die wahrheit: Industriefettfütterung

Im letzten Winter habe sie Meisenknödel selbst gemacht, erzählte eine Freundin, im Prinzip sei das ja genauso einfach wie die Herstellung jeglicher Knödel, ...

... man müsse nur die Hände vor dem Rollen bemehlen, damit die Dinger schön rund würden. Allerdings hätten die Vegelchen die Knedelchen verschmäht, so dass man nach Weihnachten mit mehreren Platten voller nicht angerührter Kugeln dagesessen habe. Und um vielleicht doch ein paar alte, flügellahme oder sonst wie gehandicapte Tiere zu erquicken, habe man die Knödel an einem lustigen Februarabend mit Schmackes in den Wald geschleudert.

Manche muss man eben zu ihrem Glück zwingen. Was genau den verwöhnten Meisen an der Hausmacher-Art nicht mundete, kann man aus Vogelperspektive nur vermuten, es scheint ähnlich wie bei Pommes Schranke vom heimischen Backblech gegen Pommes Schranke vom Imbiss zu sein: Die Industriefette fehlen eben.

Auch den Waschbären, die sich vor allem in der Hauptstadt wieder angesiedelt haben und nachts in Parkhäusern unter dem Alexanderplatz herumtapsen, muss man im Winter ein wenig entgegenkommen: Es reicht, die Autoscheibe ein wachbärenzungenschmales Stück offen stehen zu lassen, dann schaffen es die Neozoen ganz selbstständig, einzusteigen, und die festgetretenen Süßigkeiten und verschimmelten Krümel von den Fußmatten und aus den Sitzritzen zu knabbern.

Man sollte sich aber ansonsten nicht zu sehr darauf verlassen, dass die Bärchen das Auto gemäß ihrer Natur auf Vordermann bringen - erstens ist das "Waschen" in Wirklichkeit nur eine Übersprungshandlung von gefangenen Tieren, die so die Nahrungssuche im Fluss imitieren, und zweitens pissen sie danach eh alles zu.

Sehr kommod ist das Über-den-Winter-Helfen dagegen bei Reineke Fuchs: Dem kann man das, was vom Tage übrig blieb, einfach direkt in die Pfote drücken, wenn er mal wieder vorbeischnürt, er ist bekanntlich viel zu schlau, um Angst vor den Menschen zu haben. Am liebsten isst er Schokoladenkekse, alte, brettharte Dominosteine und Lebkuchen. Sogar beim ekelhaften Fondantkonfekt, das man Weihnachten in Stern- und vier Monate später noch mal in Form halber Eier geschenkt bekommt, sagt er nicht Gute Nacht oder was Füchse so sagen.

Etwas problematisch bleibt die adäquate winterliche Versorgung der 900 Mäuse, die mit der "Original holländischen Mäusestadt" im Sommer alle paar Wochen auf Jahrmärkten zu Besuch sind, und dort in klitzekleinen, mehrstöckigen, mit einer Melange aus Sägespänen und Nagerkacke befüllten Mäusehäuschen hocken. Wer füttert die eigentlich, wenn der Jahrmarkt Winterpause macht?

Die Idee, die abkömmlichen (schließlich sind die weißen Nächte lang, und so eine Mäusestadt ist schnell überbevölkert) Tiere irgendwie mit dem Tierfutterhersteller "Trixie" zusammenzubringen, der Adventskalender für Katzen bislang noch mit "Vitamin Drops mit Katzenminze", "Dentis mit Geflügel" und "Crumbies light mit Malz" befüllt, liegt für das nächste Jahr schon auf dem Ideenschreibtisch. Miau.

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kari

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