: Jukebox
Auch die Seele ist letztlich die Frage des Markenrechts
Manchmal muss man die Seelenlage prüfen und nach den letzten Dingen fragen. Schauen, was bleibt. Wie lange etwa nur so als Beispiel die Rolling Stones die Rolling Stones bleiben? Wenn Charlie Watts nicht mehr dabei wäre, wahrscheinlich schon noch. Und wenn Keith Richard fehlt, was dann? Würde Mick Jagger das Unternehmen tatsächlich unter dem alten Namen weiterführen? Es geht also um Markenschutz. Dürfte da Ringo, nur weil er den Rappel kriegt, die Beatles neu begründen. John und George müsste er ja nicht mehr fragen. Paul würde schmollen. Aber wären das dann die Beatles?
Da widmet man sich vorübergehend lieber erst einfacheren Fragen. Ob man in Deutschland den Soul kennt, kann schon mit Blick auf die Plattenhülle links geklärt werden. Eher nicht. „You got soul“, sang Johnny Nash. Soulgetränkter Rocksteady mit Geigenhimmel. In nichts steht der Song seinem Hit „I can see clearly now“ nach. Und die deutsche Plattenfirma machte daraus ein hanebüchenes „You got soal“.
Sweet Soul Music. Was für Berry Gordy Jr. das Rascheln dicker Banknoten war. Er schrieb das Lied „Money (That’s What I Want)“ mit der schönen Zeile „Money don’t get everything, it’s true/ What it don’t get, I can’t use“, und das war gleich der erste Hit für sein frisch gegründetes Label Motown, das man durchaus als Synonym für Soul verwenden darf. Motown wie Motor City, Detroit. Die Heimat des Labels und der Autoindustrie der USA. Der Niedergang Detroits zur Geisterstadt ist derzeit ja immer wieder eine TV-Reportage wert. Die Marken haben Probleme, und trotzdem sind die Markenzeichen ja weiter da.
Wahrscheinlich liegen die Rechte an gut eingeführten Bandnamen längst bei Anwälten, die das als Franchise-Unternehmung handhaben könnten. Jedenfalls gab es das schon, dass mehrere Bands mit gleichem Markennamen gleichzeitig durch die Lande getourt sind. Auch so eine Motown-Vorzeigeband wie die Temptations (Referenzhit: „Papa was a Rollin’ Stone“) musste eine derartige Masse an Mitgliederwechseln, Auflösungen und Wiedervereinigungen erleiden, dass von Original niemand mehr recht sprechen will. Am Dienstag treten sie mit den Four Tops, einer weiteren Motown-Ikone, die über die Jahrzehnte weitaus größere Konsistenz im Gruppengefüge bewies (Referenzhit: „Reach Out I’ll Be There“), im Tempodrom auf. Johnny Nash sang: „Soul is hard to find/ So why don’t you come on now and let it shine.“ Show some respect. Namen sind Schall. Später Rauch. THOMAS MAUCH
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