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hi Anja, immerhin sind wir nun zwei.
Seit Gründung der WASG wähle ich links. Inzwischen wechselte ich bereits von meinem ersten Ökostromversorger zum zweiten. Wegen der Firmenpolitik, nicht wegen des Preises.
Und es stört mich sehr, dass es noch immer so viele Maulhelden gibt, die zu hause Kernkraft und Kohle verbraten, aber in der Öffentlichkeit einen auf Grün machen.
Hätten alle gewechselt die das Fähnchen schwenken, wäre Kernkraft längst kein Thema mehr.
Natürlich können die Proteste den Transport nicht verhindern, aber Zeichen setzen schadet nicht.
Ganz ehrlich: Es wäre auch schlimm, wenn man sie verhindern könnte. Immerhin handelt es sich um Atommüll aus Deutschland. Sollen den vielleicht die Franzosen behalten? Nein, wir müssen mit unserem Dreck schon selbst fertig werden. Und am besten keinen weiteren mehr produzieren.
Nein. Demonstrationen und Blockaden werden die Transporte letztlich nicht verhindern können.
Doch Ben Ali, Mubarrak oder Honecker wären noch da, wenn alle so gedacht und vor allem gehandelt hätten.
Übrigens ich war nicht an der Strecke, was ich bedaure.
Ich sehe daran noch einen ganz anderen Aspekt:
Ich habe bei der letzten Bundestagswahl die Linke gewählt und ich bin mit meinem Privathaushalt Kundin bei Greenpeace Energy.
Wenn das oder Ähnliches (es gibt ja noch mehr Parteien und Energieanbieter, die atomstromtechnisch denselben Effekt haben) mehr Leute machen würden (denn laut Umfragen sind sie doch angeblich alle gegen Atomkraft) dann bräuchte man diese Art von Protest gar nicht.
Ich ruhe mich auf meiner Wahlentscheidung und Energieanbieterentscheidung jedenfalls diesbezüglich ganz kackenarrogant aus.
Nachdem ich das so klug gewählt habe, brauche ich nicht auch noch beim Castortransport zu frieren. Ich bleib schön im Warmen.
Im Libanon explodieren fast zeitgleich hunderte Funkempfänger. Angeblich wurden sie von israelischen Agenten mit Sprengstoff versehen. Die Hisbollah droht.
Kommentar Castor-Transport nach Lubmin: Karneval mit kühlem Kopf
Der Mut der Castor-Gegner ist bewundernswert. Trotzdem täte es ihnen gut, wenn sie einsehen würden, dass sie den Transport nicht verhindern werden.
Es ist ein bisschen wie am Rosenmontag in Köln: Der Zug kommt! Und der Tanz geht los. Nur, dass auf den Gleisen zwischen Karlsruhe und Lubmin kein Karneval gefeiert wird. Vielmehr werden sich dort viele Atomgegner frierend dem Zug, der Deutschlands verfehlte Energiepolitik repräsentiert, in den Weg stellen.
Wer die Mitmach-Demokratie fordert, sollte sich ein Beispiel nehmen an Mut und Wut der BürgerInnen, die sich eher von ruppigen Polizisten rumschubsen lassen als zu Hause vor der Glotze zu sitzen. Und trotzdem täte den Transportgegnern die Einsicht ganz gut, dass es hier um symbolische Politik geht - und nicht um die tatsächliche Verhinderung eines Transports.
Denn der Castor wird sein Ziel erreichen, wie es noch alle Castoren getan haben. Und das ist auch gut so. Denn es macht mehr Sinn, unsere nuklearen Abfälle zentral zwischenzulagern und ein möglichst sicheres Endlager zu suchen. Und auch wenn sich die Lubminer über den Atomdreck aus dem Westen aufregen: Lubmin ist nicht Gorleben, wo eine umstrittene Standortentscheidung mit Gewalt durchgesetzt werden soll.
Trotz dieser Logik des Atomstaats haben die AKW-Gegner gute Argumente zu protestieren und zu blockieren - so, wie die Polizei gehalten ist, den Castor sicher ans Ziel zu bringen. Auf dem Weg dahin sollte die Anti-Atom-Bewegung ihren Widerspruch laut, deutlich und friedlich zeigen. Sie tut unserem Land einen großen Gefallen, wenn sie die Debatte über die Zukunft der Energie nicht den Kungelrunden im Kanzleramt überlässt.
Aber diese Entscheidungen fallen nicht am Bahndamm von Lubmin, sondern nach langem zähen Kampf in der Politik. Kein Castor ist es wert, dafür seinen Kopf zu riskieren. Denn diese Köpfe werden noch gebraucht.
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Kommentar von
Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).