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Bei allem Respekt für die Demonstranten und bei allem Grund zum Jubeln über den Rückzug von Mubarak....noch kann niemand wissen, in welche Richtung sich die Menschen und das Land bewegen werden.
Das jetzt einfach behauptet wird, das wäre wohl nun schon Beweis, dass alle Menschen in der arabischen Welt eigentlich eine offene Demokratie wie im Westen wollen, halte ich für groben Unfung!
Will das Volk wirklich eine offene Demokratie oder wollten sie einfach nur ihren alten Tyrannen loswerden? Mehr oder weniger egal was danach kommt, Hauptsache es ändert sich überhaupt mal was im Land.
Was ist, wenn die Mehrheit dann doch nur Zuflucht bei einer "starken Hand" oder radikal-islamischen Kräften sucht? Sollte die Wahl nämlich tatsächlich auf solche undemokratische Kräfte fallen, hätten wir dann nämlich den Gegenbeweis, dass die Mehrheit mit einer nach offenen Demokratie nach westlichen Vorbild nichts zu tun haben will.
Wir wollen ja nichts beschwören, aber jetzt schon zu behaupten, alle Menschen in den islamisch geprägten Ländern würden eine Demokratie wie die unsere erstreben, halte ich für (noch) für grundlos.
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Kommentar Ägypten: Der Sieg des Tahrir-Platzes
Der Rücktritt Mubaraks ist ein großer Erfolg für alle, die friedlich auf dem Tahrir-Platz ausgeharrt haben. Jetzt stellt sich die Frage, ob sie auch einen Systemwechsel anstreben.
Endlich! Endlich ist er weg, der starrköpfige ägyptische Präsident Husni Mubarak. Es dauerte 18 Tage, bis die zentrale Forderung der Menschen auf den Tahrir-Platz in Kairo erfüllt wurde. Mubarak begibt sich nach 30 Amtsjahren im Alter von 82 Jahren in den Ruhestand. Zuletzt hatte er scheibchenweise seine Funktionen abgegeben, und viele Scheibchen waren nicht mehr übrig.
Dies ist in allererster Linie ein großer Erfolg für all diejenigen, die in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in sozialer und politischer Hinsicht ausgeharrt haben, bis der verhasste Präsident das Handtuch warf. Die Tatsache, daß sich Donnerstag nacht die Enttäuschung und Wut nach der Rede Mubaraks nicht in Gewalt entlud, zeigte noch einmal eindrücklich den Konsens der Demonstranten über die friedliche Form ihres Protests.
Nun liegt die Macht in den Händen eines Militärrates. Für die Armee ist der Abgang des Präsidenten letztlich das kleinere Übel im Vergleich zu der weitergehenden Forderung der Demonstranten nach einem Wechsel des gesamten politischen Systems - ein regime change eben. Dies eröffnet ihr zumindest die Möglichkeit, ihre dominierende Stellung in die Nach-Mubarak-Zeit hinüberzuretten. Entscheidend ist jetzt, auf welches politische System sich die Militärs einlassen werden. Mit Suleiman, dem guten Freund der USA, können sie nach Donnerstag nacht keinen Staat mehr machen. Nach den kuscheligen Aufnahmen mit Mubarak ist er für die Menschen auf dem Tahrir-Platz nicht mehr akzeptabel. Und in Ägypten weiß jeder, daß Suleiman bereits im vergangenen Jahr als Nachfolger für Mubarak im Gespräch war - ohne einen regime change, versteht sich.
BEATE SEEL
ist Nahost-Redakteurin im taz-Auslandsressort.
Für die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz - darunter die Muslimbrüder - stellt sich jetzt die Frage ihres weiteren Vorgehens. Geben sie sich mit dem Rücktritt Mubaraks zufrieden oder fordern sie weiter den Sturz seines Systems? Es ist gut möglich, dass darüber die bisherige Einheit aufbricht. Aber zunächst einmal haben Millionen Ägypten einen Grund zu feiern. Es sei ihnen gegönnt.
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Kommentar von
Beate Seel
Auslandsredakteurin
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