Russen-Strahlen im Nord-Ostsee-Kanal

ATOMTRANSPORTE Von St. Petersburg nach Niedersachsen: Atommüll aus russischem Reaktorneubau dürfte über die Ostsee und durch den Kanal transportiert werden. Bundesregierung antwortet nur ausweichend

„Die Zahl der Transporte durch den Nord-Ostsee-Kanal wird sich erhöhen“

MANUEL SARRAZIN (DIE GRÜNEN)

Zusätzliche Transporte von Atommüll und atomaren Brennstäben durch den Nord-Ostsee-Kanal befürchtet der Hamburger Grünen-Bundestagsabgeordnete Manuel Sarrazin. Grund ist der Bau des Atomkraftwerks Baltijskaja in der russischen Exklave Kaliningrad. Die beiden Blöcke des AKWs an der Ostsee sollen 2017 und 2018 ans Netz gehen. Dann werde sich, so Sarrazin, „die Zahl der Transporte durch den Nord-Ostsee-Kanal und zum Hafen Hamburg erhöhen“.

Seine Sorge nähren die ausweichenden Antworten des Bundeswirtschaftsministeriums auf zwei parlamentarische Anfragen. Darin wird zwar bestätigt, dass Brennelement-Transporte von Kaliningrad „per Bahn und Schiff von bzw. nach St. Petersburg in Einklang mit den russischen und internationalen Anforderungen erfolgen“ würden. Weitere Details seien indes unbekannt. Jedoch sei bei diesen Transporten „schon aus geografischen Gründen“ Deutschland nicht berührt, so die Auskunft.

Das aber sei nur „die halbe Wahrheit“, mutmaßt der Grüne. Bereits jetzt würden Transporte mit atomaren Stoffen aus St. Petersburg den Nord-Ostsee-Kanal passieren. Nach Angaben der Bundesregierung sind von 2009 bis 2011 über die Ostsee, durch den Fehmarnbelt und den Kanal „51 Kernbrennstofftransporte“ durchgeführt worden.

Einige Transporte führten über den Hamburger Hafen in die Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen. Dabei handelte es sich zumeist um mittel-radioaktives Uranhexafluorid oder um Uranoxide zur Herstellung von Brennelementen.

„Die Bundesregierung muss sich gegenüber Russland für einen Verzicht auf Atommülltransporte über die Ostsee einsetzen“, fordert nun Sarrazin. Besonders alarmiert hat ihn deren Auskunft, dass „jeder Staat für die Sicherheit seiner nuklearen Anlagen und Transporte verantwortlich ist. Das gilt auch für die Russische Föderation“. Und galt schon 1986 für den Reaktor Tschernobyl.  SVEN-MICHAEL VEIT