik "Macht gegen Freiheit" eingetauscht.

Der RWE-Chef Jürgen Großmann sieht den Berufswechsel und die Funktion Fischers im Energiekonzern wohl etwas realistischer, wenn er über Fischer sagt: "Den hab ich auch gekauft." Und der Eingekaufte verteidigt sich mit der winkeladvokatorischen Unterscheidung, er "mache" nichts für das Unternehmen, er "berate" es nur.

Mit Helmut Kohl teilt Fischer zweierlei - die Körperfülle und den lateinlehrermäßigen Umgang mit dem Wort "Geschichte". Politiker sind für Fischer Menschen, die ein "Rendezvous mit der Geschichte" haben. Fischers Motto war einmal "born to be free", aber als Außenminister zog er sich Kohls "Mantel der Geschichte" an: "Selbst den Text durch Tun in das Geschichtsbuch unserer Nation zu schreiben", könnte bis in die verfettete Diktion hinein auch die Selbstbeschreibung von Kohl sein. Bei Kohl und Fischer sind es immer noch die dicken, großen und alten Männer, die "Geschichte machen" - mit Dienstwagen und üppiger Altersversorgung.

Gelegentlich tritt Fischer auch als Gastdozent an Universitäten auf. In diesen Vorträgen geht es meistens um Europa, die Geschichte überhaupt und Fischers Vergangenheit sowieso - also um Gott, Fischer und die Welt. Das läuft nicht ohne Peinlichkeiten ab. So präsentiert sich Fischer gern als Vertreter der letzten Generation, die bemüht gewesen sei, "Politik auf Geschichte" zu beziehen, wodurch man permanent in "die Sinnfrage" verwickelt worden sei. Wozu die unentwegte Sinnsuche führt, konnte man hören, als dem damaligen Außenminister nach Massakern im Jugoslawien-Krieg der restlos sinnfreie Vergleich der Ereignisse dort mit "Auschwitz" einfiel.

Als Veteran des Frankfurter Häuserkampfes erzählt Fischer den jungen Leuten schließlich, was Sache ist: "In diesem Land kannst du alles erreichen. Es gibt eine Polizei, die einen sogar unterstützt." Falls das nicht bloß als schales Witzchen gemeint sein sollte, könnte man daraus schließen, Joschka Fischer sei sozusagen von der Polizei ins Amt geprügelt worden. Eine solche abgründige List der Vernunft ist nicht einmal Hegel eingefallen.

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3 Kommentare

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  • S
    Schelm

    Dafür liebe ich die TAZ: Keine falsche Ehrfurcht vor "großen" Männern (und Frauen!)und deshalb habe ich die ZEIT abbestellt. Diese ständigen Verbeugungen vor den heroischen Gestalten aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, wie sie in den bürgerlichen Medien zelebriert werden, kann ich angesichts der Taten (oder Unterlassungen) dieser Leute einfach nicht mehr ertragen.

  • G
    GrünerZorn

    Solange Machtzyniker dieses Zuschnittes die Welt gestalten, sieht sie so aus, wie sie aussieht. Das gilt überall in der Welt von den asiatischen Blinddärmen bis zu den elfenbeinernen DIckmännern. Sie unterscheiden sich nur graduell und kulturell. Es ist entsetzlich und die Unternehmen, die solchen Leuten Aufträge geben, sind schlecht beraten.

  • LF
    La Folie douce

    Lustig; um im Bilde zu bleiben, könnte man Fischers Zeit-Interview mit "Fünf-Mark-Nutte trifft Systemhure"(*) umschreiben. Er ist vor allem um seinen guten Ruf besorgt. Auch das kennt man von in den Jahren gekommenen Dirnen, die es zu gesellschaftlichem Ansehen gebracht haben. Allerdings gehen Damen des horizontalen Gewerbes einer ehrenwerteren Beschäftigung nach und erwirtschaften Steuern, statt sie zu verprassen.

    PS.: War da nicht mal was mit Visa für Ukrainerinnen? Wie immer sollte man nur dem Geschichtsbuch glauben, das man selbst gefälscht hat! Den Spruch kennt unser Obersponti..

     

    (*Womit nichts gegen die mir nicht bekannte Frau Hildebrandt gesagt sein soll. Schließlich habe ich selbst ne Menge Suffleichen im Keller, die mir Bescheidenheit nahelegen.)