Serie: Neue digitale Spiele für 2011 (2): Was den Menschen menschlich macht
Sie wissen nicht, was Sie mit Ihrer Zeit anfangen sollen? Wie wäre es mit: totschlagen! Am besten mit digitalen Spielen, die 2011 erscheinen sollen. Diesmal: "Deus Ex III".
Das Spiel zu Wikileaks. Denn hier ist die Verschwörung alles und ihre Aufdeckung nur das erste Stück eines neuen Rätsels. "Deus Ex" ist wie "The Witcher" ein Rollenspiel. Part 3 könnte nun den Schwerpunkt von der Geschichte weg mehr auf Action legen. Während "Witcher" nur infrage stellt, was gut und böse ist, täuscht "Deus Ex" SpielerInnen zusätzlich darüber, für wen sie eigentlich arbeiten. Manipuliert einen die Gruppe, der man einen Gefallen tut, und steckt hinter dieser eine weitere, welche wirklich die Fäden zieht?
Liebgewinnen lassen sich die agierenden Mächte allesamt nicht. In Teil 2 beispielsweise konnte man sich letztlich entscheiden zwischen einer computergesteuerten wohlmeinenden Diktatur, einer Art Mittelalter und einem Kapitalismus heutiger Prägung. Das Spiel wurde mit den Fäden des zukunftsskeptischen Cyberpunk gewoben.
Wie in den beiden Vorgängern spielen auch in Teil 3 neue Technologien eine Rolle. Hier geht es um Biotechnologie und darum, wie weit der Mensch sich verbessern darf, bevor er aufhört, Mensch zu sein. Und ob es schlimm wäre, würde er etwas anderes. Weil es um Geheimnisse geht, kommt dem Hacken eine große Rolle zu.
Obwohl "Deus Ex" spielerisch große Freiräume bietet, wird es wohl auf wenige Schauplätze begrenzt bleiben. Das ist gut, weil es eine Zeit gab, in der Spielewelten auf gigantische Maße mit zu vielen Aufgaben wuchsen, sodass man sich in ihnen verlief und auch nicht mehr wusste, warum man tat, was man gerade tat. Wenn man sich am Computer noch verlorener vorkommt als im echten Leben, dann läuft etwas gewaltig schief.
Interessant wird sein, inwiefern die Macher die neuesten Entwicklungen der Science Fiction erkannt haben, die sich von der Konzentration auf Amerika, Europa und Japan lösen. Haben sie sich beispielsweise vom Schriftsteller Ian McDonald beeinflussen lassen, dessen Geschichten in einem künftigen Indien angesiedelt sind? Die bisher bekannten Schauplätze des Spiels sind Detroit, Montreal und Schanghai - also ist zumindest China mit an Bord.
Leser*innenkommentare
Daniel Schulz
Gast
Hallo Böhser Onkel,
Sie haben Recht, es gab diese Enden im ersten Teil, aber im zweiten - den ich zur Überprüfung grad nochmal spiele - haben Sie doch auch die Wahl zwischen den Templern (Mittelalter), den Dentons (wohlmeinende KI-Diktatur) und WTO/Orden/Illuminaten also dem Kapitalismus - okay den könnte man auch als Überwachungsstaat definieren, das tut sich nichts.
Oder sollte ich mich derart falsch erinnern?
Daniel Schulz
Böhser Onkel
Gast
Liebe taz- Redaktion,
In Teil 1 gab es die von ihnen beschriebenen Enden, aber nicht in Teil 2.
Deus Ex (1) ist auch weit vielschichtiger als jedes andere Computerspiel. Und auch wenn es Im Jahre 2000 veröffentlicht worden ist, sehen sehr viele Spieler es heutzutage als das beste Spiel aller Zeiten.
Im Spiel neben den Missionen gibt es unzählige Bücher und andere Dokumenter die den damaligen Forschungsstand von Nanotechnologie beschreiben und so auch interessierten Zockern einen Einblick gewährt.
Die moralischen Aspekte und Auswirkungen sind hier nur angedeutet, egal wie oft sie spielen, sie werden immer irgendetwas neues finden. Sei es nur ein kleiner "neuer" Dialogfitzel oder eine neue Szenerie.
Die Möglichkeit das Spiel durchzuspielen ohne jemanden umzubringen macht einen besonderen Reiz aus.
Es gibt noch soviel anderes zu beschreiben. Aber auch hier zeigt sich eine hässliche Maske des freien Marktes. Das Spiel war zu damaliger Zeit sehr komplex und anspruchsvoll, das ist es aus der Ferne betrachtet immer noch, aber genau deshalb ist es gefloppt und die heutige Spielergeneration spielt anspruchslosen Müll wie Call of Dury oder World of Warcraft.
none
Gast
this years one and only real highlight is ... DUKE NUKEM FOREVER
Stefan
Gast
> Part 3 könnte nun den Schwerpunkt von der Geschichte weg mehr auf Action legen
Das ist doch wohl kaum noch möglich, nach dem unsäglichen zweiten Teil. Dieser sah im Vergleich zum ersten Teil schon aus wie Mensch ärgere dich nicht gegen Scotland Yard.
Kai Nehr
Gast
"Wenn man sich am Computer noch verlorener vorkommt als im echten Leben, dann läuft etwas gewaltig schief."
Die einzigen "Computer", an denen mir überhaupt etwas "verloren" vorkommt, sind Apple-Produkte (da ist der gesunde Menschenverstand offenbar verloren gegangen). Mein wirkliches Leben findet (wie das Ihre auch) übrigens zu einem signifikanten Teil "am Computer" statt. Der Rest dieses Schreibens besteht ausschliesslich aus dem Wort "Bullshit": Bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit, bullshit.