Betriebssystem Debian 6: Das unaufgeregte Profi-Linux
Während sich Ubuntu eher an Einsteiger richtet, wendet sich die Linux-Distribution Debian an Fortgeschrittene. Und die bekommen in der neuen Version 6 einiges geboten.
Ganz einfach ist es nicht, all die verschiedenen Varianten des freien Betriebssystems Linux im Blick zu behalten. Suse kennt man vor allem in Europa, Fedora und seine Untervarianten sind in Rechenzentren populär, Gentoo wendet sich eher an Fortgeschrittene. Und dann wäre da noch die aktuell wohl beliebteste Version: Ubuntu. Ubuntu ist so verpackt, dass auch Windows-Nutzer schnell damit klarkommen und die Zwänge der Microsoft-Umgebung ablegen können. Die „Mutter“ von Ubuntu ist das Profi-Linux Debian, von dem das Projekt nach wie vor viel Code übernimmt.
Debian gibt es aber auch alleine: Die Software kommt regelmäßig mit neuen Versionen. Die jüngste, sechste Variante heißt mit Codenamen „Squeeze“ und steht seit wenigen Tagen bereit. Zwei Jahre lang hat sich das Entwicklerteam Zeit gelassen, um Debian 6 fertigzustellen. Während andere Distributionen stets auf das Neueste vom Neuesten setzen, achtet man hier auf besonders stabile Bestandteile.
So nutzt der Linux-Kernel, also die interne Grundlage des Betriebssystems, eine etwas ältere Version, die gut getestet werden konnte. Der Vorteil des verwendeten Kernels 2.6.32-5, der beim Erscheinen im Jahr 2009 als „Langzeit-Kernel“ tituliert wurde, ist die Tatsache, dass er keinerlei proprietäre Treiber enthält, also völlig quelloffen ist. Wer solche Dinge benötigt, kann sie aber über die Paketverwaltung nachinstallieren.
Beim Setup von Debian 6 stehen dem Nutzer mehrere Standard-"Desktops“, also Benutzeroberflächen, zur Verfügung. Hier gibt es Gnome oder KDE (mit Plasma) oder den auf möglichst wenig grafischen Schnickschnack ausgelegten LXDE. Wer nicht viel wählen will, erhält Gnome. Die beiden wohl wichtigsten freien Internet-Werkzeuge, Mozilla Firefox (Browser) und Mozilla Thunderbird (Mail), liegen in ihren komplett nichtkommerziellen Versionen „Iceweasel“ und „Icedove“ bereit. Anwendungen wie die Bildbearbeitung Gimp oder das Büropaket OpenOffice.org stehen ebenfalls bereit. Debian unterstützt in „Squeeze“ außerdem die freie Version des Google-Browsers Chrome.
Die Debian-Entwickler betonen, dass das vom Projekt erstellte Linux auf so vielen unterschiedlichen Geräten läuft wie kein anderes Betriebssystem - vom Palmtop bis zum Supercomputer sei alles dabei. Und so kommt einem Debian im Betrieb wie ein stabiles, wenn auch wenig aufregendes System vor, das ordentlich Leistung liefert, es aber nicht so zeigt. Wer mit Debian experimentieren will, kann das durchaus tun: So liefert „Squeeze“ neben dem Linux-Kernel auch einen FreeBSD-Kernel mit.
FreeBSD, das Berkeley Unix, ist ein ebenfalls freier Konkurrent zu Linux, den mancher Nutzer für besser hält - ein Streit, der sich schon über Jahrzehnte zieht - Teile von FreeBSD stecken unter anderem auch in Mac OS X. Wer Debian/kFreeBSD, wie das Debian-Team sein neues Werk nennt, installieren will, sollte allerdings bedenken, dass im Vergleich zum Standard-Linux-Kernel Treiber für manche Geräte fehlen können und es sich um eine „Technologievorschau“ handelt. Aber darauf lassen sich bastelfreudige Nutzer gerne ein.
An Debian 6 Interessierte sollten vor der Installation einen Blick auf die gerade frisch überarbeitete Website des Projekts werfen. Dort kann man sich CD-Abbilder und vorinstallierte Pakete kostenlos herunterladen. Einen Überblick über die fast 30.000 vorkonfigurierten Zusatz-Software-Bündel, die man sich dann nachträglich in seine Installation holen kann, findet sich in einer Datenbank. Die Dokumentation zu Debian mag auf den ersten Blick etwas trocken wirken, das offizielle Wiki hilft aber in vielen Fällen. Zudem kann man sich an das Debian User Forum mit Fragen wenden oder die WebsitedebianHELP bemühen.
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